Liebe Leser, Tims Blog war eine der wichtigsten Anlaufstellen, als ich mich 2019 erstmals intensiver mit Aktien & ETFs beschäftigte. Seitdem hat mich die Faszination Börse gepackt. Nach und nach entwickelte ich meine Anlagestrategie weiter. Meine wichtigsten Learnings möchte ich in diesem Beitrag mit euch teilen. Außerdem habe ich zwei Aktien-Ideen im Gepäck.
Wer bin ich? Mein Name ist Niklas Licher (31). Ich lebe im hessischen Gießen. Als studierter BWLer arbeite ich für einen führenden Fondsadministrator in der Finanzbranche. Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt auf der Betreuung eines Venture Capital Fonds. Investments begleiten mich also sowohl beruflich als auch privat. Das war jedoch nicht immer so.

Wir stehen in Sachen Aktienkultur erst am Anfang
In der Schule und den Mainstream-Medien bekommen wir oft aufgetischt: „Börse ist was für Zocker“. Und nun ja, solche Botschaften sorgten dafür, dass ich mich erst spät im Studium mit dem Thema Aktien befasste. Seitdem hat sich mein Blickwinkel um 180 Grad gedreht.
Wenn wir Probleme wie Rentenlücke & Co. meistern wollen, führt kein Weg an Aktien & ETFs vorbei. Innerhalb unserer Gesellschaft braucht es ein tieferes Verständnis für das Thema Geldanlage: Dass Aktien nicht „gefährlich“ sind, sondern bei langfristiger Strategie zu den renditestärksten Anlageformen zählen.
Die ersten Schritte hin zu einer besseren finanziellen Bildung sind gemacht. Das ist unter anderem der Verdienst von Tim & weiteren Finfluencern. Sie leisten die Aufklärungsarbeit, die Schule und Unis größtenteils ignorieren. Dennoch hinkt Deutschland beim Thema Aktienkultur im internationalen Vergleich weiterhin zurück. Das war für mich Motivation genug, Ende 2024 meinen eigenen Finanzblog zu starten.
Ich kaufe nur Unternehmen, deren Geschäftsmodell ich zu 100% verstehe
Auf Finanzpedale veröffentliche ich Beiträge rund um Aktien, ETFs & Co. Der Fokus liegt dabei auf tief recherchierten Aktienanalysen. Verfasst in einfacher Sprache und ohne Kennzahlen-Dschungel. Ich vertrete dabei den Standpunkt: Wenn ich in einzelne Aktien investiere, dann nur in Unternehmen, deren Geschäftsmodell ich zu 100 Prozent verstehe. Gepaart mit einem fairen Bewertungsniveau muss der Konzern in der Lage sein, die Gewinne in den nächsten fünf Jahren um mindestens 15 Prozent p.a. zu steigern. Denn: Auf lange Sicht geht es an der Börse immer um Wachstum. Genauer gesagt, um die Erhöhung von Umsätzen und Gewinnen.
Um dies bestmöglich zu beurteilen, sollte ich die Wachstumshebel sowie den Markt einer Aktie einschätzen können. Das gelingt am besten in Branchen, in denen man gewisse Vorkenntnisse mitbringt. Beispielsweise durch den Job oder Hobbys. Dabei muss man das Rad nicht neu erfinden. Meist sind es die „langweiligen“ Ideen, die letztlich mehr Rendite bringen als Hype-Aktien.
Warum ich auf ein konzentriertes Portfolio setze
Die Folge solch harter Auswahlkriterien ist ein konzentriertes Portfolio. In der Regel besteht mein Depot aus 8 bis 12 Einzeltiteln. Zu Beginn meiner „Börsenkarriere“ war das anders: Schnell hatte ich über 40 verschiedene Aktien angesammelt. Mit der Zeit merkte ich jedoch: Ich fühle mich mit einer solch hohen Anzahl an Wertpapieren nicht wohl.
Warum? Ich konnte die Entwicklung der Unternehmen nicht angemessen verfolgen. Wusste nicht gut genug über die Chancen und Risiken Bescheid. Letztlich war ich von einigen Firmen nicht komplett überzeugt und hielt sie nur zu Diversifikationszwecken.
Heute sage ich: Lieber auf weniger Unternehmen setzen – diese jedoch sorgfältig auswählen und fortlaufend beobachten. Wem die erhöhte Konzentration Bauchschmerzen bereitet, der kann das Depot mit breit gestreuten ETFs diversifizieren. Das kann ein ETF-Anteil von 90% – oder auch nur von 10 % sein.
Letztlich hängt dies vom individuellen Risikoprofil ab. Zwei Aktien, die meine Kriterien erfüllen, habe ich heute mitgebracht: Ein großer US-Player und ein weniger bekanntes Unternehmen aus Italien.
Uber: Large Cap mit hohen Wachstumsraten
Intuitive App, Schnelligkeit und Zuverlässigkeit bei der Buchung von Fahrten – damit hat mich das Produkt von Uber ab Minute 1 fasziniert. Und mittlerweile stimmt auch die finanzielle Performance des Unternehmens. Nachdem Uber lange Zeit rote Zahlen schrieb, wirtschaften die Kalifornier seit 2023 profitabel. Bis Ende 2026 sollen die Umsätze um über 15 % pro Jahr, das EBITDA gar um 30 bis 40 % p.a. steigen.
Für ein Unternehmen in diesem Größensegment (Market Cap von über 150 Milliarden Euro) sind das herausragende Aussichten. Zudem sprechen wir beim aktuellen Kurs von einem erwarteten KGV für 2025 von ca. 30. Damit ist Uber – im Vergleich zu Firmen mit ähnlichen Wachstumsraten – moderat bewertet.
In meinen Augen steht das Unternehmen vor einer rosigen Zukunft. Sowohl mit dem Mobility-Bereich (Ridesharing) als auch mit Uber Eats hat sich die Firma in zwei Wachstumsmärkten exzellent positioniert. Außerdem birgt die Uber App als Plattform weitere Hebeleffekte. Mittlerweile nutzen monatlich 170 Millionen Menschen die App, eine unvorstellbare Zahl. Das bietet Spielraum für eine Ausdehnung des Abo-Modells (Uber One) und höhere Werbeeinnahmen. Auch in puncto autonomes Fahren sehe ich – ähnlich wie Ubers Management-Team – mittelfristig mehr Chancen als Risiken. Zum Beispiel dank Kooperationen mit Waymo.
Technogym profitiert vom Trend zu Gesundheit und Longevity
Das zweite Unternehmen, dem ich langfristig eine Menge zutraue, ist Technogym S.p.A. aus Italien. Diejenigen unter euch, die in einem Fitness-Studio trainieren, dürften die Marke kennen. Technogym produziert so ziemlich alles, was man beim Kraft- und Ausdauertraining benötigt: Hanteln, Laufbänder, Crosstrainer u. v. m. Seit Jahrzehnten besticht das italienische Familienunternehmen mit einer hohen Produktqualität – die Geräte gelten als besonders zuverlässig und langlebig. Nicht
umsonst fungiert Technogym als Ausstatter der Trainingsstätten bei den Olympischen Spielen. Innerhalb der Fitness-Industrie hat sich die Firma von Gründer Nerio Alessandri als Premium-Anbieter etabliert. Das schlägt sich auch in den Finanzen nieder. Nachdem die Branche schwer durch die Corona-Pandemie gebeutelt wurde, meldete sich Technogym eindrucksvoll zurück. In den vergangenen beiden Jahren wuchsen die Umsätze jeweils zweistellig.
Gewinnseitig konnte man gar mit über 15 % pro Jahr zulegen. Und es spricht einiges dafür, dass sich diese Tendenz fortsetzt. Immer mehr Menschen kümmern sich um ihre Gesundheit. Sind sportlich aktiv. Das Bewusstsein für körperliche Fitness steigt. Zudem geht der Trend mehr und mehr von Vereins- hin zu Individualsport (u. a. aufgrund der zeitlichen Flexibilität). Das spielt Technogym in die Karten. Des Weiteren verfügen die Italiener dank ihrer KI-gestützten Trainingsapp über eine Menge an wertvollen Gesundheitsdaten. Hiermit eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten zur Expansion, z. B. über Partnerschaften mit der Gesundheitsbranche.
Zuletzt ist die Aktie gut gelaufen. Sie notiert im Bereich des Allzeithochs. Dennoch bewegt sich der Titel in der Nähe des historischen Bewertungsniveaus (KGV 2025e von 25). Langfristig könnte noch einiges an Potenzial in der Technogym Aktie
schlummern.
Auf meinem Blog findet ihr eine detaillierte Analyse beider Aktien inkl. einer Bewertung von Chancen und Risiken.
Fazit: Am Ende müsst ihr euch mit eurer Strategie wohlfühlen.
Viele Wege führen nach Rom
Wenn ich eine Sache beim Investieren gelernt habe, dann ist es die folgende Botschaft: Es gibt nicht die „eine“ richtige Investmentstrategie. Was für Person A passt, mag für Person B zu riskant sein. Haltet eure Augen offen. Schaut über den Tellerrand. Bildet euch weiter. Mit der Zeit werdet ihr eure eigene Anlagephilosophie entwickeln, die sich für euch gut anfühlt. Und das ist am langen Ende – wie in allen Lebensbereichen – das wichtigste.