Privatanleger verdienen kaum Geld an der Börse

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Ein großes Problem an der Börse ist die Selbstüberschätzung. Wenn Ihr Nachbar schwärmt, wie toll er an der Börse abschneidet, seien Sie besser etwas skeptisch. Anleger halten sich häufig für außergewöhnlich gut. Viele denken, sie seien ein kleiner Soros oder Buffett. Aber das stimmt natürlich nicht. Wer sich die Fakten anschaut, merkt schnell: Außergewöhnliche Renditen an der Börse sind äußerst unwahrscheinlich.

Nehmen Sie zunächst die Fondssparer: Der durchschnittliche Fondssparer schneidet um rund vier Prozent schlechter als der S&P-500-Index jährlich ab. Darauf weist das Researchhaus Dalbar hin. Der Name der Studie: „DALBARs Quantitative Analysis of Investor Behaviour“.

Nun wenden wir uns dem direkten Aktienbesitzer zu. In meinem Blog wird von einigen kritischen Lesern angemerkt, den Index als Vergleichsmaßstab zu nehmen sei Augenwischerei, weil in dem Index nur die „Gewinneraktien“ versammelt seien, während die schlechten Unternehmen unentwegt hinaus flögen. Nun habe ich eine Studie entdeckt, die genau darauf aufbaut.

So nahm die Vermögensverwaltung Longboard aus Phoenix in Arizona Aktiengewinne eines breiten Spektrums zwischen den Jahren 1983 und 2006 unter die Lupe. Heraus kam: 39 Prozent aller Aktien warfen in dem Zeitraum keinerlei Gewinne ab. 18,5 Prozent der Aktien verloren 75 Prozent ihres Werts oder mehr. 64 Prozent aller Wertpapiere schnitten schlechter als der Russell-3000-Index ab.

Nun gehen Sie am besten einen Schritt zurück und holen tief Luft. Jetzt kommt der Knackpunkt: Nur 25 Prozent aller Aktien sind verantwortlich für den gesamten Börsenanstieg.

Anders ausgedrückt: Nur wenige Aktien sind wahre Goldgruben. Der Löwenanteil ist Fallobst. Wenn Sie ein schlechtes Papier erwischen, können Sie einen brandgefährlichen Verlierer haben, der ein tiefes Loch in Ihr Depot reißt.

Was ich interessant finde: 75 Prozent aller Aktien werfen akkumuliert in den beobachteten 23 Jahren gleich Null Prozent Rendite ab. Und eben 25 Prozent stehen für den gesamten Indexanstieg.

Die Gewinneraktien sind laut der Longboard-Studie häufig Technologieaktien. Die meisten Gewinneraktien werden übernommen. Entweder greifen Konkurrenten oder Private-Equity-Firmen zu. Siegeraktien sind in der Studie: Sun America, Warner Lambert, Gillette, Golden West Financial und Harrahs Entertainment. Die besten Titel sind häufig Blue Chips, die allerdings logischerweise mal kleiner waren. Ihr rasantes Wachstum macht sie schnell groß.

Was lernen wir daraus? Besser als der Index zu sein, ist verdammt schwer. Man muss eine außergewöhnliche Begabung haben, um dies zu erreichen.

Warren Buffett hat diese Begabung. Er ist einer der besten Anleger. Der Kurs seiner Beteiligungsfirma Berkshire Hathaway steht verglichen mit dem Jahr 1965 rund 8.000 Mal höher. Etliche Anleger, die mit Buffett von Anbeginn dabei waren, sind heute Milliardäre.

Woran scheitert der Normalanleger? Ein Kernproblem ist natürlich, dass wir einfach die falschen Aktien kaufen. Mehr noch: Wir kaufen zum falschen Zeitpunkt, zahlen zu viel, sind zu nervös. Der Privatanleger neigt dazu, Gebühren, Nebenkosten und Risiken von Finanzprodukten zu unterschätzen. Chancen werden gleichzeitig überaus hoch eingestuft.

Ein anderes Problem sind die Steuern, die nehmen einen Gutteil der Rendite weg. In den USA gibt es steuerfrei Rentendepots für die Rente. Über diesen Umweg können die Amerikaner Steuern vermeiden. Washington hat ein herrliches Instrument für seine Bürger geschaffen, vernünftig Vorsorge zu treffen.

Wir Deutschen können das nicht. Unsere Regierung hat keinerlei steueroptimierten kapitalbasierten Sparformen fürs Alter geschaffen – abgesehen von den komplizierten Riester- und Rürup-Dingern. Berlin sollte zügig tätig werden. Jedes Jahr ohne Reform ist ein verlorenes Jahr.

Wer heute vernünftig für das Alter sparen möchte, sollte dazu steuerlich motiviert werden. So können die Sozialkassen entlastet werden. Warum unsere Bundesregierung nicht endlich aufwacht, ist unverständlich.

Eine aktuelle Erhebung der Deutschen Bundesbank brachte zum Vorschein: Ein deutscher Haushalt hat im Schnitt deutlich weniger Nettovermögen als ein spanischer oder italienischer Haushalt angespart. Alarmierend ist an der Bundesbank-Umfrage: In Deutschland geht die Schere zwischen den Superreichen und der Mittelschicht immer weiter auseinander.

Den negativen Einfluss der Steuern auf die Vermögensbildung haben die Finanzexperten von Thornburg Investments gut herausgearbeitet. Schauen Sie sich in dieser Studie die Grafik auf Seite eins an.

Nach Abzug der Steuern auf Kursgewinne und der Steuern auf Dividenden kommt kaum etwas zusammen. Vergessen Sie nicht die Gebühren und die Inflation. Unterm Strich bleiben dem Anleger also nur Krümel – wenn überhaupt.

Fazit: Wenn Ihnen der Nachbar über den Gartenzaun zuruft, wie bombastisch die persönlichen Gewinne im Depot sind, glauben Sie nicht gleich alles. Es gibt auch Autofahrer, die behaupten, die Besten zu sein. Der Mensch neigt zu Übertreibungen.

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Markus
11 Jahre zuvor

Sehr gerne werden immer wieder einzelne Aktien oder Unternehmen in den Fokus gestellt.
Allerdings hat das sehr wenig mit dem Gesamtdepot und dessen Performance zu tun. Außer diese Aktie sollte laut Studie 25 % vom Depot ausmachen… ;-)

Etwas verwundert mich die Aussage, dass Technologie-Aktien für die Indexanstiege verantwortlich sind. Das ist eigentlich genau das Gegenteil von dem, was J. Siegel in seinen langfristigen Studien herausgefunden hat.

Renditen von sehr guten Value-Investoren von +/- 15 %… Die Aussagen sind immer sehr schwammig. Meistens ist es die Rendite vor Steuern und Kosten. Dann ist es auch ein großer Unterschied ob nominal oder real. Oft werden auch sehr willkürliche Zeitpunkte zur Performancemessung herangezogen.

Indexfonds sinnvoll zusammengestellt sind eine sehr sinnvolle Art der Anlage für Privatanleger, denen andere Hobbys wichtiger sind wie die Börse oder Geschäftsberichte.

Auch eine verminderte Steuer für Langfristanleger mit Horizonten von 10 – …. Jahren zur Altersvorsoge wäre sehr begrüßenswert.

Seltsamerweise soll man privat vorsorgen mit Produkten, die nicht einmal einen Inflationsausgleich schaffen, hochkompliziert sind, an denen die Finanzindustrie mehr als der Anleger verdient usw… Man muss sich nur die verschiedenen Zeitschriften mit den Testberichten durchlesen.

Mir graust es davor, wenn wir fast in eine Planwirtschaft steuern, unsere Politiker keine Kommunikation mehr mit dem Volk betreiben, ohne Parlamentarische Legitimation werden Gesetze durchgedrückt. Ehrlich gesagt finde ich es auch befremdlich, dass wir Deutschen das Zugpferd für ganz Europa sein sollen, beschimpft werden und seltsamerweise in der unteren Hälfte der Privatvermögen stehen…

Die Informationsflut macht es nicht einfacher, Wahrheit und sinnvolle Informationen zu bekommen. Ist das so gewollt oder wird einfach nur publiziert um des publizierens Willen?

Felix
11 Jahre zuvor

Dass die Deutschen ein geringeres Privatvermögen haben als andere Länder, ist angesichts der deutschen Geschichte in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts nicht besonders verwunderlich. Während dort über Generationen ein Vermögensaufbau betrieben werden konnte, hatte Deutschland Währungsreformen und Schutt und Asche. Nationaler Größenwahn rächt sich halt.
Es ist eher ein Wunder, dass wir als Verursacher und Verlierer zweier Weltkriege überhaupt so gut dastehen.

Markus
11 Jahre zuvor

@Felix

Die Argumente finde ich schlüssig und habe ich mit meinen jungen Jahren in diesem Zusammenhang fast schon wieder vergessen! Traurig, aber wahr.
Mir ist es noch immer unbegreiflich, wie ein ganzes Volk sich als Verteidiger zu Völkermord an ganzen Ländern hat verleiten lassen können. Aber ich bin auch nicht unter diesen Umständen und dieser „irren“ Doktrin aufgewachsen.

Das Argument, dass uns der Euro Frieden bringt, bzw. dass wir nach einer erneuten DM Einführung wie vor dem 2. Weltkrieg stehen würden (laut dem Hysteriker Stoiber) kann ich nicht nachvollziehen. PIGS Staaten könnten abwerten und so wieder wettbewerbsfähig sein, finde ich nachvollziehbar. Anstatt einer starken deutsche Exportwirtschaft, erkauft mit Steuerngeldern, wäre die Investition der Transferleistungen in Bildung, Infrastruktur und Patenten genauso sinnvoll für eine starke Exportwirtschaft.

Der Euro wäre m. M. nach ok, wenn wir verlässliche Kriterien zum Verbleib in der Eurozone hätten, eine gemeinsame Administration und eine verlässliche Kommunikation hätten.
Leider sehe ich nur Streiterei, Verstöße gegen beschlossene Verträge, hohe Jungendarbeitslosigkeit, den Zahlmeister Deutschland, Hass, wenn wir für Bürgschaften auch noch legitime Forderungen verlangen und auch sehr viel Lobbyismus.
Die Konstruktionsfehler sind eigentlich bekannt und es wird leider nur Flickschusterei betrieben, da man offenbar aus nationalen Eigeninteressen keine langfristigen Kompromisse hinbekommt. Ich sehe nur Kompromisse um Zeit zu gewinnen, keine schlüssigen Konzepte…
Wenn jemand diese sieht, ich wäre dankbar sie erklärt zu bekommen!

11 Jahre zuvor

Die Studie widerspricht so ziemlich allen was ich über Aktien weiß. Ich denke das sich das Bild dramatisch ändert, wenn man nur Unternehmen betrachtet, die älter sind als 5 Jahre und die schlechte Performanz vor allem auf Börsengänge zurückzuführen ist.

Markus
11 Jahre zuvor

Ist es nicht auch so gewesen, dass sich Länder wie die PIGS mit dem Euro noch mehr verschuldet haben, weil Sie zum ersten Mal günstige Kreditzinsen erhalten haben? Früher hatte Italien doch auch schon Zinsen von 6, 7 Prozent, hat aber nie gejammert. Sie konnten die Währung inflationieren.
Auch ist der Steuereinzug in diesen Ländern oft recht lasch.
Wenn Länder wie Spanien diese tolle Liquidität in einen ausufernden Immobilienboom gesteckt haben, wundert einen eigentlich nichts mehr.
Lasche Steuereintreibung und viel Geld vom Staat sind wahrscheinlich auch Punkte, die die unterschiedliche Vermögenssituation erklären können.

11 Jahre zuvor

Ja genau: Spanien, Italien, Griechenland etc. haben vom Euro profitiert.

Der „Witz“ ist aber, dass auch Deutschland vom Euro profitiert hat und das weiterhin der Fall ist.

1. Die Inflation ist geringer als zu DM-Zeiten.
2. Die höherverzinslichen Altschulden werden in niedrigverzinste Neuschulden umgewandelt.
3. Private und Unternehmer können günstige Kredite bekommen, um Anschaffungen und Investitionen durchzuführen, was, wie man beim Immobilienboom sieht, auch geschieht.
4. Kapitalflucht und Einwanderung nach Deutschland nimmt zu.
5. Der ESM vergibt Kredite und kauft Staatsanleihen falls irgend ein Investor (Hedgefonds/Pensionsfonds/Fondsgesellschaften wie Pimco etc.) nicht bereit ist dies zu tun. – Vorteil für Deutschland: Als Haupt-Gläubiger kann über den ESM Reformdruck auf die Schuldner ausgeübt werden zB. – Angeblich hat der ESM bereits auch Anleihen emittiert… die rege von Japan und China nachgefragt wurden, weil erstere an einem starken Euro interessiert sind und letztere sich unentwegt auf der Suche nach Alternativen zum Dollar-Investment befinden.

Letztlich ist der ESM eine internationale Finanzinstitution nach Vorbild des IWF und der Weltbank. Wenn der IWF einen Kredit an ein angeschlagenes Land vergibt, nehmen wir Argentinien, die vor 10-15 Jahren ein schwere Krise durchgemacht haben, dann juckt das niemanden. Wenn aber der ESM einen Kredit an Griechenland oder Irland vergibt, ist das unfassbar, obwohl das unsere europäischen Nachbarn sind.

Die genannten Punkte sehen Ökonomen aus den angeschlagenen Ländern übrigens ähnlich und sprechen bereits von einer finanziellen Dominanz Deutschlands.

A propos Finanz-Dominanz:
Ich fand die Zypern-Aktion des Bundesfinanzministeriums gut. Man hat gezeigt, dass man jederzeit die Forderung nach einer Zwangsabgabe oder Vermögenssteuer aus der Schublade ziehen kann, clever! Und zwar deshalb clever, weil die Bundesbank-Studie eindeutig zeigt, dass die Südländer gar nicht so arm sind, wie gemeinhin angenommen und deren Reiche durchaus mehr beitragen könnten. Außerdem zeigt es, wie armselig die Politiker in diesen Ländern ticken, denn eigentlich wäre es der Job des spanischen, zypriotischen, italienischen etc. Politikers nach Lösungen zu suchen. – Stattdessen macht Schäuble einen Vorschlag und die Folge ist, dass die Herde losrennt, um Bankautomaten zu plündern.

Zu guter Letzt:
Dann gibt es da noch das Argument, der Euro könne nicht funktionieren, denn unterschiedliche Volkswirtschaften machen mit. Stimmt, aber auch die Vereinigten Staaten von Amerika bestehen aus unterschiedlichen Volkswirtschaften. Die kalifornische Volkswirtschaft hat wohl wenig gemein mit der texanischen, die wiederum wenig gemein haben dürfte mit der von North Dakota, die wiederum kaum vergleichbar ist, mit derjenigen von Florida usw. – Man muss aber gar nicht weit weg gucken: Wie unterschiedlich funktionieren denn die Volkswirtschaften von Bayern und MäcPomm? usw.

Für mich steht eines fest:
1. Es fehlt in Europa bei vielen das Verständnis und der Wille nach gemeinsamen Lösungen zu suchen (zum Glück nicht bei unserer Bundesregierung).
2. Die Sparer sind die „Leidtragenden“, denn mit ihren Sparbüchern und Kapitallebensversicherungen gelingt es ihnen kaum, die Inflation auszugleichen.

11 Jahre zuvor

@ Markus
Nun, es gibt durchaus Technologieaktien mit einem Monsterlauf: IBM, Microsoft, Google, Amazon…

Selbst angeknackste Aktien wie HP, Intel, Dell, Cisco haben im langjährigen Schnitt gute Renditen gebracht.

Turing
11 Jahre zuvor

„PIGS Staaten könnten abwerten und so wieder wettbewerbsfähig sein, finde ich nachvollziehbar.“

Ist aber Unfug. Die ständigen Abwertungen lösten keine Probleme, sondern verschlimmerten sie. Wer Abwertungen propagiert (wie Linke, oder Dirk Müller), der kehrt wahrscheinlich daheim den Dreck einfach unter den Teppich. Das macht ja auch weniger Arbeit, als die Kehrschaufel zur Hand zu nehmen und den Dreck in den Mülleimer zu befördern.

Eine Währungsabwertung erleichtert vielleicht den Export, aber die Wirtschaftsleistung hängt doch nicht nur vom Export ab. Und oft hängt der Export vom Import ab. Das sollte man in einer Industrienation wie Deutschland, die Rohstoffe importiert und Fertigprodukte exportiert, am besten wissen.

Noch nie hat ein Amerikaner herumgeheult, dass wirtschaftlich so verschieden strukturierte Staaten eine Einheitswährung haben. Auf der einen Seite sehr moderne Staaten wie Kalifornien, Texas und New York, auf der anderen Seite landwirtschaftlich geprägte Staaten wie Wyoming, Montana und Iowa.

Währungsabwertungen überzeugen nur die schlichten Gemüter.

Weder EU noch Euro sind Garanten oder Ursachen für den Frieden in Europa, aber deshalb sind seine beide Institutionen nicht falsch.

Man stelle sich vor, die Griechen hätten weiterhin ihre Drachme gehabt. Die hätten einfach abgewertet und viele zahlreiche Tote bekäme immer noch ihre Rente. Der Euro hat die Politiker in Griechenland genötigt, die Probleme anzugehen.

[quote]Der Euro wäre m. M. nach ok, wenn wir verlässliche Kriterien zum Verbleib in der Eurozone hätten, eine gemeinsame Administration und eine verlässliche Kommunikation hätten.[/quote]

Welche Vorteile hätten wir davon, wenn „schwache“ Länder einfach Tschüss sagen? Keine! Mein arbeitsloser Nachbar benutzt auch die die selbe Währung wie ich. Wo ist da der Schaden für mich? Der Schaden entsteht dann, wenn ich ihm Kredit gebe und er sich einfach in eine schwache Währung flüchtet. Genauso ist es bei den Pleitestaaten. Und der Schaden wäre nicht nur monetär für den Vertragspartner, sondern vor allem reputativ für den flüchtenden Staat. Auf Jahre hinaus wäre Griechenland ein gebranntes Kind, mit dem niemand mehr Geschäfte machen möchte. Was heißt Griechenland? Unternehmen in Griechenland sind davon betroffen. Im Gegensatz zum Staate Griechenland bekämen die Unternehmen die volle Breitseite ab, was den Reputationsschaden angeht, ohne auch nur ein kleines bisschen vom Euro-Ausstieg profitiert zu haben. Von letzterem profitieren nur Schuldner und der größte Schuldner profitiert am meisten. Das ist, das wissen wir alle, der Staat.

[quote]Leider sehe ich nur Streiterei, Verstöße gegen beschlossene Verträge, hohe Jungendarbeitslosigkeit, den Zahlmeister Deutschland, Hass, wenn wir für Bürgschaften auch noch legitime Forderungen verlangen und auch sehr viel Lobbyismus.[/quote]

Die griechischen Politiker und Medien sind sehr erfolgreich darin, die eigene Bevölkerung für dumm zu verkaufen. Und die hiesigen Linken sind sogar der Meinung, dass das propagierte Deutschlandbild sogar passend ist.

Man hätte von Anfang auf Hilfe verzichten und auf die ursprünglichen Verträge pochen sollen. Die sahen Transferzahlungen und ähnliches nie vor.

[quote]Die Konstruktionsfehler sind eigentlich bekannt und es wird leider nur Flickschusterei betrieben, da man offenbar aus nationalen Eigeninteressen keine langfristigen Kompromisse hinbekommt. [/quote]

Es war richtig konstruiiert, aber die Politiker halten sich nicht gerne an die Konstruktion, weil wir, die Bürger und Medien, es unseren Politikern immer zu einfach machen.

Wenn die meisten Bürger der Meinung sind, wir könnten uns Steuersenkungen nicht leisten, dann lachen sich die Politiker doch ins Fäustchen. Das ist doch geradezu eine Einladung zur Steuerverschwendungsparty.

Ich bin aus Überzeugung Optimist. Ich sehe, dass Griechenland die kleine Rosskur genutzt hat. Es gab zwar eine schrumpfende Wirtschaft, aber was ist denn da Geschrumpft? Scheinwirtschaft! Jetzt kann Griechenland mit günstigeren Gehältern und mit verringerten Staatsausgaben weitermachen. Das ist eine echte Chance.

Die Situation davor war doch untragbar. Die hohe Jugendarbeitslosigkeit (auch bei jungen Akademikern) kam doch daher, dass es kaum Anstellung bei privatwirtschaftlichen Unternehmen gab. Daher suchten alle wie blöde Anstellung beim Staat. Dort herrschte seit Jahren der Nepotismus, die Ursache der griechischen Krise. Die ganze Krise ist eine echte Chance für Griechenland und für seine Jugend. Entweder wissen die es noch nicht oder unsere Medien klären uns nicht darüber auf, wie junge Akademiker in Griechenland wirklich über die Euro-Krise denken.

Grosso modo gilt das auch für Portugal, Spanien, Italien und Frankreich. In Italien ist die Schmerzgrenze noch nicht erreicht. In Frankreich ist sie noch weiter entfernt, aber früher oder später wird es doch so knallen wie in Griechenland.

Markus
11 Jahre zuvor

@Matthäus Piksa

Ja, die Währungsunion hat durchaus auch Vorteile…
Die USA ist an sich etwas geschlossener, da Sie eine Regierung und keine 16 (?) mit den jeweiligen riesigen bürokratischen Monsterapparat hat.

Es ist sehr schwierig Geschenke, die einmal an das Volk verteilt worden sind und auch schon investiert worden sind, einfach wieder zurück zu nehmen!

Der politische Wille… Ist leider sehr uneinheitlich und schwach. In vielen Ländern gewinnen Sozialisten, Linke und Anti-Europäer die Wahlen. Da wird ein gewaltiger Reformdruck von Nöten sein.

Wenn viele Profs auch schon gegen die Union mobil machen, ist es schwierig gelassen zu bleiben bzw. alle als notorische Schwarzseher abzutun… Die Leute gehören mit zu unseren klügsten Köpfen. Bestimmt gibt es aber auch Eigeninteressen…

Bin gespannt wie das Experiment ausgeht!


Sicher gibt es auch sehr starke Techs… Es gibt aber auch so viele Studien, wo eine der anderen wiederspricht.
Mir kann es im Prinzip wurscht sein, da ich ganz ordentlich gestreut habe.
Ich versuche weder alle Banken, Techs, die EU, Konsumriesen usw. als das allein selig machende zu verurteilen bzw. zu deklarieren.

Markus
11 Jahre zuvor

@Turing

Das kling alles sehr überzeugend.
Eine gemeinsame Regierung die ihren „europäischen“ Bürgern dass mal so erklären würde, wäre natürlich sehr schön…
Leider hören wir immer nur das schöne Wort „alternativlos“ und Horroszenarien wenn es nicht klappen sollte.
Die Medien tun das übrige dazu.

Es wird ein Bild von einem heillos zerstrittenen Europa propagiert. Die Fehler bzw. nicht Einhaltungen von z. B. Maastricht-Verträgen wurden gemacht. Die Lösungen bzw. die nötigen Reformen erfordern viel Kraft, Nerven und guten Willen. Wahrscheinlich geht das ganze nur mit diesem starken Druck! Vielleicht ist die Krise sogar eine gute Chance für Europa.

Martin
11 Jahre zuvor

Dass nach Marktkapitalisierung gewichtete Indizes besser seien, wie es diese Studie zu glauben machen will, glaube ich nicht. Ich finde eine Gleichgewichtung und Rebalancing gut. Zum S&P 500 gibt es folgendes paper, in dem der Gleichgewichtung eine Outperformance bescheinigt wird:
http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=1321726

Die Erhebung der Bundesbank basiert doch auf einer Befragung von wenigen, oder? Die Antworten können auch nicht überprüft werden. Ich würde das nicht als Fakt akzeptieren. Vielleicht ist es auch ein Indiz für deutsche Schwarzgeldberge im Ausland?

Hat Buffett seine Anhänger zu Milliardären oder Millionären gemacht?

11 Jahre zuvor

:

Dein Artikel klingt heute – anders als sonst – sehr pessimistisch. Was würdest du dem Kleinanleger empfehlen?

Viele Grüße,
Tobias

11 Jahre zuvor

@ Tobias

Ich rate: Lesen, lesen, lesen. Zeitungen, Magazine, Geschäftsberichte, Finanzseiten, Blogs, Bücher… ich lesen jeden Tag ein paar Stunden.

Langfristig investieren überwiegend in Blue Chips. Oder Indexfonds kaufen. Strikt auf die Kosten und Risiken achten.

11 Jahre zuvor

@ Martin

Buffett hat seine frühen Investoren zu Milliardären und Millionären gemacht. Beides. Es hängt natürlich von der Höhe des Investments und dem Einstiegszeitpunkt ab.

Jan
11 Jahre zuvor

Beim Vergleich der Renditen sollte auf keinen Fall das zugrunde liegende Risiko des Depots vernachlässigt werden. Durch die Varianz bzw. Standardabweichung kann dieses sichtbar gemacht werden. Wenn man ein Bluechip Depot mit einem Technologieindex vergleicht mag das Depot schlechter abschneiden aber das Risiko der BlueChips war vermutlich auch sehr viel geringer. Ähnliches gilt für den Vergleich verschiedener Anlageklassen oder die ewige Diskussion Trading vs. Investing.
Ich bin mit meiner Geldanlage auch zufrieden wenn ich ein bisschen wenig schlechter als der Index performe, vorausgesetzt meine Schwankung ist geringer. Dem entgegengesetzt werde ich in sehr schlechten Phasen besser abschneiden. Ich denke es ist somit durchaus möglich die Entwicklung des Index zu „glätten“.

martin
11 Jahre zuvor

: Varianz bzw. Standardabweichung sind kein geeignetes Maß für das Risiko. Sie werden nur benutzt, weil es nichts besseres gibt.

: Danke. Wusste gar nicht, dass die Leute so reich mit Buffett geworden sind. Milliardär wird man sonst nicht so einfach im „Windschatten“.

Bei der Studie der Bundesbank fehlen die Sozialversicherungsansprüche. Der Barwert einer Pension ist z.B. gerne mal größer als 500.000 Wenn man u.a. solche Ansprüche weglässt verzerrt man das Gesamtbild. Zudem sind die Haushalte in Deutschland relativ klein und die Zahlen beziehen sich auf Haushalte. Für Spanien sind die Zahlen 2008 vor der Krise erhoben worden. In Spanien ist die eigene Immobilie viel weiter verbreitet als in Deutschland und seit der Erhebung sind die Preise erheblich gefallen. Das Vermögen der Spanier sollte also geschrumpft sein. Als Deutscher freue ich mich aber natürlich dennoch über die Zahlen, denn sie liefern unseren Politikern hoffentlich gute Argumente.

11 Jahre zuvor

Ich habe volles Vertrauen in die Troika aus EU, EZB ud IWF die in Griechenland und sonstwo im Einsatz ist.

ZaVodou
11 Jahre zuvor

Ich gehöre auch zu denjenigen, die sich selbst überschätzen und Aktien statt Indizes kauft. Warum? Ich sage mir, dass ich in einem Index sowhl gute als auch schlechte Untermehmen habe. Warum soll ich mich an schlechten Unternehmen beteiligen? Ist es wirklich so schwer aus 3.000 Firmen diejenigen 750 (=25%)ausfindig zu machen, die gute Geschäfte machen?
Lt. der Studie haben die schlechten Firmen eine durchschnittliche „Lebensdauer“ von 6,85Jahren. Die guten Firmen eine von 9,23 Jahren. Was wäre, wenn ich aus dem Universum von 3.000 Aktien nur Firmen wählen würde, die schon länger als 10 Jahre im Indes sind? Oder sogar seit mindestens 10 Jahren eine sich jährlich steigernde Dividende zahlen? Noch nie Verluste gemacht haben usw. Die einzige Quintessenz, die ich aus der Studie ziehen ist: Kaufe Firmen, die mindestens schon 10 Jahre an der Börse gehandelt weren. Dies würde sich auch mit Jeremy Siegels Empfehlung decken, keine Start-Ups zu kaufen.

11 Jahre zuvor

Tim, ich glaube du hast recht! Lesen ist wirklich das wichtigste! Ich denke, wenn man sich täglich ein wenig mit seinen Anlagen beschäftigt, kann man auch wirklich gute Unternehmen herausfiltern. Einen Indexfond oder ETF kann man zur Absicherung ja trotzdem nebenher laufen lassen.

Markus
11 Jahre zuvor

@Matthäus Piksa

Schön wenn es auch noch ein paar Optimisten mit unserer Einheitswährung gibt! ;-)
Als ich heute die Zeitung aufgeschlagen habe, habe ich wieder nur Pessimismus und negative Leserbriefe gelesen.
Eine Währung ist nur so lange stark, wie auch die Mehrheit Vertrauen in diese hat. Ansonsten ist es halt nur bedrucktes Papier.

Indexfonds, Einzelaktien, Dividenden-Strategie, Smallcap-Strategie, Low 3, Dogs of Dow, Value-Analyse, Conrarian-Strategie, Zauberformeln, KUV-Filter, Relative Stärke…. Es gibt dermaßen viele verschiedene Strategien…
Im Prinzip muss man eine finden, die einem persönlich liegt, mit der man ruhig schlafen kann und die man nicht alle 3 Jahre wieder über den Haufen wirft. In den ersten 10 Jahren ist natürlich auch sehr viel ausprobieren und lernen dabei.

11 Jahre zuvor

Die Vereinigten Staaten haben im Grunde die selben Probleme wie Europa.
Viele Bundesstaaten sind hoch verschuldet.
Der Unterschied zu Europa ist jedoch, dass dort niemand ernsthaft diskutiert, ob es nicht besser wäre wenn einzelne Bundesstaaten den Dollar-Währungsraum verlassen würden, obwohl man die selben Argumente, die die Euro-Kritiker benutzen auch dort anführen könnte.

Mich würde mal interessieren, was der Durchschnittsamerikaner von solch einer Idee halten würde.

Übrigens: Mein Wissen erschöpft sich an dieser Stelle. So weiß ich zum Beispiel nicht, wie das FED-System, das ja bekanntlich wie das EZB-System aus mehreren Regional-Notenbanken besteht, konkret funktioniert. Auch weiß ich nicht, ob es Ausgleichzahlungen, Target-Systeme etc. gibt.

Was ich jedoch weiß ist, dass Winston Churchill bereits 1946 davon sprach, dass Europa gut daran täte sich zu den Vereinigten Staaten von Europa weiterzuentwickeln. Das haben in dem Vereinigten Königreich scheinbar auch schon wieder einige vergessen.

Turing
11 Jahre zuvor

@Matthäus Piksa
Das hat man meines Erachtens nicht in Großbritannien vergessen, sondern in Resteuropa. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind kein Zentralstaat. Die Gliedstaaten haben enorme Freiheiten gegenüber Washington und das ist und war immer die Stärke der Vereinigten Staaten.

In Deutschland sieht es die Mehrheit der Bevölkerung anders. In Deutschland herrschen geradezu enorme Erwartungen darin, die politische Macht immer weiter zu konzentrieren, die sich aber durch nichts in der Geschichte begründen lässt.

Gemeinsame Münze, Abbau der Handelsschranken, große Infrastrukturprojekte (Autobahnen, Hochgeschwindigkeitsbahntrassen, Flughäfen) kann man vielleicht nur auf oberen politischen Ebenen effizient umsetzen, aber muss man denn alles über einen Kamm scheren? Über Radwege im Breisgau sollte man in Berlin niemals entscheiden.

Als das Rauchverbot diskutiert wurde, meinten viele, das müsste bundesweit einheitlich sein, es dürfe „kein Flickenteppich“ entstehen. – Wer sich so äußerst ist doch meiner Meinung nach nahe der geistigen Umnachtung.

Die EU entwickelt sich mehr in Richtung UdSSR. Formell gesehen gibt es unabhängige Gliedstaaten mit eigenen Regierungen, aber faktisch sind sie machtlos.

Felix
11 Jahre zuvor

Zusammenfassend kann man festhalten, dass es keinen Königsweg gibt, um Geld an der Börse zu verdienen. Hingegen gibt es viel Möglichkeiten, Geld zu verlieren.
Schon, dass jeden Kauf/Verkaufen ein Verkäufer/Käufer gegenüber steht, zeigt, dass höchstens die Hälfte richtig liegen kann. Dadurch, dass die Börsen (mit Ausnahme der Japanischen) immer neue Höchststände erreicht haben, konnte man allein durch Aussitzen vieles wieder gut machen.
Die Buffetts dieser Welt sind wohl die Schwarzen Schwäne der Finanzwelr, denen Legionen (unbekannter) Verlierer gegenüberstehen.

Was die Anmerkung des vorherigen Kommentars anbelangt, dass sich Die EU in Richtung UdSSR entwickelt, so ist das reichlich übertrieben. Diese Staaten der EU sind im Verhältnis zu ihrer Wirtschaftskraft so hoch verschuldet, dass sie von fremden Geld abhängen wie der Junkie vom Stoff. Und das geht nun mal definitiv auf Kosten der Unabhängigkeit und Freiheit. Mein Mitleid dafür hält sich in Grenzen.

11 Jahre zuvor

@turing

In GB gibt es gerade die EU-Austrittsdebatte. Cameron möchte 2017 ein Referendum durchführen, in dem über den Verbleib des Inselvolks in der EU abgestimmt werden soll.

Deutschland funktioniert nach dem Föderalismusprinzip. Mit den Föderalismusreformen I+II (Reform der Gesetzgebungszuständigkeiten auf Bundes- und Länderebene + Schuldenbremse auf Länder- und Bundesebene) ist Deutschland perfekt für alle Aufgaben der Zukunft gewappnet. Mit der FR I wurden nämlich komplizierte Gesetzgebungsverfahren klarer strukturiert und Aufgaben des Staates eindeutiger zwischen Bund und Ländern aufgeteilt. Mit der Schuldenbremse wurde Deutschland außerdem auch im Bereich der Fiskalpolitik zukunftsfähig gemacht (die Schweiz hat ebenfalls eine Schuldenbremse).

Die EU ist Garant der Freiheit in Europa. So garantieren die Arbeitnehmerfreizügigkeit, die Dienstleistungsfreiheit, die Niederlassungsfreiheit, die Kapital- und Warenverkehrsfreiheit, dass in Europa jeder machen kann, was er will.

Markus
11 Jahre zuvor

Zum Beispiel war es gestern auch bei „hart aber fair“ wieder zu sehen, wie groß das Vertrauen der Bevölkerung in die EU und die Politiker ist… Ich glaube wir haben bald 65 % wo nicht mehr daran glauben.

Das ist für mich auch das „Brenzlige“. Ohne Vertrauen etwas aufzubauen ist fast zwangsläufig zum Scheitern verurteilt. Dieses Vertrauen muss durch sehr harte Arbeit und ehrliche Kommunikation seitens der „Entscheider“ wieder hergestellt werden. Die Bevölkerung wird ganz wirbelig von Überschreitungen der roten Linie, vor & zurück, Angst um Ersparnisse, Milliardensummen und das dazugehörige Medienecho… Hausaufgaben, die seit Jahrzehnten nicht gemacht wurden, können auch schwerlich in 1 – 3 Jahren korrigiert werden (wie z. B. ausufernde Blasenbranchen).

Der Vergleich mit der USA… Hm, zumindest haben Sie eine Regierung und eine gemeinsame Sprache…

Warum wollen denn alle starken Länder wie Norwegen, Schweiz, Schweden, Dänemark nicht Nettozahler werden?

Wer wußte schon damals, daß Buffett so erfolgreich wird ?

11 Jahre zuvor


Fragen über Fragen! Wieso fragen sie eigentlich nicht den Landtags-, Bundestags und/oder Europaparlamentsabgeordneten ihres Vertrauens? (Tipp: Auf Zuständigkeiten achten!)

Ich habe auch schon mal einem Landesminister ein paar Fragen gestellt. Vor etlichen Jahren habe ich darüber hinaus auch mal einen kurzen Fragenkatalog zu einer mir unklaren Gesetzesauslegung an ein paar Bundesministerien geschickt (per e-mail). Sie werden erstaunt sein: Von allen (!) Ministerien und dem Landesminister erhielt ich befriedigende Antworten.

Wieso formulieren Sie nicht einfach einige Fragen, die ihnen unter den Fingernägeln brennen, und schicken den Fragenkatalog anschließend per Post, per e-mail oder sonst wie an die zuständigen Herren und Damen. Fragen kostet bekanntlich nichts. Außerdem werden die Abgeordneten letztlich auch dafür von unserem Steuergeld bezahlt Anfragen zu beantworten.

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