Ich habe mithilfe der Zahl „Pi“ folgendes berechnet: Im Oktober 2014 wird die USA aufgrund der Überschuldung den Staatsbankrott erklären. Es wird zu einer weltweiten Finanzpanik kommen. Die Börse bricht um 50 Prozent ein. Im selben Jahr wird Japan den Staatsbankrott erklären.
Ich prognostiziere weiter: Dieses Jahr wird Griechenland aus dem Euro austreten. Israel und die USA bombardieren im Oktober die Atomanlagen im Iran. Es wird ein Krieg aus der Luft geführt. Der Ölpreis wird auf 180 Dollar je Fass steigen. Der DAX wird trotz des Kriegs bis Silvester auf 7.231 Punkte, der Dow-Jones-Index auf 13.912 klettern. Wollen Sie mehr Prognosen? Wahrscheinlich nicht. Warum? Weil es dummes Zeug ist.
Glauben Sie besser nicht an solche Prophezeiungen. Wenn Sie meinen, die Zukunft sei exakt vorhersehbar, irren Sie sich. Denn kein Mensch kann solche Vorhersagen machen, die dann alle eintreten werden.
In der Finanzwelt gibt es leider zu viele Märchenerzähler. Byron Wien, ein Manager von der New Yorker Private Equity-Firma Blackstone, erzählt den Menschen jedes Jahr, wie die Welt sich ändern wird. In den Medien wird der Herr als Wahrsager vergöttert. Mich wundert das. Ich habe mir mal seine alten Prophezeiungen angeschaut. Ich fand das ziemlich merkwürdig, was dieser Herr von sich gibt.
Die Menschen kleben an den Lippen solcher Leute. Das ist erstaunlich.
Martin Armstrong ist ein Analyst aus New Jersey, der sieben Jahre lang im Gefängnis saß, weil er angeblich ein Schneeballsystem betrieben haben soll. Armstrong sagt den Untergang der USA, von Japan und Europa voraus. Er warnt vor den astronomischen Staatsschulden. Er hat mit seinen frühzeitigen Warnungen vor möglichen Staatspleiten durchaus Respekt verdient.
Doch überschreiten solche Leute manchmal die Grenze ins Mystische. Da wird irgendwann ein heißes Zeug draus, exakte Daten werden genannt. Die Lage wird schlimmer beschrieben, als sie eigentlich ist. Armstrong ist ein Untergangsprophet.
Schauen Sie sich den Video-Ausschnitt aus der Dokumentation über die Finanzkrise mit Reden von Martin Armstrong an. Ich habe das Video an das Ende dieses Blogs gestellt. Achten Sie darauf, wie die Menschen diesem Armstrong an den Lippen kleben. Sie himmeln ihn an. Es ist bizarr.
Ich muss zugeben, Leute wie Byron Wien oder Armstrong sind hochintelligent. Nur übertreiben Sie es mit ihren exakten Vorhersagen.
Ich habe den Eindruck: Die Propheten wollen in die Rolle eines Genies oder eines Astrologen schlüpfen. Armstrong kommt mir vor wie Nostradamus.
Als Börsianer sollten Sie sich Ihre eigenen Gedanken machen. Hören Sie nicht auf solche Propheten. Auch sollten Sie skeptisch mit Analystenschätzungen umgehen. Was sollen diese ständigen Vergleiche, ob nun ein Unternehmen die Erwartungen um einen Cent übertroffen oder unterschritten hat. Im Endeffekt geben die Unternehmen oftmals den Analysten Hinweise im Vorfeld der Ergebnisveröffentlichung, wohin die Reise geht. Die Vorstände geben grob die Richtung vor, die Analysten verkünden nur Schnickschnack. All diese Quartalsvergleiche sind ohnehin die Zeit nicht wert. Achten Sie stattdessen auf langfristige Entwicklungen von Umsatz und Ertrag. Wenn Sie vor 20 Jahren Microsoft-Aktien gekauft haben, warum soll dieses eine Quartal für Sie eine Bedeutung haben?
Auch liegen reihenweise Volkswirte und Banker mit ihren Schätzungen daneben. Sie prognostizieren Aktienkurse, Index-Stände, Rohstoffpreise zum Zeitpunkt x. Das gleicht dem Blick in die Glaskugel. Vergessen Sie diesen Kram. Keiner kann so etwas mit Sicherheit bestimmen.
Die Zukunft hat immer Überraschungen parat. Denken Sie an Schwarze-Schwan-Ereignisse. Diese seltenen Katastrophen heißen deshalb so, weil mit ihnen keiner rechnet. Wenn jemand behauptet, eine konkrete potentielle Krise sei der nächste „Schwarze Schwan“, kann das schlicht nicht sein. Denn das Besondere ist eben, dass niemand ein solches Ereignis erwartet. Es kommt aus heiterem Himmel.
Einerseits gibt jene, die sagen während einer Krise den Untergang des gesamten Aktienmarktes voraus. Das tat gerade Anleihe-König Bill Gross, der „das Jahrhundert der Aktienkultur“ für beendet erklärt hat. Ich habe selten einen solchen Mist gelesen. Insbesondere in Krisenzeiten bieten sich herrliche Chancen am Aktienmarkt.
Andererseits gibt es Auguren, die sagen, wenn sich die Börse gerade in einem Dauerboom befindet, einen Dow-Jones-Stand von 36.000 Zählern voraus. Kurz nach solchen euphorischen Prognosen bricht häufig die Börse ein. Vergleichbares konnten Sie beim Häuser-Boom in den USA beobachten. Die Buchhandlungen waren vollgestopft mit Titel wie „Reich mit Immobilien“ oder „Kaufen und Schnell Verkaufen – Leitfaden zum Reichtum mit Häusern“.
Wir leben in einer Zeit, in der jeder alles Mögliche vorhergesagt bekommen mag. Dabei ist das Blödsinn. Die meisten „Experten“ liegen oft grandios daneben. Wenn die angeblichen Experten all das wüssten, was sie behaupten, zu wissen, wären sie steinreich und hätten sicherlich einen anderen Job.
Conclusio: Anstatt auf Propheten wie Armstrong zu hören, rate ich Ihnen, sich zu überlegen, wie grundsätzliche Entwicklungen aussehen könnten. So kann niemand gewisse Megatrends abstreiten. Wir wissen, die Weltbevölkerung wächst. Nahrungsmittel dürften daher knapper werden. Folglich machen vermutlich Traktorhersteller, Landwirte und Düngemittelhersteller langfristig ein gutes Geschäft. Aber man kann daraus doch nicht ableiten, was ein Pfund Kaffee oder Baumwolle sowie ein Fass Rohöl am 15. Dezember 2013 exakt kosten werden.
Ich kann Ihnen das Buch von Dan Gardner Future Babble (nur in Englisch verfügbar) – “Das Zukunfts-Geblubber” empfehlen. Der Autor ist ein waschechter Value-Investor. Gardner zeigt auf, was für einen Mist Finanzleute uns jeden Tag über die Zukunft erzählen.
In diesem Video ist der Prophet Martin Armstrong zu sehen, den seine Anhänger anhimmeln:
Das dumme Geblubber über die Zukunft
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Ich sehe das mit diesen Wahrsager ähnlich.
Es gibt da eine interessante Doku vom ARD
Die Prognoseindustrie “Propheten und Moneten” (4 teilig)
http://www.youtube.com/watch?v=P_Ky0GknAaM
In der geht es um das Wetter, Aktienkurse, Waldsterben, Bevölkerungsentwicklung (das “aussterben” der deutschen ist nichts neues)
Sehr interessant und informativ!
Ich zähle auch Dirk Müller zu den Propheten. Echt unheimlich dieser Typ.
Schönen Sonntag, ein guter Hinweiß Tim.
Gerade für jungere Menschen ein wichtiger “Augenöffner”.
Es gab und wird immer solche Propheten geben.
Es heißt der Zeitgeist ist immmer dumm.
Spannend wird es für mich immer wenn solche Vorhersagen schön schlüssig klingen und quasi Allgemeingut werden und in der Gegenwartskultur für alle Ewigkeit konserviert werden.
Ich muss immer schmunzeln wenn ich z.B. Robocob 3 anschaue.
Japan ist die neue Weltmacht und kann am Ende nur durch einen quasi Bürgerkrieg in den USA (und durch Robocob) gestoppt werden.
Hm ich frage mich jetzt seit einiger Zeit ob es für mich Sinn macht allzuviel auf das KGV in z.B. 5 Jahren zu spekulieren. Ich tu mich da schwer schon mit einzelnen Unternehmen! Was soll ich davon halten wenn Leute ganze Volkswirtschaften oder gar die Weltwirtschaft schon durchschaut haben.
@Jack
Danke für den Link hier gibts die Propheten und Moneten als Einteiler ;)
@Tim
Die geschilderte “Wahrsagerei” hat imho sehr religiöse Züge. Dies ist auch ein Grund, weshalb ich jegliche Religion potentiell für gefährlich halte.
Wer etwas glaubt, hält sich nicht mehr an Fakten. Warum auch?
Dass viele Menschen blind auf diese Propheten vertrauen und daran Glauben, was diese von sich geben halte ich für eine bedenkliche Entwicklung.
Da ist gut beraten, wer sein Gehirn selbst nutzt und sich fragt, ob das sein kann, was ihm (oder ihr) da vorgesetzt wird. Kritisches Denken ist aber leider wenig in Mode.
Viele Grüsse
Günter
Schön beschrieben, ich werde dann spätestens 2014 überprüfen, was aus Deinen Prognosen geworden ist. ;-)
Was ich interessant finde: Es gibt ja offensichtlich nicht nur ein großes Angebot an “Wahrsagern”, sondern auch eine ganz beträchtliche Nachfrage nach ihren Prognosen – und sicher nicht nur durch die Medien, sondern auch durch ganz normale Leser und Anleger. Und Politiker. Und durch was weiß ich wen noch.
Liegt das irgendwie in unserer Natur? Und ist das auch der Grund, warum wir in Deutschland so viele Wirtschaftsforschungsinstitute haben, die sich ständig irren dürfen?
Das ist das Geschäft mit der Angst. Habe mal eine interessante Aufstellung gesehenm: Auf Finanzseiten werden mit großem Abstand am meisten die Links angeklickt, die im Titel sehr negative Entwicklungen vorraussagen.
@Turing: Dirk Müller mag ich auch nicht. Bei ihm hab ich den Eindruck als würde er immer dann düstere Prognosen abgeben, wenn ein neues Buch oder eine Webseite von ihm startet.
Frage mich sowieso, warum der ach so tolle Prophet dies nötig hat. Wenn die Propheten so schlau sind müssten sie doch schon lange sehr reich sein und diese Panikmache gar nicht mehr nötig haben.
@ Jack
Danke für das super Video. Sehr kritisch und informativ.
@Turning
Mhhhmmm Dirk Müller – das kann ich nicht beurteilen aus der Ferne. Ich habe mir mal eine Anhörung vor einem Bundestagsausschuss mit ihm als “Experten” angehört. Er hat sich dort gut präsentiert. Allerdings stellt sich die Frage, warum Herr Müller (in welcher Funktion) dort erschienen ist.
@ Sams
Oh ja, 5- oder 10-Jahres-Prognosen bei Unternehmen sind ziemlicher Unsinn.
@ Günther
Ja, die Menschen scheinen solchen “Wahrsagern” alles abzunehmen. Es nimmt in der Tat religiöse Züge an. Danke für den Link zum Film-Einteiler.
@Holger
Es liegt wohl in der Natur des Menschen, unbedingt mehr über die Zukunft wissen zu wollen. In New York gibt es viele Kartenleger und Wahrsager. Ich verstehe nicht, warum sich das Leute 50 Dollar kosten lassen. Die erzählen einem nur, was man hören möchte bzw. was sie aus Andeutungen im Vorgespräch erfahren (allein die Art der Fragestellung verrät den Wahrsagern viel über uns). Dieses ganze Horoskop-Zeug ist ja auch Unsinn und trotzdem glauben Millionen dran.
@Ulrich
Ja, stimme zu. Deshalb sind die ja Zeitung voll von Negativ-Meldungen. Ich glaube die Angst schlummert in uns allen. Insofern suchen wir nach Bestätigungen für unsere Ängste und Sorgen im Alltag. Deshalb horten ja die Menschen derzeit Gold, Cash und sichere Staatsanleihen. Weil sie sich vor dem Finanzchaos Sorgen machen.
Hallo Tim,
von Propheten, Horoskopen und Wahrsagern halte ich auch nichts. Aber es bringt auch nichts sie oder deren Anhänger vom Gegenteil zu überzeugen.
Ähnliches gilt auch für Fernsehjunkies: Scripted Reality ist im TV glaub ich aktuell der letzte Schrei. Produzenten und Regisseure überlegen sich was der Fernsehzuschauer sehen will, lassen anschließend einen wahrscheinlich unterbezahlten Drehbuchautoren die entsprechende fiktive Geschichte schreiben und heuern zu guter Letzt irgendwelche Laien-Schauspieler oder komplette Amateure, mit dem Versprechen berühmt zu werden, an, diese Rollen vor der Kamera zu spielen. Allein 30 Sendungen laufen oder liefen bereits im deutschen Fernsehen. Interessant ist welcher Mist geschaut wird.
Der Fernsehzuschauer merkt von alle dem nichts und lacht sich kaputt, weil er kurz seinem Alltag entfliehen konnte.
Gruß Matthäus
@ Matthäus
Danke für die bunten TV-Welten. In diesen Serien suchen wohl die Zuschauer Anleitungen für ihren eigenen Alltag.
:D Ja, das kann sogar sein Tim. Das einige eine Anleitung für's Leben suchen, in diesen Scripted Reality-Shows!
Hier ein Bsp. – ich hab einfach mal die erste Sendung “Frauentausch” bei youtube eingegeben und dieser Clip war der Meistangeklickte…
Also ich bin von der ganzen Thematik so weit entfernt. Ich weiß gar nicht, ob die Sender diese Sendungen als “komplett gespielt” kennzeichnen müssen oder nicht. Ich glaube aber, dass sie das dem TV-Zuschauer als Realität verkaufen.
Insg. leisten die Sender hier einen aktiven Beitrag zur Volksverdummung, von Verantwortung kann hier nicht die Rede sein.
Gruß Matthäus
@ Matthäus
Super. Danke.
Das Video ist ja der Hammer. Die Leute machen sich dort wirklich lächerlich.
Vor der ganzen Nation. Meine Güte. Da kann ein PR-Berater schon was Nützliches sein…
hier noch abschließend ein kleines Fällchen dazu, witzig ist die Antwort auf die Frage des Richters ganz am Ende.
Bis dann.
Matthäus
@ Danke Matthäus.
Es ist eigentlich schade und belegt mal wieder:
“Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen.”
Da wird die Welt mit wertlosen CDOs in Schutt und Asche gelegt, nichts passiert. Niemand muss sich vor Gericht STRAFRECHTLICH verantworten. Der Libor-Skandal, die Pleite der IKB Bank und so weiter. Der Staat schaut weg bei den großen Wirtschaftsführern und Banken.
Oder denke doch mal an den Trader bei UBS Bank, der angeblich ganz allein einen Milliarden-Verlust zu verantworten hat und nun hart bestraft wird: Ab ins Gefängnis. Als ob niemand etwas geahnt hätte. Was machten seine Chefs? So ein Blödsinn. Es ist schlicht unfair.
Hi Tim,
“Nach unten treten, nach oben buckeln!” – Auch so eine Weisheit an der etwas dran ist.
Übrigens: Ein Bekannter von mir schloss neulich sein Jura-Studium mit Prädikat ab. – Als ich ihn in seinem ersten Semester auf einer studentischen Fahrt zum Bundesgerichtshof und zum Bundesverfassungsgericht nach Karlsruhe kennenlernte, erzählte er mir, dass seine Eltern Bezieher des Arbeitslosengeldes II seien, besser bekannt als Hartz IV…
Gruß Matthäus
Hier ist seine Website.