Warum Hedgefondsmanager mehr wissen als die anderen?

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In New York treffen Sie Gott und die Welt. Seitdem ich einen Bekannten habe, der einen Hedgefonds steuert, komme ich zu jede Menge Meetings. Es ist unglaublich, wie viele Türen sich nun für mich öffnen. Es ist wie ein Sesam öffne dich! In kleiner Runde breiten Manager ihre Pläne aus. Sie reden offen über ihre Fehler und ihre Erfolge. Kein Zitat versteht sich! Kein Artikel darf aus den Gesprächen entstehen. Absolut kein Wort nach außen dringen. Ich halte mich an die Vereinbarung. Selbstverständlich! Ich werde aus diesen vertraulichen Gesprächen keinen Namen und keine Firma nennen. Ich begegne bekannten Investoren. Bei einer Tasse Kaffee, beim Mittag-, Abendessen. Das Beachtliche ist: Jeder darf in diesen kleinen Runden den Vorständen über die Schulter schauen und Fragen stellen. Alle nur möglichen Fragen. Alles wird beantwortet. Mir kommt dieses Frage-Antwort-Spiel extrem ehrlich vor. So sprechen die Erfolgreichen mit den Erfolgreichen. Man ist untereinander. Man versteht sich. Es ist eine verrückte Welt. Der Wahnsinn! Sie sind also mit einem Manager zusammen, der es weit gebracht hat. In den vergangenen Tagen traf ich einen Vorstand, der privat ein Vermögen von einer halben Milliarde Dollar aufgebaut hat. Ich fragte ihn, wie er zu seinem Reichtum kam. Fast schüchtern sagte er, dass er mit 100 Dollar in der Tasche in Nordamerika Fuß gefasst hat. Er kam aus Asien, seine Familie war arm wie eine Kirchenmaus. Er baute dann aus den 100 Dollar ein Vermögen von einer halben Milliarde Dollar auf. Seinen Job bei der Öffentlichen Hand warf er hin. Trotz der 70.000 Dollar Jahressalär. „Du musst Risiken in deinem Leben eingehen“, sagt er. Ich muss jedoch zugeben: Der Typ strotzt vor Ehrgeiz. Er ist keiner, der aufgibt. Er gibt alles! Der Asiate erläuterte mir seinen jüngsten Plan: Eine Goldmine. Er investiert jetzt einen schönen Batzen seines Privatvermögens. Ich bin fasziniert. Ich folge ihm wahrscheinlich. Warum nicht diesem Wahnsinns-Typen einfach folgen, ihn kopieren? Nahezu zum gleichen Einstiegskurs.
New York ist der helle Wahnsinn. Man muss hier nur einen guten Kontakt haben und schon öffnen sich die Türen. Mich lud kürzlich einer dieser Geldzauberer in seinen privaten Jet auf einem Trip nach Europa ein. Ich lehnte ab. Zuviel des Guten! Grundsätzlich folge ich einer Regel: Wenn ich privat eine Aktie kaufe, schreibe ich nicht anschließend darüber. So einfach ist das. Ich kaufe eventuell nach einer Empfehlung. Auch hier befolge ich eine Regel: Wenn ich kaufe, dann kaufe ich nicht in einem direkten Umfeld einer Empfehlung, sondern warte sehr lange ab. Ich vermeide es grundsätzlich, in einen Interessenkonflikt zu geraten. Ohnehin zocke ich nicht. Ich verfolge einen langfristigen Horizont. Viele Jahre, viele Jahrzehnte bleibe ich investiert. In der Regel verkaufe ich nicht. Von diesem Ansatz lasse ich mich nicht abbringen. Vergessen Sie all die Analysten, die Ihnen sagen wollen, wohin die Kurse auf kurze Sicht laufen werden. Alles Schwachsinn! Kein Mensch weiß das. Hören Sie auf sich! Und auf Ihren Instinkt! Wenn Sie das beachten, dann sind Sie besser als all die Fondsmanager, die sich an den Gebühren der anderen gesund stoßen. Und glauben Sie bitte nicht, dass all die Hedgefondsmanager tolle Kerle sind. Sie liegen allzu oft daneben. Selbst die Gurus leisten sich hin und wieder richtige Pleiten. So riss sich George Soros Anteile von Lehman Brothers unter den Nagel, kurz bevor die Investmentbank unterging.
Kurz zum Goldpreis. Mit 1.395 Dollar je Unze ist das gelbe Edelmetall freilich sauteuer geworden. Geht die Rallye weiter? Vermutlich! Ich weiß es leider nicht. Alles ist möglich. So wie es aussieht, steht uns eine gewaltige Inflationswelle bevor. Eine Geldentwertung, die sich wohl keiner in dieser Größenordnung ausmalen kann. Was die Zentralbanken rund um den Globus in die Märkte pumpen, ist gigantisch. Das hat Folgen. Ich glaube auch, dass die Aktienmärkte aufgrund der spendablen Fed (Null-Zins-Politik) in die Höhe schießen. Geld im Überfluss. Das muss Folgen haben. Bringen Sie also Ihre Ersparnisse in Sicherheit. In solide Dividendentitel. Immobilien. Rohstoffe. Mehr als zehn oder 20 Prozent des Gesamtvermögens würde ich allerdings nicht in Rohstoffen bunkern. Es kommt auf die gesunde Mischung an. Die Rohstoffe sind schon gut gelaufen, also übertreiben Sie es nicht. Mich fragen immer wieder Bekannte, ob der Goldpreis nicht in einer Blase münden kann, so wie es die Immobilien vor einigen Jahren in den USA taten? Das kann gut sein. Aber es ist noch Spielraum nach oben. Das ist jedenfalls meine Meinung. Je höher die Goldtaxe nach oben kriecht, desto wahrscheinlicher wird natürlich die Blase. Aber Gut Ding will Weile haben. Übrigens hatte mich im März der Deutsche Journalisten Verband zu meinem Selbstverständnis als Journalist befragt. Hier ist das Interview.
PS: Als ich in den vergangenen Tagen durch die Senatsgebäude in Washington schlenderte, ging ich in das ein oder andere Büro eines Senators. Die meisten Parlamentarier stecken tief in der Arbeit. Es gibt genau 100 Senatoren in den USA. Pro Bundesstaat also zwei. Im Schnitt hat jeder um die 30 Mitarbeiter. Allein 5.000 Briefe trudeln in der Woche oder Monat ein. Das kleine Foto oben machte ich von John McCains Büro, dem ehemaligen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner.

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13 Jahre zuvor

Und noch eine Anmerkung: Bitte vergessen Sie das Daytrading! Es scheint die Menschen unglaublich zu faszinieren. Nur leider bringt das Draytrading nichts. Rein gar nichts. Leider bekomme ich immer wieder feurige emails. Alle Welt scheint zu glaube, dass Daytrading Reichtum über Nacht erzeugt. Ich kann nur vor diesen Träumen warnen und auf meinen Blogeintrag vom März verweisen. Ich bin einfach dafür, allen meinen Lesern reinen Wein einzuschenken.

Julian
6 Jahre zuvor

Ich finde es sehr amüsant, zu sehen, ob vergangene Prognosen oder Spekulationen aufgehen oder scheitern. Trotzdem fand ich deine Ratschläge Vernünftig und man kann Dir nichts vorwerfen.

LG Julian.

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