Was ist besser: Aktien- oder Fondskauf?

Turbulent geht es an der Börse zu. Nun hat sich US-Präsident Barack Obama mit Republikanern und Demokraten geeinigt. In letzter Minute fand er eine Lösung, um das drohende Überschreiten des Schuldenlimits zu umgehen. Doch ließ sich die Börse von dem Schritt der Parlamentarier nicht besänftigen. Der Dow-Jones-Index verlor am Montag leicht auf 12.132 Punkte.
Die Nerven liegen blank. Beobachter haben Angst davor, dass die Rezession wieder vor der Tür stehen könnte. Vor zwei Jahren begann die US-Wirtschaft, nach einer hartnäckigen Schrumpfungsphase wieder zu wachsen. Was auch immer passieren wird: Es ist kein leichter Weg aus der Misere. Haushohe Schulden, niedrige Steuereinnahmen und Leistungskürzungen sind keine Grundlage, um aus dem Loch, das die Finanzkrise hinterlassen hat, herauszukriechen. Nicht zuletzt wegen des Affentheaters in Washington, wo sich wochenlang die beiden großen Parteien die Haare gerauft haben, will keine Hoffnung aufkommen. Die Arbeitslosigkeit in den USA ist zu hoch, die Verbraucher sind verunsichert.
Diese Situation ist für geduldige Anleger eine schöne Phase, um günstig Dividendentitel einzusammeln. Je tiefer die Kurse purzeln, desto mehr macht ein Einstieg natürlich Sinn.
Ich empfehle ein Auge auf globale Riesen zu werfen. Da sind die Risiken am geringsten. Die Langfrist-Charts von den drei führenden US-Ölproduzenten Exxon Mobil, Chevron und ConocoPhillips sind einfach beeindruckend. Mit solchen Werten sollte man als Anleger die kommenden Jahrzehnte gut abschneiden. Viel spricht jedenfalls dafür. Ich besitze diese Öl-Aktien nicht, ich möchte Ihnen nur einen beispielhaften Hinweis geben. Auch etliche Nahrungsmittelhersteller wie Pepsi oder Heinz sind erste Wahl. Daneben gibt es jede Menge andere Blue Chips, die hochinteressant sind.
Von Aktienfonds und anderen Vehikeln, die von der Finanzindustrie gebastelt werden, halte ich indes nichts. Das habe ich in diesem Blog schon oft geschrieben. Die Ausnahme sind kostengünstige Indexfonds, die kann ich guten Gewissens empfehlen. Grundsätzlich bevorzuge ich das Direktinvestment in einzelne Aktiengesellschaften.
Ein Blogleser teilte mir per Email mit, dass er über die Total Expense Ratio die fairen von den unfairen Fondsmanagern unterscheiden könne. Das ist meiner Meinung nach nicht ganz richtig. Denn diese Kostenformel deckt nur einen Teil des Aufwands ab, die Anleger zahlen müssen.
Ich halte die Formel, die kurz als TER bezeichnet wird, sogar als Täuschungsmanöver, weil durch das Wort „Total“ vorgaukelt wird, alle Kosten abzudecken, was Unfug ist. Berücksichtigt werden nur die Verwaltungsgebühren wie Geschäftsführung, Management, Wirtschaftsprüfer und all die anderen Betriebskosten. Angefangen von der Revision über die schönen bunten Publikationen bis hin zur Beratung. Ebenfalls sind die Bankgebühren für das Profi-Depot enthalten. Außen vor bleiben jedoch die Transaktionskosten und diese können gewaltige Ausmaße annehmen, je nachdem wie oft der Fonds pro Jahr umgedreht wird. Ich habe schon Schlawiner entdeckt, die den Fonds drei Mal komplett umgeschichtet haben. Mit dem wilden Kauf beziehungsweise Verkauf von Aktien entstehen gewaltige Kosten. Dafür muss der Sparer aufkommen.
Es fehlt in der Total Expense Ratio zudem die Performance-Gebühr, die immer mehr Fonds in den vergangenen Jahren eingeführt haben, um noch mehr Gebühren abzuschöpfen. Der so genannte Ausgabeaufschlag kommt hinzu. Diese nette Gebühr müssen Sie beim Kauf bezahlen. Der Kostensatz variiert beträchtlich je nach Anbieter und Vermittler. Manch einer bittet mit fünf Prozent so richtig zur Kasse.
Wer sich für das Thema interessiert, sollte den informativen Artikel Der heimliche Griff ins Portemonnaie der Fondsanaleger von Martin Metterli lesen. Mein absoluter Top-Buchtipp für dieses Jahr ist: Winning the Losers Game: Zeitlose Strategien für Ihre erfolgreiche Geldanlage.

Autor Charles Ellis, der Milliardenvermögen verwaltet hat, zieht in dem Buch so richtig über die Branche vom Leder. Es packt ein Insider aus! Das sollten Sie unbedingt lesen, wenn Sie sich für Fonds und Aktien interessieren. Ich verstehe nicht, warum unsere Regierung nicht für mehr Transparenz in der Branche sorgt. Es ist an der Zeit den Sparern klar zu zeigen, welches Gebührenmonster sich hinter so manchem Produkt verbirgt. Warum sich niemand in Berlin für Transparenz stark macht, ist mir schleierhaft. Es ist ein Sumpf, der trocken gelegt werden sollte.
Zurück zur Ursprungsfrage: Was ist also besser? Der Aktien- oder Fondskauf? Natürlich die direkte Aktienanlage. Das ist jedenfalls meine Meinung, allein schon aus Gründen der Transparenz. Ich habe jedenfalls keine Lust die Katze im Sack zu kaufen.

0 0 votes
Artikel-Bewertung
Abonnieren
Benachrichtige mich bei

bitte lösen Sie diese einfache Aufgabe (Spamschutz) *Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.

0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments
Tassilo Kurz
13 Jahre zuvor

Zum Thema TER:
Die Transaktionskosten können die Fondsgesellschaften natürlich nur im Rückblick veröffentlichen, denn die Fondsmanager wissen wohl kaum im Voraus, wie viel sie in einem Jahr handeln werden.
Aber auch das tun sie nicht.
Die Höhe der Transaktionskosten von Investmentfonds ist ein wohlgehütetes Geheimnis. Ich habe noch nie einen Bericht darüber gelesen oder gehört.
Es wird auch nicht bekanntgegeben, über welche Bank bzw. welchen Broker die Fonds handeln, und ob sie Vorzugskonditionen bekommen oder zu den normalen Gebühren handeln müssen, die auch den Privatanlegern in Rechnung gestellt werden.

Sehr unschön wäre es, wenn die Fondsgesellschaften, die ja (zumindest in Deutschland, in den USA wohl weniger) oft Töchter von Banken sind, die Transaktionen über ihre Muttergesellschaften ausführen lassen würden. Dann wären die Fondsmanager der moralischen Versuchung ausgesetzt, möglichst viel zu handeln, damit der Mutterkonzern möglichst viel verdient.
Wenn das tatsächlich so wäre, könnte der normale Fondsanleger das überhaupt nicht nachprüfen, denn da herrscht eine große Intransparenz. Die Transaktionskosten werden nicht bekanntgegeben.
Und bezahlen muß die Gewinne der Mutterbanken dann der unwissende Fondsanleger, in der Form, dass die Renditen seiner Fonds ungewöhnlich mager sind. Denn die Transaktionskosten werden ja vom Fondsvermögen abgezogen.

13 Jahre zuvor

Hallo Herr Kurz, danke für Ihren interessanten Kommentar. Leider ist die Branche extrem intransparent. Kernproblem ist, dass die Interessen diametral verlaufen: Der Fonds möchte viel Geld mit Gebühren und der Verwaltung verdienen, die Kunden wollen am liebsten keine Gebühren und Transaktionskosten bezahlen. VG

Tassilo Kurz
12 Jahre zuvor

Hallo Tim,
ich muß meinen obigen Kommentar im Nachhinein noch korrigieren: Die Transaktionskosten werden doch im Nachhinein bekanntgegeben. Jedenfalls habe ich neulich von der DWS eine Übersicht (Jahresbericht?) erhalten, aus der im Kleingedruckten hervorgeht, daß bspw. bei einem Aktienfonds die Transaktionskosten 0,3 % p.a. betrugen. Die kommen zur Managementgebühr hinzu.
Und die Fonds handeln wohl nicht nur über ihre Mutterbank.
VG

12 Jahre zuvor

Hallo Tassilo,

danke für den Nachtrag. Ich persönlich halte aktiv gemanagte Fonds für viel zu teuer. Unabhängig von dem Anbieter…

VG
Tim

Ähnliche Beiträge
0
Would love your thoughts, please comment.x