seit mind. 2 Jahren verfolge ich begeistert deinen und andere themenverwandte Blogs. Bisher war ich nur Leser und komme nun erstmalig zu Wort.
Ich versuche nicht meine ganze Lebensgeschichte niederzuschreiben! ;)
Mein Name ist Stefan und bin 32 Jahre alt. Ich bin glücklich verheiratet und habe einen knapp 2 Jahre alten Sohn. Ein Geschwisterchen ist auch bereits unterwegs. :-)
Wir wohnen in einem Vorort nördlich von Hamburg. Glücklicherweise haben wir eine Genossenschaftswohnung ergattern können, um nicht die horrenden Mietpreise im Speckgürtel von Hamburg zahlen zu müssen. Wir leben auf 94 Quadratmeter, verteilt auf 4 Zimmer, für sagenhafte 715,- € warm im Monat (exkl. Strom/ Wasser). Ein Auto besitzen wir nicht, da wir alles notwendige fußläufig erreichen können. Zu meiner Arbeitsstelle als IT Administrator in Hamburg komme ich bequem mit der U-Bahn.
Mit dem Sparen und dem Auferlegen eines Sparplans habe ich leider erst recht spät begonnen, aufgrund meiner vorheriger Unwissen- und Unbekümmertheit. Schulden hatten wir jedoch nie in großer Höhe.
Mein Vollzeitjob bringt uns 2800,- € netto im Monat ein. Zusätzlich gehe einer Nebentätigkeit nach (ebenfalls als IT Administrator) und verdiene dort nochmals 300,- € im Monat. Dazu kommt noch das Kindergeld von 192,- € im Monat. Meine Frau ist derzeit nicht berufstätig, um sich voll und ganz unseren Kindern widmen zu können. Sobald unser künftig Zweitgeborenes in den Kindergarten geht, wird meine Frau zumindest wieder Teilzeit als Einzelhandelskauffrau arbeiten gehen wollen.
Von unseren derzeit knappen 3300,- € netto gehen monatlich 500,- in unseren gemeinsamen ETF-Sparplan (klassisch 70% World, 30% Emerging Markets). Weitere 500,- € monatlich legen wir weg für Urlaube und sonstige (notwendige!) Anschaffungen sowie für mögliche künftige Investitionen. Für unseren Sohn besparen wir seit Geburt ebenfalls einen ETF Sparplan mit derzeit 50,- € im Monat. Unser Depot hat derzeit einen Wert von 12.000 €, auf dem Tagesgeldkonto liegt ein „Notgroschen“ in Höhe von 15.000 €. Wir besitzen (notwendige) Genossenschaftsanteile in Höhe von 5000,- €. Darüber hinaus haben nur eine Haftpflichtversicherung und eine Reisekrankenversicherung.
Wir leben recht einfach und deutlich unter unseren Verhältnissen. Wir legen jedoch einen sehr großen Wert auf gesundes Essen und kaufen von daher Obst und Gemüse nur in Bio-Qualität ein. Derzeit sind wir auf einen gutem Weg zu Vegetariern, mal schauen wie weit das gehen wird. Darüber hinaus versuchen wir unseren ökologischen Fußabdruck zu minimieren und geben auch acht auf Nachhaltigkeit.
Der Job als IT-Administrator erfüllt mich derzeit leider nicht (mehr). Ich möchte die Gelegenheit nutzen und nach der Geburt unseren zweiten Kindes in Elternzeit für zwölf Monate zu gehen. Aufgrund meines Verdienstes würde ich (meiner bisherigen Recherche nach) 1800,- €/ Monat an Elterngeld bekommen, was auch bereits den Höchstsatz darstellt. Dazu kommen dann 2x 192 € Kindergeld und weiterhin die Einnahmen aus meinem Minijob (300,- €/ Monat). Wir wären dann zwar für das eine Jahr nicht in der Lage weiterhin (viel) Geld zu sparen, jedoch möchte ich diese einmalige Gelegenheit nutzen, um Zeit mit meiner Familie verbringen zu können. Darüber hinaus ist es mein Ziel, langfristig etwas auf eigene Beine aufzustellen. Was genau, steht noch nicht fest, da ich bisher meinen „Spirit“ noch nicht gefunden habe. Ich hoffe aber, dass mir das eine Jahr Auszeit dazu verhelfen wird. Sicherlich werde ich nicht direkt nach dem einen Jahr ein tragfähiges Unternehmen aufgebaut haben, aber anfangen kann man zumindest.
Das Jahr 2016 war leider sehr düster für uns. Mein einziger jüngerer Bruder (27) ist aufgrund eines Unfalls gestorben, und einige Monate später ist meine Mutter an Krebs im Alter von 60 Jahren verstorben. Dies ist auch ein Grund für meine geplante Auszeit. Abgesehen von den seelischen und körperlichen Anstrengungen (habe meine Mutter auch einige Wochen lang gepflegt), habe ich die ersten Monate unseres Sohnes so gut wie nicht genießen und vollumfänglich daran teilhaben können. Nach der ganzen schlimmen Zeit fühle ich mich jedoch gestärkt für die Zukunft.
Meine Defizite sehe ich derzeit im Sport, derzeit schaffe ich es aber immerhin 1-2 mal die Woche laufen zu gehen.
Ich finde es toll, dass es Blogs wie deinen gibt, die einen Tag für Tag immer wieder motivieren weiter zu machen.
Leider ist es auch in meinem Freundeskreis nicht sehr einfach über Geldthemen zu sprechen, weil man „es ja hat und nicht darüber spricht“.
Gibt es hier weitere Väter unter den Lesern, die bisher länger in Elternzeit waren? Ich würde mich sehr über einen Erfahrungsaustausch freuen!
Anbei ein Foto von uns (noch) Dreien in Schattengestalt aus unserem Urlaub in Griechenland!
Viele Grüße an alle Leser und natürlich an dich Tim. Mach weiter so und vielen Dank für deine ganzen Tipps und Anregungen!
Stefan Sommer
************************
Es tut mir leid, dass Du durch eine so schmerzvolle Zeit musst. Du legst mit den 500 Euro ETFs im Monat ein Fundament. Die 50 Euro in den ETF-Sparplan für Euer Kind seit Geburt sind prima. Dass ihr beide auf ein Auto verzichtet, ist super.
Hallo Stefan,
das hört sich doch nach einem guten Plan an. Macht weiter so!
Ich hab zwar nur meine 2 Partnermonate Elternzeit genommen, bin aber danach gleich in Teilzeit und bisher auch geblieben. Die Zeit, gerade mit einem Baby, ist so wertvoll.
Folgend ein Video zum Investmentsteuerreformgesetz.
https://m.youtube.com/watch?v=PmMtUNaAv1o
An Mark,
du hattest doch mal eine Hitliste von guten Finanzbücher verlinkt oder? Dachte ich hab sie gespeichert, find sie jetzt aber nicht mehr. Kannst du mir den Link bitte nochmal zur Verfügung stellen. Danke&Gruss, Mr. B
Hallo Stefan,
Klasse Einstellung mit der längeren Elternzeit als Papa. Mein Partner und ich, beide Mitte bis Ende 20, sind zwar noch ein paar Jahre von unserem Kinderwunsch entfernt, können es uns aber sehr gut vorstellen ein ganzes Jahr zusammen in Elternzeit zu gehen. Selbst falls Eltern- und Kindergeld nicht ganz ausreichen sollten haben wir ja noch ein paar Jahre Zeit um ein finanzielles Polster und ein kleines passives Einkommen aufzubauen. Leider habe ich in meinem Bekanntenkreis noch niemanden, der eine solche Konstellation ausprobiert hat und davon berichten kann…
Servus
ich war 6 Monate in Elternzeit. Es war eine tolle Erfahrung auch wenn der Wiedereinstieg etwas schwer war da man doch mal sich komplett resetet
Hallo Stefan,
ich wünsche dir & deiner Familie alles Gute. Deine Verluste tun mir sehr leid. Die Auszeit ist eine gute Idee und ich hoffe, dass du deinen Wohlfühl-Weg wieder findest.
Hallo Stefan,
ich habe ebenfalls 6 Monate Elternzeit genommen und während dieser Zeit meine heutige Selbständigkeit geplant und umgesetzt. Tue es und versuche auch danach Zeit für die Vater-Kind-Beziehung zu haben. Gerade in den ersten 6 Lebensjahren ist diese fürs spätere Leben prägend. Deine Kinder werden während ihres Heranwachsens kaum noch männliche Bezugspersonen haben.
Alles Gute!
W.
Hallo Stefan,
ich habe zum Glück noch nicht etwas ähnliches wie du erleben müssen und war auch noch nicht in Elternzeit Ich finde aber deinen Schritt sehr gut und mutig. Ich war die letzten Jahre wegen einem mehrjährigen Projekt in einem geistigen Tunnel und breche erst jetzt wieder am an Wochenenden oder an ein paar freien Tagen daraus aus. Manchmal erschrecke ich etwas davor, wieviel ich nun an anderen privaten Gedanken und Entscheidungen aufzuholen habe.
Von daher sollte ganzen 12 Monate noch einmal etwas ganz anderes bewirken, wenn du komplett vom Arbeitstrott befreit bist. Ich drücke dir die Daumen für Eingebungen die dich weiterbringen und wünsche dir alles Gute!
Hallo Stefan,
mein Mann hat auch bei beiden Kindern parallel mit mir eine Auszeit genommen und es war eine tolle Familienzeit die mit keinem Geld der Welt aufzurechnen ist.
Mirsind nur direkt drei Aspekte aufgefallen, die du beachten solltest, bzw. Wo du dich noch weiter informieren solltest.
1. Für die Monate in denen Kind Nr 1 noch unter 3 ist bekommst du 10 % Geschwisterbonus also zusätzlich 180€ monatlich.
2. Meines Wissens nach darf man während des normalen Elterngeldbezuges (nicht Elterngeld plus) keinen Cent hinzuverdienen. Das heißt, dass du auch den Nebenjob ruhen lassen müsstest. Bzw wenn du weiter arbeitest würde es dir zu einem sehr großen Teil von den 1800 € wieder abgezogen.
Ich wollte beim ersten Kind ein paar Stunden im Monat aushelfen, weil bei der Arbeit Not am Mann war, habe es aber dann nicht gemacht weil ca. 90 % meines Verdienstes sofort vom Elterngeld abgezogen worden wären.
Am besten du lässt dich noch bor der Geburt bei deiner Elterngeldstelle beraten.
Und denk dran, du musst die Elternzwit spätestens 7 Wochen vor errechnetem Termin beim Arbeitgeber beantragen.
3. Und letzter Punkt: Krankenversicherung.
Solltest du freiwillig gesetzlich versichert sein, fallen auch in der Elternzeit Beiträge an. Auch hier am besten mit der Krankenkasse telefonieren und das vorab klären. Soweit ich weiß sind Pflichtversicherte in der Elternzeit von Beiträgen befreit.
Viele Grüße und viel Spaß in der Elternzeit!
Hallo Stefan!
Also ich bin bis vor kurzem auch für mehr als 5 Monate zu Hause geblieben (Hospizkarenz), da unser Sohn Jakob schwer krank ist (seit Geburt Dialysepatient …) Für uns Drei war die gemeinsame Zeit sehr wichtig und auch notwendig, da sonst sicher einer von uns nun ausgebrannt wäre.
Du hast in letzter Zeit wohl auch einiges durchgemacht. Ich bin der Meinung, dass man so etwas nicht verdrängen darf. Man muss mit sich selbst ins reine kommen.
Meine Mutter ist selbst im Jahre 2012 an Krebs verstorben und nun ein krankes Kind …
Halte trotz allem die Ohren steif und sei da für deine Familie und gönnt euch die Auszeit, vorallem wenn ihr finanziell so gut aufgestellt seid.
Familie ist viel WERT! – Die Sonne kommt wieder und die düstere Zeit geht vorüber! ?
Beste Grüße,
Alex
@ Rita
Interessant, welch unglaublichen Bürokratenstaat unsere Politiker aufgebaut haben, um Menschen vom Arbeiten und Geldverdienen abzuhalten.
Hallo Stefan,
leider kenne ich mich mit dem Thema Elterngeld überhaupt nicht als, meine Beiden sind schon so erwachsen damals hatten wir eine völlig andere Rechtslage.
Wenn dir dein Arbeitgeber die Möglichkeit gibt so lange Zeit aus dem Job auszusteigen, dann würde ich es an deiner Stelle auch machen. Gerade im Hinblick auf eure zu verarbeitenden Schicksalsschläge tut eine Auszeit der Seele sehr gut. Nicht umsonst spricht man von einem Trauerjahr. Manchmal dauert das Trauern auch länger, da man aus unterschiedlichen Gründen zuerst nicht dazu kommt.
Gibt es die Möglichkeit und gibt es das Gesetz her, dass du deinen Nebenjob (eventuell vorübergehend) in eine selbstständige Tätigkeit umwandelst? Immerhin, möchtest du dich sowieso selbstständig machen, damit wäre dies ja eine erste Testphase.
Vielleicht ergibt sich ja für deine Frau rechtlich gesehen in diesem Jahr die Möglichkeit einen Nebenjob anzunehmen. Der Vorteil wäre, dass sie dies eventuell ohne finanzielle Einbußen für euch tun kann und sie wäre mal wieder vorrübergehend im Job, was sicherlich später den Wiedereinstieg erleichtert. Wenn ihr Verdienst knapp über den 450 € liegen würde, wäre eventuell sogar euere Krankenversicherung abgedeckt.
Hier benötigt ihr, wie Rita bereits erwähnt hat, eine umfassende Beratung.
Ich wünsche dir viel Eingebung und tolle Ideen für deine zukünftigen Pläne.
Take care,
June
Ich habe ebenfalls Elternzeit genommen, es waren bei mir 2 Monate (da ich nach der Geburt auf Grund einen Jobwechsels aber noch mehrere Wochen Resturlaub abzubauen hatte, hatte ich effektiv länger Zeit).
@Felix
Zur Stelle, die bei uns für das Elterngeld zuständig war, habe selten so eine unbürokratische und hilfsbereite Behörde erlebt. Das fand ich schon echt super.
@Versicherung
War freiwillig gesetzlich versichert, kompliziert wird’s wenn die/der Partnerin privat versichert ist. Aber auch wenn nicht lohnt m.E. ein Anruf bei der Versicherung.
Wenn du die Möglichkeit hast, würde ich auch die Elternzeit in Anspruch nehmen.
Finanziell wird es auf jeden Fall ein Einschnitt sein, dafür ist die gemeinsame Zeit aber wertvoller als das Geld.
Mit den Verlusten kann ich dich gut verstehen – mein Beileid dazu.
Bei mir sind die letzten Jahre auch etliche Leute im nächsten Umfeld gestorben.
Das schlaucht ordentlich – phsychisch und physisch.
Von daher ist es mir auch ungemein wichtig, das leben in vollen Zügen zu genießen, auch wenn man sich das Ziel finanzielle Freiheit gesetzt hat.
Ein Jahr Elternzeit als Hauptverdiener zu nehmen finde ich sehr mutig. Euch fehlen dann nicht nur die 35% zum aktuellen Netto sondern die Partnerin verzichtet damit auch auf ihr Elterngeld, was mindestens die 300€ ( mit Geschwisrerbonus 375€) sind. Also zusammen 1375€ weniger pro Monat x 12. Das ist finanziell sehr viel. Auf der anderen Seite kommt die Zeit nie wieder und mit der günstigen Wohnung sollte das machbar sein. Die 1800€ Höchstsatz bekommt man aber auch nicht glatt ausgezahlt, irgendeine Pauschale ziehen die noch ab ( ich glaube Werbungskosten?). Ich würde den Nebenjob sein lassen damit du auch jetzt und nach der Elternzeit noch mehr Zeit mit deiner Familie hast.
Viel Erfolg