Ich habe für die „Euro am Sonntag“ einen Ausblick auf die Aktionärsversammlung von Berkshire Hathaway gewagt. Am kommenden Wochenende geht das Woodstock der Kapitalisten in Omaha über die Bühne. Mein Artikel fiel ziemlich kritisch aus.
Zum einen wird Buffett von seinen Fans kritisiert, weil er sich mit Haut und Haaren dagegen wehrt, eine Dividende auszuzahlen, obgleich sein Cashbestand immer größer wird. Übernahmekandidaten findet er gleichzeitig immer seltener. 2012 brachte Buffett keinen bedeutenden Deal in trockene Tücher.
Zum anderen schnitt der Milliardär in den zurückliegenden vier Jahren in Summe schlechter als der S&P-500-Index ab. Trotz der Kritikpunkte bleibe ich ein Fan von Buffett und seiner Berkshire-Aktie.
In meiner Rubrik „Hot Stock der Wall Street“ schnitt in den vergangenen Wochen der Generika-Hersteller Actavis exzellent ab. Hier tauchten nun Übernahmegerüchte auf. Das Unternehmen ist wirklich spannend, weil es sich um ein unglaublich schnell wachsendes Pharmaunternehmen handelt. Nach eigenen Angaben ist Acatvis mittlerweile der weltweit drittgrößte Generika-Hersteller. Der Kurs geht durch die Decke.
Ebenfalls hat sich mein Geheimtipp Tesla Motors (Foto) ausgezahlt. Die Aktie gibt Gas. Der Elektroautobauer wird seit Jahren von aggressiven Shortsellern umzingelt. Die Shorties sind jetzt auf dem falschen Fuss erwischt worden. Ich habe mir das schon gedacht. Wenn nämlich wie bei Tesla gute Zahlen überraschend kommen, schießt der Kurs in die Höhe. Das ist logisch. Man bezeichnet das als Short-Squeeze. Ich hatte mich vor gut einem Jahr mit einem New Yorker Hedgefondsmanager über Tesla unterhalten. Der Investor wettete seinerzeit auf den Absturz des Autobauers, er war bis an die Zähne mit Shortwetten bewaffnet. Das war für ihn ein Schuss in den Ofen. Bitter.
Was können wir von Buffett lernen? Grundsätzlich zahlt sich bei guten Unternehmen eine positive Grundeinstellung aus. Bei besonders soliden Unternehmen, die es seit 100 Jahren oder länger gibt und die seit einem halben Jahrhundert eine Dividende auskehren, sollten Sie wirklich darüber nachdenken, wenn Sie einsteigen, die Position bis zu Ihrem Tod zu halten. So macht das Buffett. So kommt der Zinseszinseffekt voll zum Tragen. Und so sparen Sie jede Menge Steuern und Transaktionskosten.
Sehen Sie dieses schöne Interview mit Buffett aus seinem Büro an. Das Gespräch ist zwar über ein Jahr alt, ich schaue es mir trotzdem oft an. Man lernt schließlich nie aus:
Wenn Sie auf „Experten“ und Kurswahrsager an der Börse hören, berücksichtigen Sie, dass die nicht alles wissen können. Jeder hat so seine eigenen Theorien. Die Kunst besteht darin, sich nicht tagtäglich verrückt machen zu lassen. Nicht jede Nachricht ist es wert, um darauf blitzschnell zu reagieren. Gelassenheit zahlt sich aus. Gerade in Krisenzeiten. Wer die Nerven behält, der ist ein wahrer Börsenmeister. Die Meute verliert zu schnell die Geduld.
Wer hätte vor vier Jahren gedacht, als die Finanzwelt in Trümmern lag und die Arbeitslosigkeit auf immer neue traurige Rekorde in den USA schoss, dass plötzlich die Börsenrallye beginnt? Ganz wenige. Buffett war einer von denen. Buffett ging wie im Rausch 2008 neue Beteiligungen ein.
Bleiben Sie stets ein Optimist. Bleiben Sie cool.
Mir fällt es schwer solche Aktien ohne Gewinnhistorie wie Tesla zu bewerten. Da muss man sich die Margen- und Mengenentwicklung “ausdenken”. Von BMW kommen demnächst die I-Modelle, zudem geht es global in Richtung Überkapazitäten von Automobilfabriken. Da wäre ich mir einfach nicht sicher, ob die Nische von Tesla hält. Ihre aus Standardzellen zusammengebauten Akkupacks sind ein Kostenvorteil, aber sie sind dadurch auch von Fremdinnovationen abhängig.
@ Martin
Die Rubrik heisst ja “Hot Stock der Wall Street”, insofern ist das kein Witwen- und Waisenpapier.
Ein Short Squeeze löst in der Regel eine dramatische Kursreaktion nach oben aus, weil sich die ganzen Shorties mit der Aktien plötzlich eindecken müssen. Das kann irre Züge annehmen. Bei der VW-Aktie haben wir ja auch schon einen Short squeeze im Jahr 2008 erlebt. Schauen wir mal, was bei Tesla passiert.
Also ich würde Berkshire nicht abschreiben! ;-) Kann Sie recht gut vergleichen mit meinen etf`s auf Euro-Basis, die ich zur gleichen Zeit gekauft habe. Und massig Cash ist schließlich nichts verkehrtes bei einer Person, die es oft genug geschafft hat bei Untertreibungen zu kaufen. Evtl. wartet er auf einen Crash???
@ Markus
Ich schreibe Berkshire nicht ab. Im Gegenteil. Wo findet man schon einen Fonds mit einem Fondsmanager, der nur 100.000 Dollar Gehalt pro Jahr kassiert, obgleich er der beste Geldverwalter der Welt ist?
Etliche Fondsmanager kassieren das 10-fache von Buffetts Gehalt und die Performance ist trotzdem lausig.
Auch wenn die Tesla Aktie vielleicht demnächst gas gibt – gehört sie doch nicht in ein Dividenden Depot, oder?