Psychofalle Börse: Wie Angst und Gier mit uns verrückt spielen

An der Börse ist kein hoher Intellekt gefragt. Es ist ein Irrglaube zu meinen, man bräuchte, um erfolgreich an der Börse zu sein, einen hohen Intelligenzquotienten (IQ). Nein, darum geht es nicht. Investmentlegende Warren Buffett weist darauf immer wieder hin.
Die Psychologie spielt die Schlüsselrolle, die emotionale Intelligenz, die Persönlichkeit. Die Kunst besteht darin, Herr über die eigenen Gefühle zu sein. Wir müssen die richtigen Handlungen von unseren Gefühlen ableiten. Unsere Einstellung muss stimmen. Maßgeblich werden wir durch unsere Gedanken beeinflusst. Wenn unsere Gedanken außer Kontrolle geraten, etwa in Aktienhaussen, ist das gefährlich. Daher ist die Anlagestrategie des Value Investings so erfolgreich. Diese Methode hilft uns dabei, die Emotionen (Gier, Angst) zu sortieren und nach rein rationalen Gesichtspunkten zu handeln.
Die meisten Menschen haben ein psychologisches Problem mit der Börse: Sie wollen es nicht akzeptieren, wenn die Kurse in die falsche Richtung laufen. Anleger können das Schwanken der Kurse nur dulden, so lange die Richtung stimmt. Kaum jemand kann es ertragen, wenn die Kurse sinken. In Crash-Phasen bekommen wir es mit der Angst zu tun. Anstatt eine solche Situation als Chance für Zukäufe zu sehen, reagieren wir auf einen Crash besorgt. Und lassen unseren Gefühlen freien Lauf. Die smarten Anleger stehen eine Abwärtsphase durch, ohne dabei ihre Aktien zu Billigpreisen abzustoßen. Sie haben zudem den Mut in einer Paniksituation Aktien zu Schnäppchenpreisen zuzukaufen. Haben Sie Aktien gekauft, als die Börse vor drei Jahren kollabierte? Damals als Lehman Brothers pleite ging? Wohl kaum…
Wer seine Gefühle im Griff hat, schneidet besser als die Meute ab. Nehmen Sie John Templeton, Benjamin Graham oder Carlos Slim Helú: Diese Stars wenden viel Zeit dafür auf, den richtigen Kaufzeitpunkt zu finden. Sie verfallen nicht in Hektik, sondern sind phänomenal gute Beobachter. Sie denken über vieles nach, bevor sie tätig werden. Etwa darüber, wie oft sie Transaktionen vornehmen. Die Stars sind keine Trader. Während der Durchschnittsanleger zu häufig umschichtet, haben die Profis Geduld ohne Ende. Die Masse trennt sich zum Beispiel zu schnell von Erfolgsaktien. Die Gurus haben die Gabe, Jahre, ja sogar jahrzehntelang an ihren Gewinneraktien festzuhalten.
Impulsive Entscheidungen treffen die Superinvestoren nicht. Im Gegenteil. Die Stars fragen sich immer wieder: Wie riskant ist meine Strategie? Wie sind meine Gewichtungen im Portfolio? Wo sind neue Chancen? Grundsätzlich fällt auf, dass die Gurus sehr realistische Gedanken haben. Ihre Grundeinstellung ist positiv. Dieser Optimismus gibt ihnen die Stärke, nach vorne zu blicken. Negative Gedanken blenden die Stars aus. Sie sehen Chancen, selbst dann, wenn die Masse vor lauter Panik nur noch an die nächste Katastrophe denkt. Angst ist extrem gefährlich, sie lähmt, verleitet uns dazu, gravierende Fehler zu machen.
Am schlimmsten schneiden meiner Meinung nach die Pessimisten ab. Sie lassen sich von ihren schlechten Gedanken leiten. Sie malen sich aus, dass die Welt untergeht, alles Geld verschwindet und Chaos herrschen wird. Es soll Menschen geben, die horten zuhause Lebensmittel für mehrere Monate, haben sich Waffen zum Schutz zugelegt, horten Gold und Silber im Garten. Das ZDF zeigte im Dezember eine Reportage über Deutsche, die extreme Ängste vor einem Crash entwickelt haben. Es war erschreckend zu sehen, dass blanke Angst deren Leben bestimmt. Solche Crash-Propheten blenden aus, dass es uns Menschen seit Jahrhunderten immer besser geht. Dank bahnbrechender Entdeckungen und des ständigen Fortschritts befinden wir uns in einem positiven Umfeld. Stellen Sie sich doch einmal selbst die Frage: Wollen Sie gerne wie vor 300 oder 400 Jahren leben oder in der heutigen Zeit?
Was unterscheidet die Milliardäre von der Masse? Sie geben niemals auf. Ein Problem sehen die Gurus als Chance. Nehmen Sie Donald Trump. Der New Yorker Immobilientycoon stand vor Jahren fast vor der Pleite. Er kämpfte. Er gab nicht auf. Trump wurde reicher als jemals zuvor. Es gibt die Anekdote, dass Trump, der eine Milliarde Dollar privat in der Kreide stand, einem Bettler in Manhattan zugerufen haben soll: „Du bist um eine Milliarde Dollar reicher als ich.“
Ich bin in New York mit einigen Ärzten befreundet. Als ich einem Obdachlosen in der U-Bahn sah, tat der mir leid. Ich sagte zu Freunden: „Warum kann man diesen Armen nicht aus der Patsche helfen?“ Ein Psychiater brachte es auf den Punkt: Viele Obdachlose seien psychisch krank, schizophren und es sei verdammt schwierig ihnen zu helfen. Manch ein Obdachloser mag intelligent sein, aber diese Hilflosen sind nicht in der Lage, Probleme zu lösen, es mangelt an Motivation, klaren Gedanken.
Untersuchungen zeigen, wer zu impulsiven Handlungen neigt, für den ist die Wahrscheinlichkeit zu rauchen, Alkohol zu trinken und Drogen zu nehmen größer. Auch sind bei impulsiven Menschen Aggressionen oder Spielsucht häufiger anzutreffen. Impulsive Charaktere gehen an der Börse bevorzugt extreme Risiken ein.
Wer sich intensiver mit der Emotionalen Intelligenz beschäftigen möchte, der wird u.a. bei Peter Salovey, einem Professor von Yale, fündig. Der Wissenschaftler machte zahlreiche Untersuchungen zu dem Thema, schrieb massenweise Bücher. In einem seiner Werke geht er darauf ein, dass Gesundheit und Wohlstand der Menschen von ihrer Emotionalen Intelligenz bestimmt werden.
Conclusio: Was den erfolgreichen vom erfolglosen Anleger unterscheidet, ist: Der eine setzt seine Gefühle zu seinem Nutzen ein, der andere, der Verlierer-Typ, lässt seine Gefühle kontinuierlich gegen sich arbeiten. Der Optimist schneidet besser als der Pessimist ab. Allein schon deswegen, weil DAX und Dow Jones seit Jahrzehnten beziehungsweise einem Jahrhundert auf immer neue Höhen streben. Von kleineren Rücksetzern einmal abgesehen.

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12 Jahre zuvor

Da kann ich nur zustimmen! Das wichtigste, um langfristig Erfolg zu haben, ist nicht emotional zu werden. Sei es mit einem Unternehmen, oder dem Gesamtmarkt.

Buffett hat einmal gesagt “Detach yourself”.
Das versuche ich bei jeder Investition zu berücksichtigen. Aber ich muss wirklich sagen, dass es verdammt schwer ist. Oft liest man nur das was man auch lesen will und blendet Informationen, die gegen die Investition sprechen, gezielt aus.

Dafür bin ich noch jung, und kann mir Fehler erlauben ;)

Zu diesem Thema kann ich das Buch von James Montier, “the little book of behavorial finance”, nur empfehlen. Hier beschreibt Montier schön wissenschaftlich hinterlegt, wieso wir handeln wie wir handeln und wieso Analysten und Co. im Endeffekt nicht bessere Voraussagen treffen, als Affen die mit einem Dartpfeil auf Ergebnisse werfen.

12 Jahre zuvor

@ CE GieristGut
Danke für diesen exzellenten Kommentar. VG

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