Im Juni 2019 kam die Plattform für Freelancer aus Tel Aviv zum Ausgabepreis von 21 Dollar an die Nasdaq. In der Spitze ist der Kurs auf 336 Dollar gestürmt. Doch dann verflog Anfangseuphorie, die Konzernverluste größer, der Umsatz wuchs langsamer als erwartet. Nun gelang es, den operativen Verlust zu senken. Der Kurs hat Potenzial. Er dümpelt bei nur 33 Dollar. Mit 1,2 Milliarden Dollar ist der Börsenwert überschaubar. Zumal 150 Millionen Dollar in der Kasse liegen. Analysten erwarten einen starken Ergebnisanstieg, womit das KGV auf unter 13 sinken würde.
Das erste Quartal verlief gut. Der Umsatz wuchs prozentual zweistellig. Der Vorstand hat die Ziele für 2025 leicht erhöht. Der freie Cashflow ist deutlich positiv und das Ergebnis unterm Strich schwarz. Geholfen haben neue exklusive Deals.
Design von Apps, Logos und Videos sind gefragt
Die Digitalisierung und der Mangel an Fachkräften spielte dem Dienst lange Zeit in die Karten. 2010 begannen die Israelis als Minijob-Börse. Es werden Jobs angeboten wie digitales Design oder Blogartikel – zum Teil für nur fünf Dollar. So entstand der Spitzname „Fiverr“. Gut bezahlt werden Architekten, Programmierer, Webdesigner und SEO-Manager. Dank der Digitalisierung steigt die Nachfrage nach App-, Logo-Design, Videos und Website-Gestaltung. Auch Architektur ist gefragt, es gibt eine eigene Rubrik dafür. Auf Deutschland, Italien, Holland, Spanien und Frankreich dehnte sich der Marktplatz aus.
Private-Equity-Investor Jonathan Kolber besitzt 7,3 Prozent der Aktien. Gründer und Chef Micha Kaufman ist mit 5,3 Prozent dabei. Vor gut 15 Jahren brauchte er Freiberufler für diverse Projekte, konnte jedoch niemanden finden. Er wollte nicht jemanden in Voll- oder Teilzeit einstellen, sondern nur Aufgaben erledigt bekommen. Es war eine Herausforderung, talentierte Freiberufler zu finden. Er musste umständlich herausfinden, ob empfohlene Personen tatsächlich passend für das Projekt waren. Der altmodische Prozess war zeitaufwändig. Deshalb erstellte er die Plattform. Er richtete die Website so ein, dass Freiberufler und Betriebe direkt kommunizieren konnten. Über die Plattform sind Informationen und Dateien austauschbar. Dazu gehört die Bezahlung.
Wie verdient Fiverr Geld? Es sind Transaktionsgebühren und Servicegelder. Wer einen Freelancer bucht, überweist das Honorar an Fiverr. Die Plattform leitet das Geld an den Freelancer weiter. Gebuchte Dienste kosten bis zu 5.000 Dollar. Den US-Markt beziffern Ökonomen auf 100 Milliarden Dollar.
KI sorgt für massive Nachfrage nach Freelancern
Der KI-Boom hat eine extreme Nachfrage nach freien Mitarbeitern ausgelöst. „Trotz des Hypes um KI-Agenten verstehen die meisten Unternehmen nicht genau, was sie sind und wie man sie einsetzt. Diese Wissenslücke führt zu einem starken Anstieg der Nachfrage nach freiberuflichen Tätigkeiten“, so Fiverr-Manager Yoav Hornung. „Da generative KI mittlerweile allgemein verfügbar ist, wenden sich viele Unternehmen an Freiberufler, um ihre Inhalte hervorzuheben. Diese bringen neue Perspektiven, Kreativität und Expertise ein und heben ihre Arbeit über das hinaus, was Automatisierung allein leisten kann.“
Dieses Paradoxon spiegelt sich in der um 641 Prozent gestiegenen Suche nach Freiberuflern wider, die KI-Inhalte „humanisieren“ können – etwa Chatbot-Skripte, Marketing-E-Mails und Website-Inhalte so umschreiben, dass sie natürlicher wirken.
„Ich dachte, meine Texterstellung würde nach der Einführung von ChatGPT nicht mehr so gefragt sein“, sagte Gabrielle Gerbus, freiberufliche Markengestalterin auf Fiverr. „Ich bekomme jedoch fast täglich Anfragen, KI-Texte so zu bearbeiten, dass sie menschlich klingen.“
Die Aktie hat Potenzial nach oben auszubrechen, sofern die kommenden Quartale weiterhin erfolgreich verlaufen. Ich besitze das Papier nicht, beobachte es aber.
Wenn du nebenher abreiten willst, findest du vielleicht ein Projekt auf der Fiverr-Plattform, das dich anspricht?
Ich bin nicht sicher ob es die auf die Beine schaffen, das Potential wäre ja eigentlich riesig, aber der Umsatz ist doch verhältnismässig sehr gering. Problem ist halt, dass hochqualifizierte Freelancer direkt arbeiten, auf Fiverr sind häufig Leute die sehr kleine Dinge tun und das sehr oft verkaufen und häufig auch noch zu sehr tiefen Ansätzen, das tun sich gute Fachspezialisten nicht an (oder gründen dann eine Firma wo sie skalieren können).
Wenn man beispielsweise mit Personaldienstleistern vergleicht, welche Freelancer vermitteln, da wird mit einem kleinen Bruchteil an Fachkräften ein x-faches an Umsätzen generiert (inkl. deutlich höhere Margen).
Dinge wo es zu viele Spezialisten gibt wie Webseiten erstellen oder ähnliches wo es unendlich viele Leute gibt, welche das anbieten, das drückt die Preise und Margen und schlägt dann auch wieder zurück auf die Plattform.
Aber ich lasse mich gerne positiv überraschen.
Ja, es ist schwierig. Hat eine Firma einen guten Freelancer gefunden, kann sie vermutlich auch direkt in Kontakt treten – ohne die Plattform. Dafür ist aber die Bewertung ziemlich moderat. Es gibt keinerlei Schulden und jede Menge Cash.
Mir gefällt die Idee hinter Fiverr sehr gut. Was mir als Aktionär jedoch nicht gefallen würde, sind die doch die recht hohen Share-Based-Compensations (Aktienvergütungen der Mitarbeiter):
Und wenn man die mit einberechnet, sieht das mit dem freien Cashflow eben gar nicht mehr so gut aus. Viele tun das eben nicht und schon entsteht ein völlig falsches Bild
Ich habe mir das mal für das Letzte Quartal angeschaut. Einem Operativen Cash Flow von 90 Mio. USD stehen 70 Mio. USD an Aktienvergütungen für die Mitarbeiter entgegen.
Der freie Cash Flow wird mit 2,39 USD angegeben. Das entspräche einer FCF-Rendite von 7,28 % bei einem momentanen Kurs von 32,82 USD, was in der Tat recht gut wäre.
Rechne ich die Aktienvergütung für die Mitarbeiter heraus komme ich auf einen freien Cash Flow von 0,50 USD. Was nur noch einer FCF-Rendite von 1,52 % entspricht.