Ich war ein paar Tage in Wien. Ich traf dort Christian Drastil. Wir sprachen über die amerikanischen Super-Investoren, über Carlos Slim, Telekom Austria, Red Bull und New York. Christian Drastil ist ein exzellenter Netzwerker. Ich bin beeindruckt. Er pflegt Kontakte zu den größten Unternehmen Österreichs. Seine Werbeagentur betreut etliche Konzerne aus dem ATX. In New York würde man Drastil als „Mover und Shaker“ bezeichnen.
Ich kenne wenige, die derart viele Verbindungen zu Großkonzernen haben. Wir sind beide übrigens beim Wettbewerb „Finance Blog of the Year“ der Kreditplattform Smava auf dem Treppchen gelandet.
Themenwechsel: In Wien habe ich ein kleines kritisches Youtube-Video über Fidelity aufgenommen. Eine Bekannte in den USA zeigte mir ihr Depot, das sie von Fidelity verwalten lässt. Als ich es sah, da fiel ich fast vom Stuhl. Warum? Fidelity hat einen Batzen eigener Fonds in ihr Portfolio getan. Daneben besitzt sie Aktienpakete an Apple, ein paar Banken und Ölunternehmen.
Ich finde, dass die Finanzbranche ihre Interessenkonflikte nicht sauber löst. Meine Bekannte hat einen „neutralen“ Vermögensverwalter beauftragt, ihr Erspartes für die Rente gut und fair zu managen. Sie zahlt dafür über 1,00 Prozent auf Basis des Werts des Gesamtportfolios. Das sind also mindestens 3.000 Dollar jährlich. Diese Gebühr reicht dem Verwalter offenbar nicht, sonst wären nicht all die Fidelity-Fonds in ihrem Depot zu finden.
Ich werde für meine Bekannte eine kleine Analyse machen. Ich möchte herausfinden, wann, wie oft und welche Positionen in ihrem Depot von Fidelity hin- und hergeschoben worden sind. Was da wohl raus kommt? Ich bin gespannt. All die Transaktionen (Kauf und Verkauf von Wertpapieren) kosten sie natürlich auch Geld.
Weil die meisten aktiven Manager und Fondsverwalter schlechter als die Benchmark abschneiden, gehen Anleger dazu über, ihre Taler selbst zu managen. Die 3.000 Dollar im Jahr könnte sich meine Bekannte sparen. Nicht jeder hat die Lust, Geduld und Kenntnisse dazu. Insofern kann es durchaus Sinn machen, einen Vermögensverwalter zu beauftragen – vorausgesetzt natürlich, Sie haben das nötige Kleingeld. Wichtig ist hierbei, einen fairen und guten Verwalter zu finden.
Vielen Anlegern fällt es schwer, auf eigene Faust ein Depot mit soliden Aktien zusammenzustellen. Alternativ kann es sich lohnen, die großen Indizes mithilfe von Indexfonds nachzubilden. Solche Indexfonds von Anbietern wie der Vanguard Group sind sehr günstig. In diese Kategorie fallen auch die ETFs, sogenannte Exchange-Traded Funds, die beliebt sind, weil sie simpel und billig strukturiert sind. Sie bilden einen Aktienkorb oder Index nach.
Aber auch hier können die Kosten aus dem Ruder laufen, wenn man die ETFs von einem Experten verwalten lässt. Finanzjournalist Jason Zweig schrieb im „Wall Street Journal“ einen kritischen Artikel über die ausufernden Kosten, wenn Manager die ETFs verwalten. Sie müssen aufpassen: Die offenen und versteckten Kosten von externen Experten können ein kleines Loch in Ihren Vermögensstock reißen.
Grundsätzlich gilt: Je intransparenter künstliche Produkte/Leistungen sind, desto mehr können sie kosten. Die versteckten Gebühren können sich im Laufe der Jahre zu einem Berg auftürmen. Je einfacher Sie Ihr Vermögen strukturieren, je langfristiger sie agieren, desto besser. Der Finanzsektor hat ein Interesse daran, möglichst hohe Gebühren zu kassieren. Sie als Anleger möchten dagegen möglichst gute Renditen eintüten – beides lässt sich schwer unter einen Hut bringen.
Hier nun mein Mini-Kommentar zu dem Interessenskonflikt bei Fidelity: