Ich glaube, dass die Banken aus dem Finanz-Chaos stärker als jemals zuvor hervorgehen werden. Vermutlich bietet sich jetzt auf lange Sicht eine herrliche Chance. In den USA haben die führenden Institute bärenstarke Bilanzen aufgebaut. Sie sind so stark, wie seit den 1930er Jahren nicht mehr. Die Banken sind zudem mächtiger als jemals zuvor. Denn nach all den Fusionen und Pleitefällen decken 24 Banken 40 Prozent der Börsenkapitalisierung aller ab. Das machte Frederick L. Cannon, Chef-Analyst bei der New Yorker Investmentbank KBW, kürzlich auf einer Konferenz am Stammsitz in Midtown deutlich.
Ich bin der festen Überzeugung, dass die Finanzdienstleister hart an ihrem Image arbeiten und sie eine Renaissance sondergleichen erleben werden.
Die Zeit wird wieder kommen, wenn die Institute schöne Dividenden auskehren werden. So, wie sie das über Jahrzehnte hinweg getan haben. Sie waren sehr attraktive Dividendenzahler. Vergessen wir das nicht.
Momentan haben wir eine Phase, in der die Banken für die Krise, die sie zum Gutteil selbst angerichtet haben, regelrecht „gehasst“ werden. Ich bin der Meinung, die Verärgerung der Menschen ist gerechtfertigt. Jedoch sollten wir weiter denken. An die Zukunft.
Dank der zunehmenden Regulierung, Transparenz und harten Arbeit der Vorstände wird es bessere Zeiten geben. Die Akzeptanz wird mittel- und langfristig steigen. Ich weiß, dass viele meiner Blogleser sehr kritisch sind, aber ich bleibe optimistisch.
Vom bevorstehenden Wirtschaftsaufschwung profitieren die Häuser natürlich. Geht es den Kreditnehmern besser, müssen die Banken weniger Abschreibungen auf ihre Kreditportfolios vornehmen. Sanieren die angeschlagenen Regierungen ihre Haushalte, erholen sich die Staatsanleihen. Das übersehen derzeit viele. Es ist freilich ein mühsamer, langer Weg der Erholung. Es wird Jahre dauern. Vermutlich wird es einige Rückschläge geben.
Der Ärger der Bürger über das wilde Zocken mit faulen Derivaten ist verständlich. Die Schuld allerdings allein den Banken in die Schuhe zu schieben, ist nicht fair. Andere tragen ebenfalls eine Schuld an der schwersten Katastrophe seit der Großen Depression.
Nehmen Sie die Ratingagenturen. Als die Immobilienblase kurz vor dem Platzen war, bescheinigten Moodys, Standard & Poors und Fitch zweifelhaften Papieren erstklassige Bonitäten. Statt zu warnen, jubelten die Agenturen. Jetzt, nachdem das Kind in den Brunnen gefallen, spielen sich die Rating-Riesen als besonders kritische Mahner und Warner auf. Im Endeffekt richten sie nur ihr Fähnchen nach dem Wind. Aufgeschreckt von dem hohen Tradingverlust bei JPMorgan Chase und der Staatsschuldenkrise in Europa müssen sie nun eben reagieren. Es sind aber keine visionären Einschätzungen, sondern es handelt sich eher um Reaktionen auf Geschehenes. Die Ratinghäuser handeln zudem gleichgerichtet. Hinterfragen Sie das immer alles.
Mit ihren Warnungen kommen sie fünf Jahre zu spät. Moodys und Standard & Poors orientieren sich schlicht und ergreifend zu stark an der Vergangenheit. Blicken Sie nach vorne. Die besten Anleger handeln oft antizyklisch: Sie kaufen, wenn alle „Verkaufen“ schreien. Die erfolgreichsten Investoren sammeln Gold bei 300 Dollar je Unze ein und nicht bei 1800 Dollar. Sie steigen bei den Banken zum halben Buchwert ein (aktuell), statt zum 1,5-fachen Buchwert in ein paar Jahren.
Übrigens glaube ich, dass die Deutsche Bank (trotz der Probleme) zu den großen Gewinnern in Europa zählen wird, wenn ich mir die Konkurrenz in der EU anschaue.
Tim, habe mir die Daten der US-Banken angesehen und das sieht wirklich schon sehr gut aus.
Die Krise wird im Nachhinein hoffentlich als Grundstein für gute Zeiten dienen.
Europäische Banken haben leider noch eine längere Wegstrecke als ihre amerikanischen Konkurrenten vor sich.
Über einen Einstieg bei der Deutschen Bank denke ich inzwischen aber auch nach.
lg Ulrich
Hallo Ulrich,
danke für den Kommentar. Ich persönlich besitze keine Deutsche-Bank-Papiere. Ich wollte einfach mal nach vorne blicken.
In 20 oder 30 Jahren wird es nach wie vor Banken geben. So wie Autohersteller existieren werden (vermutlich mit einem neuen Antrieb), Getränkehersteller, Supermärkte, Eisenbahnen, IT-Firmen etc.
Ich glaube kaum, dass die Zentralbanken alle wesentlichen Aufgaben den Geschäftsbanken abnehmen werden. Rein theoretisch könnten die FED und EZB das tun. Sie könnten Hypotheken und Kredite vergeben, Sparanlagen annehmen. Aber ich vermute mal nicht, dass es soweit kommt. All das bleibt ein privates Geschäft. Die gegenwärtigen Sorgen scheinen also übertrieben.
Best,
Tim
Hallo Ulrich,
denk doch auch mal über südeuropäische Banken nach (ich bin kein Ketzer und auch nicht durchgeknallt), z.B. über die portugiesische Banco Espirito Santo oder die italienische Intesa Sanpaolo. Die Italiener haben im Juni sogar 5 Cent Dividende gezahlt.
VG
Anna
Ja Anna, und wie händelst du das Problem mit der Quellensteuer.
Ich werde mit Europäischen Aktien schön langsam sauer. Jeder der Finanzminister will immer noch ein Scheibchen mehr runterschneiden?
Italien, Frankreich, Spanien… und auch Deutschland nimmt glaube ich mehr als in den DBA angerechnet wird.
Greife immer lieber zu Engländern und Amerikanern oder bleib mehr in Deutschland.
mfg
Zuallererst: Vielen Dank für diesen Blog. Ich habe nun schon mehrere Artikel gelesen und stimme mit fast allem überein.
Zu den Banken: Die Banken haben natürlich ihre Berechtigung und ich stehe dem Bankengeschäft und der Finanzwirtschaft auch nicht feindlich gegenüber, wie es auf 80 % der Deutschen zutrifft. Ich kann den Zorn nicht verstehen, wenn es um Hochfrequenzhandel geht. Die richtigen keinen Schaden an, im Gegenteil. Und Gewinne dürften die auch kaum machen. Für mich sind Hochfrequenzhändler nützliche Idioten, denn sie ermöglichen es mir Anleger, dass ich immer die Aktien bekomme, die ich haben möchte. Zorn kann ich verstehen, wenn es um das Privatkundengeschäft geht. Da werden den Leuten Finanzprodukte verkauft, die sie nicht benötigen. Ich halte mich an das Produkt Aktie. Viele andere Sachen sind mir schon zu kompliziert, obwohl ich studiert habe und lernbereit bin. Ich bin noch jung. Aber ich habe nie verstanden, wie ein Bausparvertrag funktioniert, ich weiß nur, dass er nicht lukrativ ist. Aber so einen Blödsinn schließen die Leute ab.
Zu mir persönlich: Ich betreibe Aktiensparen seit drei Jahren. In diesem Jahr überstiegen die Dividenden 1500 € brutto. Mein Depot habe ich sicher durch die „Krise“ geführt und nichts verkauft, sondern sogar nachgekauft. Ich bin im Plus, obwohl ich sogar Salzgitter (stark konjunkturabhängig) und RWE mit Fukushima-Delle im Kurs im Depot habe. Das Rezept ist einfach: Kaufen, Halten, Rendite einfahren.
@ Sams:
Ja, der deutsche Fiskus nimmt sich immer mehr weg von unserem Einkommen und unserem Ersparten. Der Staat wird immer größer und fetter. Insbesondere uns Börsianer greift der Staat tief in die Taschen. Wir werden damit reglementiert wird kaum ein anderer Asset-Besitzer.
@ Anna:
Du scheinst ziemlich mutig zu sein bei Deiner Aktienwahl.
VG
Hallo Tim!
Diese Meinung teile ich uneingeschränkt, nicht umsonst kauft ja auch Warren Buffett Bankaktien wie Bank of America oder Wells Fargo. Mein Favorit dabei ist übrigens die Aktie der Bank of America, denn diese dürfte von einer (inzwischen sich immer klarer abzeichnenden) Erholung des US-Immobilienmarktes am stärksten profitieren. Kaufen, Halten und in 10 Jahren über dicke Dividenden und dicke Kursgewinne freuen… ;)
Gruß, Sascha!
Hallo Sams,
zur Steuer: Wir sind in der „besonderen“ Situation wenig Einkommen zu haben. Dadurch läuft das über die Steuererklärung. Ich vertrau da meinem Steuerbüro, die sind die Fachleute, nicht ich.
Hallo Tim,
Mut war es keiner. Ich habe diese Aktien schon einige Jahre. Jetzt im Keller zu verkaufen, wäre blöd, zumal es Dividende gab. Ich sitze die Sache aus. Es scheint bei beiden vorsichtig nach oben zu gehen.
Viele Grüße
Anna
Ach übrigens, die Bank of America zahlt doch auch 1 Cent Dividende pro Quartal.
@ Sascha. Bank of America scheint eine gute Idee zu sein. Danke.
@ Turing. Gratulation zu den flotten Dividende. Das ist super. In so kurzer Zeit! Weiter so.
@ Anna. Im Keller zu verkaufen, ist wirklich blöd. Im Keller muss man kaufen wie ein Verrückter. Nur darf man dabei nicht Haus und Hof verwetten.
@Sascha
Imho ist es grober unfug, auf den Aktiendeal von Warren Buffet betreffs BoA als „normalen Kauf“ von Bankaktien hinzuweisen. Diese Aussage impliziert die Assoziation, wir als „normale“ Investoren könnten ebenfalls einen solchen Deal machen. Dies können wir nicht.
@Tim
Die meisten Banken sind Zockerbanken und Zockerei ist für mich kein nachhaltiges Geschäftsmodell. Natürlich lässt sich auch hier bei Kursschwankungen durchaus Geld verdienen, allerdings eben nicht nachhaltig.
Siehe auch meine Kommentare hier.
Ich hasse die Banken nicht, aber ich mag sie auch nicht, sie sind m.E. ein notwendiges übel. ;)
Viele Grüße
Günter
@ Tim, wenn es nur der deutsche Fiskus wäre. Mit der französichen Quellensteuer hat die deutsche Finanzverwaltung nur soweit zu tun das sie halt nur den Satz der im DBA vereinbart ist auf die deutsche Kapitalertragssteuer anrechnet. Den %Satz den Frankreich mehr nimmt, muß man nachträglich von den französischen Finanzbehörden zurückforden. Da ist der Pferdefuß, da hilft es mir nicht mal wenn mein deutscher Steuersatz 0% ist. Mit Italien hab ich noch keine Erfahrungen, lese nur nichts gutes. Spanien hat eine Sonderregelung aber wo dort der Pferdefuß ist hab ich noch nicht überrissen.
Allen die sich mit Frankreich noch rumärgern seien die Formulare EN-5000 und EN-5001 genannt die sind auszufüllen und dem heimatfinanzamt zur Beglaubigung vorzulegen (noch nicht in angriff genommen, sozusagen hörensagen^^)
Vielen Dank der Aktionärsbetreuung von Total, bin kein Aktionär und trotzdem, flotte hilfe von dort, pdf und Erklärungen per e-mail bekommen.
So das war mein letzter Post zu dem Thema Quellensteuer in unserer glorreichen EU.
God bless America.
@ Anna, die Situation hab ich auch, aber wie es scheint ist es wirklich bald vonnöten den ganzen Berg, einen Steuerfachmann vor die Füße zu werfen. Der Laie braucht da viel willen, wissen und ähm auch noch Zeit um das halbwegs noch zu kapieren.
mfg
Hallo Günter,
was Du schreibst, kann ich so leider nicht stehen lassen. Zweifellos hat ein normaler Mensch nicht die „Marktmacht“ eines Warren Buffett und kann sich daher sicherlich nicht so gut gegen Fehler hedgen wie er. So hat er ja seinerzeit bei seinem Goldman Sachs Deal eine hohe Sonderdividende ausgehandelt (die ja auch der Grund war, warum Goldman Sachs ihn so schnell wieder herauskaufen wollte und das schließlich auch tat), so dass er quasi kaum Risiko hatte. Bei seinem Einstieg in die Bank of America sieht das aber anders aus. Zwar kann der normale Anleger sich nicht entsprechende Optionen sichern, wie das Warren Buffett zusätzlich getan hat. Aber das Aktienpaket, dass er sofort erworben hat, hätte ein normaler Mensch über die Börse (natürlich nicht in der Größe, aber soviel Geld hat ja „Otto Normalverbraucher“ auch nicht) sogar zeitweise günstiger einsammeln können. Anders ausgedrückt (so dass es jeder versteht): Buffett hat hier NICHT das absolute Tief erwischt (und das erwischt man in der Regel auch nicht!). Insofern hätte hier in der Tat jeder Buffett nacheifern und diese Aktie kaufen können, sogar günstiger als er!! Glaubst Du mir nicht? Nun, dann lies mal zu welchem Kurs Buffett hier eingestiegen ist und schau Dir den Chart seit seinem Einstieg an…
Gruß, Sascha!
Hallo Sascha!
Deine Information ist leider noch nicht ganz korrekt. Denn auch beim Kauf der BofA – Aktien hat sich Warren Buffet ebenfalls eine Sonderdividende ausgehandelt, diesmal eben „nur“ 6%. Diese Info steht auch im oben von mir verlinkten Text. Also bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen! ;)
Viele Grüße
Günter
Hallo Günter,
und trotzdem konnte jeder Kleinanleger die Aktie der Bank of America deutlich günstiger über die Börse erwerben, als Buffett sie gekauft hat. Und ich rede hier von deutlich niedriger, also mehr als 10% niedriger. Womit die Sonderdividende von Buffett schon für ca. 2 Jahre rausgeholt wäre. Allerdings würde ich die Aktie auch ohnehin nicht als Dividendentitel ansehen und kaufen, sondern des großen Kurspotenzials wegen. Denn dank diverser Übernahmen (Countrywide Financials, Merrill Lynch) steckt die Bank of America noch in vielen Immobilienderivaten drin, die bei einer Erholung des amerikanischen Immobilienmarktes massiv an Wert gewinnen würden. Letzten Endes würde daher diese Erholung für massive Gewinne der Bank und in der Folge zu steigenen Aktienkursen sowie steigenden Dividenden führen…
Nichtsdestotrotz eine interessante Diskussion mit Ihnen, da hier nicht gleich bei Meinungsverschiedenheiten mit Kraftausdrücken um sich geworfen wird, wie das bei manchen Foren so üblich erscheint (Stichwort: W:O).
Gruß, Sascha!
Hallo!
Hier mal ein Artikel, der Tims These bzgl. der starken US-Banken unterstützt: http://www.welt.de/wirtschaft/article107914926/Europas-Banken-taumeln-am-toedlichen-Abgrund.html
Besonders interessant ist dabei wohl folgende Grafik:
(hoffe, der img-Tag funktioniert, ansonsten hier der Link zu dem Bild: http://www.welt.de/img/bildergalerien/crop107914978/653872635-ci3x2l-w620/Banken-DWO-iPads-grafik.jpg
Gruß, Sascha!
Hallo Sascha!
Der Vergleich hinkt trotzdem sehr stark, die Begründung, weshalb er hinkt hast Du in Deiner Reaktion auf meinen Kommentar bereits selbst geliefert.
Und ich gebe Dir Recht, so macht Diskutieren viel mehr Spass, wenn nicht gleich mit unfairen und unsachlichen Mitteln „gekämpft“ wird. Sicherlich ist dies auch eine Frage der Intelligenz der beteiligten „mitstreiter“.
Es ist imho auch viel schöner, wenn nicht alle der selben Meinung sind! (es wäre ja auch jegliche Diskurssion per se prinzipiell unnötig)
Viele Grüße
Günter
@Sascha
Hi,
mir stellen sich zwei Fragen zu deiner Grafik, die Tim's These untermauert:
1. Sind die US-Banken stärker, weil die Zahlen der Grafik stimmen?
oder
2. Sind die US-Banken stärker, weil die Grafik und somit die Zahlen von Libor-Bank Barclays stammen?
Gruß Matthäus