Du hast das Geld für den Frühruhestand endlich zusammen. Du entscheidest Dich mit Deiner besseren Hälfte, in die Bretagne zu ziehen. Diese Region in Nordfrankreich ist günstig. Dort kannst Du für wenig Geld ein schönes Haus mit reichlich Land kaufen. Die BBC und Netflix zeigen eine Doku über ein britisches Paar, dass genau das macht. Bei Netflix ist eine Serie über Auswanderer, es sind spannende Storys darunter.
Die Amerikaner gehen gerne nach Florida in den Ruhestand. Das Klima ist im Winter angenehm. Die Lebenshaltungskosten halten sich in Grenzen. Eine Immobilie kann dort ein gutes Investment werden.
Hier kannst Du für 136.500 Dollar in Michigan am Long Lake ein Haus kaufen. Direkt am Ufer, mitten in der Natur. Der Wal-Mart ist 13 Meilen entfernt.
Oder schau Dir dieses Haus in der Nähe an. Klar kann man etwas renovieren. Da geht bestimmt einiges in Eigenarbeit. Ein Café, eine kleine Bar sind in wenigen Gehminuten erreichbar. Der Walmart ist 5 Meilen entfernt.
Ich denke, das ist großartig für Naturliebhaber. Das Haus eignet sich freilich nicht zum Protzen. Hast Du das Geld zusammen, kannst Du mit der Familie dorthin, wohin Du immer wolltest. Natürlich muss es finanziell passen.
Ich finde ein Depot, das wächst, ist gut für den Seelenfrieden. Es hat einen psychologischen Effekt, zu wissen, dass Du jederzeit in Rente gehen kannst, sobald Du Deine Minimum-Summe zusammen hast. Es ist das 25-fache Deines Jahresbudgets. Brauchst Du im Jahr 40.000 Euro zum Leben, ist 1 Million Euro nötig.
Ist Deine Hypothek abbezahlt, verändert sich Dein Verhalten. Dann ist es Dir egal, was Dein Chef von Dir denkt. Der Versuch, allen auf der Arbeit zu gefallen, geht verloren.
Früher hast Du gemacht, was von Dir verlangt wurde. Selbst wenn es Schwachsinn war. Du hast nur gehofft, Dein Gehalt zu bekommen. Und am Ende des Jahres wolltest Du eine gute Bewertung bekommen. Für den Bonus.
Du sparst im Depot still und heimlich 800.000 Euro zusammen. Psychologisch hilft es Dir. Du weißt: Du kannst nicht obdachlos werden, wenn etwas schief läuft im Büro. Deine Frau und Kinder siehst Du jeden Abend zum Abendessen. Das Wochenende hast Du frei. Du reduzierst die Arbeitszeit. Du hast viel mehr Mut, „Nein“ auf der Arbeit zu sagen.
Ein übergroßes Haus oder teures Auto spielt keine Rolle für Dich. Du weisst, das würde sich rächen. Du willst die Freiheit beibehalten. Das ist Dir wichtiger als alles andere. Du gehst zum Chef. Du sagst: „Ich brauche eine Auszeit.“ Du gehst. Mit Deiner Familie ziehst Du an einen anderen Ort. Direkt an den Strand. Ein Traum. Du machst mehr Sport. Kanu. Angeln. Ihr seid viel draußen in der Natur.
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Hier ein Leserbrief von Fabian, der mir super gut gefallen hat.
Hallo Tim,
ich wollte mich auf diesem Weg einfach mal bedanken für die Inspiration und die Informationen, die ich auch Deinen Artikeln und Interviews entnehmen konnte.
Schon seit meiner Schulzeit hat mich das typische gesellschaftskonforme Bild eines normalen Lebens total abgeschreckt. Schule – Studium – 40 Jahre arbeiten – Rente – Deckel zu. Für mich damals wie heute Grausamkeit par excellence.
Trotz meiner Abneigung gegen dieses konventionelle Leben, habe ich mich aufgrund der guten Berufsaussichten für ein Wirtschaftsstudium entschieden. Eigentlich paradox, da ein solches Studium die jungen Studenten ja noch viel mehr an das System anpasst. Hinterfragen lernen – Fehlanzeige. Obwohl ich top Noten und Stipendien hatte, war es für mich unvorstellbar, mich mein Leben lang mit BWL Themen beruflich auseinanderzusetzen. Da war sie wieder die Angst vor dem Hamsterrad, für das ich damals noch keinen Namen hatte. Also entschloss ich mich nach meinem abgeschlossenen BWL-Studium noch ein Medizinstudium anzufangen, das ich jetzt seit ca. 3 Jahren studiere. Ich bin jetzt 27 Jahre alt.
Ich war schon immer ein relativ sparsamer Mensch. Habe jedoch, wenn sich mal wieder größere Geldbeträge angehäuft haben, gerne größere Anschaffungen wie Reisen, aber auch Laptop, Kamera etc. getätigt.
Durch Zufall bin ich am Anfang dieses Jahres auf diversen Finanzpodcasts und Finanzblogs gelandet und habe mich dann intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Und nach vielem Reinlesen hat sich die finanzielle Freiheit als großes zu erreichendes Ziel herauskristallisiert. Ich habe sogleich angefangen, mehrere ETFs zu besparen. Ich ziehe es seit 5 Monaten durch. Zudem habe ich gerade einen sehr gut bezahlten Werkstudentenjob bei einem DAX-Konzern angenommen. Das Geld, das ich hierbei verdienen werde, werde ich zum größten Teil komplett in ETFs anlegen und den kleineren Teil für eine Weltreise nach dem Studium sparen. Ich denke 30K Depotvolumen bis nach dem Studium ist in jedem Fall realistisch.
Da mir zum Glück schlechte Finanzentscheidungen wie unnötige Versicherungen, Bausparverträge erspart bleiben werden, rechne ich damit, dass sich das Depot mit einem Arztgehalt nach dem Studium recht gut entwickeln wird. Wenn ich meine etwas konsumfreudigere Lebenspartnerin – ebenfalls Medizinerin – noch etwas motivieren kann, dann sicherlich noch besser. Schade allerdings, dass es in Deutschland nicht die steuerlichen Entlastungen der USA auf das Sparen ins Depot gibt. Ich bin auf jeden Fall auf eine Sparquote jenseits der 60% ab dem Start ins Berufsleben eingestellt.
Da wir beide in einer Großstadt leben, brauchen wir kein Auto. Eigentumswohnung ist nicht geplant, wenn dann später und zwar Cash ohne Fremdkapital, wenn die Kinder aus dem Haus sind und der Platzbedarf realistisch eingeschätzt werden kann. Lieber einen REIT besparen. Ansonsten hohe Aktienquote, da noch jung. Breites ETF-Depot mit möglichst geringen Kosten. Die Leier kennen deine Leser ja bestimmt, die ich nach meinem Wirtschaftsstudium bekräftigen kann.
Ob ich mit dem Erreichen meiner persönlichen finanziellen Freiheit aufhören werde zu arbeiten, weiß ich nicht. Vielmehr schwebt mir vor, wenn die eigenen Kinder aus dem Haus sind, die Praxis zu verkaufen und auch unbezahlte ärztliche Tätigkeiten im Ausland auszuüben. Und auf jeden Fall viel Reisen! Möglich gemacht durch die eigene finanzielle Freiheit.
Sehr wichtig ist es für mich, dass ich meinen Kindern ein entsprechendes Depot und die nötige Finanzbildung hinterlassen möchte, damit sie oder ihre Kinder nie für Geld arbeiten müssen. Die Betonung liegt hierbei auf dem Müssen. Ich denke, wenn mehr Menschen finanziell frei wären, dann würde es viel mehr Künstler, Reisejournalisten, Musiker oder Sportler und vor allem glücklichere Menschen geben. Mir ist es wichtig, ihnen die Möglichkeit zu geben, ihr eigenes Leben unabhängig von gesellschaftlichen Normen und finanziellen Existenzängsten zu leben. Ein Leben aufgrund von persönlichen Stärken und Interessen zu entwerfen und auszuleben, das wär schon toll!
Danke für die Inspiration und Anleitung zur Selbsthilfe,
Fabian
Das Wendland – schon lange Aussteigerland für Berliner und Hamburger mit gutem kulturellen Angebot und viel Natur :). Haus mit 5000 qm 50.000 €.
Wahnsinn wie billig die Hütten in den USA sind. Bei dem Angebot würde ich auch den Schwenk vom Mieter zum Eigentümer vollziehen. Jetzt fehlen nur noch die 800k. ;)
Grundsätzlich ist mir allerdings die Gegend zu flach und die USA zu wenig europäisch, zu sehr aufs Auto fixiert. Aber geht ja ums Prinzip.
Hallo tim
Ich wollte dich schon seit längerem etwas fragen.
Die FED erhöht seit längerem die Zinsen in den USA. Hast du eine Veränderung am Immobilienmarkt (oder auch im Kreditkartenbereich) bemerkt? Fallen die Preise oder stagnieren diese nur?
Übrigens, was du leistest, hier im Forum ist eine tolle Sache. Leider gibt es dies nicht, aber du solltest den Nobelpreis für Selbstlosigkeit und deinen unermüdlichen Einsatz zur Verbesserung der finanziellen Situation vieler Menschen bekommen.
Ein grosses Dankeschön von mir!
@ gorilla
Ja, die Immobilienmärkte korrigieren. Zum Beispiel sanken die Preise an der Südspitze Manhattans binnen Jahresfrist um 31%.
https://www.nytimes.com/2018/06/15/realestate/larry-silverstein-flees-the-old-fogeys-of-midtown.html
Wow. Nobelpreis, das ist ja nett. Merci.
Morgen zusammen,
wow, cooler Leserbrief Fabian, ich denke du machst vieles richtig. Dem Dank an Tim kann ich mich natürlich nur anschließen, auch mir hilft die regelmäßige Lektüre sehr meine Ziele klarer zu definieren und Motivation zu schöpfen.
Nach meiner Arbeit im Asset Management war ich selbst (noch ohne den Gedanken an finanzielle Freiheit) zum Sparplan auf ein gut diversifiziertes ETF-Portfolio übergegangen – nur hier im Blog wurde mir allerdings klar, wie wichtig eine extrem hohe Sparquote ist (denke aber bei max. 40 % stecken zu bleiben, um mich mit meiner Frau nicht zu sehr bei Urlaub/Lebensstandard einzuschränken). Dank Autoverzicht im sehr ähnlichen Gedanken wie Fabian zur eigenen Immobilie (Cash-Kauf nach Auszug der Kinder – genau richtig!) lebt es sich dennoch äußerst gut.
Am meisten geholfen hat mir zuletzt die Optimierung meines Excel-Haushaltsbuches. Mit Zwischensummen über vordefinierte Rubriken auf Monatsebene wurde alles viel transparenter als in meiner vorherigen Datei.
Grob orientiert habe ich mich dazu hieran:
https://frugalisten.de/mein-haushaltsbuch-mit-google-tabellen/
Thorsten,
Wendland ist schön. Aber auch die Uckermark oder die Prignitz sind schön. Und ganz billig kann man da Häuser mit großen Grundstücken kaufen. Vor kurzem war ich auf einen Kurzurlaub auf der Mecklenburgischen Seenplatte, fernab der größeren Touristengegenden. Absolut herrlich, diese Stille. Und immer in wenigen Minuten ein See in der Nähe, den man ganz für sich alleine hat.
Die meisten Menschen meinen, man wäre sehr einsam dort, weil dort alle Menschen wegziehen. Aber das ist nicht so, dass man da einsam sein muss. Eine gute Freundin lebt in der Prignitz. Dort ist sie in einem Blechbläserensemble und sie ist Jägerin, auch in einem Jagdverein. Darüber hinaus ist sie als Tierärztin sehr gefragt und hat viel mit Menschen zu tun. Und sie hat ein wunderschönes Haus dort, eine alte Fachwerk-Mühle an einem Bach. Man braucht halt Arbeit dort. Oder man hat ausgesorgt und ist Künstler da. Davon gibt’s dort auch einige, die sich regelmäßig treffen.
Ich hatte mal wirklich große Einsamkeit erlebt, eine Zeit lang. Da war ich aber mitten in Berlin. Ein andermal war ich sehr einsam, mitten in München. Auf dem Land war ich das nie, auch wenn einem da weniger Menschen begegnen.
Mit der Einsamkeit ist‘s ein Paradox, die ist dort am größten, wo die Bevölkerungsdichte am größten ist.
Viele Grüße und ’nen schönen Tag
Christian
Laut FAZ sind die Hauspreise bis 2014 mit die niedrigsten gewesen, zuvor haben wir auch schon mal 20 Jahre Werteverfall gesehen. Eine Immobilienblase wie in USA gab es nie.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wohnen/immobilienpreise-in-deutschland-sind-niedrig-13158653.html
Hier auch der Vergleich Immobilien Deutschland USA und andere Länder :
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wohnen/immobilienpreise-in-deutschland-sind-niedrig-13158653/reale-hauspreise-ausserhalb-13194103.html
Die ganze Betrachtung hilft zugegebenermasen Wohnungssuchenden in Ballungsgebieten wenig, was nützt das Billighaus auf dem Land, wenn man nicht zur Arbeit kommt.
Was in anderen Ländern kommt, passiert bei uns mit 10 bis 20 Jahren Verpätung, die Hauspreise werden weiter ansteigen.
@ Tim
Mit Verlaub: unsere Asylantenunterkünfte sehen ja schöner aus wie die Bude in dem Link :-)
Ne das wäre jetzt nicht so meins. Kann aber auch daran liegen, dass ich nicht in ein Bretterhaus (Blockhaus wäre was anderes) ziehen würde.
-M
@-M die Häuser in USA sind aus Sicht unseres Standards bessere Ferienhäuser oder Datschen. Da wird viel mit Optik gearbeitet, nicht auf Substanz. Die sind auch nicht für 50 Jahre gebaut wie bei uns. Mit unseren Vorschriften für Wärmedämmung dürfte man z.b kein US-Fenster in Deutschland einbauen Nicht einmal einen Toilettenspülkasten, da kommt das vierfache Wasser raus und funktioniert trotzdem nicht besser. Das generelle Umfeld und Infrastruktur ist vergleichbar mit den späten 50 er oder 60er Jahren in Deutschland. Elektrik, Zu- und Abwasser, besser nicht aufmachen. Da sind keine Standards, oft sind die Rohrquerschnitte zu gering und es kommt zu wenig Wasser oder es verstopft beim Abwasser. Für mich immer wieder interessant wie einerseits Hightec aus den USA hervorkommt (von einer kleinen Bevökerungsgruppe erforscht und produziert) , der Alltag für die Masse sich aber mit alter Technik ausgestaltet und dadurch viel Wasser, Strom, Benzin verbraucht. Alles nur meine persönliche Sicht. Unterschiede nach Region Stadt/Land/Wohnviertel mögen enorm sein. Neubau in Deutschland ist ein Vielfaches teurer, aber die Heiznebenkosten dann sehr gering. Isolierung hilft übrigens auch gegen Hitze, ist ja in vielen US-Staaten eher das Problem.
Mich haben die Häuschen auch an einer Gartenlaube erinnert, bei deren Abriß ich behilflich war. Mit 60qm für 129000$ auch sehr teuer. Im Link sieht man den Preisvergleich zu 2009 mit 80000$. Das sind in den letzten 10 Jahren ca. 65% mehr. Ähnlich bei uns.
@ Tim,
vielen Dank für deinen unermüdlichen Einsatz.
Mir helfen die regelmäßigen Artikel und die dazugehörigen Kommentare mich immer wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Die Freiheit durch entsprechende Rücklagen bei einem bodenständigen Leben ist ein sehr wertvolles Ziel.
Ich bin sehr dankbar seit ca 3 Jahren diesen Ansatz auf dem Blog (u.a) zu verfolgen.
VG Schwaberle
@Christian H. Zustimmung, gerade auf dem Land wo man meint da wäre nix ist das kulturelle Angebot gut und man ist von optischen Überreizen wie Werbetafeln, Autostaus und Menschenmassen befreit. Wenn man denn bereit ist wenigstens einmal die Woche mit den Auto zum 20 km entfernten Supermarkt einkaufen zu fahren… Die durchreisenden Städter sehen kaum etwas davon, einmal im Jahr ist hier die kulturelle Landpartie. Dann kommen auch die eingeweihten Hamburger ins Wendland. Aussteiger, Künstler, Rentner ganz genau. Und die Nachbarn kennen und helfen sich gegenseitig. Nirgends ist man einsamer als in der Großstadt, wenn man nicht aufpasst. In Mecklenburg werden die Grundstücke wohl noch größer sein ? Ich bin gerade auf dem Land, wir bekommen neue Fenster, die sind alle 50 Jahre mal fällig :lach:
Sorry aber dieser Leserbrief ist Mal wieder nur eine Traumwolke. Bis jetzt hat er finanziell noch garnix erreicht. Ich würde gern Mal einen Leserbrief lesen wo jemand vor 20 Jahren oder so mit dem Aktiensparen begonnen hat. Und nicht immer nur “ das mache ich nun „schon“ seit 2 Jahren oder so….
Kurze Frage, wie verhält sich die Assetklasse Aktien (global) im Vergleich zu Unternehmensanleihen global (Investement Grade)? Hat man damit eine niedrige Korrelation und niedrigere Depotschwankungen?
Z. B. https://www.ishares.com/ch/privatkunden/de/produkte/251813/ishares-global-corporate-bond-ucits-etf
@Max Leitner
Go, now it’s your turn…
Kannst es ja besser machen und tim was schönes schreiben und uns an deinem Leben und Investmenterfahrung teilhaben lassen ;-)
-M
@Max Leitner
Ja, ein Leserbrief von einem alten Hasen, das wäre mal was!
Hilda
@ Hilda
@ -M
Ich weiß ja nicht wie alt Ihr beiden seid. Ich könnte schon von fast 25 Jahren berichten. Aber ich werde den Deibel tun. Warum? Ich habe keine Lust mir in meinem Rentenalter von irgendwelchen Jungschen, die seit einem Jahr investieren, erzählen zu lassen, was ich hätte besser machen sollen. Es gab kein Internet, Informationen musste man sich mühsam aus der Zeitung holen. Die Zeiten waren einfach anderes. Und ich habe heute noch Werte von vor 2008, die immer noch nicht im Plus sind, sogar eine DAX-Fa. Außerdem habe ich die Internet-Blase teils und Finanzkrise voll mitgemacht wie andere auch.
Gruß
Anna