Ich bin ein großer Fan von John Bogle. Der Gründer der Fondsgesellschaft Vanguard Group kritisiert scharf die Finanzindustrie, vor allem geht er mit den Fondsfirmen hart ins Gericht. Sein Tadel ist berechtigt. Bogle sind die hohen Gebühren und Kosten der Fondsgesellschaften ein Dorn im Auge. Die Kosten fressen in der Tat einen Gutteil Ihrer Performance auf. Zudem schneidet die Mehrzahl der Fondsmanager schlechter als ihre Benchmark (etwa der S&P-500-Index oder DAX) ab. Vor diesem Hintergrund schuf Bogle mit den Indexfonds eine günstige Alternative zu den aktiv gemanagten Fonds. Er initierte 1993 den ersten börsengehandelten Indexfonds. Der preisgekrönte Ökonom gilt als einer der 100 einflussreichsten und mächtigsten Personen. Das Fortune Magazine adelte ihn sogar zu einem der vier Investment-Giganten des 20. Jahrhunderts.
Die Kosten eines ETFs sind wirklich überschaubar. Macht der S&P-500-Index in 20 Jahren 13 Prozent Rendite per annum, so frisst der ETF nur 0,2 Prozent auf. Sie erhalten also eine Rendite von 12,8 Prozent, was nicht von schlechten Eltern ist. Ich kann Ihnen Bogles neuestes Buch ans Herz legen:
Bogle warnt davor, auf berühmte Fondsmanager zu setzen. Die Stars werden in den Magazinen und Zeitungen ja gerne in den Himmel gelobt. Doch diese Herren sind sündhaft teuer und Sie müssen als Fondssparer deren Traumgehälter bezahlen. Im Grunde sind diese Konzerne gigantische Geldvernichtungsmaschinen, so sein Vorwurf. Mit tollen Werbespots, bunten Anzeigen und glänzenden Prospekten streuen sie den Anlegern Sand in die Augen. Ihre Lobbyisten sorgen in Berlin dafür, dass die Fonds-Produkte zum Teil sogar gesetztlich gefördert werden. Wie groß der Einfluss der Großbanken ist, sehen Sie daran, dass Angela Merkel für Deutsche-Bank-Boss Josef Ackermann dessen private Geburtsfeier im Kanzleramt ausrichten ließ. Gezahlt hat die Feier der Steuerzahler. Eine Sauerei! Wie unethisch! Wenn Sie lieber Leser Ihren runden Geburtstag wie Ackermann im Kanzleramt feiern wollen, wenden Sie sich an das Bundespresseamt, die nehmen dort Anmeldungen entgegen. Ferner rät Bogle davon ab, zu sehr auf die Perfomance der vergangenen Jahre zu blicken, denn dies ist keine Garantie für zukünftige Gewinne. Im Gegenteil, so warnt er, ende eine zu gute Perfomance eher in einem Desaster. Alles in allem macht sich der Experte für einen strengen Verbraucherschutz in der Finanzindustrie stark.
Wenn Sie in solide Aktien aus DAX, MDAX und Dow Jones investieren, sollten Sie ohnehin nicht zu viel Rendite erwarten. Angenommen Sie stellen ihr eigenes Portfolio zusammen. Und Sie wählen Papiere wie SAP, Allianz, Pepsi, Heinz, Münchener Rück etc aus. Dann sollten Sie sich mit überschaubaren Zuwächsen begnügen. Wer direkt in Aktien investiert, hat den Vorteil, dass er sich die gewaltigen Fondsgebühren spart. So können Sie direkt mit einer Dividendenrendite von drei Prozent rechnen. Darüber hinaus steigern Ihre Unternehmen im Schnitt den Überschuss um sechs Prozent jährlich im kommenden Jahrzehnt, das nehme ich einfach mal an. Macht also zusammen neun Prozent aus diesen Investments. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt derzeit im Schnitt bei 15. Weil die Börse in den kommenden zehn Jahren gut laufen dürfte, zieht nun das KGV auf 20 an. Also resultiert aus dieser Höher-Bewertung (KGV 20) ein Anstieg Ihrer Aktien um 33 Prozent (5/15*100). Mit anderen Worten sind dies drei Prozent per anno zusätzlich. In Summe ergibt sich demzufolge eine jährliche Rendite von zwölf Prozent (Dividende: drei Prozent, Gewinnsteigerung: sechs Prozent, KGV-Höherbewertung: drei Prozent).
Zwölf Prozent mag auf den ersten Blick gut aussehen. Ist es aber nicht. Wir haben, selbst wenn Sie selbst investieren, Kosten: Erstens kostet der Direktbroker Geld (Kauf, Verkauf, Spread, Verwaltung), hier sind schnell zwei Prozent futsch. Hinzu kommt der Fiskus. Der will ja auch noch seinen Obolus, also gehen mal mindestens weitere drei Prozent der eingefahrenen Rendite an das Finanzamt. Insgesamt sind es also fünf Prozent, die uns fehlen. Diese müssen Sie von den eingefahrenen zwölf Prozent Gesamtrendite abziehen. Verbleiben also sieben Prozent. Hiervon können Sie schließlich die Inflation von drei Prozent reduzieren. Summa summarum sind es vielleicht vier Prozent, die Sie unterm Strich per anno verdienen. Überall nagen nämlich Kosten. Bei Ihren Fonds sind die Ausgaben aber viel höher! Die meisten Fondsmanager sind die größten Geldvernichter. Und je mehr die Fonds traden, desto mehr Kosten haben sie. Schade, dass es in Deutschland keinen Mahner wie John Bogle gibt.
Das ist meiner Meinung nach noch sehr moderat gerechnet.
Man könnte das auch so rechnen:
Aktienrendite: 5 %
Dividenden: 3 %
Gesamt: 8 %
Fiskus: -2 %
Brokergebühr: -2 %
Inflation: -2 %
ergibt reale Rendite von +2 %
Hallo Herr Kurz, danke für den Einwand. Das ist eine vorsichtige Prognose! Auf lange Sicht müssen wir ja noch ein Gewinnwachstum der Firmen unterstellen. Wenn Sie nun 10 oder 20 Jahre lang in eine Pepsi oder IBM investieren, wächst ja auch der Gewinn der Aktiengesellschaft. In Ihrem Modell, stagniert der Gewinn. Auf kurze Sicht mag das durchaus der Fall sein – da muss man sich mit einer kleinen Ernte begnügen. In der Krise sogar mit schrumpfenden Ergebnissen oder gar Verlusten.
Hallo,
ich verstehe Ihre Berechnung mit der Gewinnsteigerung und der KGV-Höherbewertung nicht ganz. Das KGV schwankt doch, es kann steigen und fallen. Außerdem dachte ich, daß beides schon in der Gesamt-Aktienkursgewinnrendite enthalten ist.
In Capital habe ich auch eine diesbezügliche Berechnung gefunden.
Herr Kurz, ich gebe zu, ich habe das etwas sehr kompliziert gemacht. Im Kern gebe ich Ihnen Recht: Der Börsianer verdient also direkt an zwei Dingen sein Geld: Erstens an der Dividende und zweitens an der Kurssteigerung. So weit, so gut. Nun habe ich jedoch versucht, mehr Details herauszuarbeiten. Das hat die Sache zu kompliziert gemacht. Ich habe mich also gefragt, warum steigt der Kurs? Ich denke, dass der Kurs steigt, weil die Leute wieder Aktien super finden. Also rennt die Meute an den Aktienmarkt und ordert wie blöd Dividendentitel. Was passiert in der Folge? Das allgemeine KGV-Niveau steigt. Betrug das KGV während der Krise durchschnittlich zwölf, kann es nun sein, dass die Menschen wieder bereit sind, ein Gewinnvielfaches (KGV) von 20 zu bezahlen. Wenn zudem der Unternehmensgewinn anzieht muss der Kurs zusätzlich steigen. Das kommt eben nochmals oben drauf.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe das viel zu kompliziert dargestellt. Ihre Aufstellung ist viel besser. Danke für den Tipp.