Microsoft, Nvidia, Meta, Apple, Alphabet, Amazon, Tesla befinden sich im Höhenflug. Aber was ist mit abgestürzten Aktien? Ich schaue mir einige an

Der Verkauf deiner Aktien, kurz bevor die Börse fällt, und der Kauf von Aktien, kurz bevor die Börse steigt, ist eine brillante Strategie. Aber es ist ein Traum. Dieses Kunststück bekommt kaum jemand hin. Sonst wären all die Trader steinreich.

Die überwiegende Mehrheit der professionellen Trader schafft es nicht. Unzählige Studien zeigen, dass es unmöglich ist für die meisten. Am besten ist es für Unsereins, wenn wir nicht traden, sondern langfristig durchhalten. Ein günstiger ETF ist eine super Grundlage. Und eventuell ein paar Aktien können wir dazu streuen. Das ist eine einfache, unspektakuläre Strategie. Aber welche Aktien machen Sinn?

Microsoft sprang kürzlich auf ein Allzeithoch, auch der Chipdesigner Nvidia befindet sich im Höhenflug. Es herrscht eine gute Stimmung an der Börse. Aber wie sieht es eigentlich mit den abgestürzten Engeln aus? Ich zähle ein paar Wachstumsaktien auf, die eingeknickt sind. Ist hier mehr Rendite zu holen angesichts der Euphorie bei wenigen Superstars aus dem Techbereich, die den S&P 500 dominieren. Die bisherigen Renditebringer sind mit großem Abstand Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla.

  1. Carl Zeiss Meditech (WKN: 531370): Der Medizintechnikkonzern aus Jena erlebte in den vergangenen Jahren einen stetigen Aufwärtstrend. Allerdings fiel der Kurs in den vergangenen 12 Monaten um 34%. Operativ entwickelt sich das Unternehmen jedoch positiv, mit steigenden Umsätzen und Gewinnen in den Bereichen Augenheilkunde und Mikrochirurgie. Die digitale Transformation des Gesundheitswesens und eine alternde Bevölkerung kommen dem Unternehmen zugutekommen. Allerdings ist das KGV mit 28 (2024) kein Schnäppchen. Die Dividende dürfte 1,2% bringen. Der Carl Zeiss Stiftung gehören fast 60% der Aktien.
  2. Encavis (WKN: 609500): Der Betreiber von Solaranlagen und Windparks steigerte voriges Jahr den Umsatz um 39%. Das operative Ergebnis legte um 33% zu. Für Rückenwind sorgten die hohen Strompreise und günstigen Wetterbedingungen. Jedoch stürzte die Aktie in den vergangenen 12 Monaten um 27% ab, mitunter belasten die gestiegenen Zinsen und Materialpreise. Encavis will seine Kapazitäten zur Erzeugung und Speicherung erneuerbarer Energien ausbauen, was zusätzliches Kapital erfordert. Aber in dem Sektor sind viele Player wie Orsted oder Siemens Energy in eine schwere Krise geschlittert. Die Pleite vom einstigen Höhenflieger SolarWorld ist eine Warnung. Encavis war selbst schon ein Pennystock, die Aktie gab es im April 2003 schon für 18 Cent.
  3. NextEra Energy: Der grüne Versorger aus Florida sank seit Januar um 31%, nachdem der Kurs zuvor auf 85 Dollar gestiegen war. Die Aktie war lange ein Dauerläufer. NextEra Energy ist hoch verschuldet und benötigt Kapital für den Ausbau seiner erneuerbaren Energiekapazitäten. Die gestiegenen Finanzierungskosten haben den Absturz mitverursacht. In den vergangenen 15 Jahren stieg der Kurs um immerhin 480% einschließlich Dividenden und darin ist der Absturz eingeschlossen.

Hier sind einige weitere Aktien, die in letzter Zeit abgestürzt sind und möglicherweise interessante Chancen bieten:

  1. Tesla (WKN: A1CX3T): Der Kurs des Elektroautoherstellers crashte dieses Jahr um 40%. Das ging auf die globale Halbleiterknappheit und zunehmende Konkurrenz durch andere Elektrofahrzeughersteller zurück. Auch die etablierten Hersteller holen beim E-Antrieb auf und bieten ihre Wagen drastisch unter den Tesla-Preisen an. Tesla hat weiterhin eine starke Position im Bereich der Elektromobilität (allein das Ladenetz ist führend) und erweitert seine Produktion weltweit. Einige Analysten sehen die Korrektur als günstige Einstiegsgelegenheit. Seit dem Börsengang schoss der Kurs um 16.000% nach oben und machte den Gründer Elon Musk zu einem der reichsten Menschen der Welt.
  2. Airbnb (WKN: A2QG35): Der Online-Marktplatz für private Unterkünfte ist im laufenden Jahr um etwa 45% an der Wall Street gefallen. Die Tourismusbranche kam während der Pandemie zum Stillstand, aber mit der Erholung des Reiseverkehrs gewinnt Airbnb an Fahrt. Das Unternehmen hat seine Dienstleistungen erweitert, um langfristiges Wachstum zu fördern.
  3. Intel (WKN: 855681): Den traditionsreichen Chipbauer stocke ich seit Jahren auf. Nvidia hat dem alten Konzern die Show gestohlen mit seinen super schnellen Grafikchips, die für die KI wie nie zuvor gebraucht werden. Intel investiert Rekordsummen in neue Fabriken.
  4. WW International (WKN: A2PSZQ): Ich hab den Diät-Konzern aus New York (einstmals Weight Watchers) im Depot und sitze auf einem schmerzvollen Verlust. Ich hab die Aktie weiter aufgestockt in den vergangenen Monaten, aber das Geschäftsmodell mit dem Abo ist schwierig. Hohe Schulden und sinkende Mitgliederzahlen sind eine schwere Bürde.
  5. Advance Auto Parts (WKN: 982516): Der Autoteilehändler musste seine Dividende kürzen. Umsatz und Gewinn laufen nicht mehr wie gewohnt. Ich hab mich hier eingedeckt nach der Gewinnwarnung samt Kurskollaps. Aber die Wende kann dauern. Der Rivale AutoZone ist moderner. Ein weiterer Nachteil: E-Autos brauchen weniger Ersatzteile und weniger Motorenöl als Verbrennungsmotoren.

Value-Aktien: Ich achte hier auf ein günstiges KGVs, eine attraktive Dividendenrenditen, ein niedriges Kurs-Buchwert-Verhältnis neben anderen Aspekten. Warren Buffett hat sich mit der Strategie eine goldene Nase verdient. Hier sind einige Value-Aktien, die vielversprechend sein können (aber keine Garantie):

  1. Toll Brothers (WKN: 871450): Der Hausbauer verdient solide und hat ein attraktives Geschäftsmodell. Das Buchwert-Multiple ist mit weniger als 1,4 günstig. Ich hab die Aktie seit langer Zeit im Depot.
  2. BP (WKN: 850517): Die Briten fördern Öl und Gas. Der Kurs ist stark gefallen, das dritte Quartal enttäuschte. Aber es gibt Potenzial für eine Erholung. Das KGV ist deutlich einstellig, das Kurs-Buchwert-Vielfache liegt unter 1,4. Die Dividende bringt 4,7%. Ich besitze Exxon und Chevron seit vielen Jahren. Auch Shell ist einen Blick wert.
  3. Radian Group (WKN: 906986): Der Hypothekenversicherer aus Pennsylvania wird günstig mit einem deutlich einstelligen KGV bewertet. Die Aktie notiert sogar 6% unterhalb des Buchwerts. Und kann von der Erholung des Immobilienmarktes profitieren.
  4. Carmax (WKN: 662604): Carmax ist neben AutoNation einer der größten Autohändler in den USA. Der Aktienkurs ist niedrig, aber Carmax hat eine starke Position im Sektor. Ich hab mir einige Carmax-Anteile unter den Nagel gerissen nach dem großen Absturz.
  5. Bank of America (WKN: 858388): Diese Bankaktie bietet eine günstige Bewertung und könnte von einer steigenden Zinskurve profitieren. Es ist eine meiner größten Positionen im Depot. Der Kurs liegt 9% unter Buchwert, das KGV nur 7.
  6. Occidental Petroleum (WKN: A1H7NB): Der Öl- und Gasförderer wird sehr günstig mit einem deutlich einstelligen KGV bewertet. Warren Buffett ist begeistert und deckt sich seit Monaten ein. Er sieht wohl Platz für eine Erholung.

Bitte beachte, dass Aktien immer mit Risiken verbunden sind. Es ist ratsam, vor einer Investitionsentscheidung gründlich zu recherchieren.

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Lad
11 Monate zuvor

Du solltest überall auf die haltbare Bewertung mit KBV und KUV achten. Die teuren Aktien können nicht 100 Jahre KBV 6 bis 2000, KBV N/A und KUV 6 bis 300 aushalten. Irgendwann müssen sie auf gesunde KBV < 3 und KUV < 3 fallen und ideale Zeit für den Crash von teuren Aktien ist der Zins 5 % bei FED. Was ist extrem überbewertet und sollte 2021-2027 tief fallen, auch wenn ihre Umsätze schön steigen: Adobe, Airbnb, Apple, Coca Cola, Hermes int., Intuit, Intuitive Surgical, Mastercard, Microsoft, Moody’s, Novo Nordisk, Nvidia, ServiceNow, Snowflake, Tesla, Visa. 

snoo
11 Monate zuvor

Der eine hat eine Strategie, der andere keine !!
Ich denke , jeder sollte eine gewisse Strategie fahren und sie dann auch konsequent durchführen !!
Ich persönlich halte mich fern von extrem Zyklikern, (Rohstoffe,EssensdiensteTextilunternehmen , Pharma, Banken;
Entscheide mich nur für Unternehmen mit hoher Nettorendite und hohem Eigenkapital.
Mit der erwirtschafteten Performance bin ich ganz zufrieden !!

42sucht21
11 Monate zuvor
Reply to  snoo

@snoo
ich dachte Pharma ist anti-zyklisch? Geraucht wird immer, geheilt und gegessen auch. Andre nicht-zykliker sind zB Hormel, Tyson, Symrise, Unilever usw. alle im Kurs gut zurück gekommen.
Welche !! Aktien haben Sie im Depot mit hoher Nettorendite und hohem Eigenkapital welche gut laufen?

11 Monate zuvor

Was haltet ihr von den Börsenprofis Lars Erichsen, Jens Rabe und Dirk Müller?
Jens Rabe verkauft Schulungen, Dirk Müller hat einen Fonds, Lars Erichsen macht Gewinne mit Traden.
Zu den Aktien wollte ich BP kaufen, bin aber schon gut in Shell investiert.
Tesla ist mir zu hoch bewertet, da sollen andere ihr Geld machen.

Daniel
11 Monate zuvor
Reply to  Josef

Lars Erichsen tradet zwar aber er kann hier ganz klar zwischen seiner Arbeit (Traden) und dem was er Privatmenschen empfiehlt (Buy-And-Hold ETF) unterscheiden. Ich finde er ist ein sehr angenehmer Zeitgenosse. Und im neuen Youtube Kanal von Timo Baudzus den ich auch gerne sehe, war er ja auch schon mal im Interview wenn ich das noch richtig in Erinnerung habe.

Dirk Müller mochte ich eigentlich noch nie. Guter Redner, aber meist nix dahinter. Jens Rabe hab ich früher gerne gesehen, aber seit ca. 1-2 Jahren merkt man einfach nur noch, dass er seine eigenen Schulungen verkaufen will und das das, was er zu sagen hat, für den Privatanleger keinen Mehrwert mehr bietet. Der Kanal ist inzwischen von mir genauso de-aboniert wie der von Aktien mit Kopf.

Andreas Schuster
11 Monate zuvor
Reply to  Daniel

Es geht nichts über Christian W.Röhl

Value
11 Monate zuvor
Reply to  Daniel

Hallo Dainel, sehe ich genauso . . . . . in den letzten Jahren gab es bei den Börsenbloggern/Podcastern eine unglaubliche Steigerung an Content, leider hat sich das auf vielen Kanälen auch auf die Qualität niedergeschlagen. Ich höre und schaue nur einen kleinen Teil an, lesen tue ich tatsächlich neben dem Blog von Tim nur noch 2-3 den Rest habe ich auch deabonniert (tolles Wort)

Leonie
11 Monate zuvor
Reply to  Value

Bei Jens Rabe und Dirk Müller sehe ich das genauso. Beide haben mit ihren Fonds gezeigt, dass sie eher Geld verbrennen als eine positive Rendite erwirtschaften. Der Fonds von Jens Rabe wurde ja auch eingestellt.
Bei Lars Erichsen habe ich kurz mal reingeschaut. Das ist mir viel zu kurzfristig gedacht und somit nichts für mich. Ob er privat einen Unterschied macht kann ich nicht beurteilen.
Gut finde ich bei Youtube derzeit nur „InvestmentFellows“.
Die haben für die Qualität, die die bringen eigentlich wenig Follower. Wahrscheinlich sind die nicht reisserisch genug.
Welche Blogger verfolgst du denn sonst noch?

Spartacus
11 Monate zuvor

BP, Shell, Occidental…ja interessant… was hältst du von Chord Energy, Tim?

Spartacus
11 Monate zuvor
Reply to  Tim Schäfer

das ist die Fusion von Oasis und Whiting Petroleum

Paluma
11 Monate zuvor

Bei Google Authenthikator habe ich keine QR Backup gemacht und mein Display ist defekt vom alten Handy. Gibts da noch andere Möglichkeiten wieder an den Generator zum Einloggen zu kommen?
60.000 € sind in Gefahr :-)

Christian
11 Monate zuvor
Reply to  Paluma

Ggf. beim MediaMarkt um die Ecke das Display tauschen lassen?

Paluma
11 Monate zuvor
Reply to  Christian

Ist wahrscheinlich die einfachste Möglichkeit. Können die das beim Mediamarkt machen? Wusste ich noch gar nicht

Christian
11 Monate zuvor
Reply to  Paluma

Hallo Paluma, ja, meißt haben die da solch einen Service-Desk, ich denke aber, dass es ein Sub-Unternehmer ist. Vielleicht einfach mal bei Google Maps nachsehen. Viel Erfolg!

Johannes
11 Monate zuvor
Reply to  Paluma

Du kannst auch bei der Bank Unterlagen fürs Zurücksetzen anfordern. Dann kann der zweite Faktor auf einem neuen Gerät eingerichtet werden.

Vince
11 Monate zuvor
Reply to  Paluma

Mit einem kompatiblen Handy kannst du auch so einen USB-C Hub mit HDMI und USB-Anschlüssen ans Handy anschließen. Da klemmst du dann Monitor, Tastatur und Maus dran, siehst das Handybild auf dem Monitor und kannst mit Maus und Tastatur entsperren.

Paluma
11 Monate zuvor
Reply to  Vince

Danke für die vielen Ratschläge.
Bei Buy and Hold hat man zum Glück keinen Stress :-)

Thorsten
11 Monate zuvor
Reply to  Paluma

…aber auch keine Outperformance…

Markus1
11 Monate zuvor

Bei Encavis und Nextera würde ich persönlich nicht reingehen.
Dafür in Tesla und evtl. Intel. Tesla kann niemand verstehen. Aber wir können ja in einem Jahr mal draufschauen.

Bin persönlich in die gefallenen Engel von Nikos: Chegg und Block eingestiegen.

Bank of America habe ich auch aufgestockt.

Christian
11 Monate zuvor

Intel und Oracle stehen auf meiner Liste. Intel entwickelt sich gerade zum Auftragsfertiger wie TSMC – und Oracle hat bei AI ordentlich aufgeholt. Bank of America habe ich bereits gekauft, dieses Jahr, allerdings nur eine kleine Charge.

Susanne
11 Monate zuvor
Reply to  Christian

Oracle steht auch auf meiner Liste. Qualmcom und Micron sollte man auch im Blick haben.

Tobs
11 Monate zuvor

Tim, Du schreibst ja bewusst von den abgestürzten Aktien.

Das könnte jedenfalls besser sein, als nun in die Magnificent Seven zu investieren, deren Lied gerade nun wirklich jeder besingt. „Ich denke, wenn man jetzt in die „Magnificent Seven“ einsteigt, ist das so, also würde man Anfang 1999 Dotcoms kaufen.“ (Jeffrey Grundlach).

https://www.handelsblatt.com/finanzen/maerkte/us-anleihen-bond-investor-gundlach-fuer-gute-loesungen-ist-es-zu-spaet/100001144.html

Kiev
11 Monate zuvor
Reply to  Tobs

@ Tobs

Wir haben aktuell bei weitem nicht das Bewertungsniveau von Ende 1999. Cisco würde ich grob mit Microsoft Stand heute vergleichen. Bei Microsoft finde ich ein KGV von 35. Bei Cisco waren es damals um 200.

Das heißt natürlich nicht, dass Microsoft heute billig ist. Ich war damals unter anderem in Cisco investiert. Was man halt so in seiner Jugend macht… Cisco war neben ein paar Deka Produkten noch mit am solidesten. Wenn auch ein wenig teuer.

Wer an ein Ende des Zinsanstieges im nächsten Jahr glaubt und die Rezession nicht als zu bedrohlich sieht könnte auch breit in Small Cap investieren. Die sind aktuell zumindest verhältnismäßig günstig und würden in dem Fall besonders profitieren. Ich habe bereits Small Cap Europe und Japan gesammelt. Ich mache einen angebrochenen World ETF noch voll und kaufe vielleicht ein paar Small Cap USA.

Es gibt aktuell durchaus günstige Segmente. Vielleicht werden die aber auch noch günstiger. Wer weiß das schon? Ich habe vor kurzem auch Reits wieder aufgenommen (Deutsche Wohnen und O). Ich mag die Langweiler.

Tobs
11 Monate zuvor
Reply to  Kiev

Ho Kiev, stimmt schon, auch wenn einige immer noch astronomisch teuer sind (Nvidia >115), sind andere manierlich in ihre Bewertungen gewachsen.

Folgendes gebe ich zu bedenken: Ihre KGV sind immer noch teils sehr knackig. Es hat in der Historie kein einziges Beispiel gegeben, bei dem Aktien dauerhaft ihre hohe Bewertung behaupten konnten. Eine Rezession kann immer ein willkommener Anlass sein, hier Bewertungsmaßstäbe zu Recht zu stutzen. Vergleiche die Nifty Fifty aus den 60ern. Das war seinerzeit auch sehr gute Wachstumsqualität und kein Schrott.

Wegen Zinswetten: Das die Zinsen am kurzen Ende runterkommen: Geschenkt. Aber nicht das lange Ende aus dem Ende verlieren, weil das der Maßstab für die meisten Refinanzierungen ist. Ich bin kein Kapitalmarktprognostiker. Aber man sollte eine Möglichkeit mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit versehen, dass es wieder zwischen kurz und lang einen Spread von mindestens 200 BP geben wird. MMT scheint am Ende, die 10 Jahresanleihen (USA) kauft keiner mehr wie von selbst und die USA haben sich ein bisschen ausgepowert. Es wird wieder Zins verlangt für langfristig verliehenes Geld. Ich vermute schon eher wieder zumindest eine gewisse Normalisierung der Zinsstrukturkurve. Darum bin ich auch gespannt, ob meine Refinanzierungen meiner Buden in 2,5 und 3,5 Jahren tatsächlich zu einem besseren Zins gelingen werden, als es heute der Fall wäre.

Was man aus der Erkenntnis macht, ist wieder was anderes. Ich kaufe weiterhin einfach cashflow starke Unternehmen, insofern ist für mich dann sogar ein gewisser Verschuldungsgrad ok. Und nun ja, ich habe ja meine russischen Titel, die thesaurieren… :-) Autsch.

Kiev
11 Monate zuvor
Reply to  Tobs

@ Tobs

Ich würde jetzt auch nicht wirklich eine Wette zu einer gewissen Zinshöhe eingehen. Die Leitzinsen wurden sehr schnell erhöht. Ich sehe leider ein weiteres Eintrüben der Wirtschaft als sehr wahrscheinlich an. Die Auswirkungen kann ich mir nicht vorstellen. Für Angestellte wirkt der demografisch bedingte Fachkräftemangel vielleicht abmildernd entgegen.
Ob die Zeiten besser oder schlechter werden kann ich nicht einschätzen. Ich arbeite weiterhin daran, dass sie zumindest in meinem Umfeld besser werden.

Meine Kredite habe ich im Auge. Bei den länger laufenden Kredit habe ich mehr als 5 Jahre Zeit und kann ab 10 Jahren Laufzeit jederzeit neufinanzieren und ohne Kosten aus dem Annuitäsdarlehen aussteigen. Die richtig günstigen Darlehen konnte ich nicht abschließen. Mein Kredit ist nicht so viel günstiger als es heute üblich ist. Bei 4% Zinsen werde ich bei niedrigerer Inflation allerdings wieder mehr Tempo bei der Tilgung durchführen.Warten wir es ab…

Tobs
11 Monate zuvor
Reply to  Kiev

Hi Kiev, mein bewohntes Haus hatte ich auch mit 15 Jahren abgeschlossen, da geht also noch viel Zeit ins Lande bis zur Refinanzierung, und ich hatte auch ab und wann sondergetilgt. Wegen der dann mal ausstehenden Restschuld bin ich auch recht sorglos, deren Wert darf sich gerne über die nächsten Jahre weginflationieren, so dass ich hier gar nicht mehr viel sondertilgen werde, bei dem günstigen Zins, den ich eingeloggt habe.

Meine Vermietungsbuden waren alle auf 10 Jahre gezogen, wobei hier ebenfalls wie bei Dir: Die richtigen „Knallerkonditionen“ <1% Effektivzins hatte ich auch nicht, sondern eher so zwischen 1,65% und 1,85%. Der 10 Jahres SWAP als Einstand der Banken also als maßgeblicher Refinanzierungssatz (für die Banken, die sich über den Kapitalmarkt refinanzieren, die eher über Einlagen sich finanzierenden Regionalbanken orientieren sich aber ebenfalls an ihm) ist wieder runtergekommen auf 2,90%. Ich vermute, wenn man ein bisschen was an EK in eine Vermietungsbude gesteckt hatte (vielleicht so grob 5-10%) und manierlich 3% Tilgung hatte, dass man dann bei einem LTV von rund 50% ausläuft (trotz Wertekorrekturen sind die Preise ja immer noch in aller Regel deutlich über Einkauf). Das sollte man eine Finanzierung finden, bei der die Bank maximal 100 BP Marge auf den Einschlag draufschlägt (sie muss dann ja nicht mehr mit einem höheren Finanzierungsaulauf kalkulieren). Geht also der langfristige Refinanzierungssatz weiter runter, sagen wir mal auf 2% (wäre für mich allerdings schon ein besserer Case, weil wie gesagt, wir wissen nicht, ob langfristiges Geld doch noch einen üppigeren Spread zum kurzfristigen Geld erleben wird), so wird man Refinanzierungen effektiv zu 3% abschließen können. Dann wäre in meinem Fall zwar der Zinsaufwand dreiviertel-doppelt so hoch wie ursprünglich, aber die Restschuld als Bezugsgröße wäre schon wesentlich geringer (vielleicht noch rund 60%) und der Cash-Flow zur Bedienung des Zahlungsdienstes ist auch üppig gestiegen. Dazu kommt, dass ich mir von den gestiegenen Zinskosten über die Steuererklärung meine Lohnsteuer zurück hole. Effektiv aus dem Netto würde mich die Refinanzierung im Verhältnis zur ursprünglichen Finanzierung gar nicht so massiv treffen. Wenn man eine qualitative Immobilie konservativ einkauft, konservativ finanziert und langfristig plant (also keine wilden Sachen wie hohe Bruttoanfangsrenditen oder sowas…), liegt sie selbst in vergleichsweise rauer See recht erstaunlich stabil…Das sagt einem jeder erfahrene Immobilieninvestor. Wenn man aber selber welche hat, und das mal für sich nüchtern durchkalkuliert, ist das schon erstaunlich bzw. wirklich prima.

Kiev
11 Monate zuvor
Reply to  Tobs

@ Tobs

Du hast mehrere Einheiten und damit auch mehrere Verträge mit unterschiedlichen Laufzeiten. Damit kannst du sehr viel gestalten. Ein Hinweis hätte ich. Du bist vermutlich für alle Immos privat haftbar… Ich kenne den steuerlichen Begriff gerade nicht. Einen privaten Kredit würde ich mit kurzer Laufzeit aufsetzen und einen abschreibungsfähigen mit langer Laufzeit. So sicherst Du Dein Vermögen steuerlich günstiger ab. Privat würde ich auch die Sondertilgungen anvisieren. Die Schuldzinsen können nicht abgesetzt werden.

Die aktuellen Zinsen stören mich nicht. Die Inflation ist aktuell auch noch verhältnismäßig hoch. Die Restsumme verliert so immer schneller an Wert. Das kann man beispielsweise an der Mietpreisentwicklung sehen. Ich freue mich schon auf den nächsten Mieterwechsel ;-) Alleine damit wird eine höhere Tilgung möglich sein.

Tobs
11 Monate zuvor
Reply to  Kiev

Hi Kiev, ich muss mal überlegen, ob ich nochmal so masochistisch sein will, bei den alternativen Kapitalanlagemöglichkeiten bei meinem Darlehen für die selbstgenutzte Immobilie sonderzutilgen. Das habe ich zwar ab und wann getan, würde aber wohl eher dahin tendieren, den Rest noch 9 Jahre laufen zu lassen und als billig eingekauftes Geld zu verbuchen.

Bei einem Zins von rund 1,6% und einer Inflation von dieses Jahr im Schnitt 6 Prozent und die kommenden Jahre vermutlich immer noch deutlich >2 Prozent und der Möglichkeit kurzfristige Anlagen mit >4 Prozent zu tätigen ist das eigentlich nicht vertretbar. Ich gehe vermutlich die nächsten Jahre weiterhin all in Aktien.

Wenn aber die Restlaufzeit des Darlehens für die selbstgenutzte Immobilie kürzer wäre, würde ich mir wohl überlegen, ob ich den aktuellen kurzfristigen Anleihenmarkt, der ja immer noch über 4 Prozent abwirft, nicht mit einem Produkt mit fester Laufzeit einloggen würde, etwa einem „IBond“ (Ben auf Divantis schrieb interessant darüber). Man könnte dann eines mit einem Laufzeitende wählen, dass möglichst nah an der anstehenden Refinanzierung ist. Das wäre sehr risikoarm und wesentlich ertragsreicher, als auf so niedrig verzinste Darlehen einzuzahlen. Im Moment gibt es interessante Arbitrage-Möglichkeiten, die ziemlich risikoarm sind.

Kiev
11 Monate zuvor
Reply to  Tobs

Das hatte ich auch überlegt. Die Laufzeiten waren für meine Refinanzierung allerdings nicht so günstig. Ich habe Cash unter anderem bei Traderepulic geparkt. Ein Kredit läuft früher aus, da es hier eine 10 Jahresfinanzierung gab. Vermutlich ist eine Investition in Aktien besser, aber so kann ich sicher bei höheren Zinsen die Restschuld reduzieren. Im letzten Jahr schaue ich auf die Zinsen und überlege, ob ich hier weiter aufstocken werde oder nicht. Falls die Kreditzinsen bei 4% liegen sollten werde ich auch bei höherer Inflation etwas mehr tilgen. Das wäre schließlich eine verhältnismäßig sichere Einsparungen. die Rendite müsste ich erst einmal schaffen und dann noch die Steuern auf den Gewinn. Letztendlich lege ich nie alle Eier in einen Korb. Irgendwas wird dann immer gut gelaufen sein.

Kiev
11 Monate zuvor
Reply to  Kiev

Deine Diversifikation über mehrere ETWs gefällt mir. Auf diese Weise kannst Du sehr schön Refinanzierungen steuern. Ich habe mit deutsche Wohnen hoffentlich einen Anbieter ins Depot gelegt, der dies ebenfalls gut handhabt und nicht zu viel financial Engineering betreibt. Mal sehen, ob die Aktie dann mittelfristig von den höheren Mieten und einem Ablaufen der Refinanzierungskosten profitieren wird. Die Aktie würde ich bei verhältnismäßig schnellen Kursgewinnen aber auch wieder verkaufen und den Erlös dann in ETFs stecken.

Michael Scholz
11 Monate zuvor

Danke. Kurz, informativ, eigene Verantwortung fordernd und ohne zeitraubende Kommentare. Sehr gut gemacht!

Ralf
11 Monate zuvor

So hat wohl jeder seinen Weg. Ich bevorzuge Aktien mit einem langfristig recht stabilen Aufwärtstrend im Chartverlauf. Da ist die Auswahl nicht mehr ganz so groß. Bewertungen sind zweitrangig. Vielleicht zu blauäugig, aber es passt mir als Anlagestrategie. Wenn ich so dann beispielsweise BP oder die Bank of America mit McDonalds, Microsoft oder Danaher in einem Chartvergleich wie bei Commerzbank vergleiche, sind die Unterschiede einfach sehr deutlich. Auch wenn BP schöne Dividenden zahlt, was natürlich auch einiges einbringt. Natürlich diese Strategie mit dem Optimismus ;o) verbunden, dass es die nächsten 15 Jahre ähnlich weitergeht…

Susanne
11 Monate zuvor

Hallo Tim

danke für den Artikel.

Ich persönlich setze auf die Aktien, die nach oben ziehen.
Jedoch macht es auch Sinn, abgestürzte Engel zu beobachten. Nicht alle abgestürzten Werte wüde ich anfassen. Aber z. B. Bank of America finde ich interessant.
Auch Deere oder General Mills sind für mich momentan von Interesse.

Dr.Düse
11 Monate zuvor

Sorry, bitte um kurze Aufklärung. Oben schreibst Du, dass Airbnb in diesem Jahr 45% eingebüßt hat. Da scheint etwas nicht zu stimmen. Mein Chart sieht deutlich positiver aus…

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