Lassen Sie die Lemminge laufen

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Wer sich gegen die Masse der Anleger stellt, schneidet gut ab. Es war doch verrückt in den Jahren 1999 und 2000. Die Technologiebörse Nasdaq rannte von einem Hoch zum nächsten. Internetklitschen, die gigantische Verluste schrieben, waren Milliardensummen wert. Analysten nutzten unsinnige Kennziffern wie Klick-Raten, um die wahnwitzigen Bewertungen zu rechtfertigen. Kaum jemand verwies jedoch kritisch auf die geringen Umsätze oder hohen Verluste der Gesellschaften.
Nach dem Platzen der dotcom-Blase ist freilich nun allen klar, dass die Kurse und Unternehmenspreise seinerzeit absurd waren. Wenn Sie jedoch stets gegen den Strom schwimmen, kann Ihnen das nicht passieren. Wenn Sie streng die Strategie des Value-Investing verfolgen, bleiben Ihnen diese extremen Phasen mitsamt Absturz erspart. Denn als Value-Investor bewerten Sie Firmen nach ihren Umsätzen, Gewinnen und Bilanzen – und nicht nach der Zahl ihrer Mitglieder, die nichts bezahlen.
Analysten schrieben zuletzt ständig den Ölpreis in die Höhe. Goldman Sachs hielt Preise von 150 oder sogar 200 Dollar je Barrel für möglich. Die Medien überschlugen sich täglich mit hysterischeren Meldungen. Sie publizierten Storys über Menschen, die den Sprit nicht mehr zahlen konnten. Eigentlich hätte das ein Alarmsignal zum Ausstieg sein sollen. Derzeit fällt die Öltaxe immer tiefer. Aktuell kostet das Fass 120,94 Dollar. Gut möglich, dass wir nun erstmal in Richtung 100 Dollar laufen. Langfristig wird sich der Preis sicherlich wieder in ganz kleinen Schritten nach oben bewegen, da die Nachfrage nach Energie steigt, während die Ressourcen sinken. Aber auf kurze Sicht gesehen, war die Notierung für das Öl heiß gelaufen. Im Grunde genommen hätte jeder die Immobilienblase in den USA erkennen können. Selbst in der U-Bahn waren vor drei Jahren überall Werbetafeln für Häuser und Wohnungen zu sehen. Mich überraschte seinerzeit die Reklame. Ich dachte, das Publikum in einer Tram dürfte wohl nicht ideal sein. Da aber alle Bevölkerungsschichten in diesen Betonwahn verfielen – funktionierte der Kundenfang selbst in der U-Bahn. Die Werbung lautete etwa “Kauf Dein Traumhaus!” In den Buchhandlungen suchten zig Bücher mit Titeln wie “Werde Immobilienmillionär” nach Ahnungslosen. Was übertrieben nach oben laufen kann, kann genauso übertrieben abstürzen.
Eine regelrechte Ausstiegswelle sehen wir derzeit bei Häuslebauern, Airlines, Bauzulieferern, Auto-, Konsum- und Finanzwerten. Da sollte sich ein wohlüberlegter Einstieg lohnen. Wer ein solides Unternehmen in diesen Sektoren findet, kann sich in ein paar Jahren sicherlich über eine gute Performance freuen. Die Aktien in diesen Sektoren sind regelrecht ausgebombt. Investoren warfen Aktien auf den Markt – ohne Rücksicht auf Verluste. In die Höhe schnellten dagegen Düngemittelhersteller. Viele glauben hier wegen des Bevölkerungswachstums eine Geldgrube entdeckt zu haben. Der Kasseler K+S-Konzern bringt beim Kurs von 72,20 Euro zwölf Milliarden Euro auf die Börsenwaage. Dagegen gingen im Jahr 2007 nur 3,3 Milliarden Euro durch die Bücher. Es ist meiner Meinung nach der helle Wahnsinn für den Düngemittelhersteller fast den vierfachen Umsatz zu bezahlen. Das ist zu teuer. Oder nehmen Sie dieses absurde Beispiel: Seit August 2003 schnellte der Kurs des Saatgutkonzerns Monsanto von 10 auf aktuell 106 Dollar. Hier droht ebenfalls der Absturz. Der Börsenwert summiert sich auf 56 Milliarden Dollar. Der Umsatz im vorigen Jahr betrug dagegen nur 8,56 Milliarden Dollar. Sprich Sie müssen das 6,5-fache des Umsatzes zahlen. Ein Irrsinn! Ich glaube, dass beiden Werten noch die Luft entweicht. Keine Frage: Beide Zöglinge wachsen und gedeihen. Sie verdienen gutes Geld. Doch was zuviel ist, ist zuviel.

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