Ein Bekannter fragte mich neulich nach einer Anlageidee. Seine Mutter erwartet in zwei Wochen eine Zahlung aus einem Erbe von knapp einer halben Million Dollar. Sie ist 55 Jahre alt und will vielleicht noch fünf bis sieben Jahre lang arbeiten. Sie verdient als Führungskraft in einem Krankenhaus gut, ihr Job ist sicher, sie hat zusätzlich 400.000 Dollar in einem steuerlichen geförderten privaten Rentenkonto, ein sogenanntes 401-k, angespart. Zudem kann seine Mutter, wenn Sie in den wohlverdienten Ruhestand geht, eine moderate staatliche Rente (Social Security) kassieren. Alles in allem hat die Frau ein ziemlich solides Finanzpolster aufgebaut. Sie wohnt im Eigenheim, die Hypothek ist zum Gutteil getilgt.
Nun möchte mein Bekannter wissen, was sie mit der halben Million Dollar Cash aus dem Erbfall tun soll. Er erwähnte etliche Fonds. Ob diese Aktienfonds eine gute Wahl wären, fragte mein Bekannter. Ich muss gestehen, dass ich diese Fonds im einzelnen nicht kenne. Daher empfahl ich ihm die Aktie von Berkshire Hathaway statt dessen. Die Beteiligungsgellschaft funktioniert ja fast wie ein Aktienfonds, zahlreiche US-Gesellschaften sind in der Holding vereint. Vorstandschef Warren Buffett produziert für seine Anleger eine jährliche Rendite von ca. 20 Prozent. Und das seit Jahrzehnten. Das ist weitaus mehr, als die meisten Fondsmanager vorweisen können.
Buffetts Firma ist eine gute Wahl als Anlageidee, fand ich. Die Berkshire-Aktie taxiert mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von 1,2. Das ist nicht teuer, vor allem weil viele Familienbetriebe, die Buffett vor Ewigkeiten gekauft hat, soweit ich weiß, nur zu den historischen Anschaffungskosten in den Büchern stehen. Sprich, das in der Bilanz ausgewiesene Eigenkapital ist knochen-konservativ ermittelt. Wenn Börsenaltmeister Buffett wegen seines hohen Alters abtritt, folgt ein geeigneter Nachfolger. Dafür hat er gesorgt. Seine erfolgreiche Anlagephilosophie soll schließlich nahtlos fortgesetzt werden.
Mein Bekannter stimmte mir grundsätzlich mit Berkshire zu. Seine Mutter ist auch ein Fan von Buffett. Doch er sagte, es ist ihr wichtig eine stetige Dividende kassieren zu können, um damit ihren Alltag finanzieren zu können. Das ist in der Tat ein Knackpunkt. Denn Berkshire schüttet keinerlei Dividende aus, sondern reinvestiert alle Gewinne in das Kerngeschäft.
Insofern schlug ich meinem Bekannten simple, konservative Traditionsunternehmen vor, die seit Urzeiten schon den Gewinn je Aktie und die Dividende steigern. Ich empfahl ihm ein Bündel an Gesellschaften. Darunter etwa die drei großen Ölgiganten (Exxon, Chevron, ConocoPhillips), wovon ich natürlich nur einen Titel für das Depot auswählen würde. Darüber hinaus finde ich Konzerne wie Procter & Gamble toll. Mit Windeln, Waschmitteln und Rasierern hat P&G ein unglaublich starkes Imperium aufgebaut. Die stetige Erhöhung des Ergebnisses je Aktie ist schlichtweg beeindruckend.
Ähnlich beeindruckend sind Coca-Cola, Johnson & Johnson, 3M, Colgate-Palmolive, Pepsi, Philip Morris, McDonalds, Yum Brands. Diese Firmen sind Gelddruckmaschinen. Die Langfrist-Charts sind der helle Wahnsinn. Ich könnte diese Aktien-Liste endlos fortsetzen. Die Dividendenrenditen sind attraktiv, die KGVs ziemlich günstig. Gleichzeitig sind die Risiken überschaubar. Was will man als Anleger mehr?
Statt kleine Firmen zu kaufen, würde ich lieber bei den Großen einsteigen. Eventuell würde ich fünf Aktien auswählen, dann in Ruhe abwarten und mich von den Tagesmeldungen nicht mehr verrückt machen lassen.
In den USA wird im Schnitt der gesamte Streubesitz eines Unternehmens pro Jahr an der Börse umgeschichtet beziehungsweise getradet. Daran würde ich mich nicht beteiligen, sondern vielmehr das Portfolio so lassen, wie es ist. Hat man sich für eine Strategie entschieden, sollte man sie nicht ständig über den Haufen werfen.
In Deutschland, Österreich oder der Schweiz würde ich ähnlich verfahren. Ich würde einfach unter den großen Indizes schauen, welche Firmen seit Jahrzehnten mit einer soliden Entwicklung überzeugen und diese dann kaufen.
Der Bekannte meinte, was ich von abgestürzten Aktien halte. So richtig ausgebombte Titel. Er nannte einen mittelständigen Maschinenbauer, der zehn Prozent unterhalb des Buchwerts taxiert. In den USA werden diese Aktien auch als „cigarette butts“ – Zigarettenstummel bezeichnet. Davon halte natürlich nicht viel. Denn die Risiken sind bei solchen „Turn-Around-Firmen“ enorm. Da setze ich lieber auf Altbewährtes wie Coa-Cola, Pepsi, Exxon oder P&G. Solide zu investieren ist im Endeffekt ziemlich einfach.
Klassische Konstellation. Das deutsche Institut für Altersvorsorge schätzt, dass das Erbschaftsvolumen in Deutschland in den Jahren 2011-2020 über 2,5 Billionen € betragen wird! Die Quelle dieser interessanten Information ist dieser aufschlussreiche Artikel hier: href=“http://www.wirtschaftsdienst.eu/archiv/jahr/2011/10/2655/?PHPSESSID=981015a43..
Gruß
Danke Matthäus. Die Generation der Erben. Weil die Deutschen immer mehr Geld erhalten, besteht auch ein gewaltiger Bedarf an Finanzjournalisten, die den Menschen erklären können, was sie mit der Knete am besten anstellen.
Mit Blick auf den obigen Blog-Beitrag erhielt ich eine Email mit einer Kritik: Zu Recht wurde angemerkt, dass ich vergessen hatte auf eine nötige Cash-Reserve für Notfälle (Reparaturen, Krankheiten etc.) hinzuweisen. Das stimmt. Das sollte man immer haben: Eine gute Cash-Reserve, denn Überziehungszinsen auf dem Girokonto sind teuer.
Sorry, aber der Text klingt ziemlich geklaut… man hätte sich wenigstens die Mühe machen können den USD in EUR abzuändern… ;)
@ zz,
der Text ist nicht geklaut. Die Mutter meines Bekannten erbt in der Tat diese Summe: eine halbe Million Dollar. Und da die Frau und ich in den USA leben, schreibe ich natürlich über US-Werte bzw. über diese wahre Begebenheit.
Mein Bekannter (dessen Mutter ein Erbe erwartet) hat für sein eigenes Depot Ende 2011 ConocoPhillips und Bank of America gekauft und ist mit dem Depot sehr zufrieden. Über diesen Bekannten habe ich schön öfter hier in diesem Blog geschrieben. Meine aufmerksamen Leser kennen den schon ein wenig.
Hier ist der Link: http://www.timschaefermedia.com/?An_der_Boerse_wimmelt_es_von_Verrueckten&id=1140&det=1
P&G hat sich seit 1999 kaum verändert, das hört sich im ersten Moment nicht nach einem guten Investment an.
Hallo Philipp,
P&G zahlt eine gute Dividende. Derzeit 3,1%. Das würde ich nicht unterschätzen. Der Langfrist-Chart sieht super aus.
Langfristchart!
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Wenn ein Jahrzehnt wenig lief (Kurstechnisch), dann ist es eventuell gerade deshalb interessant geworden.