Kleingedrucktes zu lesen schont den Geldbeutel

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Die Mehrheit der Menschen schneidet schlecht an der Börse ab. Die Masse kauft am liebsten, wenn die Stimmung auf dem Börsenparkett blendend ist. Bevorzugt greift sie zu, wenn die Kurse längst nach oben marschiert sind. Verkauft wird, wenn die Kurse abstürzen. Ein weiterer Fehler der Herde ist: Sie ist zu aktiv, schichtet ständig Positionen um, springt hin und her.
Wenn das zwei gravierende Dauerfehler sind, die bekannt sind, werden Sie sich sicherlich fragen, warum das nicht behoben wird? Einerseits hängt das mit dem Herdenverhalten und der Psyche zusammen. Andererseits sehe ich durchaus ein Eigeninteresse der Finanzbranche. So ist der aktive Handel und der aktive Verkauf gut für die Branche. Aktivität spült schließlich Gebühren in die Kassen. (Gleichwohl gibt es natürlich jede Menge gute Geister in der Branche, die nicht in erster Linie auf die eigene Provision schaut.)
Es ist verdammt schwierig in diesem Umfeld ein erfolgreicher Do-it-Yourself-Anleger zu werden. Sie müssen gegen Ihre eigenen Gefühle arbeiten und gegen die Eigeninteressen der Branche.
Ich glaube, langfristig gesehen, sind im Depot die Schlachtschiffe aus dem Dow Jones, S&P-500-Index, DAX oder ATX von Vorteil. Schwache, volatile, marktenge Wertpapiere sind einfach zu gefährlich. Klar gibt es gute Mittelständler. Die kann man durchaus beimischen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt in Sachen Anlageerfolg ist die Unterscheidung zwischen einem Spekulanten und einem Investor. Der Spekulant konzentriert sich auf Jubelmeldungen, sensationelle Nachrichten, Gewinnüberraschungen oder Gewinnwarnungen. Der Investor schaut dagegen auf den langfristigen Ausblick. Eine Jubelmeldung reisst den geduldigen Anleger nicht vom Hocker. Auch nicht ein tolles Quartal. Wichtig ist, wie sich ein Unternehmen langfristig entwickelt. Der innere Wert einer Firma steckt in seiner langfristigen Ertragskraft.
Die Kunst für Anleger besteht darin, sich nicht verrückt machen zu lassen von Tagesmeldungen. Wer abgebrüht investiert, egal was für Horrormeldungen gerade über den Bildschirm huschen, der dürfte besser abschneiden als die Angsthasen.
Wer spart und investiert, wer viel liest und sich zum Vorbild einen Star wie Warren Buffett macht, sollte aufpassen, sich nicht zu hohe Ziele zu stecken. Um 20 Prozent das eigene Depot auf Jahrzehnte hinaus steigern zu wollen, ist und bleibt ein Traum. Wenn Sie sich jetzt vornehmen, so wie Albert Einstein decken zu wollen, dann funktioniert das ja auch nicht. Zumindest nicht auf Anhieb (lach).
Was können wir stattdessen machen? Natürlich können wir versuchen, von den Besten zu lernen, sie zu kopieren. Wir sollten uns aber realistische Ziele stecken. Wir sollten berücksichtigen, dass das Leben, der Beruf sich nicht einfach so planen lassen. Eine Rezession, Krankheit, lange Arbeitslosigkeit – das kann jeden „heimsuchen“. In diesen Fällen werden gut gemeinte Pläne blitzschnell hinfällig. Wir wissen ferner, die wenigsten Bürger haben am Monatsende hohe Geldbeträge übrig, um ausreichend für die Rente vorsorgen zu können.
Ich glaube, hochsolide Aktien versprechen die beste Rendite. Momentan scheint mir die Börse nicht zu teuer zu sein, die allgemeine Skepsis ist enorm (Stichwort Rezessionsängste in Europa, fiskalpolitische Klippe in den USA). Ich denke mit Aktien können Sie mehr Rendite erzielen, als so manches Finanzprodukt verspricht, das massenhaft verkloppt wird.
So bin ich beispielsweise bei Bausparverträgen, Kapitallebensversicherungen, Banksparplänen, Riester-Renten usw. skeptisch, ob die nach Abzug der Vertriebsprovisionen, Gebühren, Kosten, Ausgabeaufschlägen, Steuern und Inflation so toll abschneiden. Bevor Sie so ein Ding abschließen, holen Sie die größte Lupe, die Sie in Ihrem Schreibtisch finden können, um die 50 Seiten Kleingedrucktes zu lesen. Kleingedrucktes zu lesen, schont den Geldbeutel. Wer da nicht durchblickt, sollte die Finger weglassen.
Es gibt Fälle, in denen sich das eine oder andere genannte Produkt durchaus lohnt (wie in diesem Fall). Ich muss zugeben, unsere Banken und Fondsgesellschaften sind innovativ geworden. So halte ich beispielsweise kostengünstige Indexfonds und ETFs für empfehlenswert. Diese können ein schöner Pfeiler in einem Depot bilden.
Ich plädiere vor allem für den direkten Besitz von Produktivkapital (Aktien, Gebäude etc.). Eine gute Streuung ist hierbei logischerweise wichtig. Das hat noch niemanden geschadet.
Und Sie wissen ja, Geld bedeutet nicht alles Glück auf der Welt. Im Gegenteil. Reichtum macht nicht glücklich.
Das hat gerade eine neue Studie gezeigt. So zählt Singapore zu einem der reichsten Länder der Welt. Doch sind die Menschen dort am unglücklichsten. Zufriedener sind Einwohner in Nordkorea, Irak, Haiti, Afghanistan und Syrien.

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Reinhard
11 Jahre zuvor

Hallo Tim,
ich finde das prima, dass Sie auf den Riestertext verlinkt haben und das allgemeine Riester-Bashing nicht mitmachen. Für jemanden, der nicht das Interesse an Börse, Finanzwelt usw. hat, ist das Riestersparen, auch angesichts der Tatsache, dass es Harz4-fest und steuersparend ist,eine den Zinseszinseffekt nutzende Altersvorsorge.
Was dié Liste der Länder anbelangt, in denen die Menschen besonders glücklich sein sollen, so ist das wohl eher eine Horrorliste – wir sollten dankbar sein, unter keinem dieser Regime leben zu müdden.

Markus
11 Jahre zuvor

Die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland investiert nach wie vor den Großteil in Nominalvermögen (Sparverträge, Bausparer, Riester und LV). Nach Inflation lässt sich damit nichts sinnvolles aufbauen. Eine Investition in Weiterbildung und Bücher ist meist sinnvoll, wenn Sie denn auch praxistauglich übernommen werden kann. Bei Krisen allgemein oder im persönlichen Leben, sollte man darüber nachdenken, welche neue Möglichkeiten, an die man sich sonst gar nicht gewagt hätte, einem jetzt offen stehen. Bei so gut wie jedem Reichtumsbüchle liest man von den unbewussten Glaubenssätzen zum Thema Geld und Vermögen. Das Autosuggestion oder NLP etwas esoterisches anhängen, ist leider schade und einfach auch der Vielzahl von unseriösen Informationen geschuldet. Einen Buffett zu imitieren ist für einen Privatanleger mit viel Zeit, Mühe und dem nötigen Glauben durchaus möglich. Allerdings für 99,9 % der Menschen ist eine Streuung auf ca. 10 konservative multinationale Konzerne oder ein BIP-etf-Portfolio ratsamer. Ob aktuell ein günstiger Einstiegszeitpunkt ist? Im Lexikon der Finanzirrtümer waren gute Einstiegszeitpunkte nur, wenn das Shiller-KGV des Indexes günstig im langfristigen Vergleich war. Bei Einzelinvestments kann man durchaus Zigarettenstummel (Graham) oder Markenmonopole des täglichen Gebrauchs (Buffett) finden. Beides zusammen wäre natürlich das Optimum.


Einen guten Rutsch und ein erfolgreicher Jahr 2013!

willihope
11 Jahre zuvor

also in keinem der länder möchte ich jemals leben müssen!

solche bekloppten studien sollte man nicht zitieren, länder in denen man seines lebens nicht sicher ist mit entwickelten und reichen gebieten wie singapur zu vergleichen ist einfach nur dumm!
solche studienautoren sind kein ruhmesblatt für ihr land – wo immer sie leben.

die beste aktie? was auch immer hauptsache sie schlafen damit gut!
ist doch egal ob ich 10 oder 15% im jahr mache, hauptsache ich schlafe gut und muss nicht jeden tag die kurse checken!
so halte ich es zumindest. :-)

11 Jahre zuvor

@ Reinhard

Ich wollte nur auf den Nicht-Zusammenhang von Reichtum und Zufriedenheit hinweisen.
Die Studie ist von einem angesehenen Institut vorgenommen worden.Natürlich ist das Leben und Arbeiten in Nordkorea nicht erstrebenswert. Mir ging es darum, zum Nachdenken anzuregen.

@ Markus
Das Problem an den Finanzprodukten ist, dass ein Anbieter damit Geld verdient. Diese Marge fehlt dem Endkunden. In dem ein oder anderen Fall mögen die Produkte gut sein. Ich setze lieber auf direkten Aktienbesitz.

Klar ist es wichtig ein Ziel zu haben und daran zu glauben. Richard Branson hat eine tolle Liste hierzu erstellt: 10 Tipps für die Zielerstellung.

@ willihope
Ja, besser nicht jeden Tag nach den Kursen schauen. Das bringt nix.

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