Ich heiße Michael, bin 46 Jahre alt und leidenschaftlicher Börsianer. Mein Weg an die Börse begann vergleichsweise spät. Doch wie so oft im Leben musste erst ein solides Fundament geschaffen werden. Familie, Haus, Kinder – all das hatte Priorität, bevor ich mich intensiver mit dem Investieren befassen konnte.
2017 wagte ich dann den ersten Schritt und startete mit einem ETF-Sparplan über 25 bzw. 50 Euro. Aus heutiger Sicht viel zu spät. Doch damals war das die richtige Entscheidung. Mein größter Vorteil? Mein Sparbewusstsein war bereits ausgeprägt. Meine Frau und ich hatten unser Haus innerhalb von zehn Jahren abbezahlt, indem wir konsequent jährlich Sondertilgungen leisteten – ein Hebel, den viele unterschätzen. Diese Disziplin prägte unser Denken: Warum sollten wir aufhören zu sparen, solange es finanziell möglich ist und wir beide uns einig sind? Doch ohne meine Frau wäre all das nicht möglich gewesen. Sie hat meine Leidenschaft fürs Investieren nicht nur akzeptiert, sondern unterstützt – eine unschätzbare Grundlage für unseren gemeinsamen Weg.
„Buy and Hold“ untill old
Mit 39 begann ich, mich intensiver mit dem Aktienmarkt zu beschäftigen. Zunächst folgte ich meinem Bauchgefühl, kaufte nach subjektiven Einschätzungen, doch mit der Zeit veränderte sich mein Ansatz. Unzählige Stunden des Lesens, Studierens und Analysierens – insgesamt 82 Bücher über die Börse und Aktien – prägten meine Strategie. Ich entschied mich für eine langfristige Herangehensweise: Aktien zu erwerben, die ich im Idealfall für immer halten möchte. Ich habe nicht vor, mein Depot aufzulösen oder von den Erträgen zu leben. Bis zum Ruhestand werde ich arbeiten, ich habe mich damit arrangiert. Meine Strategie werde ich kontinuierlich verfolgen. Auch im Ruhestand werde ich nicht aufhören, Kapital an der Börse anzulegen – denn für mich ist das Investieren kein Ziel, sondern ein Prinzip, das mich mein Leben lang begleiten wird.
Diese Haltung spiegelt sich auch in der finanziellen Bildung meiner Familie wieder. Meine Kinder werden bereits früh mit dem Thema Aktien und ETFs konfrontiert, ebenso meine Frau. Jeder in unserer Familie besitzt ein eigenes Depot, das ich verwalte. Doch mein Ziel ist es, meine Kinder nach und nach zu selbstständigen Investoren zu erziehen. Meine 13-jährige Tochter ist bereits auf diesem Weg: Nachdem ihr ETF-Sparplan von Geburt an bespart wurde, investiert sie nun erste Beträge in Einzelwerte – natürlich mit meiner Unterstützung. Es ist mir wichtig, dass meine Kinder lernen, Risiken einzuordnen, Schwankungen auszuhalten und langfristig zu denken. Jede Marktsituation wird besprochen, Ziele werden definiert, Erfolge gefeiert – Schritt für Schritt.
Mein Depot ist auf 150.000€ gewachsen
Mein eigenes Depot ist mittlerweile auf 150.000 Euro angewachsen – eine Summe, die mich als „Normalsterblichen“ mit Stolz erfüllt. Doch die eigentliche Erkenntnis liegt nicht in der Zahl selbst, sondern im Wissen, das mich hierhergebracht hat. Kurssteigerungen, Dividenden und der Zinseszins sind über Jahrzehnte hinweg ein mächtiges Werkzeug. Ich selbst werde in meinem Leben keine finanzielle Freiheit mehr erreichen. Doch ich werde alles dafür tun, dass meine Kinder die Chance dazu haben. Und das geht nur mit fundiertem Finanzwissen – Wissen, das in Schulen und Universitäten nicht vermittelt wird. Es ist die Verantwortung der Eltern, hier den Grundstein zu legen.
Natürlich besteht immer das Risiko, dass meine Kinder ihr Depot später einfach auflösen und das Geld anderweitig ausgeben. Doch ich bin guter Dinge. Ein Beispiel zeigt, wie tief das Verständnis für Finanzen bereits in unserer Familie verankert ist: Letztes Jahr durfte jedes Familienmitglied einmalig 200 Euro, die aus Dividendenausschüttungen stammten, nach Belieben ausgeben. Die Freude war groß, doch ebenso die Fragen, die daraufhin aufkamen. Plötzlich war das Thema Börse allgegenwärtig – und genau so soll es sein.
Im erweiterten Familien- und Freundeskreis teile ich diese Leidenschaft allerdings mit kaum jemandem. Die meisten fokussieren sich auf Konsum, nicht auf Investitionen – und erst recht nicht auf langfristigen Vermögensaufbau. Dementsprechend suche ich mir Gleichgesinnte in den sozialen Medien, insbesondere auf Instagram, wo ich unter @aktienexperiment meine Gedanken und Erfahrungen teile. Es geht mir dabei nicht um Monetarisierung, sondern um Austausch und Inspiration.
Das Depot soll über 200.000€ und die Dividenden über 300€ im Monat steigen
Mein nächstes Ziel? Die 200.000-Euro-Marke, die ich bis 2026/27 erreichen möchte. Mein Fokus liegt verstärkt auf Dividendenwerten, da deren Ausschüttungen eine stetige Motivation sind. Meine aktuelle Sparrate beträgt 1.100 Euro monatlich, zusätzlich investiere ich rund 500 Euro für meine Frau und Kinder. Aktuell belaufen sich meine durchschnittlichen monatlichen Dividendeneinnahmen auf 200 Euro, bis Ende 2025 sollen es 300 Euro sein.
Es ist kein konkretes Ziel von mir, doch in einer fernen Zukunft wäre es natürlich ein Traum, meine gesamte Sparrate von 1.100 Euro aus Dividenden zu finanzieren. Bereits jetzt werden meine Sparpläne auf den S&P 500 und den MSCI World mit 200 Euro monatlich vollständig aus Dividendeneinnahmen gespeist – ein kleines finanzielles Perpetuum mobile. Der Weg zu 1.100 Euro monatlicher Dividende ist noch weit, aber ich verfolge ihn konsequent. Meine jährliche Rendite liegt derzeit bei über 14 %, was mir zeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Und wie auch immer sich die Zukunft gestaltet: Ich werde berichten.
In meinem Depot sind Apple, Waste Management, Microsoft, Procter & Gamble, Reality Income, Shell, Mowi und andere. Es gibt ein Video von Parquet, in dem mein Depot vorgestellt wird: 46-jähriger Beamter mit 129.000€ Portfolio! ? | Über Geld spricht man nicht! – YouTube )
Ein schöner Bericht und eine tolle Performance. Dank Michael fürs Teilen. Die Vorstellung durch Sumit habe ich bereits gesehen als sie veröffentlicht wurde.
Weiterhin viel Erfolg!
Anton
„Meine Frau und ich hatten unser Haus innerhalb von zehn Jahren abbezahlt, indem wir konsequent jährlich Sondertilgungen leisteten – ein Hebel, den viele unterschätzen.“
Unterschätzen finde ich eher suboptimal als Begriff. Das haben schon etliche Leute auf dem Schirm. Können es finanziell aber schlichtweg nicht leisten in großem Umfang. Hängt mit auch vom konkreten Kaufpreis, Zinssatz, Höhe des Darlehens, Gehälter und so weiter ab. Wie habt Ihr das daher gemacht (Ausgangssituation, Nebenjob, hohes Gehalt, Erbschaft, Schenkung)? Wie war die konkrete Ausgangsbasis um das besser einordnen zu können?
Der Leserbrief geht leider eher wenig auf Gehalt etc. ein so dass hier eine Menge Interpretationsspielraum bleibt. Oder ich habe es überlesen. Je nach Höhe der Besoldungstufe gilt im gehobenen und höheren Dienst: Mehr Netto vom Brutto. Leider gibt es keine Verbeamtung in meinem Bereich (öffentlich Angestellter), sonst hätte ich Netto in der Endstufe rund 700 € monatlich (nach Abzug Krankenkasse) mehr zur Verfügung.
Von daher interessanter Leserbrief, aber wichtige Parameter zur Einordnung (wir sind teils Zahlenliebhaber) fehlen.
4.500 Einkommen, siehst du auf dem YT Link in den ersten 30 Sekunden.
Ich denke, so wie hier geschildert geht/ging es vielen: Nach Ausbildung/Studium und erstem Job, braucht man zunächst eine Grundausstattung für das eigene Leben. Dann kommen Familie, selbstgenutzte Immobilie (wenn man es sich leisten kann), Autos, Urlaube..,, möglicherweise Studium der Kinder, pflegebedürftige Eltern, Jobprobleme – auch die enormen Abgaben hierzulande und neuerdings die Inflation lässt bei den meisten wenig übrig, um groß zu investieren. Viele Leute haben da wohl eher einen Bausparer (weil das in der Familie schon immer so war) und eine Lebensversicherung (gilt gleiches wie zuvor). Da bleibt wenig bis nichts am Monatsende. Und wer es dennoch an die Börse wagt, gerät oft auch noch in einen formitablen Crash und sieht sein sauer Verdientes und Erspartes Tag für Tag dahinschmelzen. Die Schmerzen bleiben, auch wenn die alten Hasen sagen, das seien nur Buchverluste und die gehen vorüber – es komme nur auf den Zeithorizont an.
Insofern sind wir hier wohl eine eher kleine Gruppe von Priviligierten, die sich mit dem Thema befasst und auch genügend Cashflow haben und die sich auch in schwierigen Phasen nicht haben entmutigen lassen und dabei geblieben sind.
Eines sollte man auch nicht vergessen, wenn man nicht reiner ETF-Sparplan-Purist ist hängt der durchschlagende Erfolg von ganz wenigen Aktienperlen ab, die den Depot-Turbo zünden. Bei waren das Microsoft, Apple, NovoNordisk und Tesla, die sich mehr als verzehntfacht, teilweise verzwanzigfacht haben. Und mit Palantir wächst gerade der nächste Tenbagger heran. Aber auch das muss man aushalten können: Die Schwankungen sind jetzt durchaus im Bereich von Jahresgehältern, in extremen Fällen geht es in Richtung eines Einfamilienhauses. Inzwischen macht mir das keine schlaflosen Nächte mehr – dieses Urvertrauen und die stoischen Gelassenheit habe ich von Tim gelernt. Dafür bin ich ihm dankbar.
Was Michael anbelangt, so verstehe ich den Dividendenfokus außer aus motivationalen Gründen nicht so recht. Jede Ausschüttung mindert bei Wiederanlage das reinvestierte Kapital um 28% – das freut den Fiskus (und wenn demnächst noch Habecksche Sozialabgaben darauf kommen, wird es noch schlimmer). Das ist auf lange Sicht eine Menge nicht investierten Kapital. Aber ansonsten finde ich mich in der Story wieder. Weiterhin viel Erfolg!
Wollte Ralf antworten
@Felix
Wie gehst Du denn bei der Aktienauswahl konkret vor?
Ich glaube bei Tesla bist Du auch gleich mit ca. 40 k (oder im Wert eines Autos) rein, oder täusche ich mich?
Bei Einzelheiten fehlt mir da noch etwas die Überzeugung, bzw. mache eher „kleine 2-3 x Tranchen“ mit 2-3 k, da ich meiner eigenen Unwissenheit vielleicht zu viel Beachtung schenken.?
„…Im erweiterten Familien- und Freundeskreis teile ich diese Leidenschaft allerdings mit kaum jemandem…“
Geht mir auch so. Bin immer wieder erstaunt, wie wenig präsent das Thema Börse und Investment im Bekanntenkreis ist.
Bei Normalverdienern würde ich es noch verstehen, aber bei Leuten mit sechsstelligen Kontoständen und guten Gehältern ist das schon sehr verwunderlich.
Je mehr Geld auf dem Konto, desto intensiver der Konsum.
Jedenfalls Gratulation zu den 150.000. Mit 46 ist man heutzutage noch jung, da ist noch einiges drin.
Ich teile meine Begeisterung für die Börse auch nur mit wenigen.
In Zukunft würde ich mir wünschen, wenn Ihr Eure Depots bei Tim ausführlicher vorstellt und nicht ein Link zu einem externen Video oder externe Seite.
Liebe Grüße
Bedeutet Beamter zu sein, etwa nicht gleichzeitig die Finanzielle Freiheit?
Zitat: „Bereits jetzt werden meine Sparpläne auf den S&P 500 und den MSCI World mit 200 Euro monatlich vollständig aus Dividendeneinnahmen gespeist – ein kleines finanzielles Perpetuum mobile.“
Erstaunlich. Nicht das „Perpetuum mobile“. Sondern das man nach dem Studium von 82 Büchern noch dieser Auffassung sein kann… Tipp: Wenn Du zwei Girokonten anlegst und wöchentlich 200 Euro hin und her überweist, ist das Perpetuum 4x so gut. Und Du sparst Kapitalsteuern und Gebühren ;-)
150 k mit 46 plus abbezahltes Haus ist ja top. Da hast Du zur Rente ein Depot von rund einer halben Mio. Euro, keine Miete ( ja, natürlich Instandhaltung) und deine Pension. Läuft bei Dir, Glückwunsch!
Kann man als Beamter eigentlich auch früher mit Abzügen gehen?
Ist das die gleiche Person?
https://www.youtube.com/watch?v=BSWv2CY1e_A