Kryptos, Börsenplattformen, Abodienste: Wilder Westen im Web?

Die Krypto-Börse FTX ist pleite. Ich fand den Gründer Sam Bankman-Fried (30) cool. Trotz seines Milliardenvermögens lebte er in einer 10er Wohngemeinschaft auf den Bahamas. Er erschien mit seiner wilden Lockenfrisur und der T-Shirt-Jeans-Mode als der coole Nerd – vegan, gebildet (MIT). Seine Eltern sind Jura-Professoren in Stanford. Er spendete, wollte den Armen helfen.

Aber es gibt Widersprüche: Er residiert in einem luxuriösen Penthouse-Appartement mit 5 Schlafzimmern, das FTX für 30 Millionen Dollar erworben hatte. Manchmal erscheinen Menschen nur nach außen hin bodenständig und sind es dann in Wahrheit gar nicht. Laut Forbes war Bankman-Fried bis vor wenigen Tagen steinreich, 17 Milliarden Dollar soll sein Vermögen umfasst haben. Nun scheint fast alles weg zu sein.

In der WG haben die Bewohner Liebes- und Geschäftsbeziehungen untereinander. Sie leiten verschiedene Firmen rund um das Kryptogeld. Es seien Interessenkonflikte entstanden, berichten Medien. Angeblich soll laut dem „Wall Street Journal“ Geld von FTX in Bankman-Frieds andere Firma Alameda Research abgezogen worden sein, und das kurz vor dem Kollaps. Das klingt dubios. Vielleicht ist Betrug im Spiel? Ich weiß es nicht. Das wird sich noch zeigen. Die Behörden werden Ermittlungen einleiten.

Gerade im Krypto-Bereich gibt es viele Betrügereien bzw. Schneeballsysteme (Ponzi). Die Geschichte endet fast immer ähnlich: Champagner, Trüffel und Austern ohne Ende für die ganz oben. Und Leitungswasser für alle anderen. Ganze Existenzen werden zerstört.

OneCoin-Gründerin wuchs im Schwarzwald auf. Vier Milliarden Dollar soll sie ergaunert haben

OneCoin-Gründerin Ruja Ignatova wuchs im Schwarzwald auf. Sie studierte Jura an der Uni Konstanz. Sie lebte auf großem Fuss und flüchtete 2017. Das FBI sucht sie. Es war ein Schneeballbetrug. Vier Milliarden Dollar soll sie eingesammelt haben:

Das FBI sucht sie weltweit. Gut möglich, dass sie sich in Russland versteckt:

Die OneCoin-Hochstaplerin: Ruja Ignatova. Eins muss man ihr lassen: Clever ist sie gewesen. Sie übersprang eine Schulklasse in Deutschland, promovierte. Jetzt ist sie auf der Flucht.

In den sozialen Medien musst du aufpassen. Es tummeln sich auf Instagram, WhatsApp, Twitter, Facebook, Telegram zahlreiche Betrüger. Profile auf Instagram werden kopiert, um die Follower mit dubiosen Nachrichten zu ködern. Mit tollen Versprechungen.

Ist HyperFund ein weiterer Schwindel, der über Mitgliedsbeiträge funktioniert?

Vielleicht ist das Anlagesystem HyperFund der nächste große Schwindel? Laut Beschwerden auf Trustpilot werden seit Monaten keine Gelder mehr ausgezahlt. Selbst ein Bürgermeister aus Rheinland-Pfalz warb für die umstrittene Krypto-Währung. Manche zahlten 300 Euro, andere 50.000 Euro ein. Eine Mitgliedschaft kannst du bei Hyperfund für 300 Dollar bekommen. Und dann kannst du Punkte sammeln, die deinem Konto angeblich gutgeschrieben werden.

Die Trading-Währung heißt HU und soll mit dem Dollar 1:1 übereinstimmen. Die beiden Gründer Ryan Xu und Sam Lee versprachen, das Geld clever im Krypto-Bereich zu investieren und Hyperfund an die Börse in Hongkong zu bringen. Aber es gab keinen Börsengang und das einzige, was die beiden verkauften, war die Mitgliedschaft. Wer neue Mitglieder anwarb, erhielt HU-Bonuspunkte. Anwälte und Behörden warnen, aber Anleger sind begeistert.

Abofalle? Kunden kritisieren Analysedienst „AlleAktien“ auf Trustpilot für weitere Abbuchungen vom Konto trotz Kündigung

AlleAktien veröffentlicht ganz gute Aktienanalysen, finde ich. Ich habe mir ein paar angeschaut und muss sagen: Sie sind graphisch beeindruckend aufbereitet und die Texte sind umfangreich. Folglich bekommen Abonnenten etwas für ihr Geld geboten. Es steckt viel Arbeit dahinter. Ich habe Respekt vor dem, was Jakob mit AlleAktien aufgebaut hat. Aber wenn du dich auf Trustpilot umschaust, erkennst du schnell einige Probleme. Gründer Michael Jakob wird dort zum Teil scharf kritisiert. Einige Ex-Kunden behaupten beispielsweise, dass sie immer noch Geld vom Konto abgebucht bekommen, obwohl sie längst gekündigt haben. Das Abo kostet 29 Euro im Monat.

So schreibt Christoph am 29. Oktober auf der Bewertungsplattform Trustpilot:

Unfassbar unseriös

Unfassbar – nach Pausierung der Mitgliedschaft über das Tool in der Webseite wird einfach weiter monatlich Beitragszahlung abgebucht.

Kundenservice hat nun reagiert und zumindest 1 Monat „aus Kulanz“ rückerstattet. Für mich leider trotzdem einfach unverständlich wie man trotz Pausierung einfach weiter abbucht und selbst keine Daten dazu auswerten kann. Ist offensichtlich nicht meine Schuld gewesen…

Quelle: Trustpilot, Kundenmeinung

Kunde Bernd schreibt am 30. Oktober:

Abbuchung trotz Kündigung

Leider wird auch bei mir trotz Online-Kündigung weiter Geld abgebucht. Unfassbar unseriös. Die Analysen und Artikel wurden immer dünner und ähnlicher. Schade, was aus AlleAktien wurde. Mittlerweile kann man nur warnen.

Quelle: Trustpilot, Ex-Kunde Bernd warnt vor dem Dienst „AlleAktien“.

Andere Ex-Kunden berichten von demselben Problem: Es wird weiter nach deren Angaben abgebucht. Es kann ein Fehler im System sein. Ein Versehen. Ich weiß es nicht. „Die Welt“-Redakteurin Judith Henke hat jedenfalls schon drei Mal sehr kritisch über AlleAktien berichtet.

Michael Jakob antwortet mir schnell auf meine Frage. Er schreibt Folgendes zur Problematik: Wenn weiter abgebucht werde, könne es zwei mögliche Gründe geben: Erstens die Person habe nicht gekündigt oder zweitens die Person habe ihre Mitgliedschaft reaktiviert. Im AlleAktien Premium Mitgliederbereich könne jeder den Status seiner Mitgliedschaft transparent einsehen und eine Mitgliedschaft jederzeit mit wenigen Klicks pausieren oder fortsetzen. Alternativ könne man eine Email schreiben.

Im übrigen muss ich zugeben: Die Trustpilot-Bewertungen vom Handelsblatt sind noch schlechter, Kunden sind richtig sauer. Es scheint so zu klingen, als ob es sich beim Handelsblatt um eine krasse Abofalle handele. Es sind aber vermutlich extreme Einzelmeinungen, die das Bild verzerren.

Was dubiose Kryptosysteme machen: Sie heben das Wir-Gefühl hervor

Das Gemeinschaftsgefühl ist ein Helfershelfer für dubiose Systeme. In Chats und in Kommentaren auf den Sozialen Medien reden die Anhänger ständig darüber, wie toll es ist, dabei zu sein. Es entsteht ein Wir-Gefühl.

HyperFund nannte sich im Dezember in HyperVerse um. Sie wollten wohl vom Hype um das Metaverse profitieren. Auch die eigene Währung änderten die Akteure. Sie heißt jetzt statt HU plötzlich HV. Hääää? Kundengelder sind verschwunden. Manch ein Kunden von HyperFund träumte von der finanziellen Freiheit. Nun aus der Traum?

Ich frage mich, wie kann jemand in solche komischen Masken-Typen von HyperVerse investieren? Der Sprecher heißt „Mr. H“ und versteckt sich hinter einer goldenen Maske. Vielleicht sind die Gründer und Hintermänner längst auf der Flucht? Was er erzählt, ist blablabla. Sind die Behörden hier mal wieder zu langsam? Wie bei Wirecard oder Bernie Madoff – sie hatten seit Jahren Hinweise erhalten und geschlafen. In einer Blase haben Betrüger leichtes Spiel. Der Verstand setzt bei den Menschen aus, wenn die Gier kommt. Daher müssen Behörden ihrer Aufgabe gerecht werden und nicht schlafen wie die Bafin oder SEC.

Mit solch merkwürdigen Auftritten wirbt der HyperVerse für seinen Kryptodienst. Achtung, es kann sich um einen Schwindel handeln.

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6 Kommentare
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Thomas
2 Jahre zuvor

lt wsj hat sam bankman-fried etwa 10 MRD USD Kundengelder für seine Kryptozockerbude
Alameda „umgewidmet“. Für eine seriöse Firma ein absolutes NoGo. Ganz zufällig kommt es im Zuge der Insolvenz zu einem „hack“, bei dem etwa 400 Mio USD verschwunden sind.
Bei FTX US wird der Handel „für ein paar Tage“ eingestellt. Ein Schelm, wer arges dabei denkt. Das Geld ist wech.
Nach Terra(LUNA) Stablecoin schon der zweite Totalausfall dieses Jahr.
Bei Kryptos lassen sich die Spuren so gut gar nicht nachverfolgen.
Ich habe heute vormittag mal aus Spaß nach der Jurisdiction von Binance, dem anderen (letzten) BigFish BTC gesucht und wünsche dabei nur Good Luck.
FTX US ohne Parent FTX ist genauso viel wert wie Binance US ohne Parent Binance.
Insolvenzanwälte verdienen da noch was.
Da ist mir viel zu viel lichtscheues Personal unterwegs.
Die Firmensitze(Jurisdiction) der Kryptoexchanges adjusted by Volume liest sich so: Malta, Virgin Islands, Seychelles, Antigua and Barbado, Estonia, Cayman Islands, usw usf,
wo jeder Anwalt Hilfe ruft.
Jetzt kommen die schlauen und sagen, das muss auf die cold Wallet, aber da muss es ja irgendwann auch mal wieder raus., damit man sich Brötchen dafür kaufen kann.
No Thanks.

Rolexinvestor
2 Jahre zuvor

Die Kryptowelt interessiert mich nicht. Trotzdem, Pleiten gibt‘s überall, Beispiel Wirecard.
Nur weil eine sogenannte Kryptobörse insolvent ist, heißt das noch lange nicht, dass Bitcoin am Ende ist.

2 Jahre zuvor

Kryptowährungen sind halt nicht fassbare Geldwerte, verschwindet das Vertrauen ist irgendwann alles weg. Dass man eine Kryptocoin anhalten kann wusste ich nicht, auch wie einfach diese Plattformen hackbar sind.

Bruno
2 Jahre zuvor
Reply to  Josef

wurde ja angeblich intern gehackt, ist meist so, da kann man sich schwieriger schützen resp. der Fokus wird immer gegen aussen gesetzt, dabei ist die interne Gefahr immer die Grösste da dort Insiderwissen vorhanden ist egal in welcher Branche, vielleicht ist auch die GF selbst involviert, Flucht im Privatjet nach Argentinien sagt jedenfalls einiges, erinnert mich an Wirecard.

Ich bin zwar kein grosser Freund von Kryptowährungen aber dies hat weniger damit zu tun, sondern dass diese Börsen einfach unreguliert sind, niemals würde ich eine grössere Summe auf so einem Broker halten wollen.

Wer würde seine Aktien bei einem unregulierten Broker auf den Bahamas halten wollen? Da weisst du ja dann nicht mal ob die Wertpapiere korrekt verwahrt werden. Da mag ich auch schon meine Schweizer Aktien, wo ich regelmässig direkt Post von den Unternehmen bekomme und weiss, dass ich da auch als Aktionär bekannt bin, ist eine gewisse Vertrauensfrage.

2 Jahre zuvor

Nach Terra folgt nun der noch größere Knall. Es hat sich gezeigt, dass Kryptos nicht den Edelmetallen ebenbürtig sein können. Es sind simple Liquidität-Assets, die nun in die Knie gehen, da die Leitzinsen erhöht werden.
Der Betrug an Kundengeldern ist natürlich ein Thema für die Ermittlungsbehörden und die Justiz, aber das Grundsatzproblem der Kryptos ist offengelegt. Ohne die massive Geldflut zu Beginn der Pandemie wären die Kurse wohl schon 2 Jahre früher eingebrochen.
Ich habe Glück gehabt und mich gegen diese Art von Investment entschieden – damit kann ich gut leben.
Hoffentlich ist keiner von euch hiervon stark betroffen!

DerMax
2 Jahre zuvor
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