Ich habe mir kürzlich 8 UnitedHealth-Aktien geschnappt. Mittlerweile steht die größte Krankenversicherung der USA um 50% unterhalb des Höchstkurses. Es läuft richtig schlecht. CEO Andrew Witty trat zurück. Witty verließ angeblich seinen Posten aus „persönlichen Gründen“. Ob das stimmt, keine Ahnung. Jedenfalls wackelt es. Chairman Stephen Hemsley ersetzt ihn.
Das Unternehmen hat zudem seine Prognose für dieses Jahr aufgrund höherer als erwarteter medizinischer Kosten über den Haufen geworfen, was Analysten überrascht hat. Das Management möchte aber 2026 wieder wachsen. Mal sehen, ob das gelingen wird. Nun wird wohl 2025 grauenhaft. Die Kosten in bestimmten Tarifen sind aus dem Ruder gelaufen. Nach der Gewinnwarnung am Dienstag verlor UnitedHealth Group mehr als 17% seines Börsenwerts. Krass! Für einen Blue Chip hat so ein Kursgemetzel eher Seltenheitswert. Schon im April verlor die Aktie kräftig nach schwachen Quartalsergebnissen.
Stephen Hemsley war CEO zwischen 2006 und 2017. Er wird jetzt das Zepter erneut übernehmen. Witty, der 2021 CEO wurde, führte den Versicherer „in einigen der schwierigsten Zeiten, die ein Unternehmen je erlebt hat“, beschrieb es Hemsley in der Erklärung.
Spartenchef wurde in New York ermordet
UnitedHealth geriet mehrfach in Turbulenzen. Am 4. Dezember wurde Brian Thompson, Chef der Krankenversicherungssparte des Konzerns, heimtückisch vor dem Hilton Hotel in Midtown Manhattan erschossen, als er auf dem Weg zu seiner Analystenkonferenz war. Fünf Tage später verhaftete die Polizei den 27-jährige Luigi Mangione in einem McDonald’s in Altoona, Pennsylvania. Er wurde angeklagt, Thompson ermordet zu haben. Angeblich soll Mangione ein Anhänger des Unabombers gewesen sein und von dessen Taten inspiriert worden sein. Tim Noel, ein langjähriger Mitarbeiter des Unternehmens, übernahm im Januar die Nachfolge von Thompson.
Mangione, der kein Kunde von UnitedHealthcare war, bekannte sich für nicht schuldig. Er trug bei seiner Verhaftung ein Pamphlet bei sich, in dem er die angebliche Korruption und Machtspiele der Branche kritisierte.
„Wir wissen, dass das Gesundheitssystem nicht so gut funktioniert, wie es sollte. Wir verstehen die Frustration der Menschen darüber“, schrieb damals CEO Witty in einem Meinungsartikel. Er war extrem selbstkritisch. „Niemand würde ein System wie das unsere entwerfen. Und niemand hat es getan. Es ist ein Flickenteppich, der über Jahrzehnte aufgebaut wurde. Unsere Mission ist es, dazu beizutragen, dass es besser funktioniert.“ Das Unternehmen wird für abgelehnte Behandlungen, seine Abrechnungspraxis und Marktdominanz kritisiert. Die Vorwürfe sind zum Teil gravierend – sie betreffen aber auch die Konkurrenz. Hinzu kam eine Cyberattacke.
Der Riese ist stark
Der Marktführer beackert nahezu alle Bereiche im Gesundheitswesen über dem großen Teich. Neben dem riesigen Krankenversicherer umfasst es auch die Tochtergesellschaft Optum, die 90.000 Ärzte und Kliniken sowie Unternehmen betreut. Ein großer Pharmacy Benefit Manager gehört mit dazu. Letztere sind Unternehmen, die mit Krankenversicherern, Arbeitgebern und anderen Kostenträgern zusammenarbeiten, um deren Leistungen für verschreibungspflichtige Medikamente zu verwalten. Der Gigant hat damit Zugriff auf enorme Patientendaten der US-Gesundheitsbranche.
Im November 2024 reichte das Justizministerium einschließlich vier Generalstaatsanwälte Kartellklage gegen das Unternehmen ein, um dessen 3,3-Milliarden-Dollar-Übernahme von Amedisys, einem führenden Anbieter von häuslicher Krankenpflege und Hospizdiensten, zu verhindern. Bis heute ist der Zukauf umstritten – und eine schnelle Lösung ist wohl nicht in Sicht. In der Branche kam es schon zu vielen Fusionen.
Vermutlich werde ich den Kursrutsch in den kommenden Wochen nutzen, um meine Position aufzustocken. Wie lange es aber dauert, bis die Aktie sich erholt, weiß ich nicht. Es kann sich noch eine Weile der Horror fortsetzen, zumal Präsident Donald Trump im Gesundheitswesen sparen will. Aber eine Kurshalbierung ist schon krass.
Schwer abgestürzte Aktien zu kaufen, ist in meinen Augen nur was für Investoren, die schon ein gewisses Sicherheitspolster haben.
Für junge Vermögensaufbauer, die mit ihren ersten Ersparnissen in den Markt einsteigen, ist diese Strategie nicht ganz ungefährlich.
Sollte man da nicht warnen? Gerade auf einer Seite, die sich an junge Vermögensaufbauer wendet?
Kann man nur zustimmen.
„Most turnarounds never turn“ heißt es nicht umsonst.
Statt „fallen angels“ zu suchen sollte man dem Leitsatz folgen:
„Stärke gebiert Stärke“
Moin,
abgestürzte Aktien zu kaufen kann funktionieren – muss aber nicht!
Folgende Aussage sollte niemals vergessen werden und findet meines Erachtens viel zu wenig Beachtung:
„Vergangene Performance ist kein Indikator für zukünftige Ergebnisse“
Viele Grüße, MightyMike
In Krisen zu kaufen, hat sich bei mir wunderbar ausgezahlt. Etwa bei Bank of America (Finanzkrise), Carnival + United Airlines (Covid), Boeing (Qualitätsdesaster), Celsius (Wachstumsprobleme). Aber schief ging mein Intel-Investment bislang.
Und Netflix habe ich nach einem Absturz um 70% gekauft. Heute steht die Position über 15.000% im Plus.
Danke, Tim, dass du uns dazu ermutigst, auch mal etwas mehr Risiko einzugehen. Ich glaube, so einen Einstiegskurs hat es bei dieser Aktie in den letzten 20 Jahren nicht gegeben – das kann sich richtig lohnen, muss es aber natürlich nicht. Niemand kennt die Zukunft. Ich denke, ich werde Ende des Monats ebenfalls eine Position aufbauen, sobald wieder frisches Kapital da ist.
Zu den ganzen Problemen ist eine Klage hinzugekommen.
Bevor ich einsteige warte ich auf eine Bodenbildung, nächster halt ca. 210€ .
Ich verzichte lieber auf ein paar Prozent