George Soros spielt nur mit eigenen Talern

Der legendäre Geldzauberer Geroge Soros schüttet eine Milliarde Dollar aus seinem Hedgefonds an seine Anteilseigner aus. Offiziell begründet das Soros mit den wachsenden regulatorischen Auflagen. US-Präsident Barack Obama hat den Sektor an die kurze Leine gelegt. Hedgefonds, die mehr als 150 Millionen Dollar verwalten, müssen ab dem nächsten Jahr umfangreiche Papiere bei den Behörden einreichen und sich registrieren lassen. Beispielsweise muss nach der sogenannten Dodd-Frank-Reform offengelegt werden, wer Zugang zum Trading hat. Es müssen die Herkunft des Geldes und mögliche Interessenkonflikte ersichtlich sein. Für die diskrete Branche kommt das Vorgehen der Regierung einer Attacke gleich. Zumal dann die Behörden auch erfahren können, wo sich gerade die Milliardäre finanziell engagieren. Kürzlich traf ich mich mit einer Mitarbeiterin der SEC und ließ mir das neue Gesetz erklären, das nach ihren Schöpfern Chris Dodd und Barney Frank benannt ist.
Soros stören die neuen Regelungen vermutlich kaum. Er verwaltet immerhin 25,5 Milliarden Dollar. Da macht eine Milliarde Dollar mehr oder weniger den Kohl auch nicht mehr fett. Denn nur ein kleiner Teil der Gesamtsumme wird ausgekehrt, den Rest des Familienvermögens wird sein Büro weiterhin verwalten.
Soros wird 81 Jahre alt im kommenden Monat. Ein Bekannter von mir arbeitet in seinem Büro in Midtown. Mehrere 100 Leute sind für seine Organisation tätig. Auf den großen Investmentkonferenzen sehe ich ab und an seine Mitarbeiter herumgeistern. Sein Investmentchef Keith Anderson hat nun angekündigt, seinen Job aufzugeben. Wenn in dem Sektor wichtige Leute gehen, dann sind die Anleger oftmals in heller Aufregung. Soros will aber eben ausschließlich das Geld aus familiären Kreisen verwalten, da braucht er wohl nicht mehr so viel Personal. Seine beiden Söhne schmeißen ohnehin schon jetzt den Laden.
Seit 40 Jahren ist die “Soros Fund Management LLC” tätig. Ähnlich wie Warren Buffett hat Soros im Schnitt eine Rendite von 20 Prozent per annum erzielt. Während sich die Weitsicht und Performance beider Männer ähneln, sind die Strategien doch so unterschiedlich wie sie kaum sein könnten. So schert sich beispielsweise Soros nicht die Bohne, wenn er Blasen entdeckt. Er spielt dann manchmal gerne mit. Soros steigt aber auch blitzschnell wieder aus. Er hat kaum Geduld. Soros hört vor allem auf seine Intuition. Seine Gefühle haben ihn reich gemacht. Wenn er sich Notizen macht und zu lange über ein Investment nachdenkt, dann wird der Deal schlecht, soll die Legende schon einmal gesagt haben. Soros ist aber gleichzeitig auch einer, der sich radikal gegen den Markt stellt. Wenn die Masse wie im Wahn in eine Richtung rennt, dann spekuliert er schon mal dagegen. So hat er das britische Pfund 1992 zu Fall gebracht und damit eine Milliarde Dollar abgeräumt. Was ebenfalls auffällt: Er wettet brutal. Er setzt knallhart auf das Motto: Alles oder Nichts. Es geht bei ihm wie im Kasino zu: Alles auf eine Karte. Dieses extreme Vertrauen in die eigene Urteilsfähigkeit entdecke ich auch bei Warren Buffett. Der Value-Jäger aus Omaha hat in den Anfangsjahren brutal auf einzelne Aktien gesetzt. Von Risikostreuung kann keine Rede sein.
Wie Buffett spendet Soros große Teile seines Vermögens. Mehr als acht Milliarden Dollar soll Soros schon gestiftet haben. Allein in New York betreibt der angesehene Senior mit den jüdischen Wurzeln mehrere wohltätige Organisationen. Vor allem die Förderung der Demokratie in Osteuropa ist für ihn eine Herzensangelegenheit. Was kaum verwundert. Er entkam als 14-jähriger den Nazis 1944 in Budapest. Er heißt eigentlich Dzjchdzhe Shorash.
Auch sein ehemaliger Chef-Anleger Stanley Druckenmiller hat seinen Hedgefonds für externe Investoren geschlossen. Nur noch Gelder der Familie managt sein ehemaliger Geschäftspartner. Druckenmiller leitete den Soros-Fonds von 1988 bis 2000. Nach dem Platzen der Dot-com-Blase zur Jahrtausendwende verlor Soros viel Geld, Druckenmiller musste umgehend seine sieben Sachen packen. Da kennt die Legende kein Pardon. Der 53-jährige Druckenmiller hatte aber schon ein Milliardenvermögen angehäuft. Er wird auf der Reichen-Liste von Forbes geführt. Wenn Sie einmal in dem Netzwerk sind, werden Sie mit Geld geradezu überschüttet. Es sind die Kontakte, die zählen. Freilich sind die Strategen natürlich auch außergewöhnlich gut. Voriges Jahr traf ich einen Freund Druckenmillers. Der sagte mir, dass der Ex-Soros-Manager alles über Insidertransaktionen wissen wollte. Sprich, jedes Mal, wenn ein Vorstand oder Aufsichtsrat eines börsennotierten Konzerns Aktien kaufte oder verkaufte, wollte Druckenmiller jedes Detail erfahren. Er verfolgte über Jahre hinweg die Performance der Unternehmensvorstände. Wie war das Timing? Wie groß das Aktienpaket? Wie viel Geld sprang wie schnell heraus? Druckenmiller hatte eine Liste. Auf dieser vergab er den Unternehmensvorständen zwischen einem Stern und fünf Sternen je nach deren Performance. Normalerweise sind Konzernchefs im Timing besser als die Masse. Aufgrund ihres Insiderwissens ist das auch logisch. Doch wollte Druckenmiller nur den Super-Stars mit den fünf Sternen folgen, nur den erfolgreichsten Vorständen. Eine mittelmäßige Performance juckte ihn nicht. So arbeitet die Crème de la Crème.
Bei Bloomberg finden Sie auf diesem Link mehr aktuelle Infos zu Soros. Empfehlenswert ist ferner die New York Times.

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