Mein Blog erfreut sich steigender Zugriffszahlen. Zahlreiche Emails erhalte ich in diesen Tagen. Hin und wieder werde ich Anfragen (anonymisiert versteht sich) veröffentlichen und darauf antworten. Warum mache ich das? Es geht mir um einen Erfahrungsaustausch. Es gibt so viele interessante Ideen. Ich möchte von den Vorschlägen anderer lernen. Hier nun eine Email, die ich kürzlich erhielt:
„Hallo Tim, vielen Dank für ihre zahlreichen Tipps und Querverweise auf andere interessante Websites wie z.B. mydividends.de. Die langfristige Buffet-Strategie soll auch mein Fundament bilden für eine „altersgerechte“ Rente in ca. 30 Jahren. Es gibt lediglich eine kleine Unklarheit für mich.
In ihren zehn Börsentipps haben Sie geschrieben, es ist von Vorteil den liquidesten Marktplatz auszuwählen. Für meine regelmäßig geplanten Aktienkäufe amerikanischer Unternehmen (Pepsi, Procter&Gamble etc.) wäre das die NYSE. Aber auch in Deutschland werden diese Aktien zahlreich gehandelt.
Nun zu meiner finalen Frage: Ist es besser für mich alle Aktien inkl. Währungsrisiko (Dividenden in Dollar, Umtauschkurs Dollar/Euro beeinträchtigt den Ertrag etc.) in Amerika zu kaufen oder reichen die gehandelten Stückzahlen der großen, dividendenstarken US-Firmen in Deutschland völlig aus und bilden einen ausreichend liquiden Marktplatz?
Mit freundlichem Gruß
A… …
P.S. Mein Sohn, der hoffentlich in 3 Monaten gesund die Welt erblickt, bekommt natürlich auch ein Aktiendepot angelegt ;-)“
Nun zu meiner Antwort: „Besten Dank A. für Ihre Anfrage. Es freut mich, dass Sie so fürsorglich für Ihre Familie planen. Langfristig ist die Aktie die beste Anlageform. Wenn Sie auf große US-Unternehmen wie Procter & Gamble oder Pepsi setzen, kaufen Sie einen sehr globalen Umsatzmix mit ein, was ja für die Risikostreuung gut ist. Grundsätzlich sollen Sie Unternehmen aus verschiedenen Kontinenten und Branchen hinzufügen. Ein guter Schutz gegen unvorhersehbare Ereignisse ist eine schöne Diversifikation in Ihrm Portfolio. Allerdings würde ich nicht zu stark streuen. Ein Kraut- und Rüben-Depot macht sicherlich keinen Spass. Sie können durchaus Akzente setzen. Am Depot Warren Buffetts sehen Sie, dass man nicht übermäßig streuen muss, um exzellent abzuschneiden. Freilich ist Buffett ein Meister in der Aktienauswahl. Nun zu Ihrer Frage hinsichtlich des Börsenplatzes: Bei den von Ihnen genannten amerikanischen Blue-Chip-Werten führen Sie am besten in Deutschland die Order aus. Bei Procter & Gamble werden genügend Aktien in Frankfurt und auf XETRA gehandelt. Bei Pepsi können Sie ebenfalls in Frankfurt oder über XETRA Ihre Stücke kaufen. Grundsätzlich rate ich dazu, den Kurs, zu dem Sie zuschlagen wollen, zu limitieren, um nicht eine kleine Kursspitze zu erwischen (siehe mein Börsentipp Nummer drei). Wer solche Milliardenkonzerne in Deutschland einsammelt, sollte normalerweise keine Probleme haben. Wenn Sie für Ihr Baby in Standardwerte langfristig investieren, ist das natürlich finanziell phantastisch! Meiner Meinung nach gibt es kein besseres Investment. Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Entscheidung. Mut und Entschlossenheit sind an der Börse ebenso wichtig wie das nötige Durchhaltevermögen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!“
Ich befinde mich gerade wieder auf dem Weg nach Washington. Ich habe Einladungen in der Hauptstadt erhalten. Und das Kirschblütenfest ist so schön in der Nähe des Weißen Hauses, da muss ich hin. An diesem Sonntag endet jedoch das Festival. Es geht zurück auf das Jahr 1910. Damals hatte der Tokioter Bürgermeister seinem Washingtoner Amtskollegen 2000 Kirschbäume geschenkt. Anschließend beschenkte wiederum die US-Hauptstadt die asiatische Partnerstadt. Es handelt sich um eine schöne Form der Völkerverständigung. Zu dem Fest muss ich unbedingt wieder, ich war schon vorige Woche dort. Sehen Sie mein Foto oben! Da die Parlamentarier sich nicht auf einen neuen Haushalt verständigen konnten, geht es derzeit heiß zu auf dem Capitol Hill. Beide Parteien lassen die Muskeln spielen. Es ist spannend. Kaum ein Gesetz wird noch verabschiedet. Präsident Barack Obama stößt auf eine Blockadepolitik der Republikaner. Die Fronten zwischen Demokraten und Republikanern sind verhärtet. Ich glaube, eine solche Phase gab es in der US-Geschichte selten. Was für ein Stillstand. Nächste Woche werde ich nach Utah fliegen, um mich in dem Mormonen-Staat umzuschauen. Danach steht Zentralamerika auf der Agenda. Ein paar Bergbauunternehmen besuche ich dort.
Hallo Tim,
vielen Dank für ihre schnelle und konkrete Antwort.
Vor ca. 12 Jahren habe ich eine Biographie von Warren Buffett gelesen.
Schon damals hat mich dieser Mann mit seiner Bodenständigkeit und seiner aberwitzig einfachen Denkweise fasziniert.
Doch die Welt war Ende 1999 im Rausch der schnellen Gewinne und die New Economy scheinbar erst am Anfang. Der Champagner floss in Strömen, wer wollte da Coca-Cola oder Pepsi trinken? Wer benötigte noch die Zahnpflegemittel von Procter & Gamble, wenn das Gebiss sowieso bald vergoldet werden konnte?
Kurz gesagt, Warren Buffett war out. Mehr noch, das Orakel von Omaha wurde als kommender Verlierer verspottet, unfähig das unendliche Potential der New Economy mit etwas komplexeren Produkten zu verstehen und für sich zu nutzen.
2011 wissen wir es besser, auch mit Ihrer Unterstützung, Tim. Ihr regelmäßiger Block versucht uns die Vorteile und Nachhaltigkeit des Value-Investments anschaulich zu erklären. Eine Anlagestrategie, aberwitzig einfach und bodenständig.
Gut so!!
Mit freundlichem Gruß aus Süddeutschland
A.