Die meisten Menschen suchen an der Börse nach dem „nächsten großen Ding“. Sie jagen heißen Tipps hinterher, springen von einem Trend zum nächsten und versuchen, die Börse zu timen. Doch während sie hektisch hin und her traden, Gebühren sowie Steuern fressen ihr Geld auf. So ziehen die wirklich Reichen an ihnen vorbei – ganz leise und mit einer Waffe, die Albert Einstein angeblich als das „achte Weltwunder“ bezeichnete: den Zinseszins.
An der Börse reich zu werden ist kein Sprint und kein Hexenwerk. Es ist eine mathematische Gewissheit, sofern man zwei Dinge besitzt: Kapital und verdammt viel Sitzfleisch.
Das Prinzip: Geld, das Kinder bekommt
Stell dir dein Kapital als eine Herde von Kühen vor. Der Zinseszins ist der Prozess, bei dem deine Kühe Kälber bekommen. Anstatt diese Kälber sofort zu verkaufen (zu konsumieren), behältst du sie. Im nächsten Jahr bekommen nicht nur deine alten Kühe Kälber, sondern auch die jungen Kälber vom Vorjahr sind erwachsen und vermehren sich ebenfalls.
Genau das passiert bei Aktien:
- Kursgewinne: Dein Unternehmen wird wertvoller.
- Dividenden: Du erhältst Cash-Zahlungen.
- Reinvestition: Du kaufst von den Dividenden neue Aktien.
Dadurch wächst dein Depot nicht linear (1, 2, 3, 4…), sondern exponentiell (1, 2, 4, 8, 16…). Am Anfang sieht es nach wenig aus, aber nach 10, 20 oder 30 Jahren explodiert die Kurve nach oben. Ich habe diesen Effekt selbst unterschätzt. Ich habe mir nicht ausmalen können, wie groß mein Depot mal werden würde, als ich anfing. Es ist der helle Wahnsinn.
Nimm als Basis den MSCI World ETF als Sparplan. Das ist eine super Grundlage für dein Depot.
Die drei Hebel des Zinseszinses
Um an der Börse reich zu werden, musst du an drei Stellschrauben drehen:
1. Die Zeit (dein wichtigster Faktor)
Zeit ist mächtiger als die Sparrate. Wer mit 20 Jahren anfängt, nur 100 Euro im Monat zu sparen, wird am Ende oft reicher sein als jemand, der mit 40 Jahren 1.000 Euro spart. Der Zinseszins braucht Jahrzehnte, um seine volle Wucht zu entfalten. Warte nicht auf den „perfekten Zeitpunkt“. Der beste Zeitpunkt war gestern, der zweitbeste ist heute.
2. Die Rendite (Qualität schlägt Sparbuch)
Auf dem Sparbuch gibt es nach Inflation oft eine Nullrunde. Wer reich werden will, muss in Produktivkapital investieren. Historisch gesehen liefern Aktien etwa 7 % bis 9 % pro Jahr. Das klingt nicht nach viel? Dann denk an die 72er-Regel: Teile 72 durch deine Rendite (z.B. 8 %). Das Ergebnis (9) sagt dir, dass sich dein Geld alle 9 Jahre verdoppelt. Ohne, dass du einen Finger rühren musst.
3. Die Steuer-Stundung (der heimliche Reichtums-Turbo)
Das ist das Geheimnis von Buy & Hold. Jedes Mal, wenn du eine Aktie verkaufst, will der Staat seinen Anteil am Gewinn haben (Abgeltungsteuer). Dieses Geld fehlt dir im Depot für den weiteren Zinseszins. Wenn du aber – wie ich – deine Aktien über Jahrzehnte einfach hältst, arbeitet das Geld, das eigentlich dem Finanzamt gehört, weiterhin für dich. Das ist wie ein zinsloses Darlehen vom Staat, um dich reich zu machen. Das verstehen viele Anleger nicht. Die Steuern sind ein gigantische Geldfresser, den man so einfach aus dem Weg räumen kann.

Warum scheitern trotzdem so viele?
Wenn es so einfach ist, warum ist dann nicht jeder Millionär? Weil der Zinseszins eine psychologische Prüfung ist.
- Langeweile: Es passiert in den ersten Jahren kaum etwas. Die Leute verlieren die Geduld und kaufen sich lieber einen neuen Fernseher oder Urlaub.
- Angst: Wenn die Kurse um 25% oder 30% einbrechen, verkaufen viele im Panik-Modus. Damit vernichten sie die Basis für den Zinseszins. Besser ist es, den Sparplan weiter laufen zu lassen in Krisenzeiten oder sogar zusätzlich einzusteigen.
- Gier: Sie versuchen die Abkürzung über riskante Hebelzertifikate oder Pennystocks und landen beim Totalverlust.
Fazit: Werde zum „Millionär von nebenan“
Reich werden an der Börse ist das Ergebnis von Konsumverzicht heute für Freiheit morgen. Schau nicht auf den täglichen Aktienkurs. Schau auf die Anzahl deiner Anteile. Jeder Anteil ist ein kleiner Arbeiter, der Tag und Nacht für dich schuftet.
Bleib diszipliniert, kaufe Qualität und lass den Zinseszins die Arbeit machen. Die ersten 100.000 Euro sind die schwersten – danach übernimmt die Mathematik das Steuer für dich.
Fehler auf dem Weg dorthin habe ich etliche als Aktienpicker gemacht. Während Netflix, CTS Eventim, Microsoft, Meta, Apple, Alphabet, Bank of Amerika, United Airlines und andere exzellent liefen, lag ich bei PayPal, CarMax, Target oder Under Armour bis dato daneben. Am Freitag ist meine Nike-Aktie weiter abgestützt – ich hatte gehofft, dass die Flaute enden wird. Ich kaufe wohl weitere Nike-Aktien nach dem jüngsten Absturz um 10% zu.
Hier zeige ich dir mein gesamtes Depot: