Goldman: Sündenbock für die gesamte Branche?

Goldman Sachs ist von der amerikanischen Börsenaufsicht SEC zur Zahlung einer Strafe von 550 Millionen Dollar verknackt worden. Es ging um eine Interessenkollision, als die Bank gegen ihre Kunden bei Immobilienspekulationen still und heimlich wettete. Der Ex-Goldman-Sachs-Manager Fabrice Tourre muss sich vor einem US-Gericht für das „krummes Ding“ verantworten. Am 15. Juli 2013 beginnt die Anhörung gegen Tourre vor Gericht. Der Ruf der Investmentbank leidet natürlich unter einem solchen Medienspektakel.
Zuletzt sorgte das Verfahren den Ex-Goldman-Aufsichtsrat Rajat Gupta für Unruhe in den Reihen. Gupta hatte Insiderinformationen an einen Kumpel ausgeplaudert, der Front Running betrieb. Gupta brach das Gesetz, er muss nun zwei Jahre ins Gefängnis.
Das Enthüllungsbuch von Greg Smith, einer ehemaligen Führungskraft von Goldman, sorgt für weiteren Ärger. Smith behauptet, Goldman ziehe Stiftungen und Pensionsfonds (für Lehrer) mit überhöhten Gebühren bei komplexen Produkten über den Tisch.
Die Arte-Dokumentation übr Goldman Sachs mit dem Titel „Eine Bank lenkt die Welt“ ist extrem kritisch ausgefallen. Schauen Sie mal in die Doku. Mit knallharten Zitaten ist der Streifen gefüllt: „Der Pakt mit dem Teufel“, „Wenn der erste Hai zubeißt, ist das Wasser voller Blut. Und dann kommen die anderen Haie“ usw.
Der Aktienkurs leidet unter den Dauerattacken.
Womöglich ist das eine gute Situation für Schnäppchenjäger. Der Aktienkurs notiert 14 Prozent unterhalb des Buchwerts.
Der Ruf ist derart im Keller, schlimmer geht es wohl nimmer. Normalerweise bieten sich in solchen Situationen (PR-Katastrophe) gute Gelegenheiten für Langfristanleger. Ist es nicht unfair, dass nur noch auf dieser einen Bank herumgehackt wird? Dass Fehler gemacht worden sind, dürfte wohl kein Mensch mehr abstreiten.
Ich bin der festen Überzeugung: Das traditionsreiche Haus (Gründung 1869, 32.000 Mitarbeiter) wird den Sturm der Entrüstung überstehen.
Es handelt sich um eine zweifelsfrei schwierige Zeit mit zahllosen neuen Vorwürfen – wie dieser hier. Es baut sich in der Öffentlichkeit ein regelrechter Hass auf. Die Anti-Wall-Street-Demos verdeutlichen das. Vergessen wir das nicht: Es handelt sich nicht um den Teufel, sondern um eine Bank. Wenn die Nacht am dunkelsten ist, beginnt der neue Tag.

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11 Jahre zuvor

Goldman und seine Geschäftsleitung, das steht fest, kann sich bei so vielen Baustellen über Langeweile bestimmt nicht beschweren.

Am Ende müssen das wie immer die Mitarbeiter ausbaden, entweder durch Sparprogramme oder aber weil sie ihren Job gleich ganz verlieren.

Erst diese Woche verkündete die UBS bis 2015 10.000 Stellen zu streichen. Das macht fast jede sechste Stelle aus, da die Bank aktuell ca. 64.000 Mitarbeiter beschäftigt.

Das passt zum Trend.

Weil die UBS scheinbar erneut unter dem Verdacht der Beihilfe zur Steuerhinterziehung steht, fordern die Kommunisten mittlerweile, die Bank gleich ganz dicht zu machen.

11 Jahre zuvor

@ Matthäus

Ja, leider schrumpft die Branche. Das wird viele Jahre anhalten. Tausende weitere Jobs gehen verloren. Das Geld geht dorthin, wo es Wachstum, Handel gibt. Nach Indien, Lateinamerika, China usw.

11 Jahre zuvor

Im medialen Kreuzfeuer der Kritik stehen aktuell auch HSBC und Barclays.

Da wundert's mich nicht, dass zum einen ständig Arbeitsplätze abgebaut werden, allein in London ca. 100.000 in den letzten Jahren, und dass zum anderen die Aktienkurse im Vergleich zum Gesamtmarkt underperformen.

Man muss derzeit einfach nur irgendeine Großbank auf google news googlen und kann sich derzeit sicher sein, aktuelle(!)Negativschlagzeilen in den Suchergebnissen zu finden.
Hier zB zur oben erwähnten HSBC.
Und hier zu Barclays.

So lange das so ist und bleibt ist das Investorengeld meiner simplen Value-Logik zufolge wo anders besser angelegt, unabhängig von der Frage, wie lange es die Häuser schon gibt.
Ich verstehe weder Bankbilanzen, geschweige denn, dass ich sie analysieren kann. Aber aus dem Schlamassel müssen sie sich erstmal herausarbeiten. Am besten ohne weiteres Steuergeld. Die SPD plant in Deutschland ohnehin einen Anti-Banken-Wahlkampf 2013.

Gruß Matthäus

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