Serie Hedgefonds-Stars Teil 3: Seth Klarman

Ich setze meine Serie über außergewöhnliche Hedgefondsmanager fort, die kaum jemand auf dem Radarschirm hat. Dieses Mal geht es um Seth Klarman. Er ist einer der besten Value Investoren unserer Zeit. Er gründete den Hedgefonds Baupost Group 1982 in Boston. Sein Startkapital waren 30 Millionen Dollar. Heute verwaltet die Gruppe 22 Milliarden Dollar. Im Schnitt erzielte der Investor seither eine Rendite von 19 Prozent jährlich (netto), verglichen mit einer Rendite des S&P-500 von elf Prozent.
Klarman hat trotz des Milliardenvermögens keinen Bloomberg-Terminal. Kategorisch lehnt er das Trading ab. Klarman hält seine Aktienpositionen mindestens drei bis fünf Jahre lang. Strikt lehnt der Milliardär Kredite ab. Er setzt ausschließlich Eigenkapital für seine Aktienkäufe ein. Bei Immobilienkäufen akzeptiert er hingegen eine Finanzierung von maximal 50 Prozent des Immobilienwerts.
Er versucht, Risiken zu meiden, wo er nur kann. Berichten zufolge kann seine Cash-Quote schon mal 50 Prozent des Portfolios ausmachen. Er sieht sich selbst als einen extremen “Contrarian”. Mit anderen Worten: Er tut das Gegenteil von dem, was die Masse gerade macht. Was die Meute achtlos verkauft, sammelt er zu einem Schnäppchenpreis ein. Im Portfolio befinden sich neben Value-Aktien auch Anleihen und Immobilien. Von der Euro-Krise scheint er sich etwas zu versprechen, jedenfalls hat er kürzlich eine Niederlassung in London eröffnet. Gleichwohl ist er nicht euphorisch, was die weitere Entwicklung der Märkte angeht. Er rechnet mit einem Jahrzehnt ohne Kursgewinne.
Schon als Dreikäsehoch konnte sich Seth Klarman für Mathematik und die Börse begeistern. Als Schüler hielt er Vorträge, wie man besten Aktien kauft. Seine Mitschüler interessierten sich dafür kaum, was ihn aber nicht störte. Als er zehn Jahre alt war, kaufte er seine erste Aktie. Es war Johnson & Johnson. Das Geld für seine erste Aktienorder hatte er zum Geburtstag erhalten.
Er besuchte die Harvard Business School, schloss 1982 mit einem MBA ab.
Klarman schrieb 1991 das Buch Margin of Safety. Das Werk ist vergriffen und ein echtes Sammlerstück geworden. Es kostet bei Ebay und Amazon bis zu 3000 Dollar je Stück. Sogar Warren Buffett hat eine Ausgabe auf seinem Schreibtisch stehen.
Klarman gibt nicht gerne Interviews. Am 1. November sprach TV-Interview-Guru Charlie Rose mit seinem Freund Klarman in New York. Das Gespräch dauerte 46 Minuten. Das erste Drittel des Interviews ist recht langweilig, der Rest aber umso spannender. Sehen Sie selbst:

An Interview with Seth Klarman and Charlie Rose from Facing History and Ourselves on Vimeo.

In meiner Serie Hedgefonds-Stars sind bisher erschienen:
1. William (Bill) Ackman (31. Oktober 2011). Der Milliardär sammelt am liebsten ausgebombte Aktiengesellschaften ein, die ein großes Immobilienportfolio besitzen, das von der Börse unterschätzt wird.
2. Michael Burry (9. Oktober 2011). Er hatte als einer der ersten Profis gegen den amerikanischen Immobilienmarkt gewettet und sich nach dem Platzen der Blase eine goldene Nase daran verdient.

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12 Jahre zuvor

Das Buch von Seth Klarman kann ich übrigens empfehlen. Man wird auch im Netz fündig, wenn einem das Original verständlicherweise zu teuer ist…

Vielen Dank für das gepostete Video, werd ich mir heut abend mal ansehen!

12 Jahre zuvor

Hi Stefan,

danke für den flinken Kommentar. Ich habe gehört, das Buch soll sehr gut zu lesen sein. Selbst für einen Laien hat Klarman das Thema verständlich erklärt.

Beste Grüße
Tim

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