Aufatmen an der Börse. Der Crash ist wohl vorbei. Es zeichnet sich eine Bodenbildung nach der beispiellosen Ausverkaufswelle ab. Grund für die Panik waren: Neue Sorgen um das Abrutschen in eine Rezession. Und die Turbulenzen in Griechenland.
Beim DAX hielt die wichtige Marke bei 5.000 Punkten. Am Freitag marschierte der deutsche Leitindex auf 5.573 Zähler. Im Dow Jones wurden zwar die 11.000 Punkte nach unten durchbrochen. Doch jetzt hat sich der Ami-Index auf 11.462 hochgearbeitet. Noch Ende Juli lag der Dow Jones bei mehr als 12.724.
Gut an der Ausverkaufswelle ist, dass Sie reihenweise erstklassige Aktien zu verdammt günstigen Preisen finden. Ich entdecke so viele spannende Aktien. Es ist unglaublich. Nehmen Sie die Autokonzerne. Die großen Anbieter fahren beeindruckende Umsätze und Gewinne in die Scheune, gleichzeitig haben die Kurscharts tiefe Kursbeulen davongetragen. Die KGVs betragen sechs, sieben oder acht. Das ist ein Witz.
Aufgefallen ist mir, dass die Lebensmittelhersteller sich besonders gut geschlagen haben. Titel wie Coca-Cola oder der Schokoladen-König Hershey sind höher geklettert – der Krise zum Trotz.
Im Gegensatz dazu finden Sie unter den Tech-Werte dramatische Einbrüche. An diesem Freitag verlor der Hersteller der Blackberry-Handys, Research In Motion, heftige 19 Prozent seines Börsenwerts. So schnell ändern sich die Zeiten in der Welt der Techies. Heute begehrt, morgen schon aus der Mode. Sehen Sie sich nur den dramatischen Kursverlust von Nokia an. Zur Jahrtausendwende notierte der finnische Handyhersteller bei 66 Euro. Heute ist der Weltmarktführer lausige 4,30 Euro wert. Wer hätte das Desaster vor zehn Jahren geahnt? Niemand! Der Nokia-Kursverlauf gleicht einem Elend! Trends kommen und gehen. Die Handys der Finnen sind einfach „out“, Apple übernahm die Führungsrolle. Aus diesem Grund rate ich bei Technologieaktien grundsätzlich zu extremer Vorsicht! Blitzschnell kehren die Konsumenten einstigen Glanzlichtern den Rücken. Wenn sich der Wind dreht, haben Sie als Aktionär kaum Zeit, um reagieren zu können. Die Börse ist unbarmherzig. Tech-Werte sind daher nicht geeignet für die Buy-and-Hold-Strategie.
Die besten Value Investoren der Welt verfolgen alle eine ähnliche Strategie: Sie meiden Risiken. Und Techwerte bergen einfach zu viele Risiken. Benjamin Graham, Warren Buffett, John Templeton, David Dreman, John Neff oder Marty Whitman zeigen, dass sie ihre Emotionen ausschalten können. Sie haben die Gabe, Unternehmen aufzuspüren, die eine große Zukunft vor sich haben. Langfristiger Erfolg ist ihnen wichtiger als der schnelle Euro. Übrigens bin ich ein großer Fan von Whitman. Ich lese seine Markteinschätzungen und habe ihn interviewt, als die Wall Street am Implodieren war.
Ein weiterer Kernaspekt, warum die größten Investoren des vergangenen Jahrhunderts so erfolgreich waren: Sie kaufen, was die Masse nicht mag und achtlos behandelt, sprich sie schwimmen gegen den Strom. Für die Stars zählen die Fakten, die Zahlen und sonst nichts. Gerade wenn die Masse die fundamentalen Daten aus den Augen verliert und wie im Rausch kauft, machen die Superinvestoren einen Bogen darum.
Natürlich wissen die Value-Jäger, dass Börsenblasen lange andauern können und die Kurse immer weiter in die Höhe schießen können. Aus diesem Grund spekulieren sie auch nicht auf fallende Kurse, sondern sie setzen ausschließlich auf günstig bewertete Unternehmen und halten diese erstklassigen Aktien auf Sicht von Jahren und Jahrzehnten.
Auffällig ist: Viele Lebensmittelhersteller beziehungsweise Lebensmittel-Händler befinden sich in ihren Depots. Warren Buffett schmeckt Coca-Cola und Kraft Foods. Die beiden Krämer Wal-Mart und Costco sind ebenfalls seine Lieblinge. Voriges Jahr war zudem der größte Nahrungsmittelproduzent Nestle in Buffetts Depot.
Buffetts Kalkül ist einfach: Die Menschen müssen essen und trinken, in der Krise und während des Booms. Das Elementarste der Welt verschwindet nicht. Coca-Cola und Creme-Cheese (Kraft) konsumieren die Erdbewohner noch in 100 Jahren. Und mehr denn jemals zuvor, weil die Bevölkerung wächst. Es ist der Triumph des Einfachen über das Komplizierte.
Zuhauf kaufen Privatanleger dagegen Geschäftsmodelle, die sie nicht verstehen. Aber simple Konzepte wie Waschpulver-Hersteller reizen uns komischerweise nicht, obwohl wir die Produkte von Procter & Gamble praktisch jeden Tag nutzen. Solche alltäglichen Produkte finden Sie gerade in den Portfolios der Value-Stars. Wer in Lebensmittelhersteller investiert, erhält fette Dividenden. Also selbst wenn der Aktienkurs nicht in die Gänge kommen sollte, so sprudelt doch zumindest eine Dividende in Höhe von drei oder vier Prozent. Der Getreide-Gigant General Mills wirft 3,3 Prozent ab, der Marmeladen- und Kaffeeanbieter J.M. Smucker 2,7 Prozent, der Creme-Käse-Riese Kraft 3,4 Prozent. Lecker! Was wollen Sie mehr? So viel Rendite kriegen Sie auf keinem Festgeldkonto. Sie haben bei diesen Aktien nebenbei die Chance eines steigenden Kurses. Unter den Wertpapieren, die ständig neue Jahres-Hochs markieren, gibt es etliche Nahrungsmittelfirmen. Einer von ihnen ist der kalifornische Nuss-Vermarkter Diamond Foods. Daneben gehen wie erwähnt Titel wie Coca-Cola und Hershey ab wie Schmidts Katze. Ein Zufall kann das alles nicht sein.
Und noch was: Wir handeln als Privatanleger viel zu viel. Wir sind wilde Trader. Die Superinvestoren haben dagegen Sitzfleisch.
Ein weiterer verdammter Fehler ist: Privatanleger meinen immer, die nächste heiße Aktie entdecken zu müssen. Sie jagen Trends hinterher. Sie lieben, was längst heiß gelaufen ist. Eine solche überhitzte Asset-Klasse ist meiner Meinung nach Gold.
Wenn Sie heute Templeton, Dreman, Neff, Buffett oder Whitman fragen würden: Soll ich jetzt Gold noch kaufen? Dann würden diese Stars mit Sicherheit die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und sagen: „Nein! Nein! Nein! Besser nicht.“ Gold ist der Tulpenwahn des Jahrzehnts. Gold hat eine unglaubliche Strahlkraft entwickelt. Es notiert nahe eines Allzeithochs bei 1.800 Dollar. Anleger rund um den Globus jagen dem Edelmetall hinterher, es hat ihre Herzen erobert. Es handelt sich um eine Blase. Wann Sie platzt? Das steht in den Sternen. Der Goldrausch kann noch Monate, vielleicht Jahre anhalten. Vielleicht stehen wir erst am Beginn der Blasenbildung.
Ein Zeichen, dass der Gold-Hype im vollen Gange ist: Donald Trump hat seit Jahren Probleme, seinen Wolkenkratzer „40 Wall Street“ zu vermieten. Jetzt schloss er einen Mietvertrag mit einem Goldhändler ab. Als Mietkaution akzeptierte Trump Goldbarren. Das meldete das „Wall Street Journal“. Oje, wenn der Trump auf das gelbe Edelmetall setzt…