Vor gut einem Jahrzehnt himmelten Konsumenten Portale wie AOL oder Yahoo an. Heute ist das anders. Der Wettbewerb hat den einstigen Marktführern massiv Konkurrenz eingebrockt. Heute gehen die Menschen auf Google, Youtube, Wikipedia, Twitter, Amazon. Die einstigen Sterne der Branche sind verglüht. Ständig ändern sich die Trends in der Online-Welt.
Ähnlich wird es Facebook ergehen. Die Aktie fällt von einem Rekordtief zum nächsten. Vielleicht sinkt das Ding noch auf 1,00 Dollar. Möglich ist alles. Machen Sie um die Facebook-Aktie einen weiten Bogen. Das Papier ist unberechenbar. Ich würde die Aktie jedenfalls nicht anfassen. Es ist einfach ein Hype. All die Sozialen Medien sind eine Blase. Absurd sind die Bewertungen. Da wird Luft in Tüten verkauft.
Vor ein paar Tagen hat Netflix-Chef Reed Hastings (Foto von Microsoft.com) Facebook-Aktien für eine Million Dollar zum Stückpreis von 21 Dollar erworben. Nun munkelt die Netzgemeinde, warum der Manager eingestiegen ist.
Vor drei Monaten ging das gefeierte Soziale Portal von Mark Zuckerberg zum Emissionspreis von 38 Dollar an die Börse. Vergleichen Sie: Aktuelle Notiz 19,87 Dollar. Was ein Desaster. Boy oh Boy.
Die Aktie ist meiner Meinung nach selbst nach diesem Absturz viel zu teuer, die Gewinne kommen einfach nicht wie erhofft in Schwung. Die Anleger flüchten nun in Scharen.
Ich glaube, Hastings hat das Facebook-Paket nur erworben, um gut Wetter bei Gründer Zuckerberg zu machen. Hastings sitzt im Aufsichtsrat von Facebook und Microsoft. Ich vermute: Hastings möchte mit Zuckerberg enger kooperieren. Netflix bietet eine Online-Videothek an.
Hastings ist Multimillionär und kann den Kurssturz von Facebook locker verschmerzen. Selbst wenn er sein gesamtes Investment abschreiben muss, macht ihn das nicht arm. Er besitzt einen dreistelligen Millionenbetrag.
Fast alle Soziale-Medien-Aktien befinden sich im freien Fall. Der Rabattanbieter Groupon, das Handwerker-Bewertungsportal Angies List und so weiter. Das ist leider nix für Value-Fans.
Facebook ist wohl eines der großen Zeichen für ein Umdenken bei Anlegern. Facebook am neuen Markt, das wäre was gewesen. Heute will man mehr konkrete Zahlen und Ergebnisse sehen und das ist auch gut so.
@ Ulrich
Ja, Du hast recht. Heutzutage scheinen es die Anleger schneller zu kapieren, dass sie abgezockt werden. Von den Neuemissionskandidaten selbst und den Banken, die völlig überteuert irgendwelche Luftschlösser an die Börse bringen.
Aber wären die Anleger noch reifer, würden sie erst gar nicht solche Luftnummern wie Facebook zeichnen. Leider werden da Unwissende abgezockt, die von der Börse zu wenig Ahnung haben.
Was Facebook angeht: Es gab schon vor dem Börsengang enorm viele kritische Stimmen in Presse und Medien. Man hätte sie nur ernst nehmen sollen.
Ich selbst nutze Facebook gar nicht und von vielen Leuten, die es benutzen, sagen viele auch, dass Facebook größtenteils Zeitschwendung ist. Der größte Sinn dürfte darin bestehen, dass man einfach Fotos austauschen kann und kleine Gruppe organisieren kann, z. B. eine kleine Sportgruppe. Aber auch dafür gibt es andere Möglichkeiten.
Stellen wir doch den Vergleich mit Google an: Für Google aber gibt es kaum andere Möglichkeiten. Ich nutze auch andere Suchmaschinen, aber ich muss sagen: Google hat die besten Algorithmen und die Suchergebnisse sind einfach am besten. Und ich benutze täglich bestimmt 30 mal Google. Dahinter steckt ein großer Nutzen für mich. Der Griff zu Google ist so alltäglich wie der Griff zum Klopapier. Klopapier braucht man auch in Krisenzeiten und Informationsbeschaffung mithilfe von Google wird man auch in Krisenzeiten machen. Google ist in Firmen erlaubt und erwünscht, weil die Angestellten damit produktives anstellen. Facebook ist gesperrt, genauso wie Youtube, MySpace, LinkedIn, Twitter und Pornoseiten. (So ist das in der Firma, in der ich arbeite.)
Dass Facebook bei der Emission wertvoller eingeschätzt wurde als Google, einem höchst solventen Unternehmen, das seit etlichen Jahren Gewinne erzielt und enorm viel in Forschung investiert (Facebook investiert fast gar nichts in Forschung.), ist doch ein Skandal.
@Tim:
Du hast da eines der Hauptprobleme angesprochen. Trends im Internet sind schnell und vergänglich!
Theoretisch halte ich es für möglich, daß Facebook wesentlich mehr an seinen Nutzern verdienen könnte. Doch der nächste Konkurrent ist nur einen Mausklick entfernt.
@Turing:
Guter kommentar. Was ich persönlich noch als viel schlimmer empfinde, ist der mangelnde Datenschutz bei Facebook.
Beispiel: die Gesichtserkennung.
Wie jemand freiwillig Facebook nutzen kann, ist mir ein Rätsel. Da würde ich mir selbst nur noch nackt vorkommen!
Geradezu paradox finde ich auch: es wurde jahrelang gegen Vorratsdatenspeicherung (von staatlicher Seite) und ähnliche Auswüchse mobil gemacht. Aber Facebook nutzen, das geht schon. Plausibel ist das nicht, denn auf Facebook posaunen viele Nutzer wesentlich vertraulichere Daten in die ganze Welt hinaus! Freiwillig wohlgemerkt.
VG
Olga
Komisch ist, dass die Börsenexperten (zB Stephan Heibel Autor des gleichnamigen Börsenbriefs+Handelsblatt-Ausgabe vom Wochenende) schon am Freitag wussten, dass sich bei Facebook die Insider von ihren Beständen trennten.
Dabei endete die 3-monatige Haltefrist erst mit Ablauf des letzten Freitag – kurze Fristberechnung: 3 Mon./Fristbeginn: 18.05./Fristende:17.08 => wg Wochenende ist der frühestmögliche Verkaufszeitpunkt also der heutige Montag nach Börseneröffnung.
Passend dazu fand ich nämlich auch keine ausgewiesenen Insiderverkäufe auf yahoo-finance.
Lediglich das Handelsvolumen stieg in den Tagen vor Ablauf der Haltefrist, da die Anleger einen Verkauf der Altaktionäre antizipieren.
Das Momentum spricht derzeit also klar gegen Facebook => Never catch a falling knife!
Gruß Matthäus
@ Turing
Ich war kürzlich in der neuen Google-Zentrale in Chelsea (Manhattan). Ziemlich beeindruckend, an was die alles arbeiten. Die neue Google-Brille mit Kamera und Bildschirm (Kostenpunkt 1.500 Dollar) ist beispielsweise eine clevere Erfindung.
@ Olga
Der Datenschutz wird noch ein enormes Problem werden im Internet. Ich denke, es werden immer mehr Daten gehackt und bekannt. Eine Privatsphäre gibt es praktisch keine. Ich glaube, Google speichert alle Suchanfragen und alle Emails für die Ewigkeit. Bleibt zu hoffen, dass diese Daten nicht eines Tages ausgeschlachtet werden – etwa von der Werbeindustrie.
@ Matthäus
Am vergangenen Donnerstag konnten die ersten Insider Aktien verkaufen. Hier der Link.
Ich habe keinerlei Vertrauen in die Führungsspitze. Für mich ist Facebook kein solides Papier.
VG an alle
Tim
@Tim – danke. Ich kann mich nicht daran erinnern je solch einen IPO-Flop miterlebt zu haben. 50% in drei Monaten. Das zeigt wie unseriös bei Facebook im Zusammenhang mit den Investoren gearbeitet wird.
@Olga – Die Probleme mit dem Datenschutz sind bekannt. Ich bin als Nutzer bei Facebook weil ich fortschrittsgläubig bin. Als die Eisenbahn erfunden wurde, meckerten Ärzte, dass der menschliche Körper nicht für die Fortbewegung geschaffen ist. Dann kam das Auto, das Flugzeug, einige extrem belastbare landeten auf dem Mond. Bei PC+Internet – Hardware wie Software und jetzt den Netzwerken sind auch die Amerikaner führend weil sie erst machen und dann Fragen stellen.
Die deutsche Startup-Szene liegt hinter der amerikanischen zurück. Auch ist die VentureCapital-Szene in Amerika viel ausgeprägter. Ich glaube, dass der Geldbeutel bei den Millionären und Milliardären in Amerika lockerer sitzt.
Wenn ich schon keine nennenswerten IT-Kenntnisse habe, dann will ich wenigstens als User mit dabei sein.
Gruß Matthäus
Hi Matthäus,
was Du alles weisst… Dass die Menschen damals vor der Geschwindigkeit der Eisenbahnen Angst hatten, wusste ich gar nicht.
Wie läuft übrigens Dein neues Buch “Welt im Wandel” an? Hast Du schon einen Vortrag zum Buch gehalten?
VG
Tim
Hallo Tim,
Die Legende von der Eisenbahnkrankheit ist nach einer kurzen Recherche wohl doch mehr Märchen denn Wahrheit und wird laut dem verlinkten Artikel von Befürwortern neuer Technologien dazu benutzt die Kritiker mundtot bzw. lächerlich zu machen. Keine Ahnung wann ich diese Geschichte wo aufgeschnappt habe.
Fakt ist, dass sich fb ua mithilfe seiner plugins virusähnlich im ganzen Internet verbreitet hat. Letzten Endes ist es nüchtern betrachtet neben den Standard-Internet-Seiten, Blogs, twitter etc. eine zusätzliche Plattform um zu diskutieren oder seine Kunden/Fans etc. zu binden, nicht mehr und nicht weniger. Neue erweiterte Funktionen von fb wie die von Olga erwähnte Gesichtserkennung muten für mich etwas unheimlich an.
Nein, kein Vortrag/keine Lesung, habe noch nichts getan, um mein Buch Welt im Wandel zu promoten. Danke der Nachfrage, aber bisher bin ich ldgl. auf solche Seiten gestoßen, hier und hier, die ich aber noch gar nicht richtig begutachtet habe.
Gruß Matthäus
Nachtrag: Sorry, nichts getan um es zu promoten stimmt natürlich überhaupt nicht. Natürlich habe ich es in meinem Blog erwähnt, auf facebook gepostet, in die allgemeinen Profil-Infos aufgenommen und im Familien-/Freundes-/Bekanntenkreis davon erzählt.
@Tim
Google macht kein Geheimnis daraus, von den Spuren der Internetnutzer zu leben.
Es gibt durchaus einfache Methoden, sich gegen die Datensammelwut einiger Unternehmen zu wehren. Eine davon ist der sogenannte “Private Modus”, hier am Beispiel des Mozilla Firefox. Es gibt noch elegantere Methoden, diese würden allerdings den Rahmen dieses Blogs sprengen und zu weit weg vom eigentlichen Thema führen.
Eine weitere Methode ist, gezielt Datensammler durch Nichtnutzung zu umgehen. Bei Google stelle ich mir dies schwer vor, bei Facebook oder Twitter sehe ich hingegen kein Problem.
@Matthäus
Fortschritt an sich empfinde ich als positiv. Wobei ich mich immer frage, wohin mich dieser führt (wofort? und vor allem wohin?) und ob ich dieses möchte oder nicht. Fortschritt ja, aber nicht um jeden Preis oder nur um “dabei” zu sein. Auch als Investor mache ich nicht jeden Trend mit!
Du hast allerdings Recht, um Dinge zu promoten, ist Facebook sicherlich eine Möglichkeit von vielen, welche nutzbar sind.
VG
Olga
Hi Olga.
Es ist ihr gutes Recht nicht bei facebook mitzumachen. Ich muss auch zugeben, dass es private und berufliche Nachteile mit sich bringen kann, sich im Internet transparent “fortzubewegen”.
Allgemein ist auch der Content-Diebstahl problematisch, wenn man sich im Internet präsentiert, weil dann jeder mitlesen kann. Ich bin mir sicher, dass Tim's Blog auch von der Konkurrenz gelesen wird, Ideen zum Teil übernommen werden.
Darüber hinaus bin ich mir dessen bewusst, dass meine Daten und Aussagen bis in alle Ewigkeit im www abgespeichert sind und ich sie nie wieder löschen kann. Was das in Zukunft bedeuten wird, kann ich mir aktuell noch gar nicht ausmalen.
Gruß Matthäus
@ Matthäus
Gratulation zu Deinem Buch. Das sieht super aus. Ich drücke Dir die Daumen. Du solltest ein paar Vorträge zum Thema halten.
VG
Tim
Tim, danke für die super Idee! Überleg mir da was. Gruß