Für die „€uro am Sonntag“ schreibe ich jede Woche die Rubrik „Hot Stock der Wall Street“. Mir macht das unglaublich viel Spaß. Ich mache mir endlos viel Arbeit damit. Ich analysierte jetzt Spark Networks.
Es ist eine spannende Story. Der Online-Senkrechtstarter wurde 1997 in Los Angeles in einer Eigentumswohnung gegründet.
Das Problem bei der Rubrik ist, dass ich nicht immer völlig ausgebombte, reinrassige Value-Werte vorstellen möchte. Denn man muss als Value-Jäger ganz schön abgebrüht sein, die wenigsten haben die Geduld das Kursgemetzel durchzustehen (mental und zeitlich).
So mag vielleicht Hewlett-Packard auf dem aktuell ausgebrannten Niveau interessant sein – auch wenn immer weniger Desktop-PCs und Laptops über den Ladentisch gehen und statt dessen iPads und Smart Phones weggehen wie warme Semmeln, so wird trotzdem HP nicht vom Erdboden verschwinden.
Zurück zu Spark Networks. Es handelt sich um eine Online-Dating-Firma aus Beverly Hills, die allerhand Portale betreibt. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz von 40 auf 48 Millionen Dollar. Es lief ein Verlust von 1,6 Millionen Dollar auf (2010 blieb noch ein Gewinn von 3,7 Millionen Dollar unterm Strich).
Was interessant ist, ist der Cash Flow: Der sprudelt seit Jahren kerngesund: 2009: 5,9 Millionen, 2010: 5,7 Millionen, 2011: 3,0 Millionen Dollar. Anders ausgedrückt: Es handelt sich nicht um einen maroden Betrieb. Der Verlust kommt durch die massive Expansion und hohen Werbebudgets zustande.
Mehr noch: In der Kasse liegen 15 Millionen Dollar. Es gibt keine Schulden. Seit etlichen Quartalen in Folge wächst der Umsatz stark. Immer mehr Mitglieder (Abos) kommen unter Dach und Fach – alles „einsame Herzen“. Von denen gibt es in den USA reichlich.
In manchen Nischen ist die Firma Marktführer. Etwa unter den jüdisch-amerikanischen Singles, die Online ihre nächste Beziehung suchen, haben die Kalifornier die Nase vorn.
Ich finde, eine solche Internet-Aktie ist um ein zigfaches interessanter als Facebook. Spark wird mit dem 2,3-fachen Umsatz taxiert. Facebook kommt dagegen auf den 9,5-fachen Umsatz. Facebook ist also vier Mal teurer. Ein weiterer Unterschied: Hier sind die Mitglieder zahlende Kunden, dort handelt es sich um Gratis-Mitgliedschaften (Facebook).
Hinzu kommt: Bei Spark besteht Übernahmephantasie, bei Facebook nicht. Der Investor Great Hill Partners (ein eingefleischter Contrarian-Anleger) hält 44 Prozent des Grundkapitals an dem Dating-Dienst. Solche Investoren suchen immer den Exit. Und natürlich möglichst profitabel. Seit sechs Jahren sind sie schon an Bord. Heiße Übernahmeversuche gab es schon.
Es gibt Risiken: Eine Garantie für eine Übernahme gibt es keine. Auch kann sich die Expansion in das neue Portal für Christen Christian Mingle als Flop erweisen. Die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht. Und nicht zuletzt ist die Aktie schon gut gelaufen.
(PS: Ich besitze die Aktie nicht.)
@Tim
Diese Dating-Portale funktionieren im Übrigen. Meine Cousine hat auf irgendeinem dieser unzähligen Portale ihren Traumpartner kennengelernt. Mittlerweile haben sie eine Tochter und ziehen bald in die neue und größere Eigentumswohnung, die sie sich in Breslau gekauft haben.
Gruß