Trumps Zoll-Chaos birgt Chancen: Er muss jetzt liefern, sonst weitet sich die Krise aus

Die US-Börsen stiegen am Donnerstag, es war der dritte Tagesanstieg in Folge. Endlich. Ich atme auf. Anleger hoffen auf eine Entspannung in US-Präsident Trumps Handelskonflikten.

Der S&P 500 legte um 2% zu. Am Montag war es zu einem starken Rutsch gekommen, gefolgt von drei Tagen mit deutlichen Kursgewinnen. Am Dienstag sagte Trump, er sei bereit, in den Zoll-Verhandlungen mit China „sehr zuvorkommend“ zu sein. Trumps Regierung hat den Eindruck erzeugt, als ob die USA mit China bereits verhandeln würden. Dem ist aber nicht so. Es handelt es offenbar um eine Täuschungsmanöver und Lügenmärchen. China stellte das klar. Dass eine Regierung derart lügt, ist erstaunlich.

Die Rallye brach ab, nachdem chinesische Beamte erklärt hatten, sie würden keine Gespräche mit den USA über die Handelsspannungen führen. Trump scheint sich in eine prekäre Lage manövriert zu haben. Einen eskalierenden Handelskrieg braucht er nicht. Schon jetzt kühlt sich die Konjunktur in den USA ab.

Die Konsumenten sind verunsichert, sie haben Angst. Amerikaner haben einen Gutteil ihrer Altersvorsorge an der Börse investiert. Sie haben in den vergangenen Wochen erhebliche Einbussen erlitten. Sie sorgen sich jetzt nicht nur um ihre Depots für die Rente, sondern auch um die Inflation und ihre Jobs. Die Folge: Sie kürzen ihre Ausgaben. Selbst große Markennamen, die bekannt sind für ihre Widerstandsfähigkeit in Krisen, warnen vor vorsichtigeren Konsumenten. Dazu gehören Chipotle, Pepsi und Procter & Gamble (P&G). Viele Konsumgiganten meldeten bereits schwache Quartalszahlen und schraubten ihre Prognosen zurück. Auch die großen Airlines spüren die Konsumzurückhaltung. Amerikaner machten seltener ihre Wäsche, berichtete P&G, was erstaunlich ist.

In den USA zeichnet sich immer mehr eine Rezession ab

Die Weltwirtschaft kühlt sich folglich weiter ab. Für die USA erwartet der Internationale Währungsfonds eine Rezession gepaart mit einer hohen Inflation, was auf Trumps Zollpolitik zurückgehe, argumentierte die Sonderorganisation der UNO kürzlich

He Yadong, Sprecher des chinesischen Handelsministeriums, erklärte am Donnerstag: „Derzeit finden keine Wirtschafts- und Handelsverhandlungen zwischen China und den USA statt. Alle Behauptungen über Fortschritte in den chinesisch-amerikanischen Wirtschafts- und Handelsverhandlungen sind unbegründete Gerüchte – ohne faktische Beweise.“

Der Sprecher des Außenministeriums in Peking, Guo Jiakun, bekräftigte Chinas Perspektive: Der Zollkrieg sei von den USA begonnen worden. China wolle nur unter bestimmten Bedingungen an Gesprächen teilnehmen. „Chinas Haltung ist klipp und klar: `Wenn Sie kämpfen wollen, werden wir bis zum Ende kämpfen. Wenn Sie reden wollen, steht Ihnen die Tür offen.´“

Konzerne, die eigentlich stark sind in Krisen, haben Probleme

Konzerne, die ihre jüngsten Ergebnisse vorlegten, sagten, dass die Zölle und wirtschaftlichen Unsicherheiten ihre Ergebnisse in den kommenden Monaten schmälern würden. So senkten Pepsi und Merck & Co ihre Gewinnprognosen. American Airlines zog ihre bisherige Prognose für den Rest des Jahres zurück, bis „die wirtschaftlichen Aussichten klarer werden“. UnitedHealth kollabierte nach seiner Prognosesenkung. Womöglich ergibt sich hier eine Chance.

Der Ölpreis dümpelt nach einem Absturz nahe des 3-Jahres-Tiefs. Es ist der reinste Horror, was passiert ist. Der Brent-Rohöl stieg zwar am Donnerstag um 0,4% auf 66 Dollar je Barrel. Angesichts der Ölpreisabsturzes sind eventuell die großen Ölriesen einen Blick wert: Exxon, Chevron, BP, Shell, Eni.

Nutze die Korrektur an den US-Börsen. Die Tech-Riesen werden immer attraktiver. Eine NVIDIA, Apple oder Amazon. Der Amazon-Kurs ist fast auf einem 12-Monats-Tief angekommen. Dabei sind die langfristigen Aussichten super: Cloud, e-Commerce, Online-Apotheke, Bio-Supermarkt, Video-Streaming Sparte… sie werden alle wachsen.

Die meisten Menschen sind begeistert, je besser die Dinge laufen. Je höher die Kurse, desto besser fühlen sie sich mit ihren Aktien. Sie kaufen tendenziell mehr, wenn die Kurse hoch sind. Und wenn es dann nach unten geht, sind sie deprimiert. Sie verkaufen tendenziell zu niedrigen Preisen. Mache Sie das Gegenteil: Gehe jetzt mutig an Bord. Vielleicht bei der zerbeulten Tesla-Aktie. Aber ich weiß, es fühlt sich verrückt an, in Krisen einzusteigen.

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Linda
22 Tage zuvor

Trump wirkt wie ein Pokerspieler, der sich an den Tisch setzt und sagt er habe das beste Blatt und All-In geht, in der Hoffnung, dass als anderen aufgeben.
Jetzt wo aber die Gegenspieler dagegen halten wirkt er wie ein Bittsteller, der darum bittet ob man nicht doch einge Chips vom Tisch nehmen könnte. Er wirkt derzeit sehr schwach.
Er hat ja inzwischen schon so oft etwas zurück genommen, dass doch jeder weiss, man muss nur hart bleiben und er knickt ein.
Er hat sich selbst zur „Lame Duck“ gemacht.

Bruno
22 Tage zuvor
Reply to  Linda

Bittsteller ist korrekt, wenn man sich dies mal anschaut…

Der US-Staatsanleihemarkt wackelt – fällt er auch? – Flossbach von Storch RI

Ist schon nicht ohne die Zinslast, auch wenn die Grafik exponentiell dargestellt etwas weniger dramatisch daher kommen würde.

Snoo
21 Tage zuvor
Reply to  Linda

Trump ist ein Blender sonst nix !! Mir tun nur die vernünftigen, fleißigen, 50 Prozent US Bürger leid, die ihn nicht gewählt haben !!

Stefan
21 Tage zuvor
Reply to  Snoo

Hahaha:-) Mir tun auch die 26%+ AFD Wähler in Deutschland leid, die einfach ignoriert werden!

Alliban
19 Tage zuvor

Man sollte m.E. Trump nicht als Vollidioten hinstellen, der nicht weiß, was er tut.
Die USA stehen offenbar unter Handlungszwang, weil Verschuldung und Handelsbilanzdefizit signifikant stärker zunehmen als das Bruttoinlandsprodukt. Die USA machen sich so finanziell abhängig von dritten und verlieren auf Dauer ihren wirtschaftlichen Einfluss (wenn nicht gegengesteuert wird). Ihre militärische Vormachtstellung werden sie sowieso verlieren (gegen China). Es gibt auf YouTube einen Beitrag von Prof. Rieck, der das Ganze m.E. sehr gut erläutert. Trump beschließt die Maßnahmen nicht selbst, sondern hat einen Stab dafür. Man kann über das Wie streiten (Prof. Rieck weist auf Ungereimtheiten hin), nicht aber über das Ob.
Was Zölle betrifft, gibt es in der Volkswirtschaftslehre sogar eine Gleichung, wie hoch Zölle in Abhängigkeit des Handelsbilanzdefizits gewählt werden sollten (Beitrag von Horst Lüning zum gleichen Thema auf YouTube). Da kommen bei China wahrscheinlich große Zahlen heraus.
Jedenfalls sollten wir hier in Deutschland nicht überheblich werden, sondern schauen, dass wir nicht in eine ähnliche Lage kommen (manch AfD-Wähler hat das vielleicht erkannt). Der Beitrag hier beschreibt ja, dass es dann unangenehm für die Bürger wird.

slowroller
19 Tage zuvor
Reply to  Alliban

Ums Überheblich werden geht es eher nicht – vor allem hat Deutschland ja das genau gegenteilige Problem: Unsere Handelsbilanz ist viel zu positiv. Ganz plakativ, was bedeutet das? In Deutschland wird im Vergleich zum Ausland zu wenig verdient – wir geben unseren produzierten Mehrwert ins Ausland anstatt hier im Inland zu investieren. „Exportweltmeister“ ist nie als positiver Marker gedacht gewesen. Im Gegenteil. Das gute ist, dass wir noch „cooles Zeug“ produzieren – aber wie zum Geier sollen denn westliche Volkswirtschaft wieder den Massenmarkt an Klamotten oder technischen Kleingeräten bedienen können?

Einen „perfekten“ Zoll kann es meiner Meinung nach nicht geben – weil gerade bei Zöllen so viele individuelle Einflüsse mit reinspielen. So will Frankreich seine Landwirtschaft schützen, die USA ihre SUVs…

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