Tupperware: Da kann wirklich nichts anbrennen

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Ich traf kürzlich Vorstandschef Rick Goings im New Yorker Palace Hotel. Der Manager beklagte sich vor Investoren über den Kurssturz seines Hausfrauenimperiums. Goings: „Die Investmentbank JP Morgan hat uns von Kaufen auf Halten herabgestuft. Wir teilten zwar die Meinung der Analysten nicht. Trotzdem brach unsere Aktie von 38 auf 21 Dollar ein. Dabei hat sich nichts an unserem Geschäft geändert.“ Ich halte den Kurs in der Tat für superbillig und bin mir sicher, dass der Plastikschalenhersteller sich kräftig erholen wird. „Wir haben absolut keine Abschwächung in den Emerging Markets gesehen“, hob Goings hervor.
Der in Orlando Florida ansässige Direktvertrieb vermarktet Kunststoffartikel für die Küche sowie Schönheitsprodukte wie Cremes oder Kosmetik. Mittlerweile stammt die Hälfte der Einnahmen aus den Emerging Markets. In Indonesien haben die Amerikaner bereits 20.000 Frauen in ihren Vertrieb eingespannt. Da die Einkaufsmöglichkeiten für die Verbraucher in armen Ländern sehr beschränkt sind, boomen dort besonders Direktvertriebe. Zudem bietet Tupperware Frauen eine Verdienstmöglichkeit, die sie sonst kaum finden können. In der westlichen Welt strömen angesichts der steigenden Arbeitslosigkeit immer mehr Frauen in den Direktvertrieb – auf der Suche nach alternativen Verdienstmöglichkeiten. Weil die Amerikanerin häufiger zuhause isst und auf Restaurantbesuche zunehmend verzichtet, ist der Bedarf an den Plastikschüsseln größer denn je. Auch heben die Amis mehr Reste auf als bislang. Schmalhans ist nun Küchenmeister.
Der drastische Kursverfall bietet eine Chance: Nur noch 1,3 Milliarden Dollar zeigt die Börsenwaage an. Selbst wenn Sie die Nettoschulden von 500 Millionen addieren, liegt die Bewertung (Börsenwert plus Schulden) bei gerade einmal 1,8 Milliarden Dollar, die Fachwelt spricht in diesem Zusammenhang von Enterprise Value, also der Wert mitsamt den Krediten. Bis Dezember sollten 2,25 Milliarden Dollar Umsatz durch die Bücher gehen nach zwei Milliarden Dollar im Vorjahr. Sprich dem Konzern billigen Börsianer weniger als einen Jahresumsatz zu. Der Gewinn je Aktie dürfte auf 2,70 Dollar klettern nach 2,25 Dollar im Vorjahr. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis beträgt acht. Das ist wirklich ein Witz. Ein Wahnsinnspreis! Wettbewerber werden weitaus höher gehandelt. So taxieren beispielsweise die Kosmetikriesen Estee Lauder oder Avon mit einem Gewinnvielfachen (KGV) von 13. Ordentlich rentiert die Dividende bei Tupperware mit 4,1 Prozent. Angesichts der exzellenten Geschäftsentwicklung hatten die Ratingagenturen S&P und Moodys zuletzt die Bonität hochgestuft. Goings will mit dem steigenden Kassenbestand Akquisitionen finanzieren. Tupperware ist ein schöner Value-Titel beziehungsweise solide Hausmannskost! Bei diesem Kurs kann nix anbrennen.

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