Dauerläufer-Aktien knicken plötzlich ein – Chance!

Das „aktien Magazin“ hat im Oktober eine super Liste mit den „100 besten Dauerläufer-Aktien der Welt“ vorgestellt. Begeistert habe ich mir damals diese Qualitätsaktien angeschaut, die geringe Rückgänge haben. Natürlich gibt es keine absolute Sicherheit an der Börse, aber im langen Schnitt ist hier in der Regel die Zeit auf der Seite des Anlegers, weil die Unternehmen exzellent aufgestellt sind.

Auf Rang 1 auf der Liste stand Cintas, eine Wäschedienst. Wahlen, Krieg, Inflation, Konjunktursorgen – all das lässt die Kurse zittern. Cintas stemmt sich dagegen gut. Die Firma gehört zu den sichersten Aktien. Die Amerikaner produzieren, verkaufen und verleihen Berufsbekleidung und Uniformen. Ärzte, Krankenpfleger, Kellner, Köche, Reinigungskräfte und Paketzusteller tragen die Kleidung des Marktführers aus Cincinnati in Ohio, der 46.000 Beschäftigte hat.

Jetzt ist Cintas an der Börse eingeknickt. Von 221 Dollar rutschte der Kurs seit Ende November auf 185 Dollar. Das ist kein dramatischer Rücksetzer, aber immerhin. Solche Kurskorrekturen kommen nicht oft vor. Grund waren durchwachsene Quartalszahlen. Wells Fargo hat nach der Zahlenvorlage sein Kursziel gesenkt und zum „Untergewichten“ der Cintas-Aktie geraten. Ein anderer Nachteil: Das KGV ist teuer. Mit 43 ist das Gewinnvielfache weiterhin ambitioniert, doch es scheint gerechtfertigt aufgrund des stetig soliden Geschäfts. Das Business kennt schließlich kaum eine Krise.

Frisch gewaschene Kleidung wird ins Hotel und Restaurant per LKW geliefert

Wie läuft das Geschäft in der Praxis ab? Ein Hotel hat für das Personal einen langfristigen Vertrag. Die Kleidung wird bereitgestellt. Cintas holt sie per LKW ab, wäscht sie in eigenen Fabriken und liefert sie zurück. Sie ist faltenfrei, riecht frisch, sieht gut aus. Über eine Million Firmen greifen auf den Service zurück. Darunter sind Kunden mit mehreren tausend Beschäftigten über hundert Mitarbeiter bis hin zum Kleinbetrieb. Beliebt ist der Bodenputzdienst, Restaurants schwören darauf. Cintas liefert Matten, Schrubber, Seife, Zubehör für Toiletten. Der Marktführer hat kaum landesweit Konkurrenz. Der Markt ist nämlich stark zersplittert.

Die Wurzeln reichen ins Jahr 1929 zurück, seitdem hält die Familie die Fäden in der Hand

Das Unternehmen wurde 1968 gegründet. Vorgänger war die Acme Industrial Laundry Company, die Richard Farmer 1929 während der Wirtschaftskrise gegründet hat. Cintas will seine Kundschaft ausbauen und sieht das theoretische Potential von 12 Millionen Firmenkunden. Heute beherrscht man weniger als 10% des Marktes. Chairman Scott Farmer (Jahrgang 1959), ein Nachfahre des Gründers, besitzt 4,5 Millionen Aktien im Wert von 930 Millionen Dollar. Das entspricht 1,1% aller Aktien. Er hat damit ein Interesse am Wohlergehen des Wäschewunders.

11.000 Routen fährt der Lieferdienst

Auf 11.000 Routen versorgt Cintas seine Kunden mit Kleidung. Der Umsatz kletterte zuletzt von 8,8 auf 9,6 Milliarden Dollar. Dabei sprangen 1,56 Milliarden Dollar Jahresgewinn heraus (Vorjahr: 1,34 Milliarden). 

Was noch für die Aktie spricht: Seit dem Börsengang 1983 steigt die Dividende kontinuierlich, sprich seit 41 Jahren. Seit 1985 legte der Kurs um 51.000% zu. Leider ist die Dividendenrendite mit 0,8% vergleichsweise gering, aber sie ist eben seit langer Zeit steigend.

Der Verleih führt zu stetigen Geldflüssen und das sorgt für Stabilität 

Warum ist das Geschäft so sicher? Es liegt es am Verleih, der stetig Geld in die Kasse spült. Daneben ist die Abhängigkeit von einzelnen Kunden gering. Ein anderer Faktor, der für Stabilität sorgt, sind die unterschiedlichen Branchen, die Kleidungsstücke mieten: Spielbanken, Hotels, Krankenhäuser, Pflegeheime, Großküchen, Autowerkstätten, Schulen, Behörden.

Ich besitze die Cintas-Aktie nicht, genauso wenig besitze ich europäische Reederei-Aktien, über die ich kürzlich geschrieben habe. Aber spannend sind sie. Cintas habe ich selbst im Visier. Wobei ich natürlich keinerlei Garantie übernehmen kann, wie es weiter laufen wird bei all diesen Unternehmen.

Nachgegeben haben auch andere Dauerläufer-Aktien. Etwa Republic Services, ein führender Müllsammler und Deponiebetreiber in den USA. Der Kurs korrigierte um knapp 10% auf 201 Dollar in den vergangenen Wochen. Das liegt mitunter daran, dass Anleger für Anleihen und Festgeld um die 4% nach der Zinswende in den USA bekommen. Damit sind Dividendenpapiere wie Cintas oder Republic Services unattraktiver geworden, weil ihre KGVs üppig sind. Und natürlich besteht die Gefahr, dass die Kurse weiter sinken.

Amerikas Müll-Schatz kennt keine Krise

Langweilige Müllfirmen verdienen enorm viel Geld. Das führende Trio aus Nordamerika, bestehend aus Waste Management, Republic Services und Waste Connections, ist besonders lukrativ – gerade nach der jüngsten Kurskorrektur. Das Schöne: Es ist ein krisensicheres und zum Großteil wiederkehrendes Geschäft. Heutzutage werden Mülldeponien sauberer gemanagt. Man riecht den Müll nicht mehr, stattdessen riechen Aktionäre das Geld, das damit verdient wird.

Fazit: Schau dir die Liste mit den Dauerläufer-Aktien genau an. Vielleicht findest du einen eingeknickten Kurs, der dir gefällt.