Der Herdentrieb, die Tageszeitungen und die Risiken

Zum Herdentrieb an der Börse finden Sie übrigens viele alte Schinken. Dieses Phänomen ist so alt, wie es die Börse gibt. 1841 erschien Charles Mackays Klassiker Extraordinary Popular Delusions and the Madness of Crowds. 1895 kam Gustave Le Bons heraus mit The Crowd: A Study of the Popular Mind. Es geht in den Werken im Kern um eines: In der Natur des Menschen liegt es, Trends hinterher zu jagen. Ein Trendsetter rennt voraus und die Meute folgt. Um richtig gut an der Börse abschneiden zu können, muss man meiner Meinung nach einen anderen Weg wählen. Es bietet sich an, eben nicht dort zu wildern, wo alle sind. Alles, was die Masse achtlos behandelt, sollten Sie sich hingegen genauestens ansehen, um zu schauen, ob Sie hier nicht Qualität für wenig Geld erwerben können.
Eigentlich werden Sie durch das Zeitungslesen auch auf Massenthemen ausgerichtet. Ein Beispiel ist das „Wall Street Journal“. Es ist die größte Tageszeitung der USA. Mit einer Auflage von mehr als zwei Millionen Stücken sind Sie also nicht der einzige, der das Blatt liest. Entwickeln Sie also Ideen aus der Lektüre heraus, so tun das andere ebenfalls. Ähnlich ist das bei Anlagemagazinen wie „Barrons“. Der Einfluss des Fachblatts ist noch immer enorm. Selbst wenn Barrons einen richtig großen Milliardenkonzern empfiehlt, geht der Kurs am nächsten Tag mit einem dicken Plus aus dem Handel. Grundsätzlich ist es wichtig, viel zu lesen. Passen Sie aber auf, dass Sie Ihre eigenen Themen entwickeln. Fernab der Herde. Manch einer glaubt, dass die Aktien, die hoch gestiegen sind, weniger Risiken aufweisen als solche, die im Keller notieren. Ich behaupte das Gegenteil ist der Fall. Frei nach dem Motto: Wer hoch steigt, kann tief fallen. Die Gefahr eines Kursrückschlags ist nach einem rasanten Anstieg enorm. Wenn hingegen ein Papier vollkommen von der Ausverkaufswelle erfasst wurde und der Kurs anschließend einen Boden im Chart ausgebildet hat, dann ist die Gefahr eines weiteren deftigen Kursverfalls gar nicht so groß. Also billig einzukaufen ist besser, als teuer zuzugreifen. Es ist wie im Supermarkt. So sollten Sie an der Börse agieren. Gehen Sie also auf Schnäppchenjagd. Ich muss zugeben, dass selbst mir dieses smarte Verhalten verdammt schwer fällt. Nur ist das die beste Strategie. Bei den verdammten Aktien handeln wir nach unserem Instinkt und wollen partout Risiken vermeiden. Daher steigen wir bei den Kursraketen am liebsten ein.
Zurück zum Wall Street Journal: Hier sei angemerkt, dass die Marktführerschaft der New Yorker Wirtschaftszeitung teuer eingekauft ist. So habe ich schon vor ein paar Wochen Abopreise für 99 Dollar im Jahr entdeckt (mittlerweile leicht angepasst). Dann muss eine Ausgabe um 20 bis 30 Cent kosten – eine tägliche Auslieferung an die Wohnungstüre mit eingeschlossen (außer sonntags). Wahnsinn! Wo bekommen Sie in Deutschland schon eine Zeitung für 20 oder 30 Dollar-Cent nach Hause geliefert? Die Bild-Zeitung kostet ja schon allein 0,60 Euro am Kiosk. Der Eigentümer des Journals, Rupert Murdoch, will offenbar die „New York Times“ zerstören. Nur so ist es zu erklären, dass Murdoch vor einigen Monaten begann, New Yorker Lokalnachrichten in seine Ausgabe zu packen. Murdoch hat als neuen Service den Lokalteil hinzugefügt. Alles zum gleichen Preis versteht sich, aber mehr Inhalt. Hinzu kommt, dass Murdoch nun auch unter den lokalen Anzeigenkunden wirbt und so die Preise kaputt macht. Das Beinahe-Monopol der New York Times hat Murdoch jetzt praktisch aufgebrochen. Damit nicht genug: Die Erzrivalen werben sich derzeit gegenseitig die besten Mitarbeiter und Redakteure ab. Es ist ein Hauen und Stechen. Es herrscht Krieg zwischen den beiden stärksten Tageszeitungen der USA.

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