Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Ich hoffe, es war für Sie alles in allem ein erfolgreiches, glückliches Jahr. Für 2013 sollten Sie sich viele gute Vorsätze vornehmen.
Ein Vorsatz könnte sein, ein besserer Anleger zu werden. Die Börse ist eine gigantische Geldmaschine – allerdings nur für Menschen, die verstanden haben, wie sie funktioniert. Jeder versucht auf seine Art, von der Börse zu profitieren. Die Banken nutzen sie für ihre eigenen Zwecke, die Anleger, die Unternehmen.
Jeder Marktteilnehmer muss für sich selbst herausfinden, wie das System tickt. Über die Jahre hinweg reifte in mir der Eindruck heran, dass viele Privatanleger nicht verstanden haben, wie die Börse funktioniert. Bekannte, Freunde, Verwandte glauben nach wie vor, dass mit dem Trading der große Reibach zu machen ist. Selbst in meinem familiären Umfeld besteht diese Vorstellung fort. Das ist komischerweise nicht aus den Köpfen der Menschen heraus zu bekommen.
Ich weiß gar nicht, wie sich dieser falsche Eindruck überhaupt manifestieren konnte. Es ist schon merkwürdig, wie diese Phantasiewelt des „reichen Traders“ über Generationen hinweg existieren kann.
Studien zeigen ganz klar: Der aktive Handel mit Aktien bringt unterm Strich für Privatanleger nichts. Das lohnt sich nicht. Punkt. Schluss. Lernen wir also statt einem Spekulanten lieber ein geduldiger Investor zu werden. Eben so wie es die Profis tun.
Wer die Vorgehensweise der erfolgreichsten Anleger und Unternehmer aller Zeiten analysiert, stellt fest: Die Herren hatten allesamt verdammt viel Geduld: Warren Buffett, John Rockefeller, Paul Getty, John Templeton, Peter Lynch, Benjamin Graham, Seth Klarman, Carlos Slim…
Was sich für den Investor rechnet, ist: Qualitätsaktien zu finden, diese im richtigen Moment zu kaufen und langfristig zu behalten. Um es mit den Worten von Warren Buffett zu sagen: „Wenn wir Aktienpakete von außergewöhnlichen Unternehmen mit außergewöhnlichen Managern besitzen, ist unsere liebste Halteperiode die Ewigkeit.“ (Das Originalzitat: “When we own portions of outstanding businesses with outstanding managements, our favorite holding period is forever.”)
Stecken Sie sich für das nächste Jahr am besten das Ziel, ein erfolgreicher Anleger zu werden. Neben all den anderen Zielen, die Sie hoffentlich verfolgen.
Der Vize-Chef von Berkshire Hathaway, Charlie Munger, fasst das so zusammen: „Versuche jeden Tag ein wenig schlauer zu sein als zu dem Zeitpunkt, zu dem Du aufgewacht bist.“ (Das Originalzitat von Munger: “Spend each day trying to be a little wiser than you were when you woke up.“)
Viele Menschen haben Angst vor der Börse. Abschreckend ist in der Tat die hohe Volatilität mitsamt der Finanzkrise, die eine der schwersten Rezessionen seit dem Zweiten Weltkrieg nach sich zog. Ein weiterer Grund, warum die Menschen Angst vor Aktien haben, hängt mit dem schlechten Ruf der Banken und vieler Vorstände zusammen. Hinzu kommt: Viele Menschen schneiden nicht positiv mit ihren Aktieninvestments ab.
Was für Sie wichtig ist zu wissen: Vermögen wird normalerweise nicht über Nacht aufgebaut, nicht über Monate, nicht über ein paar Jahre, nein, nur über Jahrzehnte hinweg.
Was mir bleibt, ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten und alles Gute für das Neue Jahr.
PS: Ich werde diesen Blog natürlich in den kommenden Tagen weiterhin aktualisieren.
Ein Vorsatz für 2013: Werden Sie ein besserer Anleger
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Tim, ganz klar wir sind auf dem richtigen Weg, weil wir diese Strategie schon umsetzen und sehr viele Amerikaner seit Jahrzehnten.Ich werde nächstes Jahr weitere US Dividenden Aristokraten kaufen. Meine Dividend Cash Maschine läuft schon und durch das Reinvestieren und weiter sparen, wird es von Quartal zu Quartal besser.
Hi Tim,
richtig, ohne Geduld geht´s nicht. Leider muss ich feststellen, dass ich selber nicht der Geduldigste bin, schon im Alltag: da ärgere ich mich, weil mein Browser ein paar Sekunden braucht, um eine Seite zu laden. Irgendwie werden wir heute von allen Seiten auf „instant gratification“ getrimmt, und viele meinen, bei der Geldanlage müsste es ebenso gehen.
Ich bemühe mich gerade, mir eine Buy-and-Hold-Mentalität einzubleuen…
Leider habe ich damit schlechte Erfahrungen gemacht, weil zu meinen grössten Positionen RWE und Telefónica zählten… Die galten als Witwen-und-Waisen-Papiere und sind ganz gewaltig unter die Räder gekommen. Ich habe zum falschen Zeitpunkt gekauft und… so richtige Qualitäts-Aktien sind´s wohl nicht, die beiden.
Viele Grüsse
Peter
Der Nachteil des langfristigen Investierens ist einfach, dass es ebenso lange braucht bis man sicher sein kann ob die Strategie erfolgreich ist oder nicht. Wenn man zum falschen Zeitpunkt angefangen ha tzu investieren ist man nach 5 oder 6 Jahre immer noch im Minus.
Beim Trading besch***t sich der Mensch selbst, da er Verluste und Gewinne ganz anders wahrnimmt. Die verlorenen 1000 Euro sind nächste Woche vergessen. Aber von seinem 500 Euro Gewinntrade erzählt er die nächsten 3 Monate.
Ich werde trotzdem meine langfristigen Dividendenstrategie treu bleiben. Ich denke was die letzten 100 Jahre funktioniert hat wird in Zukunft weiter funktionieren. Kein wissenschaftlicher Ansatz, aber das einzige was man zum jetzigen Zeitpunkt sagen kann.
Frohe Weihnachten!
Hi Tim,
diejenigen, die das nachhaltige Investieren in Aktien mit einer Dividendenausschüttung schon länger betreiben – so wie wir – die wissen, das man dadurch zwangsläufig Vermögen aufbaut. Ich denke auch, viele Leute denken bei der Börse an Zockerei und an das schnelle Geld. Es werden auch in den Medien natürlich nur Bilder vom hektischen Treiben z.B. an der Wall Street gezeigt. Dass jemand überlegt und geduldig vorgeht und damit langfristig reich wird, lässt sich schwerer vermitteln und ist für viele zu langweilig und zu lange hin. Sehr oft höre ich von anderen: “Ich möchte jetzt leben und jetzt viel Geld haben”. Vermögen aufzubauen und später Wohlstand zu genießen ist ein langfristiger und geduldiger Weg, der einmal eingeschlagen, aber unabdingbar zum Ziel führt.
VG
Lars
Ich wünsche ebenfalls allen ein frohes Fest und einen guten Rutsch in's neue Jahr!
@Tim
Gratulation schon mal vorab zum 5-jährigen Blog-Jubiläum!
Das Problem bei Dividenden-Strategien ist einfach, dass man sein Ergebnis deutlich verfälscht, indem man immer wieder frisches Geld nachschießt.
Außerdem macht das nur Sinn, wenn man ein stetiges Einkommen hat, oder die Dividenden groß genug sind, das das Verhältnis zwischen Orderkosten und Anlage passt.
Das ist bei vielen Menschen nicht der Fall.
Und wenn das Geld nicht wieder investiert werden kann, dann liegt es einfach nur auf dem Depotkonto rum und macht gar nichts. Sowas gefällt mir nicht…
Wünsche allen tsm-Lesern, und dir Tim, schöne Weihnachten.
Viele Grüße, Chris von gieristgut.com
Ein besserer Investor 2013 zu werden…;-) Hm, ich denke zumindest häufige Strategiewechsel nützen nur der Depotbank und nicht dem Anleger. Außerdem bei genauer Untersuchung des Durchschnitts schneiden Profis, Trader und Vermögensverwalter oft nicht im Vergleich mit der richtigen Benchmark nach Kosten und Steuern besser ab als Indexler mit buy & hold und kontinuierlichem Investmentplan. Allerdings werde ich als “Exot” in meinem Bekanntenkreis gesehen, da ich mich selber mit meinem hart erarbeiteten Geld an die Börse wage, und nicht einfach wie die Mehrheit auf Bankberater oder Versicherungsmakler blind höre (Eigeninteressen lassen grüssen) ;-). Man sieht allerdings schon bei unerwartetem Geldeingang (Lohnsteuerrückzahlung usw.) und monatlichen Sparpänen bereits wie unterschiedlich und wie schnell die Mehrheit der Menschen lieber Konsumgüter (Autos, iphones, Möbel) kauft, anstatt “richtig” zu investieren. Das sind dann Personengruppen, die immer über die “Reichen” und angeblich Reichen schimpfen und wie ungerecht doch die Welt zu Ihnen ist, wenn Sie nach 25 Jahren die Rechnung dafür bekommen. Sich selbst zu bezahlen ist der 1. Lernschritt, verschiedene Strategien auszuprobieren der 2. und der 3. ist es die persönliche passende Strategie zu finden mit der man gut schlafen und essen kann! Da so gut wie jedem Indexler früher oder später doch die Lust auf Einzelaktien wieder in die Quere kommt finde ich die Beimischung von Dividendenaristokraten, Ur-Aktien, Nichzyklischer Konsum am besten noch mit Markenmacht, ein bisschen Rohstoffe, Anleihen (bedingt empfehlenswert), Immos und Cash als Grundstrategie und angepasster persönlicher Risikoneigung ganz passabel. Ein nicht zu vernachlässigender Baustein ist die Disziplin und Lebensführung.
@ Markus
Danke für diesen tollen Kommentar. Wie Recht Du hast.
Value Investing ist eine Lebenseinstellung. Diese Investmentprinzipien sollte man auch leben. Das heißt, dass man Kontinuität im Leben sucht, nicht sein Hab und Gut zum Fenster hinauswirft, Gutes tut, Freunde gewinnt und sein hart verdientes Geld achtet / schätzt / schützt. Und anderen hilft. Siehe Buffett.
Schöne und besinnliche Weihnachtsfeiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2013, Tim!
Mach' weiter so!
Richtig, Tim, der größte Fallstrick für Value-Investoren ist die (fehlende) Selbstdisziplin. Man weiß, wie es geht, aber in der konkreten Situation kommen einem nicht selten die nach Sir John Templeton teuersten fünf Worte der Börsengeschichte in die Quere: “Dieses Mal ist alles anders”. Ist es nicht, ist es nie – aber das erkennt man immer (wieder) erst, wenn es vorbei ist.
Warren Buffett hat es sich “einfach” gemacht mit der Selbstdisziplin, er hält seine nämlich mit Scham im Zaum. Denn da er seine Handlungen (bei Berkshire Hathaway) stets offen kommuniziert, also alle Käufe und Verkäufe, und insbesondere seine Misserfolge offen darlegt, hat er sich eine weitere Schranke auferlegt, Dummes zu tun (also zu traden oder die Positionen unbedacht zu wählen). Denn jeder wird es mitbekommen und jedermann kann überprüfen, ob das Orakel von Omaha seine eigenen Predigten auch beherzigt.
Ich schreibe ja selbst in einem Blog über die Vorzüge des langfristigen Investierens in Value-Aktien und weiß, wie schwer es manchmal sein kann, sich an die (eigenen) Regeln zu halten. Denn wer bekommt schon mit, was man in seinem privaten Depot tut?
Selbst kann man mit einfachen Mitteln ähnliche Effekte erzielen, wie Buffett mit seinen Aktionärsbriefen. Wenn man nämlich eine Art “Investment-Tagebuch” führt und darin seine An- und Verkäufe mit kurzen Begründungen dokumentiert, zwingt man sich, sich intensiver damit zu beschäftigen, als nur zwei, drei Klicks bei seinem Online-Broker in die Tasten zu kloppen. Eine Dokumentation nicht für seine Aktionäre, sondern für sich selbst, die man sich dann Quartalsweise anschaut oder jährlich. Und sich über sich selbst ärgert, über die Fehler, die man gemacht hat. Aber auf diese Art lernt man daraus, weil Fehlentscheidungen eben nicht zu einer Wertpapier-Abrechnung in irgendeinem Aktenordner zusammenschrumpfen, sondern zu einem dokumentierten Fehlgriff. Man kann so seiner Selbstdisziplin etwas auf die Sprünge helfen und vielleicht benötigt man diese Hilfe dann ja irgendwann nicht mehr.