Facebook-Gründer Mark Zuckerberg ist einer der cleversten Geldzauberer, die ich kenne. Der 28-jährige ist nun zu einem der reichsten Menschen der Welt mit seinem sozialen Portal aufgestiegen, das er vor gerade mal acht Jahren in seiner Studentenbude gegründet hat. Obwohl seine Firma nicht mal „erwachsen“ ist, erhielt er von seinem Bank-Konsortium eine Bewertung von mehr als 100 Milliarden Dollar. Jeden letzen Cent hat Konsortialführer Morgan Stanley von den Anlegern herausgequetscht, als die New Yorker Bank den Emissionspreis auf 38 Dollar festlegte. Es handelte sich um das obere Ende der bereits heraufgesetzten Preisspanne.
Dem Börsengang war ein strategischer Plan vorausgegangen. Zunächst zockte Zuckerberg die Finanzinvestoren ab, denen er zu überteuerten Bewertungen vor dem Börsengang Firmenanteile unterjubelte. Mit jeder neuen Finanzierungsrunde setzte der junge Programmierer die Bewertung für seine Firma höher. Das ist durchaus im Venture-Capital-Geschäft üblich. Doch war Zuckerberg meiner Meinung nach viel zu aggressiv bei seinen Preisvorstellungen.
Dann folgte der Börsengang. Dieses mal wurden nicht die Finanzinvestoren über den Tisch gezogen, sondern die Privatanleger. So konnten Altaktionäre wie Goldman Sachs Kasse machen und gigantische Summen in ihre eigene Taschen wirtschaften. Kein anderer Börsengang in der Geschichte der USA hat so viele Millionäre und Milliardäre geschaffen wie Facebook.
Das Modell gleicht einem legalen Schneeballsystem, wenn Sie mich fragen. Am Ende bleibt jemand übrig, der die Zeche zahlt. Irgendwann muss das Kartenhaus eben zusammenfallen. Zu viel Gier ist nie gut.
Privatanleger, die nun auf hohen Verlusten sitzen, sind zum Großteil lediglich begeisterte Facebook-User. Sie verstehen leider nichts von der Börse. Sie wissen nicht, was ein KGV oder Kurs-Buchwert-Verhältnis ist. Sie wissen stattdessen, wie man auf dem Portal Freunde verlinkt, Fotos hochlädt.
Es ist traurig, dass mit dem Facebook-Börsengang die Aktienkultur weiter beschädigt worden ist. Der Schaden ist kaum einschätzbar, aber er ist gewaltig. Ohnehin hat das Vertrauen der Menschen in die Aktienmärkte enorm gelitten seit dem Ausbruch der Finanzkrise vor vier Jahren. Ich bin der Meinung Leute wie Mark Zuckerberg oder die Chefs der Konsortialbanken haben eine moralische Verantwortung gegenüber Privatanlegern, denen sie solch junge Firmen andrehen.
Die Nutzer des Portals haben einen emotionalen Bezug zu Facebook. Sie glauben, dass könnte die nächste Microsoft, Apple oder Google werden.
Schäbig an Zuckerbergs IPO war, dass Profi-Anleger im Vorfeld über neue Schwierigkeiten im Geschäftsmodell (geringere Werbeerlöse auf Smart Phones und Tablets gegenüber dem PC) persönlich gewarnt worden sind, während Privatanleger im Unklaren blieben. Das zeigt mal wieder: Die größten Kunden werden reicher und reicher, während die Kleinkunden über den Tisch gezogen werden.
Zu einem Ausgabepreis von 38 Dollar führte Morgan Stanley den Novizen am 18. Mai an die Nasdaq. Nun liegt die Notiz ein paar Tage später bei 31,91 Dollar. Einen weiteren Kursrutsch unter die 30-Dollar-Marke halte ich für möglich. 25 Dollar sind vorerst mein Kursziel.
Es handelt sich nach wie vor um eine riesige Blase. Der Börsenwert beträgt nun 87 Milliarden Dollar. Das KGV kommt auf 81. Anders ausgedrückt: Sollte der Gewinn fortan stagnieren, müssten Sie 81 Jahre warten, bis Sie Ihr Investment zurückverdient haben. Das Kurs-Umsatz- und das Kurs-Buchwert-Verhältnis kommt auf abenteuerliche 22 beziehungsweise 11. Das ist jenseits von Gut und Böse. Dividenden Fehlanzeige.
Gut an dem Börsengang ist allerdings, das muss ich zugeben: Es liegen jetzt drei Milliarden Dollar in der Kriegskasse. Mit dem Geld kann Zuckerberg fast alles kaufen, was er will. Er könnte drei Zeitungskonzerne in der Größe der „New York Times“ schlucken, um nur ein weiteres Beispiel zu nennen. Das 1896 gegründete Zeitungshaus kommt auf einen Börsenwert von rund 950 Millionen Dollar. Dafür ist der traditionsreiche Medienkonzern etabliert, hat 7.300 Beschäftigte (doppelt so viele wie Facebook), eine wertvolle Marke und unglaublich viel Content, der sich mit einem cleveren Management im Netz zu Geld machen lässt.
Was lernen wir aus der Abzocke ahnungsloser Aktienanleger? Rennen Sie nicht jedem Trend hinterher. Informieren Sie sich umfassend. Nutzen Sie die Werkzeuge der fundamentalen Aktienanalyse. Nutzen Sie das Value Investing beziehungsweise die Formeln von Value-Urvater Benjamin Graham. So können Sie im Handumdrehen feststellen, ob eine Aktie günstig oder überteuert ist.
Übrigens finde ich, bei Facebook gibt es Parallelen zu dem Börsengang des deutschen Portals web.de. Im Jahr 2000 kam diese Luftnummer mit einer grotesken Bewertung an den Neuen Markt. Weil es sich um das zweitgrößte Portal nach T-Online handelte, war das Interesse der User entsprechend groß. Sie zeichneten die überteuerte Internet-Bude wie verrückt. Was folgte, war ein Kurssturz. Die Gründer, Altaktionäre und Banken scheffelten Millionen. Dafür mussten die Kleinsparer bluten.
Ich kann mich noch gut an die Präsentation bei der DG Bank in Frankfurt erinnern. Ich saß vor den Bankern, der Saal war proppenvoll. Und alle schwärmten. Der web.de-Vorstand schwärmte von den vielen Usern und den rasant wachsenden Zugriffszahlen. Zustimmend nickten die DG Banker. Das war alles heiße Luft. Wenig später kollabierte der gesamte Neue Markt.
Mit solchen Portalen lässt sich nicht wirklich viel Geld verdienen. Es sei denn, man macht aus der Story einen hübschen Kandidaten für die Börse und missbraucht die unerfahrenen User als Müllabladeplatz.
Das Foto von Zuckerberg ist von Guillaume Paumier, Wikimedia Commons.
Zockerberg kann nur diesen riesigen legalen Betrug betreiben, wenn genügend einflussreiche Leute mitmachen! Es haben in den Medien
genügend versierte Leute vor der viel zu hohen Bewertung der Aktie gewarnt.
Unwissenheit schützt nicht vor Strafe, die jetzt leider wieder die Kleinanleger trifft. Kein Wunder, dass immer weniger Leute ihr sauer Erspartes (hoffentlich kein Geliehenes) nicht mehr in
undurchschaubare Aktienkurszaubereien investieren wollen. Schade!
Leider gibt es auf der Welt keine Regierung und keine Justiz die solchen Gaunern inklusiv der Banker das Handwerk legen.
Schon die Gründung der Zockerberg Firma musste mit wohl sehr starken Anwälten vor Gericht durchgeboxt werden.
Tut mir leid, ich kanns mir nicht verkneifen.
Hahahahah ich habs kommen sehen.
Einmal auf Schwarz gesetzt, schade Rot.
Würde mich interessieren wo die Aktien liegen.
Wirklich bei den Kleinanlegern, ich weiß nicht werde wohl paranoid.
Nachtrag, wenn Facebook wenigstens Blizzard wäre.
Die haben viele Kunden die Montat für Monat 10 Euro und mehr zahlen.
Mit Diabolo, WOW, Battlefield ein paar Millionen Spieler und glaubt mir in einem 85 Orc Krieger der über 4 Jahre gespielt, gepflegt und gehätschelt wurde steckt mehr Bindung als ein paar alte Bekannte die auch auf FB, StudiVZ oder sonst wo rumgammeln.
@ Sams
@ Helga
Der Niedergang von MySpace war ja ein Lehrstück dafür, wie schnell sich der Wind drehen kann bei den sozialen Medien. MySpace war einst führendes Portal, jetzt ist kaum noch etwas von dem einstigen Ruhm geblieben.
Rupert Murdoch hat mit MySpace einige hundert Millionen Dollar in den Sand gesetzt.
Ein weiteres Signal, das es sich bei Facebook um eine Blase handeln musste, war der ganze Wirbel, der um Mark Zuckerberg gemacht worden ist. Die Fotografen waren ihm in NYC ununterbrochen auf den Fersen, das Fernsehen, Radio, Zeitungen berichteten… Es war schon komisch.
Hinzu kommt die Verfilmung seiner Karriere in Hollywood. Allein dieser Film hat ihm ein paar Milliarden Dollar reicher gemacht, vermute ich.
Ich bestreite nicht die clevere Idee und die hohe Güte des Portals. Facebook ist ein klasse Produkt. Ich bin nur der Meinung, dass die Bewertung abenteuerlich hoch ist.
VG
Tim
Also in den deutschen Medien gab es viele Stimmen, die genau das vorausgesehen haben, was mit der Facebook-Aktie geschehen ist. Und mit ein wenig Sachverstand, hätte man das sehen müssen.
Ich habe Facebook als überbewertet eingeschätzt. Auf 38 Dollar Ausgabepreis kommt man nur, wenn man sehr optimistisch schätzt. Hätten denn 20 Dollar nicht genügt? Die Verkäufer hätten trotzdem den Reibach gemacht. So wurde viel Schaden angerichtet. Und Facebook ist mehr auf gutes Ansehen angewiesen als andere Firmen. Die geprellten Facebook-Aktionäre werden ihren Facebook-Account schließen. Oder aber sie machen eine Facebook-Gruppe auf, eine Gruppe der Facebook-Opfer. :-)
Tja, Facebook steht mittlerweile bei über 100$. Wer beim IPO dabei war, hat über 150% Gewinn. Abzocke?
[…] Ich war zu kritisch. Auch war ich bei Facebook direkt nach dem Börsengang viel zu skeptisch. Ich hab das soziale Medium unterschätzt. Fehler […]