Deutschland in der Dauerkrise

Angesichts der Rezession und steigenden Arbeitslosigkeit sind die Reserven der Arbeitslosenversicherung vermutlich aufgebraucht. Im Jahr 2023 sah es in der Kasse noch besser aus. Das heißt, dass bei weiterer Konjunkturschwäche eine Erhöhung der Sätze für die Arbeitslosenversicherung droht. Das würde dann zusammen mit den Erhöhungen in den Bereichen der Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung gleichzeitig eintreten. Damit werden die Arbeitnehmer weiter geschröpft. Und der ohnehin schon schwache Konsum dürfte weiter leiden.

Und ja, die politischen Grabenkämpfe und Neuwahlen sorgen nicht gerade für Zuversicht.

Die Arbeitslosigkeit nimmt zu

Die schrumpfende Wirtschaft hinterlässt Spuren auf dem Arbeitsmarkt. Im Januar sind so viele Menschen auf Jobsuche wie seit fast zehn Jahren nicht mehr. Entsprechend klettert die Arbeitslosenquote. Im Januar ist die Zahl der Arbeitslosen in auf knapp drei Millionen und damit auf den höchsten Stand seit fast zehn Jahren gestiegen. Die Bundesagentur für Arbeit meldete nahezu drei Millionen Arbeitslose. Das sind 186.000 mehr als im Dezember. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,4 Prozentpunkte auf 6,4 Prozent. Das ist gewiss nicht der reinste Horror, aber es ist eine schwache Leistung.

In den USA sind derweil hohe Investitionen und Bürokratieabbau angekündigt worden. Geschäftsmann Elon Musk (X, Tesla, SpaceX) ist damit beauftragt worden, für mehr Effizienz in US-Behörden zu sorgen – es wird mit einem umfassenden Stellenabbau gerechnet. US-Unternehmen erwarten im Gegenzug weniger Regulierung und Steuererleichterungen. Wohlgemerkt wird in Europa auch einiges getan. So hat die EZB die Zinsen gerade gesenkt, während die US-Notenbank Fed sie stabil gelassen hat.

Es kann neue Probleme geben: Dass US-Präsident Donald Trump die Zölle erhöhen will, kann Einfluss auf die Weltwirtschaft haben. Wir müssen abwarten, was passieren wird. Trump will in erster Linie die US-Bürger und US-Unternehmen entlasten.

Während die Konjunktur in den USA brummt, befindet sich Deutschland in einer Rezession.

So geht es Deutschland

Wieso kaufen Verbraucher wohl weniger? So überraschend ist das nicht, zumal mehr Arbeitgeber Stellen abbauen, das bereitet vielen Menschen Sorgen: Bosch, Continental, Audi, VW, Schaeffler usw. Und nicht nur das, die Verrentung von Arbeitnehmern geht weiter, sodass sich das Verhältnis von Arbeitnehmern zu Rentnern/Arbeitslosen weiter verschiebt.

Viele Familien haben weniger netto im neuen Jahr in der Tasche.

Welche Jobs zahlen relativ gut und sind sicher?

Wenn die Menschen Angst haben um ihre Jobs, stellt sich die Frage, wer verdient gut und wessen Job ist sicher? Nimm einen Krankenpfleger/Krankenschwester: Sie verdienen über 3.200 Euro im Monat. In Deutschland sind ihre Jobs garantiert krisensicher.

Erzieher verdienen über 3.200 Euro Brutto im Monat.

Ich möchte Deutschland nicht in meinem Blog schlecht reden. Wir haben viele Vorteile gegenüber dem Ausland.

Was in Deutschland gut läuft

Wir haben eine relativ gute Bildung, eine gut diversifizierte Wirtschaft mit einem bärenstarken Mittelstand. Ferner haben wir eine gute Infrastruktur (ÖPNV, Zugverkehr, Straßennetz, Radwege…). Außerdem ist die Korruption kein großes Problem. Wir haben ein ziemlich stabiles politisches System, einen Seezugang, befahrbare Flüsse. Das Klima ist gemäßigt und unsere Äcker sind fruchtbar. Wir müssen uns nicht wie die USA mit enormen Waldbränden und Hurrikans herumschlagen. Berlin pflegt darüber hinaus gute Beziehungen zu einem Großteil der Welt. Zudem sind wir eingebettet in das größte Militärbündnis der Geschichte der Menschheit (Nato) und haben einen EU-Binnenmarkt mit 450 Millionen relativ kaufkräftigen Menschen (mehr als Nordamerika). Der Euro ist trotz Häme keine Katastrophe geworden, sondern ein Erfolg. Es bestehen aber Lücken und Verbesserungsmöglichkeiten. Etwa im Bildungssystem, das im internationalen Vergleich (PISA Studien) mittelmässig ist.

Wir brauchen eine Wirtschaftswende. Weg von klassischer Industrie wie Stahl, Landwirtschaft oder Bergbau. Hin zu Software, IT und KI-getriebener Industrie. Wir sollten Steuern senken, Bürokratie abbauen und gute Fachkräfte ins Land holen, darin sind sich die Experten ziemlich einig. Ferner sollten wir ein 401k-Programm wie in den USA einführen, um das Aktien- und ETF-Sparen zu fördern: Das würde die Altersarmut bekämpfen und den schwach ausgeprägten deutschen Kapitalmarkt stärken.

Wir brauchen weniger Regulierung. Sei es in der Pharmabranche, KI oder am Bau. Wir brauchen Steuerfreiheit für Start-ups in den ersten Jahren. Wir sollten mehr Netto vom Bruttogehalt ermöglichen, um die Arbeit wieder attraktiv zu machen. Deutschland sollte Forschern stärker unter die Arme greifen. Wir sollten neue, dicke Konzerne wie Apple, Meta, Google, Tesla oder andere hierher locken. Irland hat vorgemacht, wie es geht.

Und vor allem sollten wir die Bürokratie abbauen. Warum soll eine Lauftrainerin mit ihrer kleinen Fitnessgruppe Gebühren an das Forstamt abdrücken? Wie irre ist das denn? https://www.tagesschau.de/inland/regional/rheinlandpfalz/swr-lauftrainerin-aus-mainz-soll-fuer-nutzung-des-waldes-zahlen-100.html

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Peter W.
19 Stunden zuvor

Alles richtig, nur finde ich es scheingeilig immer noch aus der wir Perspektive zu sprechen, wenn man sich schon längst in die USA abgesetzt hat.

Petet W.
10 Stunden zuvor
Reply to  Tim Schäfer

Die Meinung wollte ich niemandem absprechen. Die aufgezählten Punkte waren mir nicht bewusst, bzw hatte ich anders eingeschätzt. Entschuldigung.

Joel Görsch
7 Stunden zuvor
Reply to  Peter W.

Hey Peter,

Sei doch froh, dass ein im Ausland lebender Deutschland, eine frische Perspektive bietet.
Man kann seine Vaterland auch lieben, wenn man nicht dort lebt. Ich habe bis ich 19 war in Südtirol gelebt und lebe jetzt in Irland und möchte mich trotzdem an Diskussionen über Deutschland als Deutscher beteiligen dürfen.

Kiev
9 Stunden zuvor

@ Tim

Du hast deine Schlagkraft mit KI Unterstützung erhöht. Ich habe heute auch Perplexity verwendet um einen DeepDive in Rürup zu erledigen.

Ich teile meine Erkenntnisse hier, die leider noch nicht sehr rosig geworden sind:

Ab 2025 können Beiträge in Rürup Produkte zu 100% abgesetzt werden. Es gibt Anbieter die äußerst günstige ETFs zu Martkonditionen anbieten (habe ich nicht selbst geprüft). Ob garantierte Rente oder nicht. Zum Rentenbeginn wird immer eine monatliche Rate geleistet, die dann auch fest ist. Es ist ab diesem Zeitpunkt ein Versicherungsprodukt.
Die besten Anbieter zahlen auf 10.000€ einen monatlichen Beitrag von 27€. Das entspricht einer Rendite von 3,18%.

Ich habe die Zahlen durchgerechnet. Es ist absolut ernüchternd. Den meisten im Blog ist vermutlich bewusst, dass das Vermögen bei einer 3% Entnahme mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit über den Zeitraum ab Rentenbeginn bis zum Tod deutlich über 0€ liegen sollte. Ich würde es eher inflationsbereinigt bei eben der Startsumme zum Renteneintritt sehen (ohne Anleihen oder Absicherung).

An sich ist das Modell durch die Absetzbarkeit nicht schlecht. So können bei einer Investition von 10000€ um 2500€ von der Steuer erstattet werden und parallel investiert werden. Die nicht Wandelbarkeit von Vermögen in Kapital zu Rentenbeginn kann ich nachvollziehen, aber für mich ist es ein starkes Hindernis. Die garantierte Rate mit den wohlgemerkt maximalen Faktor grenzt an Betrug.

Die Zahlen habe ich für mich angewendet. Es muss geprüft werden, bis zu welcher Summe man einzahlen darf. Es ist auch möglich die Auszahlung an den Partner nach dem Tod weiterzuleiten. Aber das geht natürlich negativ in den Faktor über.

Falls Jemand von TradeRepulic/Versicherer oder RE mitliest. Das könnt Ihr sicherlich deutlich besser… Den bestehenden Garantiefaktor in der Höhe könnte man durch einen dynamischen Faktor ergänzen.

Ralf
7 Stunden zuvor
Reply to  Kiev

Bedenklich sind eher politische Phantasien, welche Ersparnisse mit steigenden Abgaben belasten wollen. Da kommt definitiv noch was auf uns zu. Man traut sich noch nicht reinen Wein einzuschenken. Alleine die demografische Entwicklung und steigende Ausgaben für Militär kommen teuer. Auch das deutlich sinkende Niveau im Bereich der Bildung ist ein Alarmsignal. KI kann Segen aber auch Fluch sein bei diesen Entwicklungen. Bin gespannt wo wir hier in 5 Jahren stehen und versuche aktiv auf eine positive Entwicklung beim AG hinzuwirken. Demnächst auch eine spezielle praxisnahe Fortbildung zum Bereich KI. Bin gespannt. Die Abgabenlast wird uns aber noch kräftiger treffen.

Kiev
6 Stunden zuvor
Reply to  Ralf

@ Ralf

Auf der Abgabenseite sehe ich auch mehr Risiken als Chancen. Die Rentenversicherung und Pflegeversicherung wirf vermutlich eher teurer werden.
Abgaben für das Militär kann ich leider nachvollziehen, aber sie werden natürlich auch kosten verursachen.
Für die Energiewende sind auch Investitionen ins Stromnetz erforderlich, die etwas Kosten.

Bei Produkten wie Rürup bin ich Ber von der Umsetzung enttäuscht. Bei der Anlageform wird Geld aus dem Brutto der Person bezahlt und die monatlichen Erträge am Ende versteuert. Hier gibt es außer steuerstundung nichts geschenkt. Dafür ist das Resultat erbärmlich und trägt eher zu guten Bilanz bei der Versicherung zu.

Mats
6 Stunden zuvor

Es wäre so wünschenswert, wenn die Politiker orientiert an der Sache das Ruder in Deutschland umreißen würden. Das wünsche ich mir insbesondere auch für die ganz jungen Leute, die ganz am Anfang ihrer beruflichen Phase stehen.

Steigende laufende Kosten ganz allgemein, weniger Netto durch höhere Sozialbeiträge, das verbunden mit teilweise absurden Wohnkosten in Ballungszentren sind eine wilde Mischung.
Muss meinen Sparplan noch mal für den Nachwuchs und deren Starthilfe erhöhen.

Sparta
5 Stunden zuvor

„Trump will in erster Linie die US-Bürger und US-Unternehmen entlasten.“

Ich denke nicht, dass Trump das Wohl seiner Bürger als oberste Prämisse hat, sondern seine Ego, sein Reichtum und seinen Narzissmus.

Die Zölle z. B. auf mexikanische Rinder werden die Inflation für die ärmeren Bürger anheizen, die Meme-Coin`s von seiner Familie sind Betrug an seinen leichtgläubigen Anhängern und die Entlastungen sind für Leute, die auf seiner Linie sind, nicht für die Allgemeinheit.

Bzgl. deutscher Politik ist es ein Trauerspiel, dass die demokratischen Parteien absolut jedes Fettnäpfchen zielgenau finden und rein treten um sich selbst zu verzwergen und den Populisten noch Nahrung geben…

Nuvolina
55 Minuten zuvor
Reply to  Sparta

„…Trump will in erster Linie die US-Bürger und US-Unternehmen entlasten…“

Wie kann man nur so blauäugig sein! Die Trump‘sche Naivität scheint ansteckend zu sein.
Die Zölle werden besonders den US Bürgern schaden. Die Preise werden steigen, die Märkte leiden, die Bürger ärmer werden.
Trump riskiert die Altersversorgung der Amerikaner.

Linda
5 Stunden zuvor

Es gibt in Deutschland keinen Willen von politischer Seite etwas zu ändern. Weder in der Wirtschaftspolitik, bei der man weiter auf Regulierung setzt, noch in der Altersversorgung, noch in der Asylpolitik.
Man lebt doch gut von den Steuereinnahmen der Bürger. Die Pension ist gesichert.
Da hat man doch keine Motivation für Veränderungen.

42sucht21
3 Stunden zuvor

@Lauftrainerin – Gebühren an das Forstamt
Verrückt. Andererseits, wenn Frau Hingst oder einer Teilnehmerin Ihrer oder der anderen kommerziellen Kurse ein morscher Ast auf den Kopf fällt, verzichten Sie dann darauf das Forstamt (oder wer hier auch immer haftbar ist für Verkehrssicherheit) zB auf Schmerzensgeld / Schadensersatz zu verklagen? Vermutlich nein.

Chris
2 Stunden zuvor
Reply to  42sucht21

Sehe ich ähnlich. Wir kennen auch nur den kurzen Bericht. Vielleicht nimmt die gewerbliche Nutzung ja auch überhand dort und der Wald verliert den Sinn des Erholungsgebiets? Da sind doch Gebühren ideal und auch im Sinne des Forums hier: Der Staat/Gemeinde soll doch wirtschaftlich agieren und welches Privatunternehmen würde die Nutzung des Waldes für gewerbliche Zwecke kostenfrei zur Verfügung stellen.;)
Spaß beiseite. Wir wissen zu wenig, um die Bürokratie gleich schon als irre zu bezeichnen.

Domi
2 Stunden zuvor

Die Vorteile, die Du für D aufzählst, kann ich nicht alle teilen.

Deutschland geht es aktuell schlechter als Du es darstellst. Leider.

Susanne
1 Stunde zuvor

Deutschland muss erkennen, dass die Demokratie im Jahre 2025 („unsere Demokratei“ wie uns die Politker eintrichtern) bedeutet: Wähle und denke was wir bzw. die Medien euch vorgegeben sonst seit ihr nicht nur undemokratisch sondern auch rechts……..

https://youtu.be/O22F-p_oR7g

Sparta
16 Minuten zuvor
Reply to  Susanne

20 % sind keine demokratische Mehrheit & wenn andere Wähler (80 % von den Wählern) nicht auf die arme Opferrolle der AfD reinfallen und eine andere Meinung vertreten, muss man das halt auch als AfD-Fan aushalten können. ;-)

Unabhängig von den 20 % oder die Einteilung demokratisch / undemokratisch oder links / rechts…. wirtschaftspolitisch mit EU-Austrittsforderung ist die AfD für mich untragbar fehlgeleitet.

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