Achtung vor zu tollen Renditen … meist nur Schall und Rauch

Guten Tag! Sie kennen sicherlich den Spruch: “Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe.” Fälschlicherweise wird das Zitat Winston Churchill zugeschrieben. Es stammt aber aller Wahrscheinlichkeit nach von Joseph Goebbels. Diese Redewendung des Propaganda-Ministers sollten Sie im Hinterkopf haben, wenn Sie Statistiken über angeblich so tolle Fondsmanager oder Vermögensverwalter entdecken. Es werden viele schöne Zahlen aufbereitet, aber oft sind sie bei genauer Betrachtung gar nicht so gut, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Ein schönes Beispiel ist der Vergleich mit einem Index – ohne die Dividendenausschüttungen zu berücksichtigen. Das ist so, als ob Sie Äpfel mit Birnen vergleichen. Dieser Trick wird hin und wieder angewandt. Der TV-Börsenstar Jim Cramer hat das mit seinem Musterdepot gemacht. Lesen Sie mehr über diesen miesen Trick hier. Weil die Dividenden einen mächtigen Anteil an der Gesamtrendite eines Portfolios ausmachen, sind die Ausschüttungen immanent wichtig. Also passen Sie auf die Schlawiner auf!
Achten Sie darauf, dass die Zeiträume lange genug gewählt werden. Eine Performancemessung von einem Vermögensverwalter nach einem Jahr oder drei Jahren hat keine Aussagekraft. Es ist nicht das Papier wert, auf dem die Zahlen stehen. Es handelt sich nämlich um eine nutzlose Info. In so kurzen Zeiträumen spielen Zufälle eine große Rolle. Besonders ärgere ich mich, wenn ich eine Prozentzahl von 12,364 oder so ähnlich entdecke. Denn diese vielen Nachkommastellen sollen dem Kunden nur vorgaukeln, wie exakt die Messung war. Ich halte das für Augenwischerei. Eine Aussagekraft haben nur Messungen, die über mehrere Jahrzehnte erfolgten. Also wenn mir ein Fondsmanager seine Leistung auf Sicht von 30 Jahren zeigen kann, dann kann man anfangen, einen Blick darauf zu werfen. Alles andere nehme ich nicht ernst. Selbst dann, wenn die Langfrist-Leistung gut ausfallen sollte, was mich verwundern würde, sagt sie nichts über die künftige Leistung des Managers aus. Ohnehin ist es so, dass der Index meistens besser als der Vermögensverwalter beziehungsweise Fondsmanager abschneidet. Denn die Kosten, die diese Leute den Anlegern aufbürden, zerstören in der Regel die Performance. Es gibt so viele Studien zu diesem Thema. Lesenswert ist beispielsweise diese Ausarbeitung der Duke University.
Aus diesem Grund rate ich zu extremer Vorsicht bei den Hochglanzprospekten und den schönen Grafiken. Denken Sie an unseren einstigen Propagandaminister! Für den Verbraucherschutz wird viel zu wenig getan. Die Behörden scheinen vor allem in Deutschland die Tomaten auf den Augen zu haben. Lächerlich ist, was die Bafin in Deutschland gegen Falschberatung unternimmt. Sie will Bußgelder von „maximal 50.000 Euro“ gegen einzelne Milliardenkonzerne erheben. Ich rechne damit, dass es am Ende des Tages allenfalls 6.000 oder 10.000 Euro sind. Das Wörtchen “maximal” deutet darauf hin. Da lachen ja die Hühner. Das ist wohl ein schlechter Witz? Glauben Sie mir, dass so eine milde Strafe jemanden in der Vorstandsetage juckt? Noch nicht einmal will die Aufsichtsbehörde Ross und Reiter nennen! Nur wenn die Institute genannt werden, kann so etwas eine abschreckende Wirkung entfalten. Sonst ist das geradezu lächerlich. Während in den USA der gesamte Sektor nach der Jahrhundertkatastrophe umgepflügt wird, macht sich unsere Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner nicht gerade einen Ruf als Aufklärerin. Das bereitet mir Sorgen. Die Branche hat viele interessante Leistungen und Produkte. Ohne die Banken würde die Wirtschaft brach liegen. Man muss aber ab und an die schwarzen Schafe aussortieren beziehungsweise abschreckende Strafen verhängen, sonst macht man sich unglaubwürdig und gibt sich der Lächerlichkeit preis.

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12 Jahre zuvor

Ich finde es gut, dass sie immer wieder die Schwachstellen des Kapitalmarktes, insbesondere des Bankensektors aufdecken und benennen, darüber hinaus aber auch darauf verweisen, dass das Institut Bank als solches durchaus sinnvolle gesamtwirtschaftliche und gesamtgesellschaftliche Aufgaben hat.

Die Situation ist durchaus mit dem Missbrauchsskandal der katholischen Kirche zu vergleichen. Wie denn das, wird sich der ein oder andere jetzt entsetzt oder empört fragen?

Meine Antwort darauf: Vor einem Jahr wurden die vielen und schändlichen Missbrauchsfälle aufgedeckt. (Erst) Jetzt veranlassten die deutschen Bischöfe die Öffnung der Personalakten und es soll weitere drei Jahre dauern, in denen die Fälle nunmehr untersucht werden, bis am Ende (hoffentlich) die schwarzen Schafe aussortiert und mithin verurteilt sind.

Dieses Verfahren ändert aber nichts an der grundsätzlichen Richtigkeit und Universalität der Werte, für die der christliche Glaube und hier insbesondere der Katholizismus in der Regel stehen, nämlich, exemplarisch, Nächstenliebe und die 10 Gebote.

Natürlich sind die Straftaten auf der einen (Falschberatung) wie auf der anderen Seite (Missbrauch) schwer miteinander zu vergleichen. Fakt ist aber, dass dieses unvorstellbar langsame Tempo mit dem auf beiden Seiten vorgegangen wird (Verbrauchervorschriften, die entweder nicht kommen oder bei Nichtbeachtung mit lächerlichen Summen sanktioniert werden – das jahrelange „Untersuchen“ von Missbräuchen) immer wieder auf's Neue sehr gut dazu geeignet, die Gemüter zu erregen.

Die Moral von der Geschicht: Es gibt sie, die Werte! Nur wenn eines ganz sicher ist, dann ist es die Tatsache, dass ausgerechnet unsere Obrigkeit in ihrer Machtgeilheit und Geldfixiertheit am allerwenigsten von ihnen hält und sich dafür auch noch den Arsch küssen und das Portemonnaie füllen lässt.

Das Gefühl muss man jedenfalls bekommen, wenn man sieht wie sich alles ändern soll, letzten Endes aber doch nichts geschieht…

Gruß Matthäus

12 Jahre zuvor

Mir kommt gerade so ein Gedanke. Warum schlüpfen die USA nicht unter den ESM-Rettungsschirm? Dann hätten die Demokraten und die Republikaner inkl. TeaParty-Bewegung sich doch wieder lieb, oder?

Und das D das als Lokomotive stemmen dürfte wird auch keiner ernsthaft bezweifeln.

[nur damit wir uns richtig verstehen; das ist nicht ganz ernst gemeint]

12 Jahre zuvor

Danke Matthäus. Ein interessanter Vergleich mit der Kirche und den Banken. Am Ende des Tages dürfte es nur den Banken gut gehen, die fair und ehrlich mit ihren Kunden umgehen. Ich glaube, dass die Erfolgsstrategie von Aldi die faire Preisstrategie war: Die Kunden haben immer einen super Preis und gute Produkte erhalten. Es ging nicht darum, die Kunden abzuzocken oder reinzulegen. Das wusste jeder, das Vertrauen war daher enorm. Niemand musste mühsam die Preise der Produkte vergleichen. So ist das auch mit der Hausbank. Ehrlichkeit und Fairness werden siegen. Die Konsumenten sind nicht doof. Beste Grüße Tim

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