Wie wir die Altersarmut eindämmen können

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Eines der größten Probleme Deutschlands und praktisch aller westlichen Industriestaaten sind schrumpfende Rentenansprüche. Insbesondere Deutschland steht vor einer wachsenden Altersarmut wegen des hohen Alters der Bevölkerung. Der Otto Normalverbraucher muss in den kommenden Jahren mit sinkenden Rentenansprüchen rechnen. Gleichzeitig steigen die Mieten, Lebensmittelpreise, Krankenversicherungsprämien.
Die Ersparnisse der Deutschen sind nicht sonderlich üppig. Mit einem deutschen Haushaltsvermögen von im Schnitt 51.000 Euro kann kaum eine wachsende Versorgungslücke gedeckt werden. Es ist ein Dilemma. Mich wundert, dass die Bundesregierung nicht mit sinnvollen Instrumenten uns Bürgern hilft.
Wir brauchen eine kapitalgedeckte Zusatzrente. Wir Europäer können in diesem Punkt von Amerika lernen. Dort kann jeder Arbeitnehmer ein „Depot für die Rente“ eröffnen und steuerlich gefördert fürs Alter sparen. Massenweise helfen die US-Arbeitgeber ihren Mitarbeitern bei dieser sinnvollen Sparform, indem sie jedes Jahr Geld in diese Rentendepots ihren Beschäftigten zuschießen.
Den Amerikanern werden beim Sparen viele Freiheiten eingeräumt. Ob Aktienfonds, Indexfonds, ETFs oder ein Korb aus Einzelaktien – das bleibt dem Bürger und Arbeitgeber weitgehend überlassen.
Ich finde, es ist ein Skandal, dass unsere Politiker auf eine der größten Herausforderungen nicht reagieren. „Riester Renten“ versprechen nach Abzug der Kosten, Provisionen, Gebühren zu wenig Rendite. Einige Riester-Anbieter haben regelrechte Gebührenmonster geschaffen. Kein Mensch versteht die Verträge, sie sind intransparent bzw. kompliziert. Ich finde, die „Riester-Dinger“ sind keine Lösung, sie sind allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein.
Wäre die Kommunikationspolitik der Parlamentarier ehrlich, würden die Bürger aufwachen. Der Zinseszins ist eine unglaubliche Chance gerade für junge Menschen, die Versorgungslücke im Alter wettzumachen.
Würden die Eltern für ihr neu geborenes Baby 5000 Euro in einen Indexfonds investieren, würden daraus bis zum Rentenbeginn des Nachwuchses in 65 Jahren ein Vermögen von 1,3 Millionen Euro heranreifen. Neben anderen Versorgungsanprüchen (aus der gesetzlichen Rente) und Ersparnissen stünde ein schönes Finanzpolster zur Verfügung. Ein riesiges Problem wäre gelöst.
Ich habe neun Prozent Rendite unterstellt, so wächst der Dow-Jones-Index seit mehr als einhundert Jahren. Voraussetzung ist allerdings: Der Fiskus müsste das Schröpfen der sorgsamen Eltern abstellen und die Erträge im Rentenaktiendepot von der Steuer befreien.
Würden die Eltern bei der Geburt ihres Nachwuchses statt der 5000 Euro flotte 10.000 Euro einmalig investieren, könnte sich das Kind auf 2,7 Millionen Euro im Rentenalter freuen. So einfach ist das.
Es ist eine umfangreiche Aufklärung der Bürger nötig. Langfristiges, kostenschonendes Investieren ist die Lösung. Wann wacht mal jemand in Berlin auf? Regierung, Bürger und die Finanzindustrie könnten zügig eine Lösung schaffen – zum Vorteil aller. Leider fehlt der Wille dazu.
Die meisten Arbeitnehmer können sich den positiven Effekt aus dem Zinseszins über Jahrzehnte hinweg kaum ausmalen. Es liegt daran, dass wir dazu neigen, zu kurzfristig zu denken. Es fehlt uns die Geduld. Es fehlt uns die Vorstellungskraft dafür, wie uns Aktivität, Gebühren und Steuern langfristig gesehen schaden können.

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Sepp
10 Jahre zuvor

Ich glaube, es ist zu einfach, die Zinseszinsformel zu nehmen, 50 oder gar 60 Jahre Laufzeit und eine möglichst zweistellige p.a.-Rendite einzugeben, und dann erstaunt auf das Resultat zu blicken. Das ist eine Modellrechnung wie die Klimamodelle das auch machen. Sowohl das Klima als auch das Leben sind zu komplex, um auf diese Weise sicher voraussagen zu können, was 2050 sein wird.
Letztlich wissen wir nicht, ob es in 5 Jahren den Euro noch geben wird, geschweige denn, ob nicht ein Währungscrash das gesamte Weltwirtschaftssystem auf Null stellt.
Das enthebt natürlich niemanden von der Notwendigkeit, für das Alter vorzusorgen. Wenn aber alle ihre gesamten Ersparnisse in Aktien steckten und ganze Volkswirtschaften ihre Altersvorsorgesysteme darauf aufbauten, ergäbe sich ein gigantische Blase, die dann früher oder später platzen würde.
Ich weiß nicht, ob ich das amerikanische System der Pensionsfonds dem deutschen Umlagesystem vorziehen würde, wenn ich die Wahl hätte. Dazu habe ich schon zu viele Berichte über Pleiten, kriminelle Machenschaften von Fondsmanagern, Verspekulieren der Ersparnisse usw. gelesen. Da ist mir eine kleinere, aber verlässlichere gesetzliche Rente lieber. Da man in der Altersversorgung nur einen Schuss frei hat, der beim ersten mal sitzen muss, ist der freie bis graue Kapitalmarkt zu unsicher, um ausschließlich ihn memn Altersversorgung anheimzustellen. Als Ergänzung mit übrigem Geld spekuliere/investiere ich gerne, aber nicht mit der eigenen Existenz.

10 Jahre zuvor

@ Sepp

Die Zinseszinsrechnung dient nur der Verdeutlichung des Effekts.

Die Amerikaner haben zusätzlich eine gesetzliche Rente, so wie wir Deutschen. Sie heißt “Social Security” und ist gar nicht so schlecht.

Die Amerikaner geben ihren Bürgern aber die Möglichkeit, mit einem eigenen Depot, das auf den eigenen Namen läuft, eigenverantwortlich vorzusorgen. Arbeitgeber helfen in der Regel mit grosszügigen Beiträgen in diese Depots. Sie heißen 401k. Es ist eine zusätzliche Säule für die Rente. Was in dem Depot landet, kann jeder selbst entscheiden. Staatsanleihen, Immobilienaktien, Mischfonds, Indexfonds verschiedener Staaten, Exxon, Colgate, Berkshire, Procter & Gamble usw.

Viele Staaten haben den Vorteil der kapitalgedeckten Rente als zusätzliche Säule mittlerweile erkannt. Etwa Australien. Die Deutschen sind leider sehr rückständig.

Franz
10 Jahre zuvor

@Tim
was heißt, die social security ist gar nicht so schlecht?

10 Jahre zuvor

@ Franz
Die “Social Security” ist eine Art Grundsicherung, eben eine gesetzliche Rente. Es ist ein Umlagensystem. JEDER muss einzahlen. Bäcker, Taxifahrer, Ärzte, Selbständige, Beamte…
Amerikas Bevölkerung wächst um ca. 1% pro Jahr. Sie haben also mehr Nachwuchs als wir Deutschen (Deutschlands Einwohnerzahl schrumpft). Insofern ist Social Security etwas stabiler als die deutsche Rente, wobei es als alleinige Einkommensquelle längst nicht mehr ausreicht.

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