Wir haben ein veraltetes Finanzsystem. Am Bankschalter lassen sich die Deutschen „beraten“. Sie schließen dort munter Bausparverträge und Versicherungen ab. Gerne werden ihnen auch teure Investmentfonds verkauft. Nimm zum Beispiel den Templeton Growth Fonds, der kostet allein einen happigen Ausgabeaufschlag von 5,75 Prozent. Hinzu kommen ziemlich üppige laufende Kosten des Fonds. Das lohnt sich oft nicht für die Anleger: Denn die meisten Aktienfonds schaffen es nicht, einen simplen ETF zu übertreffen.
Hier siehst du den Templeton Growth-Fonds (rote Linie). Er ist teuer und läuft der Benchmark MSCI World Index (blaue Linie) deutlich hinterher:
Übrigens hat sich Franklin Templeton nach meinem Blogbeitrag gemeldet. Sie sagten, Herr Kommer habe das falsch verstanden und ich sollte meinen Beitrag korrigieren. Ich gebe ihnen die Möglichkeit, Missverständnisse in meinem YouTube-Kanal auszuräumen.
DVAG-Vermögensberater wollen Provisionen scheffeln, haben einen Interessenkonflikt
Die Vertriebstruppe von DVAG grast acht Millionen Kunden ab. Auf der Suche nach Provisionen. Neutrale Beratung kannst du dort meiner Meinung nach nicht erwarten. Einen ziemlich schlechten Ruf haben die DVAG-„Vermögensberater“. Das ZDF brachte eine ziemlich kritische Reportage:
Teure Investmentfonds würde ich nicht mit der Kneifzange anfassen. Statt auf umstrittene Berater zu hören, ist es erfolgsversprechender meiner Meinung einen günstigen ETF zu besparen. Vielleicht einen ETF von iShares (BlackRock) oder Vanguard. Ich bin ein Fan des Vanguard FTSE All-World. Mit einem Sparplan ziehst du das monatlich ein paar Jahrzehnte durch. Und dann kannst du wie ein Affe auf dem Golfplatz tanzen, wenn du es in die Freiheit geschafft hast.
Mit Nebenjobs zur finanziellen Freiheit
Ob du verheiratet oder Single bist, ein Nebenjob kann beim Vermögensaufbau helfen. Er kann zum Turbo werden. Vor allem wenn du früh anfängst. Bei mir war es so. Du kannst die Grundlage schaffen, um mehr Zeit für die Kinder zu haben, zu reisen bzw. finanziell frei zu werden.
Craig and Carrie Clickner haben aus einem Nebenjob heraus Tandem Consulting 2006 gegründet. Ihre Kunden reichen von Konzernen wie Home Depot oder Under Armour bis hin zu kleinen Händlern im Gesundheits- und Schönheitsbereich. Ihre Firma setzt mittlerweile drei Millionen Dollar um. „Wir erzählen Leuten gerne, dass unser finanzieller Erfolg mit Nebenjobs begann. Das Geld, das wir mit Tandem verdient haben, zusammen mit unseren Ersparnissen und früheren Nebenjobs, ermöglichte es uns, verschiedene Projekte auszuprobieren.“ Darunter war eine Immobilienfirma und die Stiftung Tandem Giving Inc.
Heute hat das Clickner-Ehepaar acht Einnahmequellen, die eine siebenstellige Summen pro Jahr auf ihr Konto spülen. Zwei davon sind passive Einkommensquellen, die sie von ihren Mietobjekten in Wisconsin erhalten. Ihre Erfahrungen haben sie in einem Buch zusammengefasst: „So You Want to Start a Side Hustle“:
* Affilate
Nebenjobs: Blog, Bücher, YouTube, Fitnesstraining, Nachhilfe, Dogwalker, Ernährungsberatung
Nebenjobs oder Minijobs sind nichts Schlechtes. Sie können Spass machen. Nebenbeschäftigungen können deinen Horizont erweitern. Am Besten ist es, wenn dir die Arbeit Spass macht. Du kannst dich nebenher auch freiberuflich betätigen. Vielleicht erstellst du einen Blog, schreibst Bücher, machst YouTube-Videos, designst Websites.
Mein Webdesigner Sven Hamann fing erst nebenberuflich mit dem Webdesign an. Die meisten Kunden kamen aus Bremerhaven. Es waren Restaurants oder kleine Ladengeschäfte. Auf einmal war die Nachfrage so groß, dass er seinen Hauptjob aufgab, um sich auf seine Selbstständigkeit zu konzentrieren. Es läuft sehr gut.
Nachhilfe, Fitnesstraining oder Ernährungsberatung kannst du anbieten. Nicht alles wird erfolgreich sein. Aber du kannst immer was dazu lernen, selbst wenn du scheiterst. Von Rückschlägen wirst du stärker, klüger, besser.
Schauspielerin Nora Lum (Awkwafina) wuchs arm auf – Nebenjobs machten sie reich
Begeistert bin ich von Nora Lum alias Awkwafina. Die junge Schauspielerin wuchs in einem armen Stadtteil von Queens in New York auf, sie hatte eine schwere Kindheit. Ihre Mutter starb, als sie vier Jahre alt war. Die Großmutter zog sie auf. Der Großvater betrieb als chinesischer Einwanderer ein Restaurant in Flushing. Das Geld war knapp. Die Gaststätte ging pleite, sie verloren ihr Haus.
Sie machte viele Dinge: Musik, Schauspielerei, Rapperin, Autorin*, Moderatorin… überall glänzte sie. Ein Multitalent. Obwohl Nora Lum mittlerweile Multimillionärin ist, ist sie sehr sparsam geblieben. Sie kommt angeblich mit ein paar hundert Dollar über den Monat, sagt sie. Die Sparsamkeit hat sie von ihren Großeltern gelernt und fühlt sich so mit ihnen verbunden. Der Star kauft beim Discounter Target die Klamotten:
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
@Nebenjobs:
Wenn es ein Ausprobieren von unternehmerischen Ideen ist ohne gleich den sicheren Hafen des Angestellten-Daseins zu verlassen eine super Sache.
Wenn es zum zusätzlichen Geld verdienen wieder in einem Angestelltenverhältnis ist halte ich es für völlig falsch. In der Regel verdient man im Hauptjob wesentlich mehr als in Nebenjobs wie Nachhilfe geben, Aushilfe Einzelhandel oder ähnliches. Da nutzt man die Zeit für den Nebenjob besser dafür mehr als 100% im Hauptjob abzuliefern und den nächsten Karriereschritt zu machen, das hat im Normalfall eine deutlich höhere Rendite.
Gerade in jungen Jahren sind Nebenjobs zu empfehlen. Man lernt so viel. Warren Buffett hatte auch jede Menge Nebenjobs.
Ich lese gerade das Buch „Quit like a Millionaire“, von Kristy Shen und Bryce Leung, einem kanadischen Pärchen, die mit Anfang 30 ihre sechsstelligen Jobs aufgegeben haben. Seit 1 Mio. kanadische Dollar zusammen haben, was 9 Jahre gedauert hat, leben sie davon nach der 4% Regel und bereisen die Welt (im ersten Jahr 20 Länder auf drei Kontinenten).
Sie schildern das sehr nachvollziehbar und waren selbst überrascht, dass ihre ganzjährige Reisetätigkeit keine höheren Kosten verursacht als ihr vormaliges Berufsleben in Toronto, der teuersten Stadt in Kanada. Zudem stellten sie fest, dass ihr Depot nicht nur die jährlichen 40.000 CAD zum Leben und Reisen abwirft, sondern sogar noch wächst.
Sehr lesenswertes Buch mit gut nachvollziehbarer Geschichte.
Hi Felix, ja die beiden sind beeindruckend. Ich habe über sie schon mehrfach im Blog geschrieben:
https://timschaefermedia.com/?s=Kristy+Shen
@Nebenjobs: Keine schlecht Sache wenn es das richtige ist. Wirklich viel damit finanziell wuppen ist wohl eher Ausnahmen vorbehalten. Ich suche immer noch den idealen Nebenjob…
Ich sehe derzeit auch eine Menge sozialen Zündstoff bei meiner Nebentätigkeit als Immobiliengutachter. Die Immobilienpreise steigen deutlich schneller als die Einkommen selbst von Doppelverdienern wie Akademikern. Immer öfters erhalte ich Anrufe vor allem von Familien ob ich nicht jemanden kenne der seine Immobilie verkaufen oder vermieten will. Immer mehr Leute brauchen Nebenjobs um überhaupt halbwegs vernünftig über die Runden zu kommen. Weil Einkommen langsamer wachsen als Kosten für Wohnen, Strom, Leben. Für viele leider auch eine Wahrheit und nicht alle davon leben überschwänglich…
@Fonds: Würde ich nicht generell verteufeln. Spezialfonds können manchmal sinnvoll sein. Die Schwierigkeit liegt aber darin den richtigen zu finden weil es wohl nur wenig brauchbare gibt. Bis jetzt habe ich noch keinen langfristig guten Fonds mit Schwerpunkt China gefunden. Wer einen guten kennt gerne mitteilen….
@Ralf:
Die besten chinesischen Fonds findest Du meines Erachtens hier:
http://www.yihchina.com/en/product.html
Übrigens: In der aktuellen Ausgabe von Shares Magazin werden einige (Aktien-) Fonds mit Top-10-Holdings vorgestellt.
@Tobs
Du meintest wohl Fond anstatt Fonds bei deinem Link :-)
Der beste, weil günstigste ist für mich immer noch der Franklin FTSE China UCITS ETF, den es kostenfrei zum Beispiel bei der ING gibt.
https://www.franklintempleton.de/privatanleger/produkte/etf/fondsuebersicht/27852/franklin-ftse-china-ucits-etf
@Tim
Aktive Fonds würde ich auch nicht mehr anfassen. Ironischerweise haben die bei Templeton die günstigsten Emerging Markets ETF
https://www.franklintempleton.de/privatanleger/products/etf/passive-etfs
Jetzt hast Du mich verunsichert :-) und ich hab schnell mal nachgeschaut: Tatsächlich scheine ich es aber richtig geschrieben zu haben. Von Fond (Singular) ist der Plural: Fonds.
Einfach Salz in den Fonds dann wird es Brühe :)
Ich wundere mich wo die Zeit für einen Nebenjob herkommt. In meiner Vollzeitarbeitszeit war weder Zeit noch Energie für andere Tätigkeiten vorhanden . Im Umkehrschluss würde ich vermuten , dass das für Leute in Teilzeit oder mit wenig fordernden Aufgaben möglich wäre. Dann würde ich persönlich lieber den Hauptjob intensivieren/wechseln und ein höheres Gehalt beziehen. Das erscheint mir stressfreier und zielgerichteter.
Wenn man keine Angst vor Arbeit und dreckigen Händen hat, gibt es interessante Nebenjobs, ich kenne jemanden der bietet Radwechsel an in den entsprechenden Jahreszeiten am Abend und Wochenenden (zu Zeiten wo Reifenhändler und Garagen nicht mehr arbeiten jedoch viele Arbeitnehmende nur da Zeit finden) und verdient damit fast gleich viel wie in seinem normalen Job.
Aber ist natürlich kein Zuckerschlecken von 18-23h noch in der Garage zu stehen und im Akkord Winterräder zu wechseln ;)
Ich verticke teilweise Hifi Geräte auf Kleinanzeigen. Meine Regel ist recht einfach gestrickt. Pro 1h Zeitaufwand, möchte ich mindestens 100€ verdienen, sonst kaufe ich kein Gerät an.
-M
@-M: Wenn du in deinem Hauptjob mehr als 100 € die Stunde verdienst, würdest du dann trotzdem den Nebenjob für 100 € machen?
Das kommt vermutlich darauf an, wieviel h ich in der Woche dann arbeiten würde.
Da ich aber weit davon entfernt bin, sind 100€/h in Ordnung und oft liege ich auch bei >200€/h.
Ich muss das aber auch ein wenig relativieren…. ich mache da nicht im Monat 10-20h und verdiene >1000€, dass ist einfach, ab und an ein kleiner Verdienst für sehr wenig Aufwand, wenn sich was ergibt.
-M
Alternativ konzentriert man seine Energie auf eine erfolgreiche (und dann finanziell lukrative) Karriere bzw. Selbständigkeit.
Respekt Tim zu deinem Artikel über Templeton Fonds, die beschweren sich und du setzt direkt nach anstatt zu kuschen. Zahlen lügen nicht, da können die sich auch noch so ärgern. Mein Schwiegervater ist mit dem Fonds übel auf die Nase gefallen, aber der Berater hat gut verdient. Ich bin heilfroh das ich damals mit 20 wiederstanden habe und kein Geld im den Fonds investiert habe. Ich stecke mein Geld in den vanguard All world, da ist es gut aufgehoben, trotz des Crashs am Freitag. Danke für den Blog
Und wenn du schon mal dabei bist @Tim dann hake auch gleich mal zu den desaströsen Hasenstab-Fonds von Templeton nach.
@ Nebenjob
Ich würde gerne nebenher auch was verdienen, da ich in meinem Hauptjob im Öffentlichen Dienst stark unterfordert bin. Eigentlich die ideale Ausgangslage für eine unternehmerische Tätigkeit nebenher, wenn ich nur wüsste, was ich genau machen sollte. Den x-ten Finanzblog oder Youtube-Channel zu starten, macht nicht wirklich Sinn. Ich habe auch schon auf diesen Freelancer-Seiten geschaut, da gibt es allerdings eher Jobs für die ich nicht geeignet bin (Marketing, Webdesign usw.) oder die Überlaufen sind und für wenig Geld von digitalen Nomaden in Asien und Lateinamerika gemacht werden (Übersetzungen usw.).
Du könntest zum Steinmetz umschulen und lauter Grabsteine mit „Der reichste Mann auf dem Friedhof“ oder „Er lebte zwar nicht glücklich hatte aber jede Menge ETFs“ oder so ähnlich anfertigen. Hier im Blog gäbe es genug Abnehmer :-)
@MrPinoCavallo
@stark unterfordert
Vorschlag: Pflegehilfskraft in einer Covidstation(nach kurzer, interessanter Ausbildung).
Du tust was Gutes für deine Mitmenschen, verdienst was, kommst drauf, das Geld nicht alles ist und wirst von den Finanzblogs garantiert abgelenkt.
@ Nobby & Wolke
Verstehe jetzt ehrlich gesagt diese reißerischen Kommentare nicht. Ich jammere ja nicht rum, sondern suche nur nach einer Möglichkeit „mehr“ zu machen bzw. mich weiter zu entwickeln, da ich eben noch viel Zeit und Energie habe.
Ich würde heruntergekommene Wohnungen kaufen, diese aufhübschen und wieder verkaufen oder vermieten.
Kannst nicht innerhalb deines Berufes dich weiterbilden und aufsteigen? Stark unterfordert ist nicht gut.
-M
@Nebenjob
Schön ist auch, wenn nicht das ganze eigene Leben monetarisiert werden muss. Neben interessanter Tätigkeit kann einem diese Arbeit sehr viel zurück geben. Im (Sport)Verein mithelfen, Übungsleiter sein, in der Schulbücherei, Sportfest, Umwelt- & Artenschutz mithelfen, BetreuerIn / Mentorin usw. usw. bringt am Ende persönlich mehr als eine um 200€ erhöhte monatliche Sparrate für einen Nebenjob bei dem wertvolle Erholungszeit drauf geht nur um de Geldes willen.
Ich finde wie zB @Lejero / @Alter Schwede, der Einsatz im Hauptjob zahlt sich oft auch sehr aus. Neben zukünftig mehr Einkommen gibt es oft interessantere Projekte usw. Wenn das nicht so ist, lieber den Arbeitgeber mit Bedacht wechseln und dort ein paar Jährchen Gas geben um den gewünchten Status zu erreichen. Wer im Boreout angekommen ist sollte sich aufraffen und die Komfortzone noch einmal verlassen.
@MrPinoCavallo
Wieso reißerisch? War total ernst gemeint!
Ist aber eh nicht verwunderlich, daß Finanzblogleser die Idee, Kranken zu helfen, absurd finden.
@MrPinoCavallo
Wie alt bist Du denn? Was machst Du beruflich resp. was wären deine Stärken?
Ich finde wenn man jung ist sollte man vieles ausprobieren und hierzu eignen sich Nebenjobs. Ich habe allerlei gemacht, ich wusste zwar dass das Meiste nicht Dinge sind wo ich mal tun möchte aber es hat trotzdem Bereicherung/Erkenntnis/Erfahrung gebracht und nicht nur Geld.
Wenn es darum geht möglichst gutes Geld zu verdienen müsste man sich fragen, was kann man gut, was andere vielleicht nicht können und was macht man gern?
08/15 Nebenjobs die jeder machen kann sind gut wenn man noch sehr jung ist als Erfahrung, auch als Student aber später sollte es einem entweder finanziell oder emotional etwas bringen.
Vielleicht suchst Du eher eine Geschäftsidee dann wäre es eher kein Nebenjob sondern eher eine Teilzeit-Selbständigkeit, dann geht es noch eher in obige Punkte (Stärken/Interesse/Leidenschaft).
@Nebenjob: Nach dem heutigen grottenschlechten Tarifergebnis im ÖD wird das Thema Nebenjob für mich wohl an Bedeutung gewinnen. Die Gewerkschaften verkaufen es natürlich als super Ergebnis (Einmalzahlung 1.300 €, Lohnsteigerungen aber erst im Dez. 2022 um 2,8 %).
Wie würdet ihr entscheiden? Festhalten am (durchaus interessanten und sicheren) Job im ÖD und Reduktion auf 4-Tage-Woche (z.B. auf 80 oder 90 %) zugunsten mehr freiberuflicher Tätigkeit als zweites Standbein? Ich könnte dann meine Gutachtertätigkeit vermutlich besser angehen als bisher. Oder komplett kündigen und woanders ganz neu beginnen (bin halt auch schon 44 und habe erst vor 3 Jahren gewechselt)? Wäre für Meinungen dankbar…
@Ralf
Altersrente? Mit welchem Job schaut’s da besser aus?
ÖD ist dich schon Altersrente :-)
2,3% für die Leistungsträger ist doch mehr als geleistet :-)
Man kann auch zur Freiwilligen Feuerwehr gehen. Gibt bei jeden Einsatz etwas Geld und man tut was für die Gesellschaft.
Meine Meinung, hart und fair: Den ÖD weiterhin auf 100 Prozent laufen lassen und parallel mit 100 Prozent mal voll in Dein Nebengewerbe reinklotten. Bitte das nicht als Häme misszuverstehen, aber als ÖDienstler kannst Du von Deiner Grundauslastung auch mal parallel klotzen. Dann siehst Du ja, ob‘s was wird, und kannst dann immer noch später im ÖDienst reduzieren. Wenn Du allerdings schon als ausgeruhter ÖDienstler meinst Deine Stunden reduzieren zu müssen, damit Du im Nebenjob überhaupt Erfolg hast, sehe ich das gesamte Unterfangen at risk. Also: Knall jetzt mal so richtig zwei Jahre parallel und dann allokierst Du je nach Erfolg und Entwicklung die Ressourcen um.
Nicht jeder im ÖD hat eine geringe Auslastung oder viel Homeoffice. Ich habe häufig Außendienst, Baustellen etc. und regelmäßig Überstunden. Daher ist das im Nebengewerbe derzeit nicht ganz so easy….
Ich gehe mit Tim mit, weil es sich auf mehreren Einkommensstandbeinen einfach besser/sicherer stehen lässt. Und man erweitert dadurch sein Wissen sowie seine Fertigkeiten.
@ Ralf
Die Frage wirst Du vermutlich selbst am besten beantworten können. Hier im Forum können vermutlich die wenigstens ein Angestelltengehalt mit einem im ÖD Beschäftigten inklusive Rentenbetrachtung vergleichen. Für Dein Profil in Kombination mit Selbstständigkeit wird es noch schwieriger. Ich würde an Deiner Stelle auch prüfen wie Deine Rentenansprüche und/oder Beamtenpension bei reduzierter Arbeit oder bei einem Wechsel aussieht.
Ich habe damals selbst eine Bewerbung auf eine Stelle im ÖD geschrieben. Das Gehalt wäre dort sicherlich niedriger gewesen. Wie es in Kombination mit höheren Rentenanspruch aussieht, weiß ich allerdings nicht.
Wir haben selbst keine guten Erfahrungen mit Angestellten im ÖD bis in die Politik. Da muss immer wieder aufs Neue ein mit Fachpersonen besprochener Sachverhalt erneut präsentiert werden. Das Niveau ist teilweise absolut unterirdisch. Da fragt man sich schon, weshalb ein Gespräch mit einer Fachkraft durchgeführt wird, wenn im Anschluss eine fachfremde Amtsperson erneut aufgeklärt werden möchte. Bis alles abgeklärt ist, haben sich seltene Lurche angesiedelt, für die ein Umsiedlungsverfahren eröffnet werden darf.
Einfach mal klotzen statt meckern.
Ich finde den Corona Bonus im ÖD ein Witz. Da bekommen Leute einen Bonus dafür, dass sie im Homeoffice waren und dabei teilweise nicht mal Tagelang erreichbar waren. Bei der Bundespolizei habe ich von einem Fall gehört, da wurde einer in den Homeoffice geschickt und zwei Wochen später kam heraus, dass er gar keinen Computer hatte und nicht arbeiten konnte. Ähnliche Fälle gab es bestimmt zu Hauf.
Corona Bonus für Homeoffice … also dafür das man es bequemer hat. Und Projekte werden einfach verschoben, alles egal. Es gibt ja den einen Grund der für alles herhalten muss. Das liebe Wort Corona…
Für mich fehlt da jedes Verständnis, dass man sich über den Tarifabschluss beschwert.
Mann sollte nicht alle über einen Kamm scheren. Nicht jeder im ÖD hat eine geringe Auslastung oder viel Homeoffice. Ich (Angesteller) habe regelmäßig Außendienst, Baustellen etc. und schiebe Überstunden. Ich beschäftige mich auch viel mit Themen der Digitalisierung wie BIM und einschlägiger komplexer Software. Daher ist das im Nebengewerbe derzeit nicht ganz so easy….
Der Tarifabschluss ist für mich unterirdisch. Eine tabellenwirksame Erhöhung kommt erst in einem Jahr mit den 2,8 Prozent. Dieser Coronabonus wird via Gießkanne verteilt, besser hätten sie den Kollegen in der Pflege einen doppelten Bonus gegeben. Oder eine Prämie an Kollegen, die wirklich was leisten und Innovationen schaffen. Ich werde daraus Konsequenzen ziehen, bin aber noch unsicher in welche Richtung. Mein konkreter AG ist selbst sehr unzufrieden und befürchtet eine Abwanderungswelle bei angestellten Ingenieuren. Leider sind ihnen finanziell weitgehend die Hände gebunden weil sie fast keinen Spielraum haben was Tarifliches angeht.
@Ralf
Ich würde eine besser bezahlte Stelle suchen, die Gelegenheit ist nicht besser wie jetzt. Wenn es denn gar nichts ist, kannst Du ja wieder zurück, wenn die Situation so ist wie du sie beschreibst und Mangel an Ingenieuren herrscht, vielleicht auch zu besseren Konditionen.
Bei Selbständigkeit aufbauen bin ich immer kritisch, wenn jemand danach fragt. Man muss schon der Typ dazu sein und dies wirklich wollen und dann fragt man niemanden nach seiner Meinung (insbesondere nicht „ob“ sondern eher dann „wie“). Nebenberuflich etwas aufbauen ist schön und gut aber irgendwann muss man sich entscheiden denke ich, sonst ist es einfach eine Form von „Nebenjob“, und dann bin ich bei Lejero und alter Schwede, besser dann fokussieren auf den Hauptjob. Diversifikation in Ehren, aber das beste Risikomanagement ist heutzutage am Ball bleiben (Weiterbildung etc.) und da macht sich ein AG-Wechsel auch nicht negativ im Gegenteil, 3 Jahre sind ja nicht 6 Monate.
Ich finde jedenfalls ein CV kritisch, wenn jemand 15-20 Jahre beim selben AG war. Natürlich ist es auch nicht optimal wenn jemand alle 3-6 Monate gewechselt hat. Aber jeder Wechsel bringt dich schlussendlich am schnellsten weiter, von der Erfahrung, Netzwerk wie auch finanziell.
@Ralf
Aber wie willst Du es machen? Am vollen Klotzen, anfänglich neben ÖD, führt doch kein Weg vorbei. Du musst doch erst mal schauen, was Du an Geschäftsvolumen aufbauen kannst, bevor Du den Hauptjob reduzierst, allein aus Risikogesichtspunkten. Und unabhängig, wo Du Dich weiterentwickeln willst, musst – gerade anfänglich – überproportional investieren. Weil Du mal Außentermine im ÖD hast, bist Du doch wohl nicht so erschöpft, dass dann nix mehr ginge? Falls doch, ehrlich und nicht hämisch gemeint: Belasse alles so, wie es ist.
@ -M & Bruno
Ich bin 36 und habe zuvor bei einer Unternehmensberatung gearbeitet.
Genau genommen arbeite ich nun nicht direkt im ÖD, sondern für ein privatwirtschaftliches Unternehmen (GmbH), das jedoch zu 100% dem Staat gehört und wir werden ebenfalls nach TvÖD für Kommunen bezahlt.
Keine Frage, in diesem Job habe ich keinen Stress mehr und ich sehne mich keinesfalls nach meinem alten Beraterleben zurück. Trotzdem ist es nicht so, dass ich tatsächlich 8 Stunden beschäftigt bin und ich habe noch vielen Energie über den Zag übrig.
Meine Stelle hat den Charakter eines internen Beraters. Sie ist neu geschaffen worden und ist als One-Man-Show konzipiert – und ich genieße die damit verbundenen Freheiten. Nur bedeutet dies natürlich auch, dass an der Stelle die Karriereleiter auch gleich endet, sofern man die Stelle selbst nicht mit zusätzlichen Kompetenzen ausstattet. Ein Karrieresprung wäre nur durch eine Besetzung einer anderen Stelle möglich, z.B. Leiter Finanzen, hier ist der aktuelle Inhaber allerdings noch relativ jung und die Position daher auf absehbarer Zeit nicht zu haben.
Neben dem finanziellen Aspekt würde daher eine unternehmerische Tätigkeit mir vor allem einen neuen Erfahrungshorizont bieten. Daher sagte ich ja schon bereits, dass meine derzeitige Situation eigentlich ideal dafür ist, nebenbei noch was neues auszuprobieren und gleichzeitig die Sicherheiten einer Festanstellung zu genießen.
Ideen hätte ich genug, aber die sind primär im Tech-Bereich. Zu viele Ideen um alles bei uns selbst umzusetzen.
Ich denke erzwingen kann man sowas nicht einfach Augen und Ohren offen halten, vielleicht springt Dich ja in NY eine Idee an. Oft sind einfache Dinge spannend, und diese dann zu perfektionieren.
@Bruno: Danke für deinen Rückmeldungen. Hier kling viel Erfahrung und Kenntnis mit. Ich werde es beherzigen, muss allerdings auch über einen kompletten Branchenwechsel nachdenken. Innerhalb meiner Branche ist das Gehaltsgefüge bei vielen Betrieben recht ähnlich mau. Danke nochmals
Naja, die Karte „Coronabonus“ nutzt man um Einmalzahlungen bei Nullrunde attraktiver zu gestalten. Für den medizinischen Dienst wurde nebenher einiges getan. Der Abschluss ist aber ansonsten grottenschlecht, bei 5%+ Inflation und bisher schon schlechtestem öffentlichen Tarifvertrag. Wundert mich bei Verdi aber nicht wirklich.
Es gibt ja immer zwei Seiten einer Medaille: Wenn es für den ÖD schlecht ist, ist für den Steuerzahler gut.
Auszunehmen ist das medizinische Personal. Da werden keine angemessenen Knappheitsgehälter und -prämien gezahlt. Aber warum zB. der Finanzbeamte in seinem warmen Stübchen eine Corona-Prämie erhält, ist schwer verständlich.
Weil es keine Coronaprämie ist, sondern die Einmalzahlung als (schlechter) Ausgleich für eine Nullrunde. Das ist Gang und gäbe – man nutzt hier nur das Mäntelchen der Coronaprämie, um Lohnnebenkosten und Steuer zu sparen.
Ansonsten ist dein Finanzbeamten-Beispiel nicht ganz schlüssig – Beamte haben keinen Tarifvertrag und müssen sich nicht mit Arbeitskampf oder Gewerkschaftsbeiträgen die Finger schmutzig machen. Hier geht es in erster Linie um Angestellte. Für den öffentlichen Dienst wird es schwierig noch gute Leute zu finden bei dem Tarifgefüge, sobald Spezialisten gebraucht werden, schaut man in die Röhre.
„Wenn es für den ÖD schlecht ist, ist für den Steuerzahler gut.“
Viele Jobs werden zukünftig digitalisiert werden können, all diese Adminjobs welche Auskünfte erteilen, Akten von A nach B und zurück etc. und noch vieles mehr, braucht es keine Leute mehr. Von daher werden da viele Kosten eingespart werden können, sofern man das auch will (einmalige Investition vs. laufende Kosten).
Die Frage ist dann halt, was man mit den Leuten macht, welche so ihren Job verlieren, denn das sind ja dann vermutlich nicht jene Leute, welche jene Lücken füllen können, wo aktuell vielleicht Fachkräfte fehlen.
Aber das ist kein Problem nur des ÖD das betrifft die ganze Arbeitswelt, die halt für die heutigen Bedürfnisse viel zu starr ist.