Experten mögen Pennystocks. Das hat mit Zockerei nichts zu tun

Pennystocks beschäftigen mich immer mehr. Sie wissen ja, dass ich ein Anhänger der Value Strategie bin, das heißt ich fokussiere mich auf grundsoldie Dividendentitel. Doch gerade unter den Zwerg-Aktien finden Sie unglaubliche Geschichten. Da hat manch ein cleverer Anleger schon auf die Schnelle mehrere Tausend Prozent verdient oder auch alles verloren. Zurzeit steht die Buchhandelskette Borders kurz vor der Insolvenz. Der Kurs ist auf 39 Cent eingebrochen. Auf nur noch 28 Millionen Dollar ist der Börsenwert abgeschmolzen. Trotz knapp drei Milliarden Dollar Jahresumsatz. Jederzeit rechnet der Markt mit der Insolvenz. Es zeichnet sich wohl ab, dass die Firma untergeht. Der Kurs hat aber schon einmal so tief notiert, das war Ende 2008. Und danach arbeitete sich die Aktie wieder auf über vier Dollar hoch. Ich will hier niemandem falsche Hoffnungen machen. Ich habe mir jedenfalls die Borders-Aktie noch einmal angeschaut. Ich sehe indes wenig Chancen. Wie schnell es abwärts geht, wenn es kriselt, ist der Wahnsinn! Es gibt beherzte Anleger, die greifen auf einem derart ausgebombten Niveau zu. Oft geht das schief. Aber wenn es einmal gut gehen sollte und ein solcher Pennystock die Wende in letzter Minute schafft, sind gigantische Kurssteigerungen drin. Wenn Sie gut sind, gilt folgende Regel: Gehen Sie also zehn bis zwölf solcher heißen Wetten ein, können es vielleicht zwei Kandidaten schaffen, dem Tod noch einmal von der Schippe zu springen. Der Rest geht unter. Das kann unterm Strich eine prächtige Ausbeute bedeuten.
Als ich mir in Südamerika Minen angeschaut habe, da traf ich einen kanadischen Geologen. Er ist ein alter Hase, kennt die Branche seit Jahrzehnten. Ich fragte ihn, welche Minenaktien er denn besitzen würde. Und er sagte viele. Ich wollte natürlich mehr wissen und löcherte ihn. Der Experte erzählte mir, dass er nur Junior-Explorer, die bei ein paar Cent notieren, in seinem Portfolio hat. Ich war erstaunt. Ein Brancheninsider legt sich die kleinsten Minidinger ins Depot? Er begründete es damit, dass die Pennystocks viel mehr Schwung hätten und aggressiv nach oben laufen würden, wohingegen die Dickschiffe mit einem Börsenwert von zig Milliarden Dollar sich kaum von der Stelle bewegen würden. Kurzum: Gerade die Experten tummeln sich im Haifischbecken.
Unter den Pennystocks gibt es grundsätzlich zwei Arten: Die einen sind finanziell angeschlagen, weil sie von einem hartnäckigen Problem heimgesucht worden sind. Die anderen sind einfach unentdeckt und kein Mensch interessiert sich für sie. Im Grunde ist man als Pennystock-Anleger ein Contrarian Investor. Ein smarter Anleger informiert sich natürlich umfassend, bevor der Einstieg erfolgt. Nehmen Sie also die Kursentwicklung und die Firma unter die Lupe. Billige Aktien können natürlich immer super-billig beziehungsweise unentdeckt bleiben. Man kann eigentlich nie mit Garantie sagen, wohin die Reise gehen wird. Aber man kann ein Gefühl entwickeln. Auf seine Intuition hören. Seien Sie sich immer der enormen Risiken bewusst. Wenn Sie sich mit dem Thema beschäftigen, so werden Sie spannende Storys entdecken. So war der Milliardenkonzern Akamai einst ein Pennystock. Schauen Sie sich nur den Akamai-Chart an. Das mittlerweile übernommene Konditionsvergleichs-Portal Bankrate.com zählte auch einmal zum Reich der Pennystocks.
Einer der besten Fondsmanager, Peter Lynch, hatte in seinen besten Zeiten massiv auf Pennystocks gesetzt. Es war eines seiner Lieblingsbeschäftigungen. Er sammelte vor zehn Jahren Aktien wie Varsity Group für 30 Cent ein und vier Jahre später notierte der Nasdaq-Titel bei mehr als sechs Dollar. Es hat also nichts mit Glücksspiel zu tun. Peter Lynch baute als Chef des Fidelity Magellan Fonds das Fondsvermögen von 18 Millionen auf 18 Milliarden Dollar aus. 29,3 Prozent war in seinen 13 Jahren die Durchschnittsrendite pro Jahr. Lynch war alles andere als ein großer Spekulant. Er verfolgte eine konservative Strategie. Börsenanfängern riet er, zunächst in eine selbstgenutzte Immobilie zu investieren. Erst wer diesen Grundstock geschaffen habe, solle mit dem Aktiensparen beginnen, war seine Empfehlung.
Wer sich mit Pennystocks intensiv beschäftigt, der betreibt Value Investing! Was viele in diesem Sektor falsch machen (ich schließe mich hier mit ein): Wir suchen gerne nach dem nächsten Mega-Trend. Den Biotech-Wert, der eine Weltkrankheit wie Krebs oder Aids besiegt. Eine Technologieklitsche, die ein neues Material entwickelt, das alles Bisherige in den Schatten stellt. Aber all diese falschen Hoffnungen enden meist in einem Desaster. Also unter den Pennystocks würde ich mich nach erprobten Dingen umschauen. Etwa nach einem Holzfabrikanten, Kaffeehausbetreiber, Bank oder Verlag. Das sind nur ein paar Beispiele. Vor gut einem Jahr schrieb ich in diesem Blog schon einmal ausführlich über Pennystocks. Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Woche und viel Erfolg an der Börse. Bis die Tage. Punkt. Schluss.

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