Ich bin bei Netflix nach einem Kurssturz um 70% eingestiegen und habe mir eine goldene Nase anschließend mit meiner Buy-and-Hold-Strategie verdient. Eingebrochene Wachstumswerte sind seither für mich ein Fokus. Sie sind eine Gelddruckmaschine, wenn du richtig liegst.
Kommt ein kriselnder Konzern wieder auf die Beine, können die Kurse sprunghaft klettern. Krisen sind daher eine Einladung zum Kaufen. Allerdings kannst du nie 100% sicher sein, dass eine Schwächephase bewältig wird. Dennoch sehe ich enorme Chancen, wenn man eine kritische Vorauswahl trifft. Allerdings kann ich keine Garantie für die folgenden 4 Aktien übernehmen, die ich als attraktiv ansehe.
Ich habe 4 Turnaround-Aktien ausgewählt:
- Carnival: Ich habe den Kreuzfahrer aus Miami während der Pandemie abgestaubt, als die Schiffe in den Häfen warteten. Der Kurs hat sich seitdem von den Tiefs erholt. Es ist eine weitere Erholung absehbar. Immer mehr Menschen lieben Luxusschiffe, was am zunehmenden Wohlstand und der alternden Bevölkerung liegt. Auch wenn man aufgrund der endlosen Büffets schnell ein paar Kilos zunimmt und die Hosen nicht mehr passen, steigen die Buchungszahlen. Das KGV beträgt 13, es gibt aber (noch) keine Dividende. Zum alten Rekordhoch ist es eine weite Reise. Ich bleibe mit meiner ewigen Halte-Strategie natürlich an Bord.
- Carmax: Nach dem Ende der Pandemie ließ die Nachfrage nach Gebrauchtwagen nach. Autohändler wie Carmax saßen plötzlich auf einem Autobestand, dessen Wertansatz zu hoch war. Denn die Gebrauchtwagenpreise fielen wie ein Stein. Von 150 Dollar krachte der Kurs dementsprechend auf 68 Dollar. Ich habe mir ein Aktienpaket zugelegt und rechne fest mit einer Kurserholung. Denn Gebrauchtwagen wird es immer geben, solange es Neuwagen gibt. Und der Markt ist gigantisch. Das KGV beträgt 18. Die neuesten Quartalszahlen lagen über den Erwartungen der Analysten, was Hoffnung macht. Auch erwirbt der Vorstand mehr Aktien über das Rückkaufprogramm. Nicht zuletzt ist die Bewertung mit dem 1,6-fachen Buchwert gering im langen Schnitt.
- Builders FirstSource: Der Konzern aus Texas produziert und liefert Baumaterialien und Fertigbauteile. Abnehmer sind Hausbauer, Subunternehmer und Verbraucher. 590 Vertriebszentren gibt es in den USA. Unter der Marke Ready-Frame bietet das Unternehmen auch fertige Boden- und Dachstühle aus Holz, Wandplatten, Treppen und Holzwerkstoffe an. Seit Jahren wuchs der Baustoffhändler wie blöd. Doch mit der schwachen Baukonjunktur (aufgrund der hohen Leitzinsen) kühlte sich das Geschäft ab. Die jüngsten Quartalszahlen zeigten, dass der Umsatz um 6% und der Gewinn von rund 259 auf 96 Millionen Dollar geschrumpft ist. Das kann das Ende der Talsohle sein. Gut möglich, dass der Kurs des einstigen Wachstumskonzerns bald nach oben dreht. Der Titel rutschte von 210 auf 114 Dollar. Positiv sind die massiven Aktienrückkäufe des Unternehmens. Das KGV beträgt nur 13, allerdings ist die Verschuldung recht üppig und es gibt keine Dividende. Ich habe die Aktie im Visier.
- Rentokil: Der britische Schädlingsbekämpfer verlor ein Fünftel seines Börsenwerts innerhalb von 12 Monaten. Eine Gewinnwarnung nach der nächsten sorgten dafür. Selbst die Probleme bei der Terminix-Übernahme, die mit 6,7 Milliarden Dollar 2022 viel zu teuer war, sind nicht gelöst: Die in den USA zugekaufte Terminix macht Probleme bei der Integration und wächst kaum organisch. Hinzu kommen steigende Arbeits- und Materialkosten sowie negative Währungseffekte, die den Gewinn schmälern. Das Unternehmen versucht mit seinem Plan „Right Way 2“, die Wende zu schaffen und konzentriert sich dabei auf die Verbesserung von Umsatz, Kundenbindung und Betriebseffizienz. Das KGV beträgt 24, die Dividende 2,5%. Der Trian-Hedgefonds von Nelson Peltz hat sich die abgestürzte Rentokil-Aktie unter den Nagel gerissen.
Tobias Carlisle schwimmt gerne gegen die Strömung
Der Deep-Value-Investor Tobias Carlisle hat ein Buch über unterbewertete Aktien geschrieben (Affiliate). Ich habe mit ihm schon vor einigen Jahren gesprochen. Er managt mehrere Fonds, die aber zuweilen auch bei kleinen Firmen einsteigen. In seinem Fonds, der auf mittelgroße Unternehmen setzt, ist übrigens Builders FirstSource seine Nr.1-Halteposition.
Ich bevorzuge bei meinen Turnaround-Wetten am liebsten Blue Chips wie Walt Disney, Boeing etc.
Angeschlagene Blue-Chips kann man sich wohl immer mal genauer anschauen. Es müssen aber auch wirklich die absoluten Marktführer sein. Bei Rentokill würde mich stören, dass Rollins viel erfolgreicher ist. Die bekommen das Thema M&A auch sauber umgesetzt. Vielleicht bekommt man sie auch mal irgendwann günstiger.
Aktuell wären für mich eher Unternehmen wie eine LVMH oder auch eine Coloplast interessant.