Wie sich Facebook mit Tricks schön rechnet

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Passen Sie vor unseriösen Firmen wie Facebook auf. Konservative, traditionsreiche US-Unternehmen melden Quartalszahlen auf Basis der vorgeschriebenen Bilanzierungsrichtlinien nach US-Gaap. Facebook rechnet sich jedoch reich, indem es Bereinigungen vornimmt.
Vollkommen verwirrend fiel jedenfalls die Mitteilung zu den jüngsten Quartalszahlen aus. Einmal weist das Soziale Portal einen Verlust nach US-Gaap in Höhe von 59 Millionen Dollar aus. Daneben zeigt es einen schönen Gewinn nach der eigenen Kalkulation des Mark Zuckerberg in Höhe von 311 Millionen Dollar. „Welche Zahl ist nun richtig?“, denkt sich wohl der Aktionär.
Im Grunde können CEOs ganz nach Belieben ihre eigene Rechnung machen, sozusagen “den Umsatz vor allen Kosten” komplett als Gewinn zeigen. Wie toll. Ich sage dazu nur: Unseriös und verwirrend.
Wer da nicht genau hinsieht, glaubt noch, Facebook sei profitabel.
Lesen Sie mal die Meldung von Bloomberg – wie verwirrend das mittlerweile ist.
Facebook ist der reinste Selbstbedienungsladen. Die Kalifornier schütten dreistellige Millionenbeträge an Optionsrechten an die Mitarbeiter aus. Unfassbar. Wenn in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten all diese neuen Aktien auf den Markt kommen, kann der Kurs wieder unter Druck geraten.
Die Analysten sind komischerweise von den jüngsten Zahlen begeistert, die meisten zumindest. Entweder sehen die Banker etwas, was ich nicht sehe. Oder wollen die Investmenthäuser mit Facebook ins Geschäft kommen? Wollen sie Deals machen?
Wer sich seine Ergebnisse zurechtbiegt, täuscht in meinen Augen die Aktionäre. Warum kann nicht jeder die offiziellen Zahlen melden? Punkt. Schluss. So wie es die meisten tun.
So ein Wischiwaschi brauchen wir nicht. Zu den Tricksern zählt übrigens auch der IT-Gigant Hewlett-Packard. Die melden zuerst das „bereinigte“ Ergebnis (schön ins Plus gerechnet), darunter steht in der Mitteilung das offizielle Resultat (tiefrot).
Ich weiß, warum sich HP-Chefin Meg Whitman schön rechnet: Das Geschäft läuft einfach schlecht.
Fazit: Passen Sie auf, wenn Sie Pressemitteilungen, Präsentationen oder Quartalsberichte lesen, damit Sie nicht aufs Glatteis geführt werden. Defizitäre Technologie-Unternehmen machen offenbar gerne bei diesem Versteckspiel mit.
Ich muss hinzufügen: Sowohl HP als auch Facebook weisen die offiziellen US-Gaap-Zahlen aus. Nur muss man sie erst einmal finden und es verstehen.

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Dmitrij Karle
11 Jahre zuvor

Hi Tim,

ich blätterte gerade im Geschäftsbericht der Danaher Corp., lass zuvor deinen Artikel über Facebook und – da ich noch nicht allzu viel Erfahrung habe im Aktiengeschäft- möchte ich dich fragen, welche Kennzahlen von ausländischen Unternehmen (da die Berichte auf Englisch verfasst sind) sollte man sich genauer unter die Lupe nehmen, wenn man auf Aktienkauf ausgerichtet ist?

Danke.

11 Jahre zuvor

Hallo Dmitrij,

bei Beteiligungsfirmen mit vielen Töchtern ist das schwierig. Das ist nicht so transparent.

Ich würde auf den Konzernumsatz, den Überschuss etc. schauen. Auf die langfristige Entwicklung des Eigenkapitals, die Dividende, die Bewertung usw.

Wenn ein Großaktionär (wie hier eine Familie) seit vielen Jahren an Bord ist, ist das ein gutes Signal, finde ich.

Wenn der Kurs seit 30 Jahren im Schnitt um 20 Prozent zulegt, dann spricht das für das Management.

Skeptisch werde ich immer, wenn Vorstände das Ergebnis bereinigen und Non-US-Gaap-Zahlen präsentieren. Oft haben die in solchen Fällen etwas zu verbergen.

VG
Tim

Dmitrij Karle
11 Jahre zuvor

Danke für deine ausführliche Antwort.

Ich beobachte seit einer Weile den Kurs der Apple-Aktie mit großem Vergnügen, da er ja seit knapp Mitte September am Fallen ist.
Was meinst du dazu? Jetzt wäre doch die Gelegenheit gut – laut W.Buffett – bei Apple einzukaufen, oder liege ich hier falsch? Kaufe billig, verkaufe nie!

11 Jahre zuvor

Hallo Dmitrij,

Apple? Keine Ahnung. Das ist eine schwierige Frage. Es handelt sich um eine geniale Firma mit superstarken Gewinnen.

Buffett kauft aber in der Regel keine Tech-Aktien, IBM ist eine Ausnahme.
VG
Tim

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