Handy, Auto, Haus: Konsum außer Kontrolle. Die Schuldenfalle

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Wenn jemand zehn Prozent seines Einkommens für die Rente spart, ist das ein guter Anfang. Noch besser sind natürlich 15, 20 oder gar 30 Prozent.Wir sollten lernen, unterhalb unserer Verhältnisse zu leben. Alles andere ist ein Irrsinn und wird sich irgendwann rächen.Diese Überflussgesellschaft ist längerfristig brisant. Dieser Materialismus hat Auswirkungen. Nestle wirbt mit Hollywood-Star George Clooney für seine teuren Nespresso-Maschinen. Warum wohl? Damit wir uns alle wie Clooney fühlen, wenn wir die Maschine besitzen. Cool, toll, wichtig.Im Schnitt kaufen Amerikaner nach 18 Monaten ein neues Handy. Die Alten landen in der Schublade oder auf der Müllhalde, obwohl ein hoher Anteil noch funktioniert. Insbesondere junge Leute verschulden sich wegen ihres Smartphones. Im Schnitt stehen junge Deutsche bei Telefon- und Internetanbietern mit 1350 Euro in der Kreide.Nach den 3D-TV-Geräten sind jetzt Flach-Fernseher mit einer Krümmung der neueste Trend. Das soll viel besser sein. Wirklich? Ich halte das für Unfug. Ich sehe darin keinerlei Nutzen. Jedes Jahr bringt die Elektronikbranche etwas Neues auf den Markt. Wer auf dem aktuellen Stand sein möchte, muss eben ständig neue Geräte kaufen.Die Müllhalden wachsen, die Erwärmung des Globus schreitet voran. Wir werden ein extremes Wetter bekommen. Mehr Stürme, mehr Überschwemmungen, mehr Hitze.Ich habe kein Auto (mehr). Das heißt für mich: Bus, Bahn, Rad, zu Fuß. Mein TV-Gerät ist über zehn Jahre, das Handy fünf Jahre alt. Ich nutze gebrauchte Ikea-Schränke, uralte Möbel. Warum geben Leute deutlich mehr als 100 Dollar im Monat für einen Handyvertrag aus? Warum geben sie ihr zwei Jahre altes Auto nach 20.000 Kilometern her, obwohl es vielleicht 300.000 Kilometer fahren könnte? Reid Hoffman, der Mitgründer des Bezahldienstes Paypal und der Networkingplattform LinkedIn, hat ein geschätztes Privatvermögen von mehr als vier Milliarden Dollar angehäuft. Trotzdem lebt er nicht auf großem Fuss. Im Gegenteil. Er fährt einen alten „Acura“-Wagen (Honda). Er hat keine Yacht. Er wohnt in einem einfachen Vier-Zimmer-Haus in Silicon Valley. Eigentlich wollte er sich einen neuen Audi S7 kaufen, doch ließ er es sein. Er fährt lieber mit seinem alten Honda. Für ihn hat ein Luxusauto keinerlei Bedeutung. Das ist kultig.Warum kauft der typische Konsument ständig neue Sachen? Und noch per Kredit? Wir leben in einer Scheinwelt. In einer Wegwerfgesellschaft.Viele haben enorme Hypotheken, wackelige Jobs, Konsumschulden, zu wenig Vorsorge fürs Alter getroffen. Das erzeugt einen enormen psychischen Druck. Trotzdem konsumieren die Lebemänner wie die Weltmeister.Mein Rat: Weg mit den Schulden. Hier arbeitet der Zinseszins gegen Sie. Seien Sie vorsichtig und übernehmen Sie Verantwortung. Kaufen Sie nicht immer alles neu. Kapitalintensive Anschaffung wie Auto, Wohnung, Haus oder neue Küche – das sollten Sie sich sehr genau überlegen. Denken Sie über die Opportunitätskosten nach: Was hätten Sie statt dessen mit dem Geld machen können?Mit Sorge beobachte ich in Deutschland einen Immobilienboom, den wir seit Jahrzehnten in einem solchen Ausmaß nicht gesehen haben. Hoffen wir, dass die Banken nicht leichtfertig Kredite vergeben. Hoffen wir, dass Deutschland keinen Hauspreiskollaps erlebt, wie die USA vor sieben Jahren erleben musste.Leute glauben, sie hätten eine Belohnung verdient. Deshalb kaufen sie. Sie nehmen Schulden auf, weil sie unbedingt die Belohnung bekommen möchten. Dabei merken sie nicht, dass sie sich anstatt zu belohnen, mit den Schulden bestrafen.Menschen machen sich zu Sklaven der Schulden. Für den Kreditgeber ist es eine clevere Sache. Der Kreditnehmer steckt dagegen in einem Abhängigkeitsverhältnis.Das gilt für Privatpersonen genauso wie für Firmen oder Staaten. Schulden können zu einer schweren Last werden. Besser weg damit bzw. erst gar keine Schulden aufnehmen.

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Martin
9 Jahre zuvor

e das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte, stehen unter 25-Jährige, die 2013 von Schuldnerberatungsstellen beraten wurden, mit durchschnittlich 1350 Euro bei Telekommunikationsanbietern in der Kreide.
Zum glück gilt das nur für vom schuldnerberater beratene jugendliche. Ich dachte schon, mein bauchgefühl wäre falsch. Dennoch eine schlimme sache. Und das obgleich in den usa mehr für mobilfunk ausgegeben wird.

9 Jahre zuvor

@ Martin

Danke Martin für den aufhellenden Hinweis.

Ich frage mich, wie ein Volk den Konsum in den Griff bekommen kann, der sich wie eine Epidemie ausbreitet.

Patrick
9 Jahre zuvor

Hallo Tim,
du erwähnst oft, dass der Konsumrausch der Menschen nicht gut ist. Das finde ich gut, ich mache mir dann immer Gedanken über anstehende “Wünsche” und überdenke diesen Wunsch oder ich kriege ein schlechtes Gewissen über bereits getätige Käufe.
Nun hätte ich aber eine ganz konkrete Frage. Ich habe mir letztes Jahr auch eine Immobilie mit einem Kredit gekauft und bezahle den Kredit fleißig ab.
Ich habe zusätzlich momentan eine Sparquote von ca. 17%.
Du schreibst oft, dass man erst Schulden tilgen soll. Heißt das ich sollte den gesamten Sparbetrag nehmen und in die Sondertilgung packen, oder wie z.B. Bodo Schäfer empfiehlt: 50% Schulden tilgen und 50% Vermögen aufbauen. Diesen Weg gehe ich nämlich bisher und bin immer am zweifeln ob dies der richtige Weg ist.
Nur mal zu den Randdaten, meine Zinsrate liegt bei 2,7%, habe leider noch keine Notreserve. Ich hätte gerne eine über 15.000€

Deine Meinung darüber würde mich sehr interessieren.

Vielen Dank für deine tollen Beiträge.

Gruß
Patrick

9 Jahre zuvor

Hallo Patrick,
meine Meinung zu Deiner Frage: Ich würde schnellstmöglich die Schulden loswerden.
Für mich ist eine Notreserve nicht Vermögensaufbau. Wenn Du 15.000 Euro als Notreserve brauchst, dann würde ich die aufs Tagesgeldkonto packen. Alles, was darüber hinaus geht, tilgt die Schulden.
Wenn Du die Schulden tilgst, bekommst Du risikolose 2,7% Zinsen (nach Steuern). Tagesgeld bringt 1,2% – 1,5%. Wenn Du 2,7% nach Steuern auf dem Kapitalmarkt erwirtschaften willst, dann mußt Du 3,6% vor Steuern erwirtschaften (ich habe grob mit 25% KapSt gerechnet).
Erstklassige Staatsanleihen geben das nicht her.
Da bist Du dann entweder bei Aktien oder bei Highyield-Bonds (Firmenanleihen).
Ich halte es für wirtschaftlicher, erst die Schulden zu tilgen und dann – schuldenfrei – in Aktien zu investieren. Aktien sind was Langfristiges, wenn Du keine Schulden hast und Deine Notreserve, kannst Du jeden Börsensturm einfach aussitzen.

Bei mir persönlich kommt dazu: Ich schlafe besser, ohne Schulden. Aber das ist eine emotionale Komponente, die jeder für sich bewerten muß.

Gruß
Finanzwesir

Lalucky
9 Jahre zuvor

Hallo Patrik,
ich bin zwar nicht Tim, aber vielleicht darf ich trotzdem meinen Senf dazugeben ;o)
Ich hatte relativ zeitig nach meiner Ausbildung ein altes Haus gekauft. Die Tilgung hatte ich so hoch wie mir gestattet wurde (momentan liegt sie bei 10 %). Ich habe nebenher ebenfalls gespart, da im alten Haus ja noch Renovierungen und Reparaturen warteten. (Leider schreibst Du nicht, ob es sich um ein neu gebautes Haus handelt). Ich habe nebenher immer angespart und jährlich so hoch wie möglich Sondertilgungen geleistet. Da die nötigsten Ausbauten und Reparaturen vorerst durch sind (eine schöne Villa ist es freilich noch nicht) schiebe ich weitere Baumaßnahmen auf. So werde ich 2016 (nach 15 Jahren) mein Haus schuldenfrei haben, die Rate kann ich ansparen und dann kann ich die größeren Baumaßnahmen ohne weitere Kredite durchführen.

Viele Grüße

Anna
9 Jahre zuvor

Hallo Patrick,
du meinst sicher Bodo Schäfer mit dem Weg zur finanziellen Freiheit. Mein Expl. ist von 1998 und war die 2. überarbeitete Auflage.
Ich würde an deiner Stelle mir eine Notreserve aufbauen (Tagesgeldkonto) und mit dem Rest konsequent Schulden tilgen. Du weißt nicht, was im Leben noch passiert. Arbeitslosigkeit, Krankheit u.a.
Versicherungen sind im Kassieren besser als im Wiederhergeben (im Schadensfall).

Dich hindert allerdings nichts, den Aktienmarkt im Auge zu behalten (auch wenn du z.Z. nichts kaufst). Es gibt immer wieder mal Kaufgelegenheiten, auch wenn viele vom all-time-hight reden und auf den Crash warten.
Wenn ich meine DAX-Werte angucke, da fehlt noch einiges.
Gruß
Anna

Mario
9 Jahre zuvor

Hallo Patrick,

ich gebe meinen „Senf“ ebenfalls zu.
Bei uns, meine Frau und mir, war es klar, dass wir unser gebautes Haus so schnell wie möglich abzahlen wollten. In dieser Zeit haben wir nach diesem Prinzip gelebt. Also eine feste Sparrate an die wir nach Einzahlung auf einem Extrakonto nichts mehr angerührt haben. Alles andere musste aus dem übrig gebliebenen Geld bestritten werden. Am Anfang gingen wir soweit, dass bis zu einem gewissen Grundstock kein Urlaub/Reise gemacht wurde. Jetzt werden einige schon widersprechen. Ich will ja leben. Um es abzukürzen, wir waren nach 8 Jahren schuldenfrei. Wir hatten damals einen Zins von 8,75 % plus Tilgung! Seit dieser Zeit geht es ohne Schulden bei uns. Die Sparrate hatte sich ein bisschen verändert, da einige Renovierungen anstanden, z. Bsp. eine neue Küche. Nicht ganz preiswert, aber unser Geschmack.
Mein Fazit, es lohnt sich für ein Ziel ein paar Weichen, für sich, richtig zu stellen. Behalte den Überblick und freue dich auf den Tag an dem du deiner Bank sagen kannst, schicken sie mir bitte die Schlussrate zur Überweisung. Glaube mir, ein berauschendes Gefühl.

PS: Damals gab es die Dotcom Blase und ich bin heute heilfroh nicht investiert gewesen zu sein. Erst schuldenfrei, dann das Aktiendepot!

Viele Grüße
Mario

Mario
9 Jahre zuvor

@ Tim

ich habe die Animation mit dem Auge noch nie bemerkt. Echt gut gemacht.

Mario

Frank
9 Jahre zuvor

@Tim,
was passiert eigentlich wenn man nach dem “Blinzeln” sich dann einloggt?

9 Jahre zuvor

Hallo Patrick,

ich würde zunächst die Notreserve aufbauen. Dann intensiv die Schulden tilgen, so viel wie geht (ohne von der Bank bestraft zu werden, Stichwort Vorfälligkeitsentschädigung). Drittens würde ich: Aktiensparen. Ich glaube, meine Blogleser sehen das ähnlich.

@ alle
Danke für die hilfreichen Kommentare.

@ Mario
@ Frank
Danke. Dort geht es zum Blog.

Patrick
9 Jahre zuvor

Vielen Dank für die vielen tollen Infos.

Es ist schon eine gebrauchte Immobilie, ca. 30 Jahre alt, d.h. ich werde immer schnell verfügbares Geld in der Hinterhand haben müssen um Reparaturen vornehmen zu können. Dafür sehe ich die 15.000€ als geeignet an, um im Notfall (große Reparatur, Jobverlust, Krankheit) nicht ohne Mittel da zu stehen und eine gewisse Zeit über die Runden zu kommen.

Also denke ich der beste Weg wäre zunächst die Notreserve aufzubauen, dann die Immobilie so schnell wie möglich abzuzahlen und dann Vermögen aufzubauen.

Felix
9 Jahre zuvor

Hallo Tim,
es ist nicht böse gemeint, aber so langsam wandelt sich dein Blog von einem Börsenblog in einen zur Schuldenberatung. Natürlich hängt beides miteinander zusammen.

Ich denke aber doch, dass die meisten hier eher ein Anlage- als ein Schuldenproblem haben.
Ich für meinen Teil würde lieber über Anlagestrategien, manchmal über einzelne Aktien, über alternative Investments usw. lesen und diskutieren.
Es ist schön, wenn Milliardäre einen alten Honda fahren; ich hätte mir an seiner Stelle trotzdem den Audi S7 gekauft.
Nun ja, auf der einen Seite Apple im Depot zu haben und auf der anderen Seite über die Kids zu jammern, die sich dauernd neue Handys zu legen, ist nicht so ganz stimmig. Ich gebe zu, ich bin Nichtraucher und habe Tabakaktien, auch nicht so ganz passend. Aber ich mache das und gebe das ganz offen zu, um Rendite zu erwirtschaften.

Für mich gilt da eher leben und leben lassen. Der eine braucht alle 3 Jahre ein neues Auto, der andere fährt in Urlaub usw. Wer's übertreibt bekommt irgendwann vom System eins auf die Mütze und zahlt Lehrgeld, was soll's – try and error.

Auch mir ist ein Vulgärkonsum zuwider, aber gut essen, schöne Kleidung, tolle Autos, alles mit englischem Understatement, das hat was. Milliardäre, die einen verarmten Lebensstil pflegen, sind m.E. Zwangsneurotiker und genauso doof wie jene, die eine 35 Meter Yacht brauchen, wenn ein anderer eine mit 34 Metern hat. Das Leben ist mir zu kurz, um nur zu verzichten. Wenn ich so leben wollte, würde ich ins Kloster gehen. Da ich nur ein Leben habe, will ich auch die schönen Dinge genießen – und dazu gehören IEKA Möbel (ab einem gewissen Alter) definitiv nicht!

Was machst du Tim mit 80, wenn du auf deinen zusammengesparten Haufen Geld sitzt und du merkst, es geht zu Ende? An die Kinder weiterreichen? Ist O.K. bis zu einen gewissen Grad, nicht wenige kommen ob des unverdienten Geldes auf die schiefe Bahn, weil sie keinen inneren Bezug dazu haben. Es der Kirche geben oder irgendeiner Institution, na ich weiß nicht, da hätte ich mir auch mal ne neue Küche kaufen können. Wer weiß, was für Deppen da für einen Blödsinn mit dem Geld anderer Leute anstellen.

Also ich bin Geldanleger und möchte Rendite machen; es müssen keine Monsterrenditen sein. Wenn ich davon leben könnte und damit selbst über meine Zeit bestimmen könnte, um so besser. Ich würde noch mehr reisen, ohne 5 Sterne, ohne goldene Wasserhähne, aber auch nicht nur mit Schlafsack und Zelt – vernünftig eben. Jetzt wäre ich dann beispielsweise in Brasilien bei der WM, würde ich mir einfach gönnen.

Deine Freude am Verzicht in allen Ehren. Wir haben nichts gewonnen, wenn wir alle in Säcken herumlaufen und Körner essen. Etwas Hedonismus muss schon sein.
Keynes hat gesagt: Mittelfristig sind wir alle tot. Also vergesst nicht auch jetzt zu leben. Wer überhaupt nichts fürs Alter tut ist selber schuld. Jeder, der es wissen will, kann es wissen und wird vorsorgen.

9 Jahre zuvor

@ Felix,

ich glaube, Du hast es ganz gut raus.

Jeder soll konsumieren, seinen Spaß haben. Ich schreibe hier einfach, was mich gedanklich bewegt. Ich gebe natürlich Geld für den Konsum aus – für Reisen zum Beispiel.

Ich könnte hier im Blog ein gutes Value-Portfolio konstruieren. Und darüber schreiben. Das machen andere Blogs – mehr oder weniger gut. Das Thema Verschwendung, Sparen etc. greifen wenige auf, finde ich.

Hier aber zum Nachdenken, reiche ich gerne etwas nach. Diese Aktien würde ich mir anschauen. Für ein tolles Value-Depot sind die sicher geeignet. Wenn es also knirscht im Börsengebälk, schaue Dir diese Titel an: AT&T, Exxon Mobil, Microsoft, GE, Johnson & Johnson, Wells Fargo, Berkshire Hathaway, Chevron, Procter & Gamble, Walt Disney, JP Morgan Chase, Citi, Bank of America, Verizon Communications… Ich finde die alle irgendwie spannend, wobei Citi und Bank of America noch in der Turnaround-Phase stecken und bitter enttäuschen können.

9 Jahre zuvor

@Felix
Tim Schäfer ist ja noch jung. Er sollte sich nicht Gedanken darüber machen, ob er eventuell mit 80 auf ein langweiliges Sparerleben zurückschaut. So wie ich es feststelle, passt es auch nicht. Natürlich hat er nur einen alten Röhrenfernseher (hab ich auch), aber er reist ja auch (wie man hier im Blog lesen kann, u.a. war er auf Island) und er wohnt in einer der aufregendsten Städte der Welt, wo er u.a. das Theater besucht.

Konsum ist nicht verwerflich. Aber ich kann nur wiederholen: Konsumiert intelligent. Nur weil ich einmal eine Tour mit einem Wohnmobil machen will, kaufe ich mir doch kein Wohnmobil, sondern miete es. Warum überhaupt Wohnmobile kaufen, was dann höchstens einmal im Jahr zum Einsatz kommt? Ich persönlich mache schon die Autoverrücktheit unserer Gesellschaft nicht mit. Was soll ich mit einem Fahrzeug, das faktisch ein Stehzeug ist?

Und ich weise es von mir, dass ich ausschließlich für das Alter spare. Ich investiere, damit ich schon mittelfristig besser dastehe. Ich bin 32 Jahre alt, in acht Jahren 40. Bis dahin möchte ich verheiratet sein und meiner Familie etwas bieten können. Als mahnendes Gegenbeispiel habe ich meine Eltern erlebt, die sich leider mit unsinnigen Versicherungen eindeckten, jahrelang knappsten, um Geld ins Haus zu stecken. Die Gelder fürs Haus kann ich noch nachvollziehen (es ist Konsum), aber niemand zahlt gerne Geld in unsinnige und überteuerte Versicherungen. Und wir als Familie hätten wahrscheinlich noch besser leben können, wenn meine Eltern intelligent gespart und investiert hätten. Das Haus hätte vielleicht nach 10 (statt nach 15 Jahren) abbezahlt sein können.

Mein Vater hat einige dumme Sachen gemacht. Ich bin ja in der DDR geboren und habe die Wendezeit als Kind mitgemacht. Für 7000 Ost-Mark kaufte mein Vater überstürzt einen Videorekorder, weil er spekulierte, dass das Geld mit dem Faktor 20 abgewertet würde. Es kam ganz anders.

In solchen Situation – meine Meinung – würde ich gar nicht solche Konsumausgaben. Ein Videorekorder ist nicht lebensnotwendig und schafft auch keine Einnahmen. Man entscheidet sich ja nicht nur, ob man einen Videorekorder mit Ost-Mark bezahlt oder mit D-Mark, sondern auch, ob man überhaupt einen Videorekorder kauft.

Bei der geringen Nutzung hätten wir locker darauf verzichten können. Ich habe es in anderen Familien gesehen, die beide Füße still halten konnten während jener unsicheren Zeit. Die hatten 1991/2 so viel Geld, dass sie nicht nur einen besseren Videorekorder für weniger Geld kaufen konnten, sondern auch HiFi-Anlagen, moderne Fernseher (mit Teletext), Urlaubsreisen, neue Möbel etc.

Mein Vater war auch so, dass er demonstrativ konsumiert hat. Wir waren auch die Ersten im Dorf mit Videokamera. Aber es war ein Monsterding und mein Vater hatte nicht die Muße aufgebracht, sich damit zu beschäftigen, um halbwegs gescheite Videos zu drehen. Zwei Jahre später gingen die Kamera-Preise dermaßen in den Keller… Mein Vater neigte zum Angeben und wollte allen zeigen, dass er sich eine Kamera leisten konnte.

Dirk
9 Jahre zuvor

Hallo Tim,

die Betrachtunsgweise des unnötigen Konsumierens ist sicherlich richtig. Auch die sparsame Lebensweise von vielen Millionären oder Milliardären beeindruckt so manchen – mich inklusive. Jedoch ist dies eine sehr einseitige weil individuelle Sichtweise und diese lässt völlig ausser acht, dass dies Horten von Geld unsere derzeitige Finanz- und Wirtschaftskrise nur verstärkt. Es fließt eben auch nur noch ein kleiner Teil des Geldes zurück in den Wirtschaftskreislauf, während die steigende Kapitalbasis weiterhin ihre Rendite einfährt.
Ich weiss, dass Ihre sehr wertvollen Tips gut gemeint sind und von vielen Menschen die dem Konsumrausch verfallen sind, gelesen werden sollten.

Jedoch wäre aus meine Sicht auch mal ein Blick über den Tellerrand hinaus angebracht.

Gruss
Dirk

Matthias Schneider
9 Jahre zuvor

Moin!

Es kam ja schon ab und an die Frage nach Alternativen zur Aktie auf.

Außer High-Yield-Bonds halte ich die amerikanische Vorzugsaktien (Preferred Shares) für eine feine Sache für Income-Investoren. Einzelwerte sind natürlich riskanter als ein Korb (Fund) verschiedener Werte. Trotzdem sei gerade auf die aktuelle Ausgabe einer Pref. von “Navios Maritime Holdings” (NM) hingewiesen. Die Gesellschaft hat sich bisher gut gemacht, bietet aber nur 2,xx% Dividende (anders als Navios Maritime Partners mit 9% – NMM). Auf die Prefs dagegen bekommt man einen Kupon von 8,625% p.a. bei Quartalszahlung. Ausgabepreis ist 25 USD. Bei Kaufmöglichkeit an der Börse darunter, erhöht sich natürlich die Rendite entsprechend.

Dies nur als Anregung. Es gibt von vielen Unternehmen lukrative Preferred shares. Ich selbst werde diese von NM nicht kaufen. Ich halte genügend Funds mit Prefs.

Schönen Tag in die Runde, werde mich jetzt in den Atlantik stürzen. ;-)

MS

Stefan
9 Jahre zuvor

Mein Vater hat im Laufe seines Lebens auch große finanzielle Fehler gemacht! Ich habe daraus aber enorm gelernt.

Natürlich war der Klassiker -überteuerte Eigentumswohnung im Osten, steuerbegünstigt- auch dabei. Die Wohnung ist heute nur noch ein Drittel wert von der ursprünglichen Kaufsumme.

Telekom Aktien hat er zum Glück ausgelassen. Allerdings hat er sich auch dazu übereden lassen in ein vorbörsliches Unternehmen zu investieren dessen Börsengang natürlich unmittelbar bevorstand. Das Geld hätte sich verdreifachen bis verfünffachen sollen. Das Unternehmen existiert zwar bis heute (ein Anlagenbauer für Fischzuchtanlagen). Es werden allerdings nur Verluste gemacht. Der Vorstandsvorsitzende hat 15 Jahre lang ein Jahresgehalt von ca 500.000 € bekommen. Für den hat es sich gelohnt. Der Börsengang hat natürlich nie stattgefunden. Die Aktien liegen in seinem Depot, wertlos und nicht verkaufbar.

Kenne auch eine sehr clevere Steuerberaterin. Fachlich ist die super fit. Aber was ihre Investitionsentscheidungen angeht: eine einzige Katastrophe! Da wird sogar mit Fremdkapital auf Yen und Franken spekuliert. Was dann natürlich fürchterlich in die Hose ging.

Ich finde man kann sehr gut an Fehlern anderer lernen. Hauptsache man macht sie nicht selbst. Ein guter Punkt ist schon mal: nicht das machen was die Masse macht (siehe Telekom kaufen). Und nichts kaufen weil es eine Steuerersparnis bringt!

Stefan
9 Jahre zuvor

@ Matthias Schneider:

Tus nicht! Selbstmord ist auch keine Lösung!

:-)

9 Jahre zuvor

@ Dirk

Es ist sehr clever sparsam zu sein und nachhaltig zu investieren.

Die Chinesen sparen wie die Weltmeister und haben es fertig gebracht, aus einem der ärmsten Länder eine bedeutende Wirtschaftsmacht zu formen. Enorme Fortschritte erlebt das gelbe Riesenreich.

Die Norweger sparen ihre Ölgewinne in einem Staatsfonds, der in Aktien rund um den Globus langfristig investiert. Sie hätten ihre Gewinne auch in goldene Wasserhähne und Marmor-Autobahnen stecken können. Ich finde es sehr schlau, was die Norweger machen. Das kleine Land besitzt schon 1% aller Aktien weltweit.

Judas
9 Jahre zuvor

Wenn man nicht in New York wohnen würde könnte man noch viel, viel, viel mehr Geld sparen. Da fällt das neue Handy oder der neue Fernseher alle paar Schaltjahre gar nicht mehr ins Gewicht…

Judas
9 Jahre zuvor

Ich habe ein halbes Jahr in China gelebt. Die einzigen Menschen die dort sparen sind die Landwirte (Bauern), für ihre Kinder (Arbeiter, Angestellte, Ingenieure etc.). Die Kinder wiederum hatten alle Schulden für ihre Laptops, Mobile Phones etc. Die Spielereien kosten genau soviel wie in Deutschland. Bei einem Gehalt zwischen 200-400 Euro also ein schöner Batzen. Etwas essen und wohnen muss man ja auch noch, egal wo man lebt auf dieser Welt.
Die Chinesen sind viel kapitalistischer als die USA. Konsum steht über allem, so gut wie immer über einen Kredit finanziert.
Besonders auffällig, Chinesen kaufen sehr viel Originalware für Hunderte von Euros (Adidas, Nike, Esprit etc.), Ausländer feilschen derweil um 2 Euro im Fake Market der jeweiligen Stadt. Naja, eins haben sie alle gemeinsam, Marken sollen das Selbstwertgefühl heben. Viel Glück dabei!

9 Jahre zuvor

Die Sparquote in China liegt je nach Statistik zwischen 30 und 50% je Haushalt. Damit sind die Chinesen an der Weltspitze.

http://www.theepochtimes.com/n3/292513-chinese-household-savings-surge-to-50-percent/

Warum die so viel Sparen? Sie sind sehr konservativ. Sie sind ein wenig ängstlich, weil es keine vergleichbare Krankenversicherung oder staatliche Altersvorsorge wie in der westlichen Welt gibt.

Ich empfehle, das Interview mit Charlie Munger in der “Börse Online” bzw. im “European Value Investor”, das am 22. Mai erschien, zu lesen. Der Vize-Chef von Berkshire ist von der Sparkraft der Chinesen beeindruckt.

9 Jahre zuvor

Sparquoten halte ich schlecht vergleichbar, denn wie Tim schon schrieb: Die einen haben bereits Krankenversicherungen und Altersvorsorge von Staats wegen, die anderen nicht. Ein Netto-Gehalt ist überall anders definiert und nur über das Netto-Gehalt kann ein Angestellter verfügen.

Müsste ich nicht zwangsweise in die Rentenkasse einzahlen, ich würde das Geld in Aktien stecken. Meine Sparquote von über 50 % würde noch weiter steigen.

Stefan
9 Jahre zuvor

@ Tim:

gibt zu dem Interview mit Munger einen Link?

Fritz
9 Jahre zuvor

@Tim:

Wenn ich dich mal nach deiner Meinung fragen darf: Würdest du die Aktie der Deutschen Bank in der aktuellen Situation als interessant für langfristige Investoren empfinden?

Grüße

Kurt Huber
9 Jahre zuvor

Hab mal eine Frage:

Wo soll man denn bitte schön heute sein Geld anlegen? Ich mein: Aktienindizes die sich verdreifachen, Übertreibungen und Überhitzungen soweit das Auge reicht. Die letzte Korrektur >10% liegt 1000 Tage her. Das ist die längste Dauer seit 1928.

Shiller KGV erhöht, Börsenkredite erhöht, Anleihenkurse dass einen schlecht wird. Stabile Aktien unter KGV 20 findet man bis auf IBM und ein paar anderen gar nichts mehr.

Ist ja alles schön und gut, aber eine korrektur 30% und mehr ist jederzeit möglich.

Also blindlings jetzt irgendwelche aktien zu kaufen auch wenn sie noch so stabil sind… naja, alles hat seinen preis. und bei Rekordmargen, die vorwiegend durch Kündigungswellen aufrechterhalten werden können, zweifle ich an der nachhaltigkeit von solchen maßnahmen.

Mal abgesehen, dass die Arbeitslosenquote jenseits der 20% in den USA ist. lt shadowstats. Schon komisch: 6,1% arbeitslosenquote wurden heute gemeldet. Nur blöd, dass die participation rate auf dem stand der 1970er jahre ist und die lebensmittelmarkenbezieher gleichzeitig explodieren.

Sehr dünnes eis. Deswegen würden mich alternativen interssieren, falls es die überhaupt gibt!?

lg

9 Jahre zuvor

@ Stefan
Habe leider keinen Link zum Munger-Interview.

@ Fritz
Irgendwann wird die Dt. Bank schon spannend. Ich glaube, sie notiert zum halben Buchwert. Es können wegen Gesetzesverstößen und eventuellen Marktpreismanipulationen (eventuell Libor, Gold, Währungen…??? wer weiß) erhebliche Strafzahlungen drohen. Siehe BNP Paribas. Bei 1000 laufenden Verfahren blickt kaum jemand durch. Aber Du hast Recht: Wenn die Nach am Dunkelsten ist, beginnt der Tag.

@ Kurt Huber
Die Lösung ist stetig in Aktien zu investieren. Etwa monatlich oder alle 3 Monate. Und das langfristig tun. Über mehrere Jahrzehnte hinweg. Es kommt nicht so sehr auf das Timing eines einzelnen Aktienkaufs an, sondern eher auf die Anlagedauer insgesamt. Auf die Geduld, auf die Stetigkeit. Aktiensparen für die Rente erfordert viel Disziplin.

Kurt Huber
9 Jahre zuvor

Und wo kann man das günstig machen? Ich mein, 10,- pro Trade ist meines Wissens nach das günstigste. Zumindest in Österreich. Würde ja aktiensparpläne präferieren. Die gibt es aber fast nicht. Und wenn dann nur für 10 aktien.

Würde mich über tipps freuen, wie man das günstig umsetzen kann! Danke!

lg

9 Jahre zuvor

@ Kurt Huber

Bei welcher Bank? Keine Ahnung. Dort, wo Du Dich wohl fühlst.

Es gibt jede Menge Disountbroker, die sehr gut sind.

Ob die Order nun 1 Euro mehr kostet oder nicht, ist mir egal. Mir ist wichtig, dass der Service stimmt. Solange Du kein Daytrader bist, kommt es wirklich nicht auf den 1 Euro pro Order mehr oder weniger an. Aktiensparpläne kenne ich leider keine in Österreich oder Deutschland.

Christian
9 Jahre zuvor

Hallo liebe Anlegerkollegen,

ich suche einen Fonds/ETF/Aktie mit der ich ein bißchen traden kann. Ich weiß, ich weiß lieber Tim, Du hast ja recht. Aber nur ein Gedanke… und Ihr habt mir hier immer weitergeholfen…

Was mich stört: Ich habe Dividenenaktien (dank diesem Blog) gekauft und die sind nun gut im Plus, geht der Kurs zurück, schmilzt mein (Buch-)gewinn ab. Setze ich jedoch ein dynamisches Stoploss, kann ich die Gewinne absichern. Ich nehme einen SL mit Abstand 10% auf den aktuellen Kurs.

Sicher kommt hier der Tradinggedanke ins Spiel.

Habe ich verkauft bzw wurde ausgestoppt, steige ich mit einem dynamischen Stopbuy wieder ein, auch Delta 10%.

Auf welchen Wert würdet Ihr das machen? Auf 5 gute Dividenenwerte? Auf den S&P 500 (Streuung)? Auf einen Fonds? Ich will ja auch nicht zuviele Transaktionskosten haben…

Tino
9 Jahre zuvor

, ich kann Dir leider keinen Tipp geben. Ich verstehe auch nicht warum Du zockst. Ist das ein prozentualer Teil des Vermögens mit dem Du “Spaß” haben willst? Sobald Du eine Aktie auf Basis so einer technischen Hürde verkaufst, schwimmst Du im Haifischbecken und wirfst die Münze. Was wenn sich Deine Erwartung nicht erfüllt, was nicht unwahrscheinlich ist. Dann wird wieder ein Stück Deines Vermögens abgeknappst. Es geht ja hier um kurzfristige Entwicklungen (nach dem Verkauf, wieder Kauf der gleichen Aktie auf Basis von technischer Analyse) und das ist immer hochriskant und hat Casino-Charakter. Aktienkurse “glätten” sich halt erst nach vielen Jahren, vgl. auch Dividendenhistorie. Ich würde nicht verkaufen, sondern günstig zukaufen, wie es Tim schon oft dargestellt hat. Damit wird das Risiko gemindert falsch zu liegen. Wenn ich ein erstklassiges Unternehmen habe, brauch ich kein Casino, das Unternehmen ist die beste Garantie für kontinuierliche Gewinne. Dieses kann ich immer kaufen, natürlich möglichst günstig, nicht maßlos überbewertet. Das Risiko einen Verkauf zu timen für ein paar Prozentpunkte mehr wäre mir zu hoch bzw. steht nicht im Verhältnis zur Garantie des erstklassigen Unternehmens, es gleicht für mich einer Verzweiflungstat.

Markus
9 Jahre zuvor

Huber

Finde die Einwände und die erkannten Verwerfungen durchaus berechtigt.
Zuviel Blauäugigkeit und Lobhudelei hilft langfristig niemanden!

Andererseits kann zu viel Kritik auch hinderlich sein, um Chancen zu sehen bzw. andererseits die ganze Zeit am Seitenrand stehen zu bleiben.

Man kann auch jetzt noch günstige bzw. günstige Märkte im Verhältnis zu anderen Märkten und assets finden.

Wie schon oft erwähnt… asset allocation, regelmäßig rebalancen, sparquoten und ein aursreichendes Sicherheitspolster.
Zudem sollt man seine eigene Risikotoleranz nicht unberücksichtigt lassen. Es wird immer nach Rendite gesabbert, aber es soll auch Anleger geben, die Subprime und Dotcom sich gewaltig blutige Nasen geholt haben…

Ulrich
9 Jahre zuvor

Ich glaube, ich habe Tims Vorbild gefunden:

George Konnight

Der kürzlich verstorbene Multi-Millionär lebte zurückgezogen in einer verfallenen Hütte ohne Heizung und fließend Wasser.

http://www.t-online.de/nachrichten/panorama/menschen-schicksale/id_70116186/millionaer-lebte-wie-ein-einsiedler-im-wald.html

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