Warum die Rendite mit kleinen Firmen am höchsten ist

Aktien sind die beste Anlageform, um Ihr Geld zu vermehren. Daran besteht kein Zweifel. Für die Kurs-Schwankungen und Risiken wollen Sie ja als Börsianer entsprechend entlohnt werden, so kommt die Mehrrendite zustande. Sonst würden Sie ja all Ihre Ersparnisse einfach in risikolose Papiere investieren, wenn es keinen Bonus gäbe. Aktien schlagen praktisch alles: Ob Immobilien oder Staatsanleihen, ob Festgelder oder Sparbücher. Wie Ihnen die folgende Grafik vom Analysehaus Morningstar zeigt, betrug die Inflation seit 1926 im Schnitt drei Prozent. Amerikanische Schatzwechsel haben seither lediglich die Geldentwertung ausgeglichen. Nun gut, sie waren mit insgesamt 3,7 Prozent einen Tick besser, aber viel können Sie von diesen staatlich garantierten Papieren nicht erwarten. Bundesanleihen unterliegen Schwankungen, daher schnitten sie mit 5,4 Prozent ab, was über der Geldentwertung lag, aber insgesamt nicht der Knüller ist. Woher kommt das kleine Zubrot? Nun, Sie wollen ja für die Kursschwankungen der Anleihen Kohle sehen. Weil Ihre Nerven ab und an auf die lange Laufzeit strapaziert werden, gibt es eben etwas mehr. Aber mit diesem kleinen Stück Speck kann man keinen Renditejäger hinter dem Ofen hervorlocken.
Eine reiche Ernte können Sie auf Dauer nur mit Aktien in die Scheune fahren. Wie die Morningstar-Statistik Ihnen zeigt, rentierten Small Caps, also Unternehmen mit einem kleinen Börsenwert, am besten. Mit diesen kleinen Wertpapieren konnten Sie saftige 11,9 Prozent per anno verdienen. Selbst mit Blue-Chip-Werten ist mit 9,8 Prozent eine ansehnliche Rendite drin. Woran liegt die Diskrepanz zwischen kleinen und großen Unternehmen? Ich denke, dass die führenden Konzerne intensiv von Investoren beobachtet werden, insofern ergeben sich hier weniger Chancen. Die Risiken sind in der Regel bei den kleinen Schiffen viel größer – so ist der Mehrertrag wohl zu erklären. Zudem folgen weniger Analysten diesen kleinen Firmen. Wer im Jahr 1926 1,00 Dollar in eine Blue-Chip-Aktie angelegt hat, der verfügt heute über 2.592 Dollar. Mit einem Small Cap wären aus dem 1,00 Dollar sage und schreibe 12.231 Dollar geworden. Ein deutlicher Unterschied also. Aus diesem Grund rate ich, in ihr Depot kleine hochsolide Dividendenzahler neben die Dickschiffe zu packen. Es gibt unter den Minis viele kerngesunde, spannende Unternehmen. Die finden Sie beispielsweise im SDAX, TecDAX, Russell 2000 oder MDAX.
Am besten gefallen mir Familienbetriebe. Bei denen geht es nicht um das schnelle Geld, sondern eher um den langfristigen Erfolg. Daran sehen Sie mal wieder, dass die kurzfristigen Entwicklungen keinerlei Rolle für einen Familienclan spielen. Oder glauben Sie etwa, dass es einen Ausnahme-Manager wie Ferdinand Piëch wirklich juckt, wie ein einzelnes Quartal seines VW-Konzerns ausfällt? Wohl kaum! Sind hohe Investitionen in neue Fabriken und Entwicklungskosten für neue Motoren nötig, dann segnet das der Patriarch im Aufsichtsrat ab. Piëch lässt sich von kritischen Analystenkommentaren nicht beeindrucken. Er hat den langfristigen Erfolg von Volkswagen vor Augen. Das gleiche ist beim Investieren wichtig: Denken Sie in langen Zeiträumen. Denn kurzfristig gleicht die Börse einem Irrenhaus. Es geht munter rauf und runter. Keiner kann mit Sicherheit sagen, ob am nächsten Tag die Kurse klettern oder fallen. Je nach Gemütslage der Marktteilnehmer wird auf dem Parkett des Tollhauses getanzt oder gejammert. Ich würde mir nicht die Mühe machen, allzu viel in die täglichen Kursschwankungen hineinzuinterpretieren. Ich halte das für die reinste Zeitverschwendung. Man kann immer einen Grund finden, warum eine Aktie gerade steigt oder fällt. Ob die Medien und Analysten allerdings immer den wahren Grund finden, wage ich zu bezweifeln. Am logischsten ist folgende Erklärung: Wenn eine Aktie steigt, gab es mehr Käufer als Verkäufer. Nicht mehr und nicht weniger. Das ist Börse!
Am smartesten ist es meiner Meinung nach hochsolide Dividendenmaschinen wie Procter & Gamble, Colgate-Palmolive, Nestle oder Heinz zu kaufen. Und sich dann die nächsten 30 Jahre nicht mehr um das Depot zu kümmern. Ich hatte diese überlegene Buy-and-Hold-Strategie kürzlich in diesem Blog beschrieben. Wir verhalten uns im Grunde an der Börse wie Kleinkinder, die nicht schlafen gehen wollen. Ständig sorgen wir uns um die Kurse. Und beginnen immer, im ungünstigsten Moment zu handeln, weil uns unsere Gefühle einen Strich durch die Rechnung machen. Dabei sollten wir die Schwankungen einfach ausblenden und Ruhe bewahren. Folgender Artikel bringt die Schlaftabletten-Strategie des Börsenaltmeisters André Kostolany auf den Punkt. Außerdem empfehle ich dieses Youtube-Video mit dem Wall-Street-Journal-Redakteur Jason Zweig, der oft spannende Artikel schreibt. Das Interview ist allerdings zwei Jahre alt. Sei`s drum! Weil die Börsenturbulenzen gerade wieder zunehmen, ist es eine gute Ergänzung zum Blog.

Hier ist ein Interview mit John Bogle, dem Gründer der Fondsfirma Vanguard. Er ist ein Kritiker der Wall Street. Die Banken skizziert er gerne als gierige Institutionen, die den Anlegern Milliardensummen aus der Tasche ziehen. Bogle hat super Bücher geschrieben, ich bin ein großer Fan von ihm. Das Video stammt von Ende 2008, ist aber voller würziger Weisheiten:

Spannend sind auch die Bücher und Reden von Professor Jeremy Siegel:

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Hubsen
12 Jahre zuvor

Hallo Tim,

äußerst interessante spannende Titelfrage, die dann leider, außer einer vagen Vermutung, unbeantwortet geblieben ist um dann nach einem Absatz der das Kernthema behandelt, wieder “gebetsmühlenartig” auf die regelmäßig propagierte Buy & Hold Strategie von Blue Chips Werten mit Schwellenländerengagement umgeschwenkt ist -> was ja immerhin eine weniger verlustreiche Strategie, bei (drohendem?) fallendem Gesamtmärkten, darstellt, als der Small Cap -Index.

Sehr positiv auch die Videobeiträge!! .. wo übrigens die realistische langfristige inflationsbereinigte jährliche Renditeerwartungen von Aktien richtigerweise mit 6,5-6,8% (vor Depot- Transaktions-Kosten und Steuern) bei Prof. J. Siegel angegeben werden, bzw. 7% Aktien-Wachstumsrate bei John Bogle (Vanguard)der sich klar für Indexing Buy & Hold statt Stock Picking deklariert. http://der-privatanleger.de/entry/50/die-psychologischen-vorteile-der-passiven-geldanlage

Der Artikelhinweis auf Kostolanys “Schlaftabletten-Strategie” hat mich zuerst amüsiert, weil hier George Soros Erfolg (mit dem Hedgefonds Quantum) im gleichen Atemzug mit Warren Buffet Investitionsstrategie verlichen wird, obwohl dieser mit Währungsspekulation im großen Stil reich geworden ist -> dann geärgert -> weil korrigierende Kommentare zu diesen selbst in Wikipedia nachlesbaren Irrtümern dort einfach ohne Nachfrage gelöscht werden -> Prädikat unseriös).

Ohne mich noch tiefer in den signifikanten Performancevorsprung von Small Caps eingelesen zu haben (fast 5x so hoch seit 1926 gemäß ihrem Bsp.!!) hege ich auch vorerst mal einige bloße Vermutungen – nicht fundiert sondern nur aus dem Bauch heraus:

– jedes später erfolgreiche Unternehmen beginnt als “Small Cap” und vermutlich gelingen gerade hier die höchsten Kursschübe nach oben bis das Unternehmen später groß genug für den Standardindex ist.
-der Small Cap index reinigt sich selbst – Hocherfolgreiche wandern in den Standardindex oder bleiben hochprofitable Nischenplayer -> nicht Erfolgreiche fallen sofort wieder raus. Standardwerte halten sich aber viel länger im Index, auch wenn der Erfolg merklich nachlässt. Dafür höhere Volatilität bei Small Caps (tieferer Fall bei Börsencrashes aber auch bessere Folge-Erholung)
– Der Grenznutzen der Konsumenten (also der Kauf einer zusätzlichen Einheit) nimmt bei etablierten Unternhemen ab und damit sinkt die Wachstumsmöglichkeit insb. wenn das Unternehmen bereits auf den wichtigsten Märkten präsent ist (die Steigerung auf 10l Cola/Jahr bringt nicht mehr denselben Nutzen wie die Steigerung von 0 auf 3l).
-Günstige qualitativ hochwertige Handelsmarken der Supermärkte knabbern empfindlich am Umsatz/Gewinn etablierter Konsumgütermarken
-flexible Zeltorganisation versus bürokratisch behäbige Palastorganisationen bringen Anpassungvorteile für Small Caps an Kundenbedürfnisse.

wie gesagt – reine Vermutungen.
…hopefully to be continued with facts

Beste Grüße nach N.Y.!
Hubsen

auch sehr interessante Sttategie/ Link:
http://www.dogsofthedow.com/
http://www.dogsofthedow.com/dogsteps.htm

12 Jahre zuvor

Hubsen, danke für die Einwände. Wie immer: Sie haben Sie eine sehr gute Kenntnis. Ich habe leider keine überzeugende wissenschaftliche Arbeit gefunden, warum Small Caps auf Sicht von 100 Jahren (oder länger) besser als Large Caps laufen. Die meisten Artikel und Studien beziehen sich immer nur auf 10 Jahre. Das sind zu kurze Zeiträume wie ich finde, um eine verläßliche Aussage treffen zu können. Es hängt meiner Meinung nach mit dem höheren Risiko bei kleinen Firmen zusammen. Dafür gibt es eben mehr Rendite. Ich hätte gerne mehr zu dem Thema geschrieben, doch leider konnte ich eben nichts Handfestes als Beleg finden. Sei`s drum: Mit den großen DOW- und DAX-Werten können Anleger exzellent auf Dauer abschneiden. Niemand sollte nur Mini-Firmen kaufen. Zu viel Kraut und Rüben ist eh nix. Hier und da einen kleinen Wert beizumischen ist ok. Um es noch einmal klar zu machen: Das ist alles meine Meinung. Es sind meine Ideen. Vorschreiben möchte ich niemanden etwas. Wie heißt es im Volksmund: Jeder ist seines Glückes Schmied. Viele Grüße aus Washington DC

Hubsen
12 Jahre zuvor

@ Tim

ohne im Detail darauf eingehen zu wollen, habe ich ein paar sehr interessante Artikel mit weiteren Kernaussagen zum Thema – auch über 4 Jahrzehnte hinweg (von Jeremy Siegel)und länger gefunden
(…am besten die langen URLs zu Links verdichten)
Die Welt
Google
Analyse Small versus Large Caps
Weitere Übersicht
BusinessWeek Blog
Mastertraders
Super gewähltes interessantes Thema jedenfalls – danke!
Beste Grüße & schönes Wochenende nach N.Y.C.!
Hubsen

12 Jahre zuvor

Hubsen, Sie haben sehr gute Links gefunden. Danke für den Hinweis. Aber so richtig übereinstimmend sind die Links in ihrer Kernaussage nicht. Ich suche nach wie vor eine Studie, die auf Sicht von 50 oder 100 Jahren die Gründe herausarbeitet, warum die kleinen Firmen besser laufen.
Hubsen, Sie hatten ja schon einen Grund genannt, der einleuchtet: Die Minis können einfach schneller wachsen als die Dickschiffe. Das ist wohl ein Kernaspekt.

Hubsen
12 Jahre zuvor

@ Tim
wie sie richtig festgestellt haben, habe ich die Reduktion auf eine einzige Kernaussage nicht gefunden, -> vermutlich auch deswegen, weil es sich hier auch um mehrere Ursachen (Multikausalität) handelt und auch nicht alle Ursachen über die Historie hinweg gleichbleibend sind (Bsp. Markttransparenz -> enorm gestiegener Informationszuwachs über Aktien und insb. auch Small Caps durch das Internet für (Privat)Investoren ist erst ab den 90ern möglich)

In manchen 10 Jahresperioden schnitten die Small Caps besser ab, in anderen die Large Caps.
Der ARERO-Weltfonds als das Musterbeispiel weltweiter Diversifikation über viele Anlagenklassen hinweg berücksichtigt wahrscheinlich auch deshalb explizit Small-Cap ETFs aus verschiedenen Regionen (USA, Japan..) parallel zu den Standardwerten-ETFs (siehe auch in Gerd Kommers Buy&Hold Büchern bzw. einige der Small Cap ETFs im Link2 “Google” oben).

Ich nehme daher aus der Diskussion mit:

-> Small Caps sind in der Investmentstrategie nicht zu vernachlässigen und bieten in vielen aufsteigenden! Börsenphasen Überrendite.
Sie sind aber riskanter (volatiler). Sie steigen in der Regel zwar höher (z.T. auch früher) in Börseaufschwungphasen, fallen aber auch viel tiefer (und früher) im Börseabschwung.
Weil riskanter (anfälliger für News) und teurer in den Transaktionskosten (AK/VK) deckt man sie besser über (passive) Fonds-ETFs ab, um sehr hohes Einzelaktienrisiko zu vermeiden.

Außer natürlich man setzt gerade hier strategisch an -> bei den Wachstumswerten (gemäß Umsatz, Gewinnentwicklung, etc.) in der Hoffnung “die künftigen Microsofts, Ciscos” etc.) selbst zu entdecken, wo man aber neben einer exzellent guten Fundamentaldatenanalyse auch noch das richtige Markttiming für das Interesse großer institutioneller Investoren erwischen muss, um hohe Überperformance zu erreichen. Das geht naturgemäß nicht so nebenbei, also nicht ohne einen sehr hohen Research- und Monitoringaufwand… also nichts für mich.

Falls Sie noch zusätzliche Gründe für die Überperformance der Small Caps ausmachen können -> bitte hier später noch ergänzen.

Beste Grüße!
Hubsen

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