Diese Börsenfehler machen meine Freunde

Wenn ich mit meiner Familie, mit Freunden und Bekannten spreche, stelle ich immer wieder drei gravierende Fehler fest. Es ist komisch, es sind aber stets die gleichen Verhaltensmuster.
Erstens investieren sie nicht, sondern sparen wie verrückt. Das heißt sie parken ihre Kohle auf dem Girokonto, auf Festgeldkonten und in Bausparverträgen, Versicherungen etc. Oder geben alles gleich aus. Kaum ist das Gehalt auf dem Konto, schon ist es wieder ausgegeben.
Zweitens: Wenn sich mein Umfeld schließlich dazu durchgerungen hat, das Geld für sich arbeiten zu lassen, trauen sie sich nicht an die Börse. Zwar reifte innerlich der Entschluss, es mit Aktien zu versuchen. Doch dann sitzen sie wie das Kaninchen vor der Schlage. Sie blicken auf die Börsenkurse und wagen es nicht. Zu groß ist die Sorge einen Fehler zu machen. Dabei ist jetzt eine herrliche Zeit, um anzufangen mit dem Aktiensparen. Wenn meine Freunde schließlich zuschlagen, ist oft der Einsatz zu klein. Nur Mut! Der DAX ist weit entfernt von seinem Allzeithoch. Im Jahr 2007 lag der deutsche Leitindex schon bei 8.105 Zählern. Aktuell kann der Index nur 5.573 Punkte vorweisen. Mit einem Rabatt von 30 Prozent lohnt sich der Einstieg auf lange Sicht. Da kommen die Schuldenprobleme von Wackelländern wie Griechenland und Italien wie gerufen. Beim Dow-Jones-Index nimmt der Abstand zum einstigen Hoch ähnliche Ausmaße an. Investieren ist ohnehin ein zäher Prozess. Je früher Sie damit anfangen, desto besser. Denn nur so kann sich der Zinseszinseffekt aus den Dividenden und Kurssteigerungen richtig entfalten. Die Reinvestitionen der Dividenden beziehungsweise gelegentliche Nachkäufe sind hierbei ratsam.
Drittens beobachte ich bei meinen Freunden folgendes: Wenn sie sich endlich dazu durchgerungen haben an der Börse einzusteigen, dann sind die Depotpositionen nicht gerade überzeugend. Sie haben einen komischen Aktienfonds ausgewählt. Und haben im Depot ein paar merkwürdige Aktien: Pennystocks, heiße Technologiewerte, Turnaroundkandidaten – kurzum Papiere, die sich nicht gerade für das langfristige Investieren eignen.
Mein Rat: Wer langfristig sein Geld für sich smart arbeiten lassen will, muss auf extrem solide Unternehmen setzen. Am besten sind führende Firmen, traditionsreiche Geschäftsmodelle. Ich achte darauf, dass wenig Schulden in der Bilanz sind, flotte Dividenden sprudeln und ein schöner Profit die Erfolgsrechnung regelmäßig schmückt. Wachstum und ein vertrauenswürdiges Management sind ebenfalls wichtig. Klar, das ist alles leichter gesagt, als getan. Gleichwohl finden Sie im DAX oder Dow Jones etliche Titel, die obige Kriterien erfüllen.
Noch was: Ich mache selbstverständlich Fehler an der Börse. Das bleibt nicht aus. Verluste bei einzelnen Wertpapieren sind Bestandteil des Investierens. Fehler passieren selbst den Gurus und reichsten Menschen der Welt. Aber merken Sie sich eines: Mit einer Aktie können Sie nicht mehr als Ihren Einsatz verlieren. Und weil dies der Fall sein kann, ist es ratsam ein Portfolio mit zahlreichen Positionen aufzubauen. Ihr Schatz sollte aus 15 oder 20 Einzelpositionen bestehen. Wenn dann einer dieser Titel im schlimmsten Fall 100 Prozent verlieren sollte, wovon freilich nicht auszugehen ist, so besteht bei den anderen Titeln die Möglichkeit, dass die Kurse unbegrenzt nach oben klettern. Anders ausgedrückt: Sie können mit diesen verbliebenen Aktien deutlich mehr als 100 Prozent verdienen. Das ist das Gute an der Börse.
Für Börsenanfänger habe ich übrigens zehn Tipps auf meiner Website zusammengestellt.

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Holger
12 Jahre zuvor

Hallo Tim,

Deine Arbeit in Ehren, allerdings kann ich Deine Jubelsänge im Moment in Bezug auf einen Einstieg in Aktienwerte nicht nachvollziehen.

Im DAX zum Beispiel hat sich nach wie vor kein Boden ausgebildet, der abwärtsgerichtete Trendkanal ist seit einem Monat voll intakt.

Dazu kommen echt schlechte Fundamentals, die sich zur Zeit eher zuspitzen als entspannen.

Wenn man jemanden zur Zeit zum Aktieneinstieg rät, dann nur mit dem Zusatz, dass derjenige das Sitzfleisch und die Nerven haben sollte, auch noch einmal möglicherweise -20% auszusitzen.

Und falls es ganz schlecht kommt, dann löst der Austritt Griechenlands aus der EU/dem Euro eine Kettenreaktion in der Finanzindustrie aus, die letztendlich auch in den Staaten ankommt und die dortigen Probleme verstärkt.

Dann sehen wir uns bei einem DAX-Stand < 4000 wieder und stehen vor einem riesengrossen Scherbenhaufen.

Tomte
12 Jahre zuvor

@Holger:
Wir (d. h. Tim) sprechen hier über einen langen Anlagezeitraum von mind. 5 Jahren, eher 10-20 Jahre. Da interessieren kurzfristige Trendkanäle etc. nicht so sehr. Mag sein, dass der DAX noch auf 4000 fällt. DEN Tiefpunkt erwischst Du ohnehin nicht. Nach der bisherigen Korrektur ist ein Eintieg auf mittlere bis längere Sicht nicht völlig abwegig. Ich habe vor ein paar Monaten Munich Re bei 112 gekauft und irgendwo bei 120 verkauft – mir kam das Niveau völlig überzogen vor. Jetzt snd wir unter 90, fundamental hat sich wohl wenig für diese Gesellschaft verändert. Kaufe ich jetzt? Tja… . Warren Buffett hat die Erhöhung seiner Anteile in Aussicht gestellt. Auf lange Sicht also doch ein Kauf? Wenn der Kurz bei 70 steht, hast Du die Hosen voll, also steigen Sie auf 80, wenn Du glücklich bist, kaufst Du dann zum heutigen Kurs. So gesehen hast Du natürlich recht, dass man gute Nerven braucht um etwaige 20% Rückgang aushalten zu können.

12 Jahre zuvor

Hi Holger, stimmt durchaus. Die Börse kann weiter korrigieren. Mir geht es jedoch um das langfristige Investieren. Um 30 oder 40 Jahre. Das Aktiensparen sollte zudem stetig erfolgen. Sprich Sie legen immer, wenn Sie neue Cashreserven zur freien Verfügung haben, weitere Mittel an. Es bildet sich daher ein attraktiver Durchschnittskurs. Und ein beachtlicher Zinseszinseffekt.
Um Ihnen zu verdeutlichen, was ich damit meine, dient folgendes Beispiel von Procter & Gamble: Auf Sicht von 30, 40 Jahren entwickelte sich das Papier prächtig. Ich könnte hier zahlreiche andere Aktien aus den großen Indizes anführen, die Charts entwickeln sich beachtlich.

12 Jahre zuvor

Hi Tomte, vielen Dank für Ihre Unterstützung. Super erklärt!

Günther
12 Jahre zuvor

Hallo Zusammen ,
es könnte in der Tat noch schlimmer kommen und die Börsen geben weiter nach. Doch dann wissen wir eben was wir zu tun haben : Noch mehr Aktien noch günstiger kaufen.
Aber was wenn nichts passiert , die Aktien nicht nennenswert weiter fallen ? Bleibt man dann nicht wider Zuschauer? Diese Frage sollte man sich stellen, vor allem wenn man etwas schon günstig genug bekommt.
Zu Griechenland.
Was geschieht wenn die EZB Griechische Anleihen aufkauft und :
1. Griechenland geht pleite ?
Gar nichts geschieht , den die EZB hat das Monopol über den Euro und kann sich so viel davon drucken wie Sie lustig ist , um es krass zu formulieren . Die EZB würde in dem Fall inflationär handeln , aber niemandem etwas schulden oder schuldig bleiben.
2. Griechenland schaft es doch noch (ohne Hexerei),und bezahlt seine Schulden wenn auch nicht zu 100 % .In diesem Fall winken der EZB schöne Kursgewinne (hat auch de Steuerzahler was davon – Siehe USA nach der Banken Rettung ,schon vergessen ?).
Wie die beschworene Rezession auch aussehn mag ,ich kann nirgendwo in der Industrie Überkapazitäten entdecken außer der Solar Branche. Vielleicht klappt es ja mit der Beschwörung (die Angst und Panik Verbreitung -Griechenland fallen zu lassen wie Lehman) dann hätten wir die Rezession.
Heute weiß man das Lehmans Rettung günstiger gewesen wäre als die Pleite. Nur bei Rössler ist es noch nicht angekommen.
Viel Spaß und Gute Gewinne wünsch ich Euch !!!

Reinhard
12 Jahre zuvor

Hallo Tim,

seit einigen Wochen lese ich Ihren Blog und stimme Ihnen im Großen und Ganzen voll zu. Ich habe einen großen Teil meines Ersparten an der Börse in Bluechips angelegt. Ich haben auch schöne Renditen bei einigen Titeln und auch komplette Schieflagen (Citigroup, Nokia, um zwei zu nennen). In der Summe war ich aber zufrieden. Der jetztige Chrash macht dann freilich einen Gutteil sehr schnell wieder zunichte. Und es wird Jahre daueren, das wieder aufzuholen.

Wenn man sich die Langzeitcharts, wie z.B. P&G anschaut, dann zeigen alle den gleichen Verlauf: Goldene 90er Jahre, vorher nicht viel und nachher auch nicht. Ob mal wieder ein solches Jahrzehnt kommt, ist ungewiss und wann noch mehr.

Also, auch mit Ihren Ratschlägen sind die letzten drei Crashs echte Einschläge, die innerhalb von ein paar Wochen die Kurssteigerungen von Jahren und Jahrzehnten zunichte machen können. Für die Altersvorsorge ist das wohl eher nichts, für das Stipendium der Kids auch nicht.

Will heißen, wenn man sein Geld irgendwann wirklich mal braucht, sollte man die Finger von der Börse lassen. Wenn soviel hat, dass man es nie brauchen wird, dann kann man es als Spielgeld an der Börse einsetzen. Das macht Spaß und, wenn man Glück hat, kommt noch etwas dabei rüber. Aber wer eh zu knapsen hat, sollte von den Casino die Finger lassen. Ich würde Freunden und Bekannten nie raten an der Börse zu spekulieren, wenn sie mir wirklich etwas bedeuten, obwohl ich es mache und auch gerne mache. Aber man braucht wirklich Nerven und muss Schmerzen ertragen können.

MfG
Reinhard

12 Jahre zuvor

@ Günther leider kapieren viele Politiker nicht, dass es verdammt wichtig ist in Krisensituationen für Stabilität zu sorgen. Sonst kann Chaos ausbrechen und das Finanzsystem kollabieren. Ruhe und Besonnenheit sind verdammt wichtig. Unruhe zu stiften, führt nicht zur Lösung des Problems, sondern verschärft es.
Ich hatte vor einiger Zeit den ehemaligen Chef der US-Bankenaufsicht gesprochen und der erklärte mir das alles einleuchtend.
In der FDP zählt das alles nicht. Die wollen offenbar nur Wählerstimmen einfangen – aus Sorge sonst von der Bildfläche verschwinden zu können, wie etliche Landtagswahlen gezeigt haben.

12 Jahre zuvor

Hi Reinhard, danke für Ihre kritische Anmerkung. Ich denke, Sie sind zu skeptisch. Ich bin der festen Überzeugung, dass die kommenden Jahrzehnte glanzvoll ausfallen werden. Weltkonzerne wie Coca-Cola, Pepsi, Nestle oder Procter & Gamble können zu den Profiteuren zählen. Denken Sie doch nur mal über die Bevölkerungsentwicklung nach.
Innerhalb des 20. Jahrhunderts vervierfachte sich die Weltbevölkerung. Jedes Jahr kommen 79 Millionen Menschen hinzu. Pro Tag sind das 216.000. Derzeit gibt es 7 Milliarden Menschen. Das wird immer dynamischer. Diese neuen Erdbewohner brauchen Rasierer, Seife, Deodorants, Zahnpasta, Nahrungsmittel und Getränke… Die weitere Entwicklung ist: Den Armen geht es immer besser, sie werden anspruchsvoller, konsumieren.
In unserem Handeln an der Börse werden wir jedoch alle von dieser Krise überschattet. Die wird bewältigt, so wie all die anderen Probleme davor. Wer langfristig handelt und denkt, zählt zu den Gewinnern an der Börse.
Beste Grüße an alle

Reinhard
12 Jahre zuvor

Hi Tim,
vielen Dank für Ihre Reaktion auf meinen Beitrag und Ihren Optimismus. Dass die aktuelle Krise vorbei geht, davon bin auch ich überzegt. Ich habe auch in der letzten Woche, als der DAX die 5000er Marke getestet hat, nachgekauft und habe mir eine 7%ige Dividendenrendite gesichert.
Das, was Sie über die wachsende Weltbevölkerung schreiben stimmt natürlich und bestimmt werden die internationalen Multis davon profitieren. Für mich stellt sich da aber eher die Frage: Hält unser Planet dieses überbordende Wachstum überhaupt aus? Zerstören wir nicht unsere Lebensgrundlagen bzw. die unserer Kinder. Geld ist gut und schön, aber es gibt Wichtigeres und das droht die Welt aus den Augen zu verlieren.
Vielleicht sehe ich zu schwarz. Wenn ich aber alle Szenarien zusammen nehme, so kann es sein, dass die Börse hausiert und – ich übertreibe – die Welt untergeht.

MfG
Reinhard

12 Jahre zuvor

Hallo Reinhard, auf der Strecke bleibt wohl in der Tat die Natur. Tier- und Pflanzenarten streben aus, die Wälder verschwinden. Dieser Trend besteht ja schon seit Jahrhunderten…leider.

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