Wer auf die Schwarzmaler hört, hat an der Börse schon verloren. Was haben all die Propheten in die Kamera gerufen, als der Markt am Boden lag? Als die Krise um sich griff, warnten sie ständig vor neuen Gefahren. Sie warnten vor neuen Crashs, vor dem Chaos, vor Kriegen, vor Massenaufständen. Da war es eigentlich an der Zeit nur auf die Optimisten zu hören und nicht all den Quatsch zu sehen. Jetzt steht der S&P-500-Index fast auf einem Rekordhoch. Würde ich einem Crash-Propheten mein Geld anvertrauen? Wohl kaum.
Unser „Mister DAX“ Dirk Müller hat während der Euro-Krise eine Angstmache betrieben, die seinesgleichen sucht.
Dabei ist Angst kein guter Ratgeber. Der Chef von Goldman Sachs, Lloyd Blankfein, sagt: Das wahre Risiko an der Börse ist, zu pessimistisch zu sein. Wie Recht er hat.
Hedgefondsguru John Paulson warnte während des Dramas in Griechenland vor dem Zusammenbruch des Euro-Raums. Wer auf ihn gehört hat, hat vermutlich viel Geld verloren. Ich denke, die Kunst besteht darin, sein Depot so zu halten, wie es ist. Umschichten insbesondere in hektischen Zeiten – das kann einen erheblichen Schaden anrichten. Paulson würde ich mein Geld nicht geben.
Krise hin oder her, halten Sie durch. Statt zu verkaufen, macht es Sinn, in einer Panik zuzukaufen. Klar sind wir hinterher immer schlauer, aber wir können zumindest für die Zukunft lernen.
Angela Merkel, Wolfgang Schäuble und die anderen politischen Strategen in Berlin und Washington haben das System mit aller Kraft zusammengehalten. Wir können ihnen dankbar sein. Mit endloser Überzeugungskraft hielten sie an der Euro-Familie fest. Der Welt geht es insgesamt immer besser – trotz grausamer Einzelschicksale, trotz Krieg, trotz Krisen.
Was lernen wir daraus?
Durchzuhalten und zuzukaufen zahlt sich langfristig aus. Do it yourself macht bei der Geldanlage durchaus Sinn. Sprich, stellen Sie einfach Ihr eigenes Depot aus Qualitätsaktien zusammen oder packen Sie sich Indexfonds ins Depot.
Achtung vor unnötigen Finanzpapierchen. Endlos viele Artikel und Studien warnen eindringlich vor überteuerten Finanzprodukten. Es stecken gewaltige Kosten hinter manch einer schönen Fassade, die auf den ersten Blick für den Sparer gar nicht erkenntlich sind. Hier sind die Finanzaufsicht und der Verbraucherschutz gefragt. Zumindest muss für hohe Kostentransparenz gesorgt werden. Ich habe nicht das Gefühl, dass alle Kosten für die Sparer ersichtlich sind.
Beachten Sie, dass aktive Fondsmanager mehrheitlich versagen. Das „Wall Street Journal“ hat sich damit gerade beschäftigt. Fonds versagen, weil sie an ihren eigenen Kosten scheitern. Wer kann schon so höhe Gebühren mit einer Outperformance wettmachen? Kaum jemand. Selbst Stars wie Bill Gross, John Paulson oder Bill Miller können kaum endlos besser als der Rest der Welt abschneiden.
Vanguard-Gründer John Bogle warnt seit Jahrzehnten vor den enormen Kosten, die Sparer von der Fondsindustrie abgeknöpft bekommen – ohne dass sie (mehrheitlich) etwas davon haben. Bogle kritisiert den Chef der Fondsgruppe Fidelity „Edward C. Johnson der Dritte“, der ein absurdes Privatvermögen aufgebaut hat. Bogle fragt sich, zu wessen Lasten der Fidelity-Mann mitsamt Familie so viele Milliarden scheffeln konnte? War es zu Lasten des „kleinen Fondssparers“?
Mit der gegenwärtigen Flucht der Fondssparer, die sich den kostengünstigeren Indexfonds zuwenden, bleibt den aktiven Fonds nichts anderes übrig, als ihre Gebühren drastisch zu senken. Die Branche steckt sonst in einer Dauerkrise und könnte austrocknen.
Mein Rat: Bevor Sie ein Finanzprodukt (Fonds, Zertifikat, Derivat) kaufen, schauen Sie dringend auf die Gebühren. Wenn Sie das Geschriebene nicht verstehen, Finger weg.
Wenn Sie „nur“ zwei Prozent Gebühren per annum zahlen und 100.000 Euro anlegen, sind das 2.000 Euro jährlich, die Sie blechen müssen. Das ist eine Stange Geld. Überlegen Sie, ob es das wert ist. Wenn Sie 2.000 Euro jedes Jahr sparen, dieses Geld für 40 Jahre anlegen zu einem Zins von sieben Prozent, schafft das ein zusätzliches Vermögen von mehr als 400.000 Euro.
Bevor Sie einen Vermögensverwalter oder Fondsmanager beauftragen, fragen Sie sich, ob sich die Investition tatsächlich „lohnt“. (Es hängt von Ihren Umständen ab.)
IBM hat in einer Studie Erschreckendes festgestellt: Aktive Fondsmanager verschwenden 300 Milliarden Dollar jedes Jahr (Gebühren). Hinzu kommt: 250 Milliarden Dollar werden für Vermögensverwalter zum Fenster hinausgeworfen (Gebühren), weil sie schlicht versagen. Und 50 Milliarden Dollar gehen für Nichtsnutze in den Hedgefonds (Gebühren) verloren. Alles in allem vernichtet die Finanzbranche 1.300 Milliarden Dollar jedes Jahr. Wie unnötig.
Anders ausgedrückt: Die meisten in der Branche verdienen Geld, ohne es wirklich “verdient” zu haben. Für die Fonds lag das Geld im wahrsten Sinn des Wortes auf der Straße. Sie brauchten es nur aufheben. Jeden Tag kam ein neues Schaf vorbeigelaufen, das geschoren wurde. Von wegen “Toptalent”, “Vermögensmanager” oder “Genie”. Es war Luft in Tüten, die uns verkauft wurde. Die Gebühren widersprechen dem Kundeninteresse. Es ist eine sehr intransparente Branche, die zum Teil mit unfairen Methoden arbeitet. Sparer bringen so viel Vertrauen auf, indem sie ihr hart verdientes Geld diesen Fondsgesellschaften geben. Da hätte die Branche gut daran getan, die Kosten so gering wie nur möglich zu halten.
Ausreichend für die Rente vorzusorgen ist für die meisten Bürger eine Herausforderung. Da müssen wir nicht 1.300 Milliarden Dollar jedes Jahr kaputt machen. Natürlich ist die Aufsicht gefragt einzuschreiten. So eine Verschwendung muss gestoppt werden. Unsere Banken könnten innovativ sein, uns Sparer helfen (wenn sie denn wollen). Das Aldi-Prinzip wird sich in der Finanzbranche durchsetzen, was bedeutet: Qualität zu fairen Preisen. Versager brauchen kein Millionengehalt kassieren.
Die deutsche Rentenversicherung leidet unter der Vergreisung unseres Volks. Die Rentenkasse wird nicht im Geld schwimmen in 20, 30 oder 40 Jahren. Insofern sollten Sie am besten selbständig ein Finanzpolster aufbauen. Und sich die Gebühren sparen. Seien Sie an der Börse generell optimistisch.
Do it yourself zahlt sich bei der Geldanlage aus
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Hi Tim,
guter Artikel. Es gibt heutzutage zahlreiche Möglichkeiten sein Vermögen selbst zu verwalten.
Viele Broker bieten die meisten Aktien und gängigsten ETFs an, die man bequem selbst erwerben kann.
Man muss lediglich ein wenig Interesse dafür aufbringen und es wirklich real tun.
Noch immer gibt es so viele Menschen, die ihr Geld jahrelang auf dem Tagesgeld parken. Oder sie kaufen sich einen teuren aktiv gemanagten Fonds, der nicht besser (oft sogar schlechter) als ein vergleichbarer ETF ist.
VG
Lars
Passend zum Thema eine Studie von Blackrock auf der Seite der FAZ
Aktien-ETF werden populärer als Aktienfonds
Das Balkendiagramm zeigt die richtige Entwicklung an.
Für mich sind ETF´s die Demokratisierung der Finanzmärkte!
Wie ich schon bei einem anderen Artikel geschrieben habe, ETF's kaufen strikt nach Gewichtung Aktien. Egal ob Sie steigen oder Fallen. Je mehr Gelder sie bekommen, je mehr wird gekauft. Was passiert wenn Gelder wieder abgezogen werden? Wer vertritt Aktionärsinteressen auf Hauptversammlungen. Blackrock ist der größte ausländische Einzelaktionär in Deutschland.. ICh halte das eher für eine bedenkliche Entwicklung… Es hilft alles nichts. Man muss sich die Unternehmen in denen man investieren will genau anschauen, sonst übersteht man keinen Sturm und die Emotionen überwiegen…
Hallo Tim,
„Selbst ist der Mann bzw. die Frau“ bringt es auf den Punkt. Nur müsste sich dafür jeder selbst mal etwas intensiver mit seiner finanziellen Situation auseinandersetzen und auch die richtigen Schlüsse daraus ziehen Ein Problem hierbei ist aber die Unkenntnis vieler, aber auch die Blauäugigkeit beim Umgang mit den eigenen Finanzen. Teilweise vertraut der Deutsche der Politik und den Versicheren mehr als dem eigenen Urteilsvermögen (Beispiel Riesterrente).
Der Deutsche (zumindest die meisten) orientiert sich doch an der Masse. Da Aktien, Fonds u.ä. in Deutschland für den Großteil der Bevölkerung ein schwarzes Tuch sind, ist es mit der Überzeugung schwer. Dein Blog ist da ein erster Schritt zur Aufkärung.
Statt teure Riesterprodukte und Lebensversicherungen steuerlich zu subventionieren wäre vielleicht soetwas wie der 401(k) aus den USA auch für Deutschland interessant.
Hab ich gerade gelesen:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/bnd-studie-zu-oelvorkommen-der-usa-a-878157.html
Da wird man doch schon gleich wieder viel optimistischer bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung der USA…
@Stefan
Die Amerikaner ändern gerade komplett ihre außenpolitische Doktrin.
Schwerpunkte waren bislang:
1. hohe Truppenpräsenz in Europa – ein Überbleibsel des Kalten Krieges
2. Anti-Terrorkampf – siehe Afghanistan-Krieg
3. Sicherung der Rohstoff-Versorgung – siehe Irak-Krieg
4. Unterstützung Israels vor den Bedrohungen durch deren Nachbarn, Terrorgruppen und den Iran
Schwerpunkte in Zukunft:
1. Sicherung der asiatisch-pazifischen internationalen Handelswege (Luft+See)
2. Anti-Terrorkampf (?)
3. Israel – zwischen Obama und Netanjahu, der am kommenden Dienstag wiedergewählt werden möchte, herrscht Eiszeit. Ob die USA unter Berücksichtigung des seit Ewigkeiten stockenden israelisch-palästinensischen Friedensprozesses und der Siedlungspläne militärisch betrachtet weiterhin automatisch auf Israels Seite stehen werden, sollten sie sich womöglich komplett aus dem Nahen Osten zurückziehen, ist eine spannende Frage, die ich nicht zu beantworten vermag.
Was die BND-Studie anbelangt. Ich finde es ein wenig merkwürdig, dass hier frei zugängliche Informationen in einer Studie als geheime Neuigkeiten verkauft werden. Vor einigen Monaten schrieb der Spiegel auch, dass unser Auslandsgeheimdienst vor einer Aufnahme Zyperns unter den ESM-Rettungsschirm warnt, mit dem Argument, dass dann das Kapital superreicher Russen geschützt würde… Wird das Kapital superreicher Spanier, Griechen etc. durch die €-Rettungsmaßnahmen etwa nicht geschützt? Schon merkwürdig. Aufgrund der Kapitalverkehrsfreiheit bedeuten die €-Rettungsmaßnahmen, dass zwangsläufig alle Kapitaleinlagen auf europäischen Banken gerettet werden, unabhängig von dem nationalen Hintergrund seiner Eigentümer. – Übrigens, round about eine Milliarde € haben unsere Geheimdienste im Jahr zur Verfügung! Ich habe manchmal den Eindruck, dass die nicht wissen was sie genau mit dem vielen Geld anstellen sollen…
Wer auf Dirk Müller gehört hat, hat wahrscheinlich eine Menge Geld liegen lassen. Als die Kurse der DAX-Unternehmen extrem niedrig waren (2009, 2010, ab September 2011), da hat er laut verkündet: “Aktien darf man nicht haben.” – Was ist denn das für ein Käse? Wenn die Aktien günstig sind, muss man zuschlagen. Übrigens gab zu jener Zeit ein paar Berichte über Vermögensverwaltungen (die sich um die Millionenvermögen weniger Leute kümmern), die für ihre Kunden ordentlich Aktien gekauft haben. Da dachte ich mir damals schon: Die machen's richtig.
Kennt jemand eine gute Seite, wo man die aktuellen 10 Jahres-kgv`s von Indizes anschauen kann?
PIGS und Russland sind glaube ja sehr günstig, allerdings bilanziert Russland glaub anders.
@ Sandro
Was mich wundert, dass Fondsmanager jahrelang regelrecht vergöttert wurden.
Wenn 90% der Fondsmanager in den USA auf Sicht von zwei Jahren (2011 und 2012 laut Morningstar) versagen, zeigt uns dies: Die meisten Fonds sind Schrott. Kein Wunder, dass so viele von ihnen geschlossen oder fusioniert werden. Es gibt mittlerweile riesige Fonds-Friedhöfe.
Mehr dazu hier im “Wall Street Journal”.
Und hier: Studie Morningstar zu den Fonds-Friedhöfen (PDF).
@Martin
Das stimmt. Die Eigenkapitalrendite ist eine gute Kennziffer. Sie drückt aus, wie effizient ein Unternehmen ist mit Blick auf sein Eigenkapital. Die Kennziffer setzt das Ergebnis ins Verhältnis zu den Netto-Assets. Aber man muss aufpassen. Wenn Unternehmen Aktien zurückkaufen, sinkt das Eigenkapital in den USA. Dann kann die Kennziffer sogar negativ (oder extrem hoch) ausfallen. Siehe etwa Moodys: Extrem hoch mit plus 585%.
@ Alex
Oh ja, die Zukunft kennt keiner.
@ Stefan P.
Ich glaube, bei Google Trends kann man sehen, was heiss begehrt ist: Etwa Schusswaffen in den USA oder Gold.
@ Martin
Rentendepots nach der US-Norm 401k sind eine ideale Form der Altersvorsorge. Der Staat unterstützt das Sparen. Sie lassen dem Bürger die freie Wahl, wie gespart wird. Mit Aktien, Anleihen, Fonds, Indexfonds etc.
Es besteht nicht in den USA wie in Deutschland eine bestimmte Zwangsform wie bei Riester. In den Riester-Dingern stecken viel zu viele Gebühren drin. Leider hat das in Berlin niemand begriffen.
Man kann auch sparen, ohne dass eine Bank oder Versicherung daran beteiligt ist. Do it yourself. Berlin wach auf!
@ Stefan
Im Grunde kann man sagen, das die teuren KGVs einen Blick wert sind. Manch einer sagt: “Puh, KGV von 20 das ist mir viel zu teuer. Das kommt nicht in Frage für mich.” Das kann womöglich im Einzelfall ein Fehler sein.
Einfach direkt in US & Kanada Dividenden Aristokraten investieren und die Aktien einfach im Dividenden Depot liegen lassen. Sehr konservativ diese Strategie, aber über die Jahre >10 wird sich diese Strategie auszahlen.