Der Immobilienmarkt befindet sich in Westeuropa im Höhenflug. Ich rate zur Vorsicht. Was in einer irrationalen Euphorie alles passieren kann, konnten wir in den USA sehen, als Millionen von Hauskäufern vor dem Nichts standen, weil sie bis zur Halskrause verschuldet waren und plötzlich ihr Eigenheim im Wert zu sinken begann.
Yale-Professor Robert Shiller warnt gebetsmühlenartig vor dem leichtfertigen Kauf eines Eigenheims. Es lohnt sich sich seiner Ansicht nach in vielen Fällen nicht. Denken Sie nur daran: Wer einen neuen Job sucht, ist plötzlich an sein Eigenheim gebunden und kann sich nicht mehr landesweit bewerben.
Ohnehin stellt sich die Frage, ob es tatsächlich die Zufriedenheit erhöht. Handelt es sich wirklich um einen Traum, die eigenen vier Wände zu besitzen? Sind die eigenen Backsteine ein Glücksbringer, ein Schlüssel zum Erfolg? Die „New York Times“ hat diesen Traum kritisch unter die Lupe genommen.
Eine Hypothek kann eine schwere Last für die nächsten Jahrzehnte mit sich bringen. Es kann ein Klotz am Bein sein. Die monatlichen Zinszahlungen und die Tilgung – das kann auf der Seele lasten. Menschen sehen sich gezwungen, kontinuierlich Geld wie eine Maschine zu verdienen, um die Lasten zu tragen. Was passiert, wenn eine Ehe in die Brüche geht?
Einfach mal ein Jahr Auszeit nehmen, um auf den Weltmeeren zu segeln oder die Urwälder Südamerikas zu erkunden, das ist dann kaum noch möglich.
Ein Mieter kann glücklicher als ein Eigenheimbesitzer sein, es gibt genug Horrorgeschichten. Ein neuer Hollywood-Film (Titel: „The Conjuring“) über ein Geisterhaus kommt in den USA gerade in die Kinos. Die Story soll angeblich auf einer wahren Begebenheit beruhen:
Nun, ich habe genug über Pleiten, Pech und Pannen geschrieben. Ich gebe zu, das eigene Haus bzw. Appartement hat durchaus seine Vorteile. So gibt es keinen Vermieter, der Ihnen auf den Wecker gehen kann. Niemand kann Ihnen im wahrsten Sinne auf dem Kopf herumtanzen.
Mein Rat: Seien Sie auf dem heiß gelaufenen Immobilienmarkt in Deutschland, Österreich und der Schweiz vorsichtig mit Neuinvestments. Es scheint teuer geworden zu sein. Fragen Sie besser erfahrene Eigentümer um deren Rat, bevor Sie irgendwo zuschlagen.
Fazit: Ein Hauskauf ist wohl die größte finanzielle Entscheidung in Ihrem Leben. Das sollten Sie sich gut durch den Kopf gehen lassen. Am besten schreiben Sie alle Vorteile und Nachteile auf ein Blatt Papier, empfiehlt Finanzberater Carl Richards.
Das sind gute Tipps. Ich denke, dass es des Weiteren hilfreich ist, wenn man sich vorher im Amtsgericht die Termine der nächsten Zwangsversteigerungen ansieht und auch mal an einer Versteigerung teilnimmt (als Zuschauer – die Versteigerungen sind öffentlich).
Dadurch wird einem offenkundig vor Augen geführt, dass der Eigenheim-Kauf auch in einem Albtraum enden kann und es dürfte verhindern vor dem Kauf euphorisch zu werden.
Aber auch der eigentliche Hauskauf im Rahmen einer Zwangsversteigerung dürfte nicht das Schlechteste sein. Zumindest erhöht es die Chance, ein Schnäppchen zu machen.
2008/09 kam im TV der ein oder andere Bericht über (deutsche) Investoren, die in Amerika auf Schnäppchenjagd waren. Mich würde mal interessieren, was aus deren Investments geworden ist.
Gruß
Der gewöhnliche Häuslebauer betrachtet sein Haus ja nicht als Investment, aus dem er nach 5 Jahren mit Gewinn wieder aussteigt, sondern als Befriedigung des menschlichen Grundbedürfnis “Wohnen”.
Wenn er handwerklich geschickt ist, kann er zudem jede Menge Geld sparen, ohne dass ihm Steuern und Abgaben abgeknöpft werden (die Zahle der Baumärkte zeigt, dass das viele so machen). Er kann sich eine Photovoltaikanlage auf's Dach schrauben und von irrsinnigen Subventionen profitieren. Es kommt niemand, wenn er alt ist, und zwingt ihm eine Luxussanierung auf. Die Zinsen so niedrig wie nie zuvor.
Bevor ich mein Erspartes am Aktienmarkt anlege und wie in den vergangenen Jahrzehnt im wesentlichen eine Achterbahn der Kurse erlebe, bei der unterm Strich aber kaum was hängenbleibt, würde ich mir zuerst immer eine eigengenutzte Immobilie zulegen.
Und erst danach, wenn noch etwas übrig ist, kommt der Aktienmarkt.
Hallo Tim,
mir fallen dazu ein paar Anmerkungen ein:
1. Es gibt in unserer Gegend kaum Häuser zum mieten, das heißt, wenn man einen Garten will, muss man selber bauen oder kaufen. Gerade mit Kindern ist ein Garten von großem Wert (Schaukel, Sandspielen). Ich selber liebe eigenes Gemüse und Obst, ich liebe auch das Grillen im Garten.
2. Ich sehe ein Eigenheim an sich nicht als Problem, sondern eher, dass die Leute einfach zu groß und zu teuer bauen. Ein Drei-Personen Haushalt benötigt keine 200 M2. Man muss bedenken, dass man auch alle Räume einrichten und heizen muss.
3. Ich persönlich sehe das Eigenheim als Mischung aus Investment und Konsum. Investment deshalb, weil ich keine Miete bezahlen muss, was sich positiv auf meinen Cash Flow auswirkt. Konsum, weil unser Haus besser ausgestattet ist, als eine Mietwohnung (höherwertige Böden, schöneres Bad, Garten, eigener Parkplatz).
4. Ich habe 2006 ein Reihenhaus mit 140 M2 gebaut, damals mit 70% Eigenkapital. Ein Finanzberater hat mir davon abgeraten, so klein zu bauen, da so viel Eigenkapital nicht notwendig sei. Ich habe es bisher noch nie bereut, dass ich nicht auf ihn gehört habe.
Ich dachte in den USA wären die Immobilienkredite non-recourse. Also wenn man die Hypothek nicht bedienen kann, geht das Haus an die Bank, aber darüber hinaus steht man nicht mit seinem Privatvermögen gerade. Mit dem geringen Eigenkapital, welches man verlieren kann, lohnt sich dann die Spekulation. Geringe downside viel upside.Hätte als Amerikaner auch ein bisschen auf Kosten der Finanzierer spekuliert. Da kann man ja sogar das eigene Haus bei einer Versteigerung kaufen :-)
Schade, dass unsere Banken nicht so dumm sind…
@ Matthäus
Zwangsversteigerungen zu erleben, das kann eine Lehre sein. Aber das ist schwierig, oft kauft man die Katze im Sack bei solchen Terminen.
In Detroit gibt es jede Menge Häuser für 500 oder 1000 Dollar. Das lohnt sich meiner Meinung nach trotzdem nicht.
Hier der Link: Schnäppchenhäuser in Detroit.
@ Felix
Das ist eine Frage der persönlichen Prioritäten. Keine Frage, ein Haus kann Spass machen, ein Traum werden.
@LK
Ja, die Größe ist ein Problem in den USA geworden. Es ist reiner Konsum. Die Menschen kaufen riesige Objekte: 5 Schlafzimmer, 3 Bäder. Für eine kleine Familie scheint das zu viel. Es muss begehbare Kleiderschränke geben, Doppelwaschbecken in den Bädern, riesige Granit-Küchen mit Edelstahlkühlschränken, die größer als ein Doppelbett sind.
Gratulation zu Deinem Haus. Das klingt vernünftig. Klein, aber fein. Und solide finanziert.
@Martin
Ja, es stimmt. Man kann hier den Schlüssel bei der Bank abgeben und sich verabschieden. Trotzdem haben diese Leute in der Regel all ihr Geld in ihr Haus investiert. Das ist dann alles weg. Und in der Kredithistorie findet sich das Problem. Das bedeutet: Neue Kredite gibt wohl keine Bank mehr. Auch (neue) Arbeitgeber schauen in die Kredithistorie. Das sieht alles nicht gut aus. Kurzum: Es rächt sich.
@Tim: Was geht das denn den Arbeitgeber an?
Ich würde immer zum Arbeitgeber sagen, dass ich Geld brauchen kann. Dann haben die es leichter, weil sie durch monetäre Anreize motivieren können.
@ Martin
Wenn Du Dich bewirbst, musst Du zustimmen, dass der potentielle Arbeitgeber in Deine Kredithistorie schauen darf.
Flattern 100 Bewerbungen in der Personalabteilung für eine Stelle, fallen jene Bewerbung mit schlechten Finanzen wohl unter den Tisch.
Ein Drogentest ist vor der Einstellung außerdem üblich.
@Tim
Du hast recht. Mitentscheidend beim Immobilienkauf sind neben einer soliden Finanzierung weitere Faktoren wie Nachbarschaft und das Vorhandensein von Jobs. Wenn jemand eine Bruchbude mitten in einem Ghetto kauft und noch dazu im Umkreis von mehreren Meilen kein vernünftiger Job zu bekommen ist, der investiert nicht nur in eine Ruine, deren Renovierung eine Menge Geld kostet, sondern begeht wegen der aussichtslosen Perspektive auch noch einen schweren Fehler, weil die Bude nie an Wert gewinnen wird.
Die Eigentümer der Bruchbuden in dem Link (Stadt/Banken/Private) sehen das bestimmt genauso und wollen die Buden zu diesen Schleuderpreisen loswerden, weil der Abriss unter Beachtung der Umweltschutzauflagen vermutlich teurer wäre…
So gesehen können Zwangsversteigerungen auch ein Hinweis dafür sein, dass ein ganzes Viertel/Stadt/Region ausstirbt. Dann sollte man grundsätzlich die Finger vom Immobilienkauf lassen, egal ob der Kauf im Wege der Zwangsversteigerung oder regulär stattfindet.
In Deutschland ist es im Vgl. zu den USA noch üblicher seine Heimat nicht zu verlassen (anders Ostdeutschland => Westmigration). Nichtsdestotrotz erwarte ich aufgrund des demografischen Wandels in den folgenden Jahren und Jahrzehnten auch hier aussterbende Städte und Regionen.
Die Ergebnisse des Zensus 2011 haben bereits gezeigt, dass Deutschland nur noch knapp über 80 Mio. Einwohner hat und entgegen dem Trend des globalen Bevölkerungswachstums schrumpft.