Kein richtig dummer Fehler: Buffett blickt auf zwei Jahre Krise

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Warren Buffett wirft immer mehr Moodys-Aktien auf dem Markt. Sein Anteil an der Ratingagentur ist inzwischen auf 13,5 Prozent abgeschmolzen, nachdem er weitere 3,5 Millionen Stücke abgeladen hat. Damit kristallisiert sich heraus, dass Buffett wohl den Komplettausstieg sucht. Hier, bei der SEC, finden Sie die jüngste Meldung über die Aktienverkäufe.
In einem Hintergrundgespräch mit dem „Wall Street Journal“ ließ Buffett die vergangenen zwei Jahre Revue passieren. Er plauderte aus dem Nähkästchen. Es ist interessant zu lesen, wie viele Deals er platzen ließ. Das ist seine Stärke. Er lässt sich nicht jeden Sanierungsfall andrehen. Und das ist das eigentlich Geniale an ihm. Denn die meisten Manager verbrennen sich bei Übernahmen die Finger. Entweder, weil sie einfach zu viel für Akquisitionen bezahlen oder weil sie sich marode Firmen aufhalsen, die sich später als Fass ohne Boden herausstellen. „Wenn mir jemand etwas verkaufen will, dann muss das doch einen Grund haben?“ So oder so ähnlich dürfte Buffett all die Verkaufsgespräche kritisch hinterfragen. Der Meister bringt dank seiner guten Menschenkenntnis meistens hochlukrative Transaktionen in trockene Tücher. Buffett resümiert über die Krise: „Wir haben nicht die schlausten Dinge getan. Aber wir haben auch nicht die dümmsten Fehler gemacht.“ Obwohl er der beste Anleger aller Zeiten ist, nimmt sich der Star immer wieder gern selbst auf den Arm. Seine Kommentare sind witzig zu lesen. „Ich habe eine Reihe von Fehlern begangen. Ich habe nicht die Möglichkeiten genutzt, die mir das Chaos bot“, sagt er an einer anderen Stelle.
Momentan bereitet Buffett den größten Deal seines Lebens vor. Er will die Eisenbahngesellschaft Burlington Northern Santa Fe für 26,3 Milliarden Dollar vollständig übernehmen. Sehen Sie hier einen TV-Beitrag des Wall-Street-Reporters Scott Patterson, der die Stärken Buffetts kommentiert:

Im März 2008 hatte eine Investorengruppe versucht, Buffett die marode Investmentbank Bear Stearns anzudrehen. Doch der Meister lehnte ab. Dann, im gleichen Monat, erhält er einen Anruf von Lehman Brothers-Lenker Dick Fuld. Für vier Milliarden bekommt er die heiße Kartoffel Lehman angeboten. Buffett wiegelte ab. Selbst Finanzminister Dick Paulson schaltete sich ein und telefoniert mit Buffett, um ihm Lehman Brothers schmackhaft zu machen. Auch der Minister hat keine Chance. Buffett hortet zu dieser Zeit 40 Milliarden Dollar in Cash. Keiner ist so flüssig wie er. Er hält jedoch sein Pulver trocken. Stattdessen geht er im Herbst Beteiligungen an General Electric und Goldman Sachs ein. Diese beiden Deals werden sich sicherlich noch fürstlich auszahlen. Zwar steht General Electric noch ein wenig unter Wasser. Doch dafür ist der Goldman-Deal um so lukrativer. Hier finden Sie den Artikel im Wall Street Journal über die Hintergründe.
Amüsant sind die schönen Anekdoten. So hat er mit Barclays verhandelt. Sie wollten, dass er die Übernahme von Lehman kurzfristig garantiert. Denn Barclays musste sich zunächst grünes Licht von seinen Aktionären geben lassen, um die Lehman-Transaktion abzuschließen. Als er mit dem Barclays-Chef das Procedere besprach, befand sich Buffett auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung in Kanada. Daher forderte er die Barclays-Anrufer auf, die Details per FAX ins Hotel zu schicken. Doch das FAX erreichte Buffett nie. Denn die Barclays-Manager hinterließen stattdessen eine Nachricht auf Buffetts Mobiltelefon. Da der 79-jährige weder Computer noch Handys gerne nutzt, hörte er nie die Nachricht ab. Erst zehn Monate später stellte seine Tochter Susan Buffett fest, dass auf dem Handy eine Botschaft war. Zu spät! In Buffetts Büro steht übrigens kein PC. Der legendäre Investor blickt stattdessen immer wieder auf einen Fernseher, der meist tonlos nebenher läuft. Sein Lieblingsprogramm ist CNBC.
Das etwas unscharfe Foto oben knipste ich von Buffett dieses Jahr auf seiner Hauptversammlung in Omaha, Nebraska. Da war der Superreiche im Gespräch mit einer Journalistin.

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