In den USA geistert eine Schlüsselfrage durch die Medien: Warum lief die Wall Street wie im Rausch fünf Jahre in Folge nach oben? Das treibt Analysten, Journalisten, Bürger um. Wie kann dieser Boom möglich sein?
Nun, die Kurse waren in einer Panik zuvor abgestürzt. Irgendwann stabilisierte sich die scheinbar ausweglose Lage. Die Zahl der Arbeitslosen nahm nicht mehr zu, sondern begann, zu sinken. Die Banken möbelten ihre Bilanzen auf – der Gesetzgeber ließ ihnen keine andere Wahl. Die Verbraucher fassten langsam wieder Vertrauen. Die Aufräumarbeiten zahlten sich in der gsamten Wirtschaft aus. Die Kosten sind niedriger, die Cashbestände in den Bilanzen auf Rekordniveau, die Schulden gering.
Noch ist die Krise nicht völlig ausgestanden. An vielen Konsumwerten ist zu sehen, dass zwar der Gewinn in Fahrt kam, aber der Umsatz hinkt hinterher. Selbst das Erfolgsunternehmen Apple schafft es kaum noch, zu wachsen.
Die Notenbank pumpte Geld in die Wirtschaft. In einem nie dagewesenen Ausmaß.
Die Börsenkurse kamen zudem in Fahrt, weil Anlagenotstand herrscht(e). Wenn Sie Geld auf dem Festgeldkonto oder Sparbuch haben, können Sie nur lausige Zinsen kassieren, die unterhalb der Inflationsrate rangieren. Weil Sie also mit Ihren Spargroschen real (nach Abzug der Inflation) Geld verlieren, macht es wenig Sinn, noch mehr zu sparen in diese Anlageform.
Insofern flüchteten viele in Dividendenpapiere, um wenigstens ein wenig Rendite einzustreichen. In Deutschland gibt es viele Menschen, die kommen mit den Kursschwankungen nicht klar und glauben daher, die Börse sei gefährlich. Dabei sind die Kursschwankungen nicht gefährlich, wenn Sie Qualitätsfirmen kaufen und diese lange genug halten. Gefährlicher ist meiner Meinung das Festgeld bzw. Sparbuch. Das schwankt zwar nicht, verliert aber still und heimlich an Kaufkraft. Der Verlust über ein paar Jahrzehnte gerechnet kann enorme Ausmaße annehmen.
Aber was trieb die Aktienkurse noch? Die Zeitung „USA Today“ schrieb, die Zahl der börsennotierten Unternehmen sank um 44 Prozent seit 1997. Anders ausgedrückt: Es gibt fast halb so viele Firmennamen auf der Kurstafel. Einige gingen pleite, andere wurden übernommen. Es wagten sich zur gleichen Zeit weniger Firmen per IPO auf das Börsenparkett.
Diese Entwicklung vermengt mit dem Anlagenotstand führte zu der Dauerrallye. Es war ein heißes Gemisch. Außerdem betrieben die börsennotierten Firmen ein wenig “Financial Engineering”, indem sie eigene Aktien über die Börse zurückkauften. So reduzierten sie die Zahl ihrer ausstehenden Aktien. Bekannte Großkonzerne wie Apple, IBM oder Coca-Cola schrumpften die Stückzahl dramatisch.
Das Resultat war folgendes:
Weniger Unternehmen + weniger Aktien + Anlagenotstand = Explodierende Kurse.
Noch was: Ich bin ein Anhänger des Buy and Hold. Mich verunsichert die Rallye nicht. Ich behalte meine Aktien langfristig. Selbst wenn es kurzfristig knirschen sollte an der Wall Street, bleibe ich investiert. Ich gehe mit meinem Depot durch dick und dünn. Der langfristige Wohlstandsgewinn rund um den Globus ist enorm. Deshalb haben Aktien eine herrliche Perspektive für die kommenden Jahrzehnte.
Hey Tim,
ich möchte deinen Optimismus nicht einschränken, aber:
margin debt 2014: 445 Milliarden Dollar
margin debt kurz vor der Schuldenkrise 2007: 425 Milliarden Dollar
margin debt (Aktienkäufe auf Kredit)
Risiko bei sinkenden Kursen margin call
Hebelung (investor net worth) jetzt bei 148 Milliarden Dollar
bei Aubruch der Krise 2007: 79 Milliarden Dollar
Hi Peter,
mag sein, dass die Zockerei zunimmt auf dem Parkett. Mag sein, dass Aktien teurer geworden sind.
Trotzdem ist “Buy and Hold” für solide Aktien eine verdammt gute Strategie. Siehe Warren Buffett. Der Versuch, exakt einen Wendepunkt in der Stimmung zu ermitteln, ist meiner Meinung nach zum Scheitern verurteilt.
Perfektes Timing ist ein Traum. Ich rate, hochsolide Aktien jahrzehntelang durchzuhalten.