Wow, was für ein Mega-Deal. Es ist meine wertvollste Position im Depot: Netflix akquiriert das Hollywood-Studio Warner Bros. Discovery für 83 Milliarden Dollar und formt einen Streaming-Giganten, der kaum einholbar erscheint. Am Freitag kündigten beide Unternehmen das an.
Die Übernahme des Fernseh- und Filmstudios mit der Streamingtochter HBO Max wird den weltweit größten Streamer Netflix stärken. Nur YouTube kommt auf ein größeres Publikum, wobei die Streamingtochter von Google auf kostenlosen Zugang setzt (YouTube ist zum Großteil werbefinanziert), während Netflix ein rein zahlungspflichtiger Dienst ist, der mehr als 300 Millionen Abonnenten bislang hat.
Für die Netflix-Aktionäre wird sich die Vormachtstellung nach dem Deal vermutlich auszahlen, obgleich der Netflix-Kurs seit Wochen schwächer abschneidet. Der Kaufpreis ist gewiss saftig. Das Problem war, dass er im Auktionsverfahren zustande kam. Der Deal basierte auf einem Bieterwettstreit, in dem Netflix, Comcast und Paramount konkurrierten. Die drei Bieter legten in dieser Woche erhöhte Angebote vor. Netflix bot hauptsächlich Bargeld. Und wohl das höchste Gebot.
Für die Verbraucher ist das eher ein schlechter Tag: Wir haben immer weniger Studios, weniger Redaktionen, weniger Verlage und weniger Auswahl. Jede Fusion wird als Effizienzsteigerung gerechtfertigt, doch das Ergebnis ist, dass eine Handvoll Unternehmen entscheidet, was produziert, was gezeigt und welche Stimmen Gehör finden.
Noch nie eine Übernahme in dieser Größe hat Netflix eingefädelt. Daher kam die Meldung überraschend. Netflix wollte immer aus eigener Kraft überwiegend wachsen. Der Kaufpreis soll in bar und via Aktien bezahlt werden, er bewertet das Unternehmen inklusive Schulden mit 83 Milliarden Dollar, was dem 1,6-fachen Buchwert entspricht. Das Zielobjekt ist kaum profitabel und hat zu kämpfen. Die Übernahme soll abgeschlossen werden, sobald Warner Bros. Discovery seine kriselnde Kabelsparte abgestoßen hat. Die Ausgliederung soll bis zum dritten Quartal 2026 passieren. So wird ein eigenständiger börsennotierter TV-Kabel-Konzern entstehen, der die Sender CNN, HGTV, TNT und Discovery steuert.
Auch die anderen Branchenplayer sind am Kaufen. 2022 schnappte sich Amazon für 8,5 Milliarden Dollar Metro-Goldwyn-Mayer, das Studio hinter James Bond, Der rosarote Panther und Rocky.
Comcast und Paramount gehen im Bieterwettkampf leer aus
Comcast hatte auch für Warner Bros. Discovery und den Streamingdienst HBO Max geboten. Ging aber leer aus. Offenbar ist zu wenig geboten worden. Ebenfalls leer ging David Ellison, der Chef von Paramount, aus, der über Milliarden von seinem steinreichen Daddy verfügt. Der Ellison-Clan wollten Warner Bros. Discovery komplett zu schlucken, einschließlich der traditionellen Fernsehsender wie CNN, HGTV, truTV, OWN und TNT.
Das Angebot von Netflix enthält die Zusage, weiterhin Kinofilme von Warner Bros. Discovery in die Kinos zu bringen, was ein Wandel von der bisherigen Strategie ist.
Die Übernahme braucht die Zustimmung in den USA und Europa. Sollte der Deal die Genehmigungen nicht erhalten, muss Netflix 5,8 Milliarden Dollar Entschädigung an Warner Bros. Discovery zahlen. Das wäre happig.
Ich behalte natürlich meine Netflix-Aktien. Ich habe auch eine kleine Position Paramount-Aktien gekauft.