So finden Sie Value-Chancen: Spin offs und Gewinnwarnungen

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Ich glaube nicht, dass es möglich ist, die Börse auf Dauer austricksen zu können. Dazu gibt es ja unzählige Studien, die zeigen, Trading bringt einfach nichts. Wer das akzeptiert, ist einen gewaltigen Schritt weiter. Die Masse glaubt, schlauer als die Börse zu sein und zockt.
Was können wir stattdessen tun?
Zunächst einmal sollten Sie sich auf Ihre private Finanzen fokussieren. Vor allem sollten Sie sich um Ihre Altersvorsorge kümmern. Das wird ein gewaltiges Problem in der westlichen Welt werden.
Die Menschen ahnen durchaus, dass die Rentenzeit hart werden kann. So befragte die „ING Bank“ über 4000 US-Konsumenten. Sie wollte wissen, was schwieriger ist: Trainieren für den Marathon oder Sparen fürs Alter. 56 Prozent gaben an, es ist schwieriger für den Altersabend vorzusorgen. 44 Prozent meinen, das Marathontraining ist die größere Herausforderung. Ich finde das Ergebnis erstaunlich. Für den Marathon zu trainieren ist knallhart. Das bedeutet viel Schweiß, Zeit, Schmerzen.
Weil die gesetzliche Rente langfristig sinkt, sind wir mehr denn je auf eigene Sparleistungen angewiesen. Auch gibt es tendenziell geringere Unternehmenspensionen als noch vor Jahrzehnten.
Wir müssen uns also informieren. Noch nie war der Informationsdschungel aber so riesig. Da blickt kaum noch jemand durch. Konzentrieren Sie sich auf ein paar verlässliche Quellen. Passen Sie auf, sich nicht ablenken zu lassen von Ihrer langfristigen Strategie. Überlegen Sie, wie viel Geld Sie zurücklegen können. Versuchen Sie, Ihr Einkommen zu steigern.
Stellen Sie sich nicht die Frage: „Wo wird die Aktie wohl in einer Woche, in einem Monat stehen?“ Besser ist: „Wo notiert wohl die Aktie in 20 bis 30 Jahren?“
Natürlich kann man sich Gedanken zum Timing beim Einstieg machen. So können Sie einen vorübergehenden Kursrutsch sozusagen als roten Teppich zum Einstieg nutzen. Es kann ein Branchenzyklus hilfreich sein, eine Gewinnwarnung, ein überraschender Rücktritt, ein Unglück etc. Aber der Schwerpunkt Ihrer Strategie sollte nicht auf dem Timing liegen (Buffett steigt auf dem Allzeithoch ein, dazu später mehr).
Tempur Pedic: Ein Matratzenhersteller knallt auf den Boden
So empfahl ich zum Beispiel den Matratzenhersteller Tempur Pedic nach einer kernigen Gewinnwarnung mitsamt Kurssturz. Leider hat sich seither der Kurs noch nicht berappelt. Die Innovation der edlen Schaumgummi-Matratzen stammt von Raumfahrtwissenschaftlern der Nasa, damit wurden Anfang der 70er Jahre die Astronauten ausgestattet.
Netflix: Der TV-Internet-Pioneer stürzt von 300 auf 60 Dollar
Ich riet, den Internet-TV-Pioneer Netflix anzuschauen, nachdem die Aktie von 300 auf 60 Dollar abgestürzt war. Vor zwei Wochen hat sich nun Hedgefondsmanager Carl Icahn an Netflix heimlich mit knapp zehn Prozent beteiligt. In Fahrt kam die Aktie, als dies bekannt wurde. Mich wundert das nicht: Für einen Weltmarktführer war die Bewertung von weniger als vier Milliarden Dollar ein Witz. 26 Millionen Abonnenten haben die Kalifornier. Die Kunden zahlen jeden Monat 7,99 Dollar. In der Bilanz befindet sich mehr als 400 Millionen Dollar Cash.
Ich gebe zu, solche Turnaround-Storys sind etwas riskant. Am besten dürften Sie natürlich bei den ganz großen Konzernen abschneiden, wenn Sie auf Jahrzehnte hinweg ihr Geld anlegen. Solche Titanen sind als Anlage konservativer. Achten Sie auf eine solide Dividende, ein vertretbares KGV.
Warren Buffett kauft auf Allzeithoch
Viele denken fälschlicherweise, Warren Buffett steigt nur nach einem Kurssturz bei einer Aktie ein. Das ist nicht wahr. So befand sich IBM, der Spezialchemiekonzern Lubrizol, der Eisenbahngigagant Burlington Northern Santa Fe entweder nahe eines Mehrjahreshochs oder am Allzeithoch. Bei einem kerngesunden Marktführer kann man demnach auf einem hohen Kursniveau zulangen, wenn die Bewertung und der Ausblick stimmen.
Riesenchance Spin offs
Schöne Schnäppchen finden Sie in der Regel bei Spin offs. Warum? Die Abspaltungen kennen die Anleger normalerweise nicht. Die meisten Anleger sind zu faul, sich einzulesen. Wenn die Meute die Spin-off-Aktien in ihren Depots entdeckt, verkauft sie diese generell schnell.
Auch Profianleger kegeln gerne Spinn offs zügig aus dem Depot. Entweder weil sie nicht in deren Konzept passen oder weil sie ihnen zu klein sind. Die Verkäufe gehen zügig über die Bühne – es scheint, ganz gleich wo gerade der Kurs steht, werden die Anteile verkloppt.
Mehr noch: Das Management der Spin offs hat manchmal gar kein Interesse, die Unterbewertung der eigenen Aktie anzusprechen. Warum? Ganz einfach: So können sich die Führungskräfte und Insider zu günstigen Konditionen Aktienoptionen einverleiben und selbst die Aktie zukaufen.
Die Folge ist: So können diese Neulinge völlig verkannt werden. Warren Buffett riss sich Phillips-66-Anteile direkt nach der Notierungsaufnahme unter den Nagel. Warum? Die Raffinerie war einfach zu günstig nach dem Spin Off von der Muttergesellschaft ConocoPhillips. Das KGV war irre winzig.
Burger King: Zwei prominente Milliardäre mögen die Burger-Kette
Nach dem Börsengang von Burger King krähte kein Hahn nach der Aktie. Ich riet in meiner Kolumne „Hot Stock der Wall Street“ in der „Euro am Sonntag“, zuzugreifen. Der Börsenwert mit weniger als fünf Milliarden Dollar scheint mir zu gering. Die Altaktionäre haben große Pläne. Ihr Vorbild ist McDonalds mit 88 Milliarden Dollar Marktbewertung. Natürlich handelt es sich bei McDonalds um eine kaum einnehmbare Festung. Burger King hat hohe Schulden, viele Probleme. Trotzdem traue ich den Burger-King-Großaktionären Fortschritte zu. Über 71 Prozent des Grundkapitals befindet sich in den Händen von Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen, Hedgefondsmanager William Ackman und einem Private-Equity-Investor. Die wollen nun den Burger-Brater in Schwung bringen.
Das Börsenmagazin Barrons sieht Chancen bei dem neuen Spin Off Hyster-Yale Materials Handling, einem Hersteller von Gabelstaplern.

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